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tödlicher Gegner
Es war Nacht und ein kalter, schneidender Wind pfiff durch die Straßen und Gassen. Eisig schien der Mond und warf seine hellen Strahlen auf die Dächer der Häuser.
Eine schmutzige graue Katze verschwand in einer dunklen Gasse, kurz darauf erfüllten kreischende, wütende Kampfgeräusche die Stille.
Erschrocken zuckte eine schlanke, in einen Mantel gehüllte Gestalt an einer Straßenecke zusammen und blickte gespannt in die Richtung, aus der die Laute kamen.
Der schwarzhaarige, höchstens 24 Jahre alte Mann, seufzte erleichtert, als nur ein paar heruntergekommene Katzen fauchend aus der Gasse gesprintet kamen.
Langsam beruhigte sich sein Herz wieder und er atmete tief durch. Wieder musste er an heute früh denken, als er die Zeitung aufgeschlagen hatte und ihm sofort das Titelbild ins Auge gefallen war. Immer noch spürte er den Ekel, der ihm bei dem Lesen des Artikels überkommen hatte.
Da ging es um einen Leichenfund. Doch um was für eine Leiche!
Grausam entstellt wurde sie an einer Hauswand, mit langen Nägeln daran festgestochen, gefunden. Aufgrund des schmerzverzerrten Gesicht des Toten, vermuteten die Gerichtsmediziner, dass er zu diesem Zeitpunkt noch gelebt hatte. Der Arme musste grausame Schmerzen ertragen haben, denn seine Bauchdecke wurde regelrecht aufgeschlitzt. Sein Hals wurde fast vollständig durchtrennt, nur noch ein paar Fasern und Sehnen verbanden den Kopf mit dem Körper. Aber das Unheimlichste war, der tote Körper besaß kein einzigen Tropfen Blut mehr!
Natürlich suchten die Polizisten und Ärzte nach einer Erklärung dafür, doch keine Blutlache wurde um die Leiche oder in der Umgebung gefunden.
Die Leute von der Presse gaben eine Warnung heraus, dass jeder vor Anbruch der Nacht zur eigene Sicherheit im Haus bleiben sollte, bis der Täter geschnappt werden würde.
Darüber dachte der Schwarzhaarige nach, während er fröstelnd den streunenden Katzen hinterher sah. Er wäre liebend gerne diesem Ratschlag nachgekommen, doch sein Beruf hielt ihn davon ab.
Sehnsüchtig schaute er zu den beleuchteten Wohnhäusern in der Ferne. Stellte sich vor, in seinem Wohnzimmer, in seinem Sessel vor dem geheizten Kamin zu sitzen. In einer Hand ein spannendes Buch und in der anderen eine dampfende Tasse Kakao...
Plötzlich ertönte eine Melodie, die in der Stille besonders laut klang, aus seiner Manteltasche. Erschrocken, aber kurz darauf wütend auf sich selber, zog er ein Handy aus dem Mantel und hielt es sich ans Ohr.
„Ja?“
Eine männliche, gelassene Stimme drang aus dem Hörer.
„Hey Marc, bist du schon an deiner Ecke?“
Prüfend sah der Schwarzhaarige die verwaiste, dunkle Nebenstraße hinab.
„Ja klar. Jack, wie sieht es nun aus? Hat sich die Kontaktperson wieder gemeldet?“
Die Firma ‚Shelter’, für die Marc arbeitete, beschäftigte sich mit Menschen, die, durch welche Gründe auch immer, von anderen verfolgt werden. Diese Personen setzten sich dann mit ‚Shelter’ in Verbindung und die Firma schickte daraufhin Begleitschutz, wie Marc, an die angegebenen Adressen, wo die Kontaktpersonen stehen würden. Ab da sind die Mitarbeiter verantwortlich für das Leben der bedrohten Personen und müssen die Verfolger unschädlich machen, wenn möglich, und an die Polizei übergeben. Von harmlosen Kinderstreichen bis zu beauftragten Killern war schon alles vorgekommen.
Um so vorsichtiger waren Marc und sein Partner bei diesem Fall. Die Kontaktperson, Richard Wagson, ein verheirateter Mann in den mittleren Jahren mit zwei Kindern, hatte sie in ein recht einsames, heruntergekommenes Stadtviertel bestellt. Und was dem Schwarzhaarigen noch weniger gefiel, Richard wollte, dass sie sich trennten und dass sie sich an den von ihm benannten Stellen aufhielten, dann würde er sich wieder melden.
Das war mindestens schon eine halbe Stunde her. Vielleicht hatte Richard doch noch kalte Füße bekommen und war ohne sich zu melden abgehauen.
Der verängstigte Familienvater behauptete, seit Tagen das Gefühl zu haben, beobachtet zu werden. Vor zwei Tagen sah er eine unheimliche, maskierte Gestalt in seinem Garten stehen.
Richard selber stand in seinem Schlafzimmer am Fenster und blickte ängstlich zu dem mysteriösen Fremden, der im Mondlicht reglos wie eine Statue dastand.
Da schob sich eine Wolke vor den Mond und für einen kurzen Moment lag alles im Dunkeln. Als die Wolke weiter zog war die Gestalt plötzlich verschwunden. Zu diesem Zeitpunkt hatte er den Entschluss gefasst, sich an die Firma 'Shelter' zu wenden.
Das alles hatten Marc und Jack von ihrem Chef erfahren und hatten auch gleich den Auftrag bekommen, die Kontaktperson an einen sicheren Ort zu bringen, wenn sie sich sicher waren nicht verfolgt zu werden.
Nun stand Marc hier und versuchte nicht mit den Zähnen zu klappern, da es doch recht kalt war. Jack holte ihn mit der langersehnten Information zurück in die Gegenwart.
„Jo, hat der alte Knabe. Mr.Wagson erwartet uns im Stadtpark mit dem kleinen See.“ „Na endlich. Ich dachte schon, wir stehen noch bis morgen Früh hier.
Der Stadtpark? Der ist ja nur ein paar Straßen weiter.“ Er merkte selbst wie angespannt seine Stimme klang, er fühlte sich nicht wohl.
„Was ist denn, Kleiner? Du klingst sehr nervös. Hat es was mit dem Irren in der Zeitung zu tun?“, kam auch schon prompt die belustigte Stimme von Jack.
„Woher weißt du... ?“
„Ach komm, das konnte ich mir denken. Stand ja auch ganz groß auf dem Titelblatt. Keine Angst, Kleiner! Wenn der Perverse uns über den Weg laufen sollte, werden wir ihn ordentlich zu einem Paket zusammenfalten und dann in die nächstbeste Irrenanstalt schicken.“
Marc seufzte innerlich. Auch wenn Jack etwas älter und erfahrener war als er in diesem Job, hatte er noch lange nicht das Recht ihn wie ein kleines verängstigtes Kind zu behandeln, oder? Und das mit dem ‚Sag nicht Kleiner zu mir’, hatte er schon nach wenigen Wochen aufgegeben.
„Ja schon gut, Jack. Können wir nun los?“, fragte er seine Wut unterdrückend.
„Aber natürlich, Marc. Wir treffen uns vor dem Parktor. Und Kleiner, nimm dich vor dem ‚Vampir’ in Acht.“, gab Jack spöttelnd hinzu, im Bezug auf dem blutleeren Toten.
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Laut krachend fiel der volle Mülleimer um, als Marc in seiner Hast an ihm hängen blieb.
Er stieß eine Verwünschung aus und rannte weiter, ohne einen Blick an dem Inhalt des Mülls zu verschwenden.
Die Straßen wurden regelmäßig von Lampen beleuchtet, ließen einige Stellen wie Inseln in der unendlichen Schwärze hervorstechen.
Wachsam, aber auch beunruhigt, versuchte er die Schwärze zu durchdringen. Denn unwillkommen kam der Gedanke mit dem Mörder aus der Zeitung in ihm auf. Was ist, wenn gerade der Killer in einer dunklen Ecke lauerte und ihn, Marc, als neues Opfer auserkoren hatte?
Doch er drängte seine wilde Fantasie zurück und konzentrierte sich auf seine bevorstehende Prüfung. Ja, Prüfung, denn sollte die Kontaktperson zu dem Schluss kommen, dass er ihnen nicht traute, so könnten sie gleich ihren Auftrag vergessen.
Marc sah auf und bemerkte, dass die Häuser weniger wurden und nur noch vereinzelte Lampen vorhanden waren.
Er näherte sich immer mehr dem Park. Schon stand er an einem Zaun und ging an diesem weiter, denn irgendwann musste das Tor kommen, wo hoffentlich sein Partner sein würde.
Plötzlich presste sich eine fremde Hand auf seinem Mund und ein starker Arm umschlang seinen Oberkörper, hielt unbarmherzig seine Arme fest.
Marc überwand die Schrecksekunde und trat nach dem Angreifer. Doch der konnte den Tritten ausweichen und verstärkte seinen Griff noch mehr. Marc zuckte schmerzvoll zusammen, sein Widerstand erlahmte langsam.
Hilflos sah er um sich. Der Angreifer hatte ihn an eine sehr dunkle Stelle gezogen und sein Griff wurde immer fester. Er spürte den stetig wachsenden Druck um seinen Oberkörper. Die Luft wurde immer knapper und ihm verschwamm schon alles vor seinen Augen.
Mit letzter Kraft hob er seinen Fuß und trat mit aller Wucht auf den Fuß des anderen.
Das Aufjaulen hinter ihm bewies seinen Erfolg. Der Griff wurde für den Bruchteil einer Sekunde schwächer.
Marc nutzte die Chance und rammte dem Angreifer den Ellbogen in dessen Magengrube. Während der Gegner überrascht nach hinten taumelte, drehte sich der Schwarzhaarige um und ging in Angriffsposition über.
Doch da wich der Angreifer auf einmal weg und brachte ein paar Schritte zwischen sie. Und das zu Recht. Denn Marc sprintete mit hocherhobene Fäuste auf dem anderen zu.
„Stop, Kleiner! Du willst doch bestimmt nicht doch noch den Kürzeren ziehen, oder?“ Abrupt hielte Marc an und blickte zu dem Mann der, wie er erst jetzt sah, belustigt zu ihm hinüber blinzelte.
„Jack! Verdammt, was sollte das? Ich hätte dich verletzten können!“, brachte er wütend hervor.
Der belustigte Ausdruck im Gesicht des blonden, muskulösen Mannes verwandelte sich in einem breiten Grinsen. „Du? Mich verletzten? Ach, komm schon Kleiner! Ich wollte nur mal testen wie du dich als Neuling in unserem Gewerbe betätigst. Ich muss sagen, ich bin beeindruckt. Am Anfang dachte ich erst, du schaffst es nicht, aber dann konntest du dich befreien. Wenn du auch etwas brutal warst.“, dabei griff er sich an den schmerzenden Fuß.
Marc konnte ein schadenfrohes Lachen nicht unterdrücken.
„Selber Schuld! Aber egal jetzt. Stimmt es nun, dass Mr.Wagson im Park ist? Oder wolltest du mich bloß herlocken um diesen Test zu machen?“
„Nein, der Mann ist hier. Ich fand die Gelegenheit dich mal zu testen einfach zu gut.“ Jack grinste wieder, doch Marc winkte nur resigniert ab.
„Gehen wir nun, oder wie?“
„Ja doch, mein ungeduldiger Freund.“ Die beiden wendeten sich dem Gittertor zu, das ein Haufen Rostflecke aufwies, die in der Dunkelheit wie blutige Male aussahen.
Als Marc zögernd die rostige Klinge hinunterdrückte und das Tor aufstieß, gab es ein fast überlautes Quietschen von sich.
Erschrocken zuckte er zusammen und sah prüfend um sich.
Das Grinsen auf dem Gesicht von Jack ließ ihn innerlich selbst verfluchen. Er trat entschlossen in den Park. Jack folgte ihm und schloss das Gittertor hinter ihnen wieder.
Marc versteckte diesmal sein Empfinden in einem unbewegten Gesichtsausdruck. Er würde nie freiwillig zugeben, dass er Angst hatte.
Die einzige Lichtquelle hier war der Mond, der kalt vom Himmel hinabschien. Bäume standen zu beiden Seiten des Weges, der direkt zum See führte, das Zentrum des Parks.
Er stockte für einen Moment. In der Luft lag eine Atmosphäre, die ihm nicht gefiel. Wie die Ruhe vor dem Sturm. Aber vielleicht ging seine Fantasie zu weit und er bildete sich das nur ein.
Er schüttelte unwirsch die Gedanken ab.
Sie hatten gerade den See erreicht, als ihnen auch schon eine Gestalt entgegen kam.
„Ah, endlich sind Sie da! Ich hatte mir schon Sorgen gemacht.“, gab Richard, ein dicker, dunkelblonder Mann, von sich.
Jack antwortete darauf beruhigend: „Es ist alles in Ordnung, Mr.Wagson. Mein Partner und ich hatte kurz nur was zu besprechen.“
Dabei maß Jack seinen Partner mit einen amüsierten Blick. Marc zog ihm unauffällig eine Grimasse.
„Äh... na ja, danke, dass Sie gekommen sind. Ähm...“. Richard druckste rum und sah sie mit einem gequälten Blick an. „Es tut mir leid! Aber vorhin bekam ich einen Anruf von einen alten Freund. Er sagte mir, dass er mich die ganze Zeit verfolge.
Äh ... es war nur ein schlechter Scherz. Falscher Alarm. Verstehen Sie?“
Dabei setzte er ein unglückliches Gesicht auf, als würde er mit ihnen leiden.
Jack winkte großzügig ab. „Macht nichts! Wir sollten doch froh sein, dass es nicht ernst geworden ist.“
Na toll! Doch noch umsonst in der Kälte rumgestanden., dachte Marc seufzend.
Richard meinte erleichtert: „Gut, dass Sie das auch so sehen. Soll ich Sie wegen den Umständen, die ich Ihnen gemacht habe, nach Hause fahren?“
„Das ist nicht nötig. Wir müssen sowieso zuerst zurück in die Firma.“ Zum ersten Mal meldete sich auch der Schwarzhaarige zu Wort.
Mr.Wagson nickte. Jack und Marc drehten sich um und wollten in Richtung des Ausgangs gehen.
Plötzlich sah Marc aus dem Augenwinkel einen Schatten und kurz darauf hörte er einen erstickten Schrei von Richard. Blitzschnell drehte er sich um.
Der dicke Mann stand noch immer an der gleichen Stelle. Doch nun befand sich eine schlanke Gestalt, in einem schwarzen Ledermantel und sein Gesicht mit einem schwarzen Tuch maskiert, hinter ihm.
Richard stand steif, da der Maskierte sein Genick fest im Griff hatte.
Flüchtig merkte Marc, wie Jack auf die dunkle Gestalt zusprintete und er eilte seinem Freund und Mentor nach.
Doch zu spät! Der Maskierte schien sie anzugrinsen, als sie nur noch wenige Meter entfernt waren. Er packte auf einmal stark zu und unter die Schreie von Richard war ein lautes, trockenes Knacken zuhören. Der dicke Mann sackte leblos zusammen und der Maskierte ließ die Leiche achtlos auf dem Boden fallen. Dann blickte er reglos und gelassen zu ihnen und wartete.
Marc blieb, wegen der unerklärlichen Gelassenheit, verwirrt stehen.
Laut rief er: „Warte Jack! Das ist zu gefährlich!“ Doch Jack war schon zu nah und griff an.
Er holte aus und wollte, mit der Faust, den Magen des Mörders treffen.
Der Maskierte wich blitzschnell aus und schlug nun seinerseits in Jacks Magengrube. Zu Marcs Entsetzten klappte Jack keuchend zusammen. Dann schlug die Gestalt auf Jacks Hinterkopf.
Seine Kopfhaut platzte auf und Jack wurde bewusstlos.
Der Unheimliche richtete sich auf und kam nun mit langsameren Schritten auf den Schwarzhaarigen zu.
Der stand immer noch starr da und sah fassungslos zu seinem bewusstlosen Freund.
Das ist unmöglich! Jack gehörte doch mit zu den besten Kämpfern, die sie hatten. Wie konnte der Maskierte ihn nur so leicht ausschalten?, fragte er sich zweifelnd.
Der Maskierte war nur noch ein paar Schritte entfernt.
Marc wich zurück und überlegte fieberhaft, wie er ihm entkommen könnte. Sein sinnloses Rückwärtsgehen hatte ein Ende, als er gegen einen Baumstamm stieß.
Der Fremde sah ihn durchdringend an und schien hinter der Maske höhnisch zu lächeln. Da fiel Marc die Waffe ein, die er immer bei sich trug. Mit zitternder Hand zog er seine Waffe hervor und zielte auf dem Maskierten.
Die Gestalt blieb stehen, blickte aber nicht auf die Waffe, sondern in Marcs Gesicht. „Bleiben Sie stehen und legen Sie sich auf dem Boden! Los!“, sprach Marc. Er versuchte seine Angst in der Stimme zu unterdrücken.
Der Unheimliche blickte ihn nur an und ging dann weiter, ohne auf die geladene Waffe zu achten.
„Ich hatte gesagt stehen bleiben! Oder ich schieße!“, schrie er jetzt. Doch der Aufgeforderte blieb immer noch nicht stehen und Marc entsicherte die Waffe, entschlossen ihn zu erschießen.
Der Maskierte machte eine Handbewegung und Marc ließ sich ablenken. Ein Fehler, wie er sehr bald erfahren würde.
Plötzlich stand der Maskierte ganz nah vor ihm. Eine Hand packte sein rechtes Handgelenk und drückte es nach oben.
Ein Schuss löste sich, doch die Kugel flog harmlos in den Nachthimmel. Brutal wurde sein Handgelenk zusammengequetscht. Marc entfuhr ein Schmerzensschrei und die Waffe fiel aus den kraftlos gewordenen Fingern. Den Schmerz verbeißend, trat er mit aller Kraft in den Unterleib des anderen. Doch der zeigte keine Reaktion, sondern rammte dem Schwarzhaarigen einen Arm unters Kinn und presste ihn an den Baum.
Unter dem Druck bekam Marc nur mühsam Luft. Hilflos versuchte er den Gegner mit Füßen zu kontaktieren, doch der Maskierte presste seine Beine mit dessen eigenen unnachgiebig gegen den Baumstamm.
Er war gefangen und konnte sich nicht mehr befreien. „Verdammt! Lassen Sie mich sofort los!“, brachte er mühsam hervor. Da der Arm des anderen ihm immer noch fast die ganze Luft nahm.
Er versuchte sich nochmal zu befreien, doch dann gab er erschöpft wegen Luftmangel auf. Der andere war einfach zu stark. Ängstlich, aber auch herausfordernd, blickte er seinen Peiniger an.
Der Unheimliche hatte ihn die ganze Zeit nur angestarrt, zeigte keine Emotionen. Plötzlich hob der Maskierte seine freie Hand und fasste nach seinen Gesicht. Marc kniff die Augen zusammen. Doch statt dem erwarteten Schlag ins Gesicht, berührte die Hand fast behutsam seine Lippen.
Die Hand fühlte sich eiskalt an. Leicht strich sie die Konturen der Lippen nach und ruhte anschließend an seiner Wange. Verwirrt öffnete Marc seine Augen. Schwarz bohrte sich in Blaugrau.
Unerwartet kam das Gesicht des Maskierten immer näher, berührte fast seine Nase.
Er wollte zurückweichen, aber sein Kopf stieß schon an den Baumstamm. Die Hand hob sich von seiner Wange und riss das schwarze Tuch weg, was die untere Gesichtshälfte bedeckt hatte.
Ein junges, gut geschnittenes Gesicht kam zum Vorschein. Glänzende, schwarze Haare fielen wie ein Vorhang bis zu seinen Hüften.
Als der Mann den Mund öffnete, glaubte sich Marc erst zu täuschen. Zwei spitze Zähne, in der oberen Reihe, ragten aus dem Gebiss des Schwarzhaarigen.
„Was?!“, krächzte Marc.
Schnell schob der Unheimliche sein Gesicht endgültig näher heran. Spitze Zähne gruben sich in seinen Hals. Unerträgliche Schmerzen durchliefen seinen Körper, ließen ihn wie ein verletztes Tier brüllen.
Nur beiläufig bekam er mit wie der Unheimliche gierig an ihm saugte. Er spürte, wie es in ihm kalt wurde und vor seinen Augen alles verschwamm.
Bevor er ohnmächtig wurde, lösten sich mit einem Ruck die Zähne aus seinem Hals.
Schlaff lag er in den Armen des anderen. Nicht in der Lage, etwas tun zu können.
Ein Mund berührte sein Ohr und eine leise, sanfte Stimme flüsterte: „Du bist mein! Egal wo du dich aufhältst. Ich werde dich finden!“
Marc spürte noch wie der Schwarzhaarige ihn behutsam auf dem Boden legte. Dann wurde es dunkel um ihn.