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Täter und Opfer

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10.02.2009
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Täter und Opfer

„Du wirst es mögen. Deine Mutter, deine Oma, dein Opa; alle waren hier. Und seh' nur, was aus uns allen geworden ist. Deine Großeltern lernten sich sogar dort kennen und gründeten ein paar Jahre später ihre eigene Firma. Nichts besonderes damals. Es gab viele, die ihre eigene Firma gründeten damals.“ Übereinstimmend nickte der Junge, der dem Mann im Sitz gegenüber saß. Der Mann war ordentlich angezogen. Er trug einen schwarzen Anzug mit passender Hose und einem weißen Hemd. Er schien so, als würde es ihn aneckeln, in einem solchen Zug zu sitzen. Und nebenbei würde er auch meine Meinung vertreten, wenn er sagen würde, dass er nicht hier rein passe. Nachdem er das Nicken des Jungen zögernd als Antwort akzeptierte, redete er deutlich weiter: „Deine Mutter führte das Unternehmen dann weiter und lernte schließlich mich kennen. Wie du weißt, wuchs ich im Waisenhaus auf und deine Mutter war somit das beste was mir bis dahin passiert ist. Ich war damals nichts besonderes, aber durch deine Mutter habe ich gelernt und jetzt bin ich in der Lage das Unternehmen alleine weiterzuführen. Ich habe in meinem Leben alles erreicht, was ich erreichen wollte.“ Wie es schien redete der Vater an dem Jungen vorbei. Ich schätze in ungefähr 15 oder 16 Jahre. Er war ähnlich gekleidet wie sein Vater, allerdings hing sein Hemd aus der Hose raus und er zupfte sich immer wieder am Kragen. Er hing in dem Sitz und drohte einzuschlafen. „Hey! Bist du noch da?“, fragte der Mann, woraufhin der Junge ein leises „Mhm“ verlauten ließ. „Jedenfalls musst du jetzt auch auf dieses Internat. Ob du willst oder nicht. Manchmal müssen Eltern die Entscheidung für ihre Kinder treffen. Und da Mama tot ist, treffe ich sie alleine. Das mag sich vielleicht machtsüchtig anhören oder wie man auch immer in deinem Alter sagt, aber es ist gut für dich. Glaub mir. Ich will wirklich nur das beste für dich.“ Eine kurze Pause. „Und jetzt guck nicht so böse. Ich will jetzt nicht mit dir diskutieren. Du gehst da hin. Ob du willst oder nicht.“

Durch das Fenster sah ich die Häuser vorbeirasen. Anscheinend waren wir schon in Köln. Ich versuchte mich an ein Internat zu erinnern. Wenn mich nicht alles täuscht, dann liegt hinter Köln ein Elite-Internat. Wahrscheinlich war es das. Plötzlich wurde ich aus meinen Gedanken gerissen. Ein Klatschen verhüllte den Waggon mit einem Mantel aus Ruhe. Eine Ruhe, wie ich sie nur selten erlebt habe. Ich gucke zum Vater und dem Sohn. Langsam errötet sich die Wange des Jungen. Ich wusste nicht was ich tun sollte. Sollte ich aufstehen und den Jungen schützen? Sollte ich so tun, als ob nichts gewesen wäre? Ich war mir unsicher und so tröstete ich mein Gewissen mit dem Gedanken, dass ich es gar nicht gesehen habe, wie der Mann zuschlug. Außerdem ist doch eine kleine Ohrfeige durchaus legitim, oder etwa nicht? Jedenfalls wuchs mein Schuldgefühl, als der Junge sich hinter seinem Jackett versteckte und sich an das Fenster legte.

Es war einige Häuserblocks, an denen der Zug vorbei rannte, später, als ich eine neue Bewegung wahrnahm. Als der Zug sich zum Bahnhof hin verlangsamte, packte der Sohn seinen Koffer fest in die Hand und stand auf. Er begab sich zur Tür und wartete dort, bis der Zug gehalten hatte. Trottend ging der Vater ihm hinterher. Und gab ihm die Hand und umarmte ihn. Eine innige Umarmung, wie sie für ein Vater-Sohn-Verhältnis völlig normal ist. Doch dann schubste der Junge ihn weg. Sein Blick dabei war unbeschreiblich. Zuerst wirkte er irgendwie unsicher und dann entschlossen. Dann wirkte er fast schon böse und von Hass erfüllt. „Weißt du? Eigentlich bin ich froh, dass ich endlich auf ein Internat komme!“ Das war das einzige, was der Junge während der gesamten Fahrt gesagt hatte. Und das so klar und deutlich, dass es jeder im ganzen Waggon gehört haben musste. Dann starrte der Junge wieder heraus und wartete, bis der Zug hielt.

Die Türen öffneten sich und der Junge sprang hinaus auf den Bahnsteig. „Auf Wiedersehen.“ sagte der Mann leise, aber doch so, dass es für den Jungen durchaus hörbar war. Der drehte sich nicht einmal um, sondern ging geradewegs auf die Treppen zu. Als der Junge schon fast nicht mehr zu sehen war, schob der Mann noch ein „Es tut mir Leid“ nach. Diesmal aber so leise, dass es der Junge nicht mehr hören konnte, wenn nicht sogar so leise, dass nur er selber es hören könnte.

Als der Zug wieder losfuhr, begab sich der Vater wieder auf seinen Sitz zurück. Vorbei an den Büschen, welche die Gleise in den Bahnhof hinein umgaben. Vorbei an den Rest der Stadt. Plötzlich versteckte sich der Vater hinter seinem Jackett und ich hörte ein stummes Schluchzen. Sollte ich ihn trösten? Sollte ich ihn ignorieren? - Ich ignorierte ihn.

 
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Salve Max,

erst einmal herzlich willkommen bei Kg.de.

Das Ärgerliche zuerst: Dein Text enthält viele überflüssige RS- und Tempusfehler. Hier musst Du noch mal drübergehen.

Außerdem kommt die Sprache recht holperig daher. Du verwendest Verben, die weder zum entsprechenden Objekt noch dem Sachverhalt passen, unzutreffende Präpositionen, Sinn- und Wortdoppelungen. Auch das bedarf einer Überarbeitung.

Das Thema gefällt mir gut; jemand beobachtet in bequemer Gleichgültigkeit ein kleines Familiendrama. Zum Schluss stellt sich heraus, dass der Sohn zumindest innerlich längst nicht mehr das willfährige Opfer ist.

Allerdings bleiben alle drei Figuren relativ blass. Der Vater spricht gestelzt, vieles, was er sagt, erhellt die Beziehung der beiden nicht, sondern informiert nur den Leser über die Familienverhältnisse, die im weiteren Verlauf kaum eine Rolle spielen.
Wenn Du damit das Standesdünkel des Vaters deutlich machen wolltest, so ließe sich dies mE besser am Verhalten als an Worten zeigen.

Unklar bleibt, weshalb der Vater seinen Sohn schlägt - v.a. in diesem Alter gehört mE mehr als ein wenig "Bockigkeit" dazu, dass ein Elternteil sein Teenagerkind körperlich maßregelt. Oder, der Vater ist ein kleiner Psycho, das müsste dann noch deutlicher rauskommen.
Unklar bleibt auch, weshalb der Sohn den Vater erst umarmt, nur um ihn wenig später wegzustoßen. Das wirkt bemüht theatralisch.
Und auch das Weinen des Vaters wirkt auf mich übertrieben, vielmehr, dass er sich hinter dem Jackett versteckt - ich würde erwarten, dass er sich dazu ins WC verzieht.
Klar, es macht sich scheinbar gut, der Vater befindet sich optisch in der gleichen Rolle, wie der Sohn zuvor. Doch viel wichtiger ist die psychologische Umkehr der Situation, und die braucht diese Szene nicht.

Kurz und gut: feilen und nachlegen. Aber als Rohling keine schlechte Figurenkonstellation.

LG, Pardus

 

Max Braken schrieb:
Das ist mein erster Text hier auf der Seite. Eigentlich ist es der erste, den ich überhaupt irgendwie veröffentliche. Das heißt aber nicht, dass ihr die Geschichte schön reden sollt. Ich möchte ehrliche und aufrichtige Kritik. Ganz egal ob schlechte oder vielleicht auch gute.

Danke im Vorraus
Max Braken


Derartige Kommentare bitter immer unter die Geschichte schreiben.

 
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Derartige Kommentare bitter immer unter die Geschichte schreiben.
Der war doch drunter oder meinst du als neuer Beitrag? Wenn ja, tut es mir leid. Ich bin es gewöhnt Doppelposts zu vermeiden;)

an Pardus: danke für deine Kritik. Werde demnächst versuchen mich etwas besser zu konzentrieren, denn du hast Recht, dass meine Wortwahl an einigen Stellen ziemlich unpassend ist. Das lag wohl wahrscheinlich daran, dass ich einfach ohne richtiges Konzept drauf losgeschrieben habe. Diese Geschichten werden bekanntermaßen ja sowieso nichts.
Das mit den Tempusfehlern ist mir selber nicht aufgefallen. Grundsätzlich habe ich damit auch keine Schwierigkeiten. Es wäre daher nett, wenn du mir ein Beispiel zeigen könntest.

[...]
Klar, es macht sich scheinbar gut, der Vater befindet sich optisch in der gleichen Rolle, wie der Sohn zuvor. Doch viel wichtiger ist die psychologische Umkehr der Situation, und die braucht diese Szene nicht.
[...]
Du schreibst, dass die Szene diese Umkehrung nicht benötigt. Aber gerade das möchte ich zum Ausdruck bringen. (Was mir scheinbar nicht gelungen ist)
Trotzdem danke für deine Kritik.

 

Hallo Max,

und herzlich willkommen hier.

Und seh' nur, was aus uns allen geworden ist.
Komperativ sehen = sieh
auch stört "uns", da von der dritten in die erste Person gewechselt wird.
Deine Großeltern lernten sich sogar dort kennen und gründeten ein paar Jahre später ihre eigene Firma.
Einer dieser Tempusfehler, zumal man in wörtlicher Rede fast nie die einfache Vergangenheit nutzt. Aber in diesem Falle beschreibt es etwas Abgeschlossenes, deshalb je nach Erzählzeit Perfekt oder Plusquamperfekt.
Er trug einen schwarzen Anzug mit passender Hose und einem weißen Hemd
Gehört die Hose nicht zum Anzug?
Er schien so, als würde es ihn aneckeln, in einem solchen Zug zu sitzen
"würde" ist in diesem Falle ein unnötiges Hilfskonstrukt für den Konjunktiv, Verdichtet könntest du schreiben: Es schien, als ekelte es ihn an, in solchem Zug zu sitzen.
Und nebenbei würde er auch meine Meinung vertreten, wenn er sagen würde, dass er nicht hier rein passe.
Hier merkt man deutlich, warum "würde" als Hilfskonstrukt stört, es führt, bei andauerndem Konjunktiv zu massiven Wortwiederholungen. Statt "hier rein" besser "hier her", liest sich nicht so umgangssprachlich.
Deine Mutter führte das Unternehmen dann weiter und lernte schließlich mich kennen. Wie du weißt, wuchs ich im Waisenhaus auf
Da ich bisher ja noch davon ausgehe, dass es sich um ein Internat handelt, von dem hier die Rede ist, lieferst du hier die endgültige Begründung, warum "was aus uns geworden ist", nicht passt. Denn der Vater war nicht dort, kann sich also nicht einschließen.
Auch hier wäre der Tempus eigentlich: "bin ich ... aufgewachsen"
Wie es schien redete der Vater an dem Jungen vorbei.
schien, redete
Ich schätze in ungefähr 15 oder 16 Jahre.
ihn auf ungefähr fünfzehn oder sechzehn Jahre
Ein Klatschen verhüllte den Waggon mit einem Mantel aus Ruhe. Eine Ruhe, wie ich sie nur selten erlebt habe
Noch einer dieser Tempusfehler. In einer Vergangenheitserzählung kann immer nur der Plusquamperfekt gewählt werden, nie der Perfekt.
Langsam errötet sich die Wange des Jungen
Die errötete nicht sie rötete sich.
Ich gucke zum Vater und dem Sohn. Langsam errötet sich die Wange des Jungen. Ich wusste nicht was ich tun sollte.
er sah die Häuser vorbeirasen, versuchte sich zu erinnern, aber jetzt guckt er in der Gegenwart, die Wange rötet sich in der Gegenwart, aber der Erzähler wusste nicht, was er tun sollte. Du springst in den Tempi hin und her.
und so tröstete ich mein Gewissen mit dem Gedanken, dass ich es gar nicht gesehen habe, wie der Mann zuschlug
"dass"-Vermeidung: Gedanken, ich hätte den Mann gar nicht zuschlagen sehen. (oder: ob der Mann zugeschlagen hatte)
und sich an das Fenster legte.
er lehnte sich höchstens dran.

Ich höre mal auf. Du merkst, es gibt sehr viele Ungenauigkeiten in deinem Text, die dringend überarbeitet werden müssten.
Vom Inhalt her soll der Text wohl die Frage aufwerfen, wer hier Täter, wer Opfer ist? Letztlich leiden beide oder jeder unter dem anderen, Und letztlich leiden meistens auch die Täter.

Zum Schluss noch eine Ungenauigkeit im Bezug:

Als der Zug wieder losfuhr, begab sich der Vater wieder auf seinen Sitz zurück. Vorbei an den Büschen, welche die Gleise in den Bahnhof hinein umgaben.
Somit geht der Vater an den Büschen, welche die Gleise in den Bahnhof hinein umgaben vorbei, um zu seinem Sitz zu gelangen.

Lieben Gruß
sim

P.S: Doppelpostings zu vermeiden ist gut, die Geschichten allerdings sollen für sich in einem Posting stehen.

 

Hallo sim,

danke für deine Kritik.
Jetzt weiß ich auch, warum mir die Tempusfehler nicht aufgefallen sind. Ich hätte nicht gedacht, dass ihr es für ungewöhnlich haltet, zwischen den Tempora hin und her zu springen. Eigentlich ist das nämlich gewollt. Das ist mir wahrscheinlich auch wieder nicht gelungen zu verdeutlichen.
Zu dem Moment, in dem der Vater von "uns" redet, habe ich mir auch - noch während des Schreibens - Gedanken gemacht. Ich hatte mich dazu entschlossen, es stehen zu lassen, weil der Mann meiner Meinung nach denkt, er gehöre auch zu denen, weil er sich eingeheiratet hat. Es sollte den Mann einfach wie ein Ar******* aussehen lassen.
Mit dem "würde" stimme ich dir natürlich zu, wobei ich es auch für wichtig halte, nicht immer darauf zu verzichten.
Man kann doch nicht "her in einen Zug" passen, sondern nur "rein in einen Zug", oder etwa nicht? Verstehe aber natürlich, was du meinst.
Tipp- und Rechtschreibfehler gehen voll und ganz auf meine Kappe. Da muss ich dir zustimmen.
Das mit dem Büschen sollte eigentlich nur verdeutlichen, dass es eine Zeit lang dauerte, bis der Mann begann, sich hinter seinem Jackett zu verstecken. Aber du hast Recht, dass es hier nicht klar ist, worauf es sich bezieht.

Wie man sieht lässt sich Sprache auf viele Arten interpretieren. Du hast sie nicht gerade so interpretiert, wie ich es wollte. Das heißt keinesfalls, dass du es falsch interpretierst. Es ist lediglich für mich ein Zeichen, dass ich meine Intention nicht klar rübergebracht habe.
Ich danke dir auch deshalb für deine Kritik.

 

Salve Max,

Du schreibst, dass die Szene diese Umkehrung nicht benötigt.
Ich habe missverständlich formuliert.
Die Umkehr der Verhältnisse zwischen Vater und Sohn wird auch dann deutlich, wenn der Vater sich nicht hinter dem Jackett versteckt.
Hoffe, jetzt ist es klarer.

Tempusfehler hat sim Dir schon rausgesucht.

Das lag wohl wahrscheinlich daran, dass ich einfach ohne richtiges Konzept drauf losgeschrieben habe. Diese Geschichten werden bekanntermaßen ja sowieso nichts.
Hätte ich mich nicht selbst in ähnlicher Form dergestalt am Forum versündigt, würde ich schreiben: Was fällt Dir ein, die KG im Bewusstsein, dass sie wahrscheinlich eh nichts ist, zu posten?
So denke ich es nur ;).

Gruß und gute Zeit, Pardus

 

Jetzt weiß ich auch, warum mir die Tempusfehler nicht aufgefallen sind. Ich hätte nicht gedacht, dass ihr es für ungewöhnlich haltet, zwischen den Tempora hin und her zu springen. Eigentlich ist das nämlich gewollt. Das ist mir wahrscheinlich auch wieder nicht gelungen zu verdeutlichen.
Hi Max,

die Frage bei sowas ist, in wieweit es den Inhalt unterstützt oder ihm eine neue Dimension gibt. Erkenne ich einen inhaltlichen Nutzen, erkenne ich es auch als Stilmittel (an).

Wie man sieht lässt sich Sprache auf viele Arten interpretieren
Sprache nicht, die ist da recht unbestechlich, wenn es um einen kausalen Satzzusammenhang oder einen Bezug geht.
Inhalte lassen sich unterschiedlich interpretieren, Bilder, die aus Sprache entstehen auch. :)

Lieben Gruß
sim

 

Die Handlung gefällt mir gut und entspricht glaube ich auch einer Situation die viele von uns schon zu erleben hatten, so auf "Soll ich mich einmischen?".
Ich finde aber, du hättest vielleicht den Vater und Sohn ein bisschen stärker noch charakterisieren können, damit man auch dann das Ende mit Ohrfeigen, Umarmung und Tränen besser nachvollziehen kann.
Ansonsten finde ich die Zeitsprünge etwas verwirrend.
Ich verstehe, dass das ein beabsichtigtes Stilmittel war, aber vielleicht solltest du dann diese Absicht etwas besser zum Ausdruck bringen, damit solche Dinge nicht vom durchschnittllichen Leser als "Fehler" gewertet werden...außerdem ist es leider wirklich etwas verwirrend.
Ich würde mir wünschen, dass du die Geschichte etwas ausbaust.
Und noch eine Idee: vielleicht könntest du die Zeitsprünge durch Absätze trennen, das würde glaube ich schon sehr zum besseren Verständnis beitragen.

Grüße von einem anderen Neuling hier,

F.

 

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