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Szene auf dem Dorf

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09.10.2006
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Szene auf dem Dorf

Szene auf dem Dorf


Hallo Friedl

Grüß dich Helga

Und was sagst du denn dazu? Da passiert Jahre lang nichts und dann gleich Sowas. Aber mal ehrlich, das war ja abzusehen.

Was ist denn los? Ist was passiert? Was mit dem Boller's Kurt? Ich bekomme doch hier in Untertupfingen nichts mit.

Ha ne! Du weißt es noch nicht! Ha Helga, mach mich nicht schwach. Dein Nachbar hat sich weggeschafft.

Ne, was? Der Sauerteig's Rainer?

Ha nee Helga, der Sauerteig's Enrico!

Quatsch, der war doch gestern noch draußen und hat die Hasen gefüttert!

Wenn ich's dir doch sage. Heute morgen war die Polizei vor den seinem Haus und der Notarzt. Du weißt doch, dass Polizei und Notarzt immer ein schlechtes Zeichen sind!

Ha ja! Wie damals beim Edgar.

Um den war's auch schade Helga. Was wir beim Edgar für Feste gefeiert haben. Weißt du noch, als dein Mann, als er einen Sitzen hatte....

Was ist denn nun mit dem Enrico?

Achja, und du hast wirklich nichts mitbekommen?

Wenn ich dir's doch sage Friedel. Ich hab nicht gewusst, dass der Probleme hatte. Naja, bis auf's Saufen. Das weiß, äähh wusste doch aber jeder. Ich hab ja auch lange nicht mit denen gesprochen. Komische Leut'. Aber gegrüßt haben die ja immer. Von wem hast du es denn erfahren?

Von der Müller's Traudel.

Was hat denn die mit dem zu tun gehabt?

Helga, ich weiß es nicht. Auf jeden Fall meinte die heute morgen, dass der Enrico sich in der Garage erhängt hat.

Hast du sie getroffen Friedl?

Ähh, nein, sie hat mich heute Morgen um sieben Uhr angerufen. Ich weis gar nicht, woher die meine Nummer hat, ich steh' ja net im Telefonbuch.

Die muss auch Alles rumtratschen. Bei der wird Alles ausgeschlachtet! Hast du die überhaupt gekannt, Friedel?

Nein, das war das erste mal, dass ich mit der Müller's Traudel zu tun hatte.

Die war ja schon immer ein wenig dumm! Jetzt erzähl doch mal, was die gesagt hat, sonst heißt es immer 'die Helge in Untertupfingen weiß nie was'. Weißt ja, wie die Leute sind.

Helga, die Polizei darf natürlich nichts sagen, der war ja selber Polizist. Aber die Müller's Traudel meint, dass es wohl Streit gegeben hat.

Wirklich? Das wusste ich nicht.

Hm, da wohnt man 30 Jahre neben jemandem und kennt ihn trotzdem nicht. Früher wäre das nicht vorgekommen, da haben die Menschen auf dem Dorf noch zusammengehalten. Hab ich nicht Recht Helga?

Da hast du recht Friedl! Wer hat ne denn gefunden?

Ich weiß es nicht, aber es wird wohl seine Frau gewesen sein. Jetzt muss sie wohl mal Arbeiten gehen, das faule Stück. Der Enrico war ja auch immer nur der Esel für alles. Was der am Haus gemacht hat. Von seinen Kindern hast du auch nie jemanden gesehen, der ihm geholfen hätte.

Den seine Frau ist ja immer so eine Lebendame gewesen. Wenn die den Enrico nicht gehabt hätte, oder Friedl? Wie wollen die denn jetzt die Beerdigung bezahlen? Die hatten doch nie was?

Das kann ich dir auch nicht sagen Helga. Der Enrico hat ja alles für die Sauferei ausgegeben. Da hat ja niemand auf ihn acht gehabt.
Du Helga, ich hab von der Hempel's Renate erfahren, dass er früher oft bei ihr war und sein Leid geklagt hat. Dabei muss er wohl immer geflennt haben.

Das ist ja unglaublich. Solche Probleme hatte der?

Mit so einer Fraue und so faulen Kindern. Der Älteste ist ja mittlerweile auch schon 19 und hat noch Nix gearbeitet in seinem Leben. Der Enrico musste ja Alles allein bewältigen. Naja, man weiß ja nichts. In so einem Menschen steckt man nicht drin.
Außerdem, mal ganz unter uns: Man erzählt sich, dass seine Frau kaufsüchtig war.

Ha Friedl, sowas weißt du?

Aber, das hast du nicht von mir Helga.

Friedl, ich bin ja schon froh, dass du mir überhaupt was erzählst. Ich bekomme ja hier in Untertupfingen nichts mit.

Manchmal isses besser nichts mitzubekommen. Das betrifft uns ja alle.

Da haste recht. Ich fühl mich jetzt auch etwas niedergeschlagen. Man muss mal überlegen: Da gehört schon was dazu, sich zu erhängen. Mutig war er ja schon immer.

Ja, Mutig war er.
So, ich will mal wieder zu meinem Mann, der wartet schon auf's Abendbrot.

Ich geh auch mal wieder rein.

Was macht eigendlich dein Mann so, Helga?

Der schläft!


Helga im Haus:

Mensch Rainer, wach mal auf und sauf net so viel. Der Sauerteig's Enrico hat sich weggeschafft. Da ruf ich gleich mal die Brigitte an, ob die mehr weiß. Wusstest du, dass dem seine Frau kaufsüchtig war, äh, ist.


Friedl im Haus:

Hallo Horst. Ich war grad bei der Helga und hab ihr das mit dem Sauerteig's Enrico erzählt. Du, ich glaub, der ihr Mann säuft schon wieder.

 

Hallo Stephan,

deine Geschichte lässt mich ein wenig ratlos zurück. Sicher, der Tod ist eins der großen Themen der Literatur. Aber letztlich zeigst du nur zwei Nachbarinnen, die sich das Maul über andere zerreißen. Wenig über Enrico, denn beide Nachbarinnen kennen ihn ja nur vom Hörensagen. Und so bleibt es bei wenigen Andeutungen.

Für mich die Frage: was wolltest du mit der Geschichte? Dorftratsch karikieren? Deine eigene Wut gegen die Enge des Dorflebens rauslassen? Mit dem Schlusssatz, der Schlusspointe, kommt zum ersten Mal etwas, mit dem ich nicht gerechnet habe. Da schaut so etwas wie Bauernschläue durch. Aber auf diesen Punkt hast du m.E. mit der Geschichte nicht hingearbeitet. Von daher ein netter Side-Effekt, aber zu wenig, um die Geschichte zu tragen.

Dann habe ich überlegt, was dir das Weglassen der Anführungsstriche bei der wörtlichen Rede bringt - außer ein wenig Zeit beim Tippen. Ein dünnes Kriterium. Formal scheint es mir wenig Sinn zu machen.

Was immer du mit dieser Geschichte sagen wolltest - ich habe das Gefühl, bei mir kam es nicht an. Schade. Aber vielleicht ist das als Feedback besser als keine Rückmeldung.

Gruß,
Ennka

 

was wolltest du mit der Geschichte? Dorftratsch karikieren?
Reicht. Fand ich lustig. Obwohl mich die "vergessenen" Anführungsstriche echt genervt haben. Würde bei einem schnelleren Dialog, bei dem beide weniger von sich geben, vielleicht Sinn machen, wenn man den Eindruck vermitteln will, als würde nur einer reden. ("Wenn zwei das Gleiche sagen, ist einer von ihnen überflüssig.")

Die Schlusspointen drehen das Klatsch-Rad zwar wie gehabt weiter, wirken aber nur als Mittel zum Zweck und fügen sich nicht dem Kontext ein.
Ein (Geschichten-) Ende noch im Gespräch wäre passender gewesen.
"Also, das muss ich sofort meinem Mann erzählen." oder ähnliches.

Niedlich war's trotzdem.

 

danke für das schnelle feedback. im nachheinein könnte ich die geschichte natürlich noch bearbeiten und etwas ausweiten. das werde ich auch tun.

 

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