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Tage in Grau und Weiß
Es schneite. Es schneite nun schon seit Wochen. Eine Schneedecke lag auf der Stadt und erdrückte sie beinahe unter ihrem Gewicht. Schnee war überall. Er beherrschte die Stadt, schluckte jegliches Geräusch und ließ die Gebäude wie Grabsteine auf einem weißen Friedhof wirken. Gezeichnet in Grau und Weiß scheint diese Welt meine Tochter und mich gefangen halten zu wollen. Gerade so, als gäbe es kein Entkommen für uns.
Ich kann mich noch genau erinnern, als es angefangen hatte zu schneien. Es war der Tag gewesen, an dem ich mit meiner Frau und meiner Tochter im Restaurant gegessen hatte. Der erste graue Tag.
„Dein großes Problem ist, dass du immer nur das siehst, was du willst.“ Meine Frau sprach in gedämpftem Ton, so wie es Ehefrauen eben tun, wenn sie ihren Männern in aller Öffentlichkeit Vorwürfe machen. Derweil hätte sie keinen Grund dazu gehabt, das Italienische Restaurant zählte außer uns keine Gäste und der Kellner fixierte mit seinen Augen eine Speisekarte, die er mittlerweile wohl schon auswendig kannte. „Darum passiert bei uns überhaupt nichts, weil du Probleme einfach nicht wahrhaben willst.“
„Das stimmt doch gar nicht“, entgegnete ich dem Vorwurf. „Bei uns passiert sehr wohl etwas! Bei uns ändern sich andauernd tausend Dinge.“ Das war natürlich maßlos übertrieben. Bei uns änderte sich wirklich sehr wenig. Und das war auch gut so.
„Dann nenn mir doch bitte eine Sache, die sich in letzter Zeit geändert hat!“ Die Augen meiner Frau zuckten plötzlich zusammen, als wäre ihr etwas ins Auge gesprungen und aus ihrem Gesicht verschwand jegliche Angriffslust. Sie griff über den Tisch mit der grün-weiß-rot karierten Tischdecke und berührte meine Hand.
„Charly, ich will doch nur, dass unser Leben sich wieder einrenkt. Schlimme Dinge passieren hier und da und die Leute kommen darüber hinweg. Doch dazu muss man die Hürden des Lebens erst einmal sehen.“ Das war typisch für meine Frau. Sie benutzte Metaphern wie Salz beim Kochen, dabei wünschte ich mir oft, sie würde beides weniger gebrauchen.
Als Antwort verzog ich die Mundwinkel und sah zu meiner Tochter, die auf dem Stuhl neben mir saß. Es war ihr letzter Schultag gewesen und nun begannen die Winterferien. Eigentlich sollte sie sich darauf freuen, stattdessen saß sie da und versuchte mit leicht zitternden Händen, Bierdeckel zu einem Haus zusammenzustapeln. Ihre Ohren waren dabei ohne Zweifel auf den herannahenden Streit zwischen Mutter und Vater gerichtet. Kein guter Start der ersten Winterferien ihres Lebens.
„Vielleicht sollten wir jetzt einmal bestellen“, schlug ich meinen Frauen vor. Nadine nickte eifrig, ließ das halbfertige Bierdeckel-Häuschen zusammenfallen und war nun wieder offiziell an den Familiengesprächen beteiligt.
Meine Frau allerdings seufzte, nahm aber trotzdem die Speisekarte in die Hand.
Während die Damen ihre Speisen auswählten, sah ich aus dem Fenster, da ich sowieso dasselbe wie jedes Mal bestellen würde. Es war bereits finster geworden und der Sternenhimmel bereitete sich auf seinen Auftritt vor. Gegen draußen schien die Luft im Restaurant ein wenig undurchdringlicher zu sein. Spannungsgeladener. Wie in einer Geschichte, in der gleich ein schreckliches Ungeheuer wie aus dem Nichts in die Welt geboren werden würde.
Mich fröstelte es bei diesem Gedanken und so wandte ich meinen Blick wieder meiner Familie zu. Normalerweise stritten wir uns nicht. Zumindest nicht öfter, als es zur Stärkung des Immunsystem einer gesunden Familie eben notwendig war. Und selbst wenn wir in letzter Zeit eine leichte Krise hatten, waren wir grundsätzlich eine glückliche Familie. Mutter, Vater, Kind – so wie es sich gehörte.
So war es damals gewesen. Jetzt war alles anders.
Ich erwachte irgendwann am späten Vormittag und blickte in die Düsternis meines Schlafzimmers. In einem Lichtstrahl, der durch einen Spalt in der Vorhangfront hineinströmte, tanzten Millionen von Staubkörnern, unzählig und unkontrollierbar wie Schneeflocken.
Ich quälte meinen Körper in eine sitzende Position und ließ meine Beine aus dem Bett hängen. Ich fühlte mich, als hätte ein Elefant auf mir geschlafen, jeder Knochen in meinem Körper tat weh. Fast hätte ich mich wieder hingelegt, als meine Tochter ins Schlafzimmer kam.
„Müsli ist fertig, Papa.“ Mein kleines Mädchen hatte uns Frühstück gemacht! Die Rührung füllte mich mit Energie. Ich sprang aus dem Bett und folgte ihr in die Küche.
„Was möchtest du denn heute unternehmen?“, fragte ich Nadine, als wir beide am Küchentisch saßen und unsere Müsli mampften.
„Ich möchte gerne zum Teich spazieren und übers Eis gehen“, antwortete meine Tochter.
Die frühmorgendliche Müslivorbereitung sollte nicht unbelohnt bleiben. Ich willigte ein.
Seit dem Tag im Restaurant schneite es ununterbrochen. Keine Stunde, keine Sekunde, ja kein Augenblick verging, ohne dass der Schnee vom Himmel rieselte und die Welt in einer tödlichen Liebkosung umarmte. Dazu kam eine Kälte, die die Lebendigkeit aus den Knochen zu saugen schien. Kein Wunder, dass kein Mensch auf den Straßen anzutreffen war.
Nadine und ich spazierten um den Teich, wobei das Spazieren meiner Tochter von jener Sorte war, die nur Kinder zustande brachten. Ständig lief sie vom Weg ab und rannte durch den Schnee, der ihr bis zur Hüfte reichte. Während ich dahinschlenderte, lief sie vor und zurück, wobei sie Spuren wie Wege in einem Labyrinth zurückließ.
Mir hingegen war kalt und ich wollte nach Hause. Mürrisch zertrat ich den Schnee unter meinen Füßen, nichts auf der Welt widerte mich mehr an. Ich vergrub meine Hände tief in den Taschen meiner Daunenjacke und senkte das Kinn in den Kragen. Wie konnte der Winter nur so lange dauern?
Ich beobachtete meine liebe Tochter beim Herumtollen, als sie im Schnee versank. Ich zuckte zusammen und als sie nach einigen Sekunden noch immer nicht auftauchte, rief ich ihren Namen.
Nichts rührte sich. Eine Schneelandschaft, die die ganze Welt einnahm, lag vor mir und spie meine Tochter nicht wieder aus.
„Nadine!“, rief ich wieder und stapfte auf die Stelle zu, an der ich ihre rote Haube zuletzt hatte untergehen sehen. „Nadine, tauch sofort wieder auf!“
Ich ging schneller. Wahrscheinlich machte ich mir zu viele Sorgen. Welches Kind war schon je im Schnee verschwunden? Oder erfroren. Gestorben sogar? „Nadine!“
Eine Sturmbö kam plötzlich auf und durchfuhr mich. Der Wind heulte in meinen Ohren, lauter und lauter und plötzlich schien es wie das Wehklagen tausender Seelen. Die Welt um mich wurde dünn und drohte mit jeder Bewegung zu zerbrechen, wie die Eisschicht auf einem im Schnee verborgenen See.
Der Anblick des Wassers, in dem Loch im Schnee durch das meine Tochter verschwunden war, brannte wie Feuer auf meiner Netzhaut. „Nadine!“ schrie ich sinnlos das Wasser an. Doch es sagte nichts zurück. Stattdessen antwortete die Eisschicht auf der ich stand mit einem mürrischen Ächzen.
Panisch schrie ich noch mal aus vollem Halse. Meine Stimme überschlug sich. Natürlich brachte das Geschrei überhaupt nichts. Wenn ich meine Tochter aus dem Eiswasser retten wollte, blieb mir nur eins zu tun.
Spottend tollten Schneeflocken durch die Luft, als ich meine Daunenjacke auszog und durch das Loch in der Eisschicht ins Wasser sprang.
Früher hätte es Momente wie diese nie gegeben. Früher war alles viel einfacher, viel unbeschwerter. Alles war in Ordnung gewesen. Zumindest von meiner Warte aus gesehen.
„Nichts ist in Ordnung hier und du willst es einfach nicht sehen!“
Das alte Thema wieder aufnehmend, ließ meine Frau die Gabel auf ihren Teller fallen, ballte die Hände zu Fäusten und blickte mich streitsüchtig an. Ich wollte ihr nicht in die Augen sehen, darum starrte ich auf den Tropfen Tomatensauce, der auf die Bluse meiner Frau gespritzt war, als sie die Gabel in ihre Spaghetti hatte fallen lassen. Auf dem weißen Stoff sah er aus wie ein Blutfleck im Schnee.
Neben mir saß Nadine und kaute an ihrem Kinderschnitzel. Pinocchio hieß es und wurde immer bestellt, wenn wir hier waren. Nadine liebte Schnitzel, ganz wie ihr Papa. Doch auch ihr wollte ihre Leibspeise angesichts der angespannten Stimmung zwischen ihren Eltern nicht recht schmecken.
Das reichte nun. So sollte ein Kind nun wirklich nicht essen müssen. Ich schaute meine Frau mürrisch an, rollte mit den Augen zu Nadine und knurrte ihr zu: „Können wir das vielleicht ein andermal besprechen?“
Meine Frau kam der Bitte sofort nach und verschwand in Richtung Toiletten, wobei sie eine Spur erstickender Schluchzer hinterließ.
Verständnislos sah ich ihr nach. In letzter Zeit reagierte sie viel zu sensibel auf alles Mögliche. Und zugegeben, ich machte es nicht besser.
„Du machst Mama traurig, Papa.“ Es schmerzte, diese Worte aus dem Mund meiner Tochter zu hören, dennoch hatte sie wahrscheinlich recht. Mir schwindelte, als sich die Luft im Restaurant weiter verdichtete.
„Mach dir keine Sorgen, mein Schatz. Die Tage werden wieder besser werden, da bin ich ganz sicher.“
Doch ich sollte mich irren.
Kälte. Es war so eiskalt, dass es jeglichem Versuch, die Umstände zu beschreiben, spotten würde. Der Wind zischte mit spitzen Nadeln gegen meine Haut und das Wasser an meinem Körper war so gefroren, dass es beim Gehen behinderte. In meinen Armen hing Nadine, halb erfroren, mit blauen Lippen. Zitternd. Sich an mich klammernd. Ihre Haut war schneeweiß, was sie vor dem Schnee der um uns wirbelte beinahe durchsichtig wirkten ließ.
Wie durch ein Wunder waren wir dem See entkommen. Ich kann mich nicht mehr erinnern, wie genau die letzen fünf Minuten abgelaufen waren. Fragmente wirbelten durch meinen Verstand: Das Eiswasser, das sich durch meine Haut nagte. Der Auftrieb, der mich wie hunderte Arme zurück an die Oberfläche pressen wollte. Rauschende Stille. Und schließlich: Nadine. Durch den Sauerstoffmangel schlichen sich surreale Bilder in meine Erinnerung, die von dunklen Gesichtern mit weit aufgerissenen Mündern berichteten, die sich wie Fischmäuler langsam auf und zu bewegten und nur ein Wort zu rufen schienen: Nadine. Irgendwie hatte ich es geschafft, unter Wasser den Arm meiner Tochter zu erreichen und sie den Fängen der gierigen Wasserseelen zu entreißen. Irgendwie hatte ich es geschafft, sie an die Oberfläche zu ziehen. Irgendwie geschafft.
Und nun waren wir hier, verloren gegen den Wind ankämpfend in einer Welt, in der es nur uns beide gab. Uns beide und den Schnee.
Wir ließen den Teich hinter uns und kämpften uns durch den um sich schlagenden Wind in Richtung unserer Wohnung. Irgendwie schafften wir auch das.
Zu Hause angekommen legte ich Nadine in wärmendes Badewannenwasser bis ihre Lippen wieder Farbe gewonnen hatten. Jetzt, da sie langsam das Aussehen einer Wasserleiche verlor, meldeten sich meine Nerven zu Wort und ich übergab mich. Der Situation konnte ich einzig zu Gute halten, dass Nadine zu erschöpft war und die Würgelaute ihres Vaters neben ihr verschlief.
Warum war es im Moment nur so schwer, dachte ich erfolglos gegen den Brechreiz ankämpfend. Warum geschehen diese Dinge immer und immer wieder? Warum wir? Warum meiner kleinen Tochter? Ich übergab mich wieder und umarmte dabei die Klomuschel wie ein Kind seine Eltern. Wieso wollte der Schnee einfach nicht enden?
Als ich die Kontrolle über meinen Körper wiedergewann, legte ich meine Tochter in ihr Kinderbett, wo sie friedlich einschlief. Auch ich schleppte mich ins Schlafzimmer und gab mich dem Weinkrampf hin, der seit Tausenden von Augenblicken schon an die Oberfläche dringen wollte.
Die Tage in Grau und Weiß waren seltsam und gespickt mit seltsamen Ereignissen. Selbst ein Optimist wie ich musste zugeben, dass es nicht die beste Zeit für Nadine und mich war und ihr beinahe Tod schien nur noch ein weiteres in einer Kette von unheilbringenden Ereignissen zu sein. Ich wusste nicht, wie lange wir hier noch so weitermachen können, aber ich wusste auch, dass wir es nicht mehr lange verdrängen konnten.
Und am Schlimmsten von allen war der Schnee. Seit Wochen schon fuhr kein Schneeräumungsfahrzeug mehr und kein Hausmeister kehrte die Gehwege. Der Schnee hatte seinen Kampf gewonnen und die dicken Flocken überzogen die Welt mit sadistischer Langsamkeit.
Eigentlich mochte ich Schnee – schon als Kind. Ich liebte es zu rodeln, eiszulaufen oder einfach nur aus dem Fenster zu sehen, um die großen Flocken zu beobachten. Als ich in meiner Kindheit an verschneiten Tagen in den Himmel sah, so fühlte ich mich wie in einem Fahrstuhl, der direkt in den Himmel fährt. Hoch hinauf stellte ich mir vor zu fahren, weg von den Problemen auf dieser Welt, weg von Vätern, die nachts nicht nach Hause kamen und Müttern, die schon morgens nach dem rochen, das ich noch trinken durfte. Damals war ich fasziniert von den Kristallen, die der Schnee bildete. Wunderschön und kalt. Doch mittlerweile brachte der Schnee eine andere Faszination mit sich: Ein unheimliches, finsteres Staunen. Was, wenn es nie aufhören würde zu schneien?
Durch das Prisma meiner Tränen erkannte ich die Welt vor meinem Fenster als große, tote Landschaft. Von den Häusern gegenüber, durch dessen Fenster man früher noch das Treiben der Bewohner hatte beobachten können, war nur noch ein Schneehügel übrig. Die graue Hausmauer war unter der Schneedecke verschwunden und selbst die Fenster waren bedeckt, so dass man nicht mehr durch sie hindurch sehen konnte. Auch die Straßen waren leer. Hin und wieder schimmerte der Farbwechsel der Ampel an der Kreuzung durch das Weiß – sonst rührte sich nichts. Und am Grausamsten in dieser Welt war die Stille. Die völlige Abwesenheit jeglichen akustischen Lebenszeichens.
Ich ging nochmal ins Kinderzimmer, um nach Nadine zu sehen. Sie lag friedlich in ihrem Bett, ihre Knie zu einer Embryohaltung hochgezogen. Ich strich ihr eine blonde Strähne aus dem Gesicht und packte sie nochmal in die Decke ein.
Das Gefühl, meiner Tochter ginge es nun gut, ließ schließlich die Müdigkeit zu und ich schleppte mich zurück ins Schlafzimmer, zog die Vorhänge zu und legte mich mit letzten Kräften in das Doppelbett.
In dieser Nacht erwachte ich in Dunkelheit. Ich lag auf meinem Bett und zitterte vor Kälte. Zuerst griff ich mir die Decke und hüllte mich fest in den Daunen ein. Ich wäre beinahe wieder eingeschlafen, hätte es die Ahnung tief in meinem Hinterkopf nicht doch noch an die Oberfläche geschafft.
Ich schnellte hoch und erblickte den Grund für diese nächtliche Kälte und wieder übermannte mich die Hilflosigkeit.
„Nadine!“, rief ich, sprang aus dem Bett und stürzte an dem geöffneten Fenster vorbei durch den Schnee, der sich bereits auf dem Boden meiner Wohnung festgesetzt hatte.
Als meine Frau an jenem Tag, an dem sich die Luft ständig verdichtete, von der Toilette wieder zu unserem Tisch zurück kam, wirkte sie gefasster. Einzig der Umstand, dass sie mir nicht in die Augen sah, ließ auf unseren Streit schließen. Sie nahm ein paar Bissen von ihren Spaghetti. Die Zeit auf dem Klo hatte sie damit genutzt, sich nachzuschminken. Der rote Fleck auf ihrer Bluse war noch da und schien sogar größer geworden zu sein.
Auch Nadine starrte auf die rote Fläche auf der weißen Bluse. Vor ihr war ihr Teller leer. Wie ich war sie mit dem Essen bereits fertig. Ich lächelte Nadine zu und strich ihr eine blonde Strähne aus dem Gesicht. Beinahe schien wieder alles in Ordnung zu sein. Beinahe.
„Charly, ich hab mir überlegt, dass eine Therapie vielleicht nicht schlecht wäre“, begann meine Frau mit gesenktem Kopf den frisch eingebildeten Frieden zu zerstören. „Ich fürchte, es wird nicht besser werden, so sehr wir es auch probieren.“
„Wie…Wieso?“, stammelte ich. Sie hatte vielleicht recht damit, dass unsere Ehe seit ein paar Monaten angeschlagen war. Aber schließlich machen das alle Paare mal durch, vor allem, wenn die Leidenschaft einer romantischen Beziehung den elterlichen Pflichten weichen muss – aber eine Therapie war doch auf keinen Fall angebracht.
„Ich habe Dr. Prosevits schon einmal darauf angesprochen und er meinte, dass…“
„Nein, das kommt gar nicht in Frage!“ Meine Worte zischten durch den Raum und schnitten meiner Frau das Wort ab. Eine mir unbekannte Wut erhob sich meiner Brust und die Luft um uns herum gewann sprungartig an Dichte. Es war beinahe nicht mehr zu ertragen.
Wieder ergriff meine Frau meine Hand und nach einer so langen Beziehung geschehen diese Dinge nicht mehr aus Liebe, sondern aus Sorge oder Mitleid. Ich zog meine Hand weg, als hätte sie sie mit glühenden Kohlen versengt.
Sie ignorierte meinen Ausweichversuch und lehnte sich weit über den Tisch. In ihren Augen zeichneten sich keine zurückgehaltenen Tränen ab, sondern klare Sorge und eine Entschlossenheit, die mir Angst machte. Nadine neben mir saß weit zurückgelehnt mit verschränkten Armen auf ihrem Stuhl und starrte besorgt auf das Pinocchio Motiv ihres Tellers. Die Tränen spiegelten sich nun in ihren Augen.
Meine Frau sprach mit so ruhiger Stimme weiter, als würde sie einen Psychotherapeuten karikieren: „Es sind schlimme Dinge geschehen, an denen keiner von uns Schuld ist, auch du nicht. Es geht einfach nicht, dass wir uns für immer einreden, dass eh alles gut sei – das ist es einfach nicht. Verstehst du das?“ Die Luft in dem Restaurant gewann an Dicke und Schwere und mit jedem Wort meiner Frau presse sie meine Lungen stärker zusammen. Es war unerträglich
„Ich verstehe überhaupt nichts und ich möchte endlich zahlen und gehen!“ fauchte ich.
Ich winkte dem Kellner, der auch prompt erschien, da es sowieso keine anderen Gäste gab. Was auch kein Wunder war, die Luft hier war schrecklich. Die ganze Stimmung ein Desaster.
Um keinen Widerspruch zuzulassen und endlich aus dem Lokal verschwinden zu können, zählte ich rasch unsere Konsumation auf: „Wir hatten zwei Gläser Wein, einmal Spaghetti, ich hatte das Rindsteak und dann noch einen Pinocchio Teller und ein Glas Limonade.“
Der Kellner zögerte kurz, gab mir dann aber doch die Rechnung. Eine weitere Verzögerung hätte ich auch nicht ertragen.
„Das macht siebzehn Euro fünfundvierzig“, sagte er standesgemäß und deutete auf den Betrag. Ich sah ihm in die Augen und diese schreckliche Wut stieg immer weiter in mir auf, schien sich mit der Schmieröl ähnlichen Luft zusammenzuschließen, um mir meinen Verstand zu rauben. Nicht nur, dass meine Frau anscheinend durchdrehte, jetzt pfuschte auch noch der Kellner.
Ich sah in sein mit schmierigen blonden Haaren eingerahmtes Gesicht und zischte: „Bitte setzen Sie auch den Pinocchio Teller und die Limonade auf die Rechnung, bevor ich hier alles kurz und klein schlage!“ Die Silhouette seines Gesichts flackerte vor meinen Augen, wie es die von weit entfernten Autos auf einer glühend heißen Asphaltstraße machen. Mir war heiß und ich schwitzte, was die Situation nicht besser machte.
„Bitte entschuldigen Sie, aber Sie haben keinen Pinocchio Teller bestellt – eigentlich führen wir auch keinen mehr…“ Der Kellner sah verlegen auf seine Schuhe, wobei ihm eine fett-blonde Locke in die Stirn fiel, die ich am liebsten auf der Stelle ausgerissen hätte.
„Was reden Sie denn da?“ keuchte ich durch die dicke Luft und es schien mir, als könnte ich sehen, wie meine Worte aus Wut sie bewegten.
„Schatz, bitte!“ stammelte meine Frau neben mir und von ihren Augen flossen Tränen. „Bitte setz dich und lass mich bezahlen.“
„Kommt überhaupt nicht in Frage!“ schrie ich, damit sie mich auch hören konnte. „Ich lass mich von diesem Idioten doch nicht verarschen. Ich weiß doch, was ich bestellt habe!“
Meine Wut entlud sich und riss den Kellner zu Boden. Meine Frau schrie. Wie in Zeitlupe kam sie auf mich zu. Die Welt begann sich vor meinen Augen zu drehen.
„Charly, bitte! Beruhige dich!“, weinte sie. „Alles ist in Ordnung. Es gibt keinen Pinocchio Teller mehr. Und es gibt niemanden mehr, der ihn essen könnte. Ich…“ Ein Heulkrampf unterbrach sie. Ich verstand nicht, auf was sie hinauswollte, was in aller Welt hier vor sich ging und warum die Welt einzustürzen drohte. „Es war ein Unfall, der genauso gut auch mir hätte passieren können. Du trägst keine Schuld!“ Sie atmete tief ein und aus, wobei ich sah, wie sie Schmieröl-Luft durch ihre Nasenlöchern einsog und wieder herausstieß. Langsam erhob sie ihren Zeigefinger und deutete auf den Sessel neben uns. Auf dem Stuhl, auf dem vor kurzen noch Nadine im Gefecht ihrer Eltern den Pinocchio-Teller fixiert hatte. Jetzt war sie weg und es sah sogar so aus, als hätte hier vor kurzen kein sechs jähriges Mädchen gesessen und ihr Schnitzel gemampft. Der Sessel war nicht verlassen, er war noch immer unter den Tisch geschoben und kein Teller, kein Besteck war gebraucht oder auch nur angerichtet. Keine Bierdeckel waren da, mit denen man versuchen könnte, ein Kartenhaus zu bauen.
„Wo ist sie?“ schrie ich meiner Frau zu. Ihre Hände kamen in ihrem Zeitlupentempo auf mich zu und fassten meine Wangen.
„Wir müssen weiterleben, Schatz“, sagte meine Frau, doch ich konnte sie beinahe nicht hören. „Wir müssen trauern und dann weiterleben.“
Ich verstand noch immer nicht. Ich wollte es auch nicht verstehen. Alles drehte sich um mich herum und nur die dicke Luft schien mich auf den Beinen zu halten.
Ich sah aus dem Fenster in die dunkelgraue Welt hinaus. Draußen fuhren Autos und Fußgänger, tief in ihre Daunenjacken gepackt, gingen schnellen Schrittes dorthin, wo auch immer sie hinmussten.
Und da draußen, ganz klein auf der anderen Straßenseite, sah ich Nadine stehen. Sie musste abgehauen sein, während ihre Eltern sich einer derart schrecklichen Szene hingaben. Wer konnte es ihr auch verübeln?
Ich entriss mich den Klauen meiner Frau, stieg über den am Boden kauernden Kellner und schwamm durch die Schmieröl-Luft zur Tür. Ich trat in die normale Welt, mit normaler Luft und normalen Gegebenheiten. Ich sah, wie mir Nadine von der anderen Straßenseite zuwinkte und winkte zurück.
„Ich hab mir solche Sorgen gemacht“, rief ich ihr zu.
Ich war so erleichtert, dass ich nicht bemerkte, dass der Abend grauer war als sonst. Auch den herannahenden Familien-Van merkte ich erst, als er gegen meine Hüfte schmetterte und mich zwanzig Meter durch die Luft schleuderte. Weit entfernt hörte ich das Quietschen der Bremsen und das Kreischen einer Frau. Irgendwo auf dem Asphalt kam ich schließlich auf, rollte ab und blieb starr vor Angst liegen.
Das Auto hatte mich wohl nicht voll erwischt, denn ich spürte keinen Schmerz und obwohl ich mich kaum bewegen konnte, war mein Körper unversehrt. Keine Spur von Verletzungen. Meine Nerven entspannten sich ein wenig.
Ich neigte den Kopf etwas zur Seite und konnte sehen, wie meine Frau aus dem Restaurant gestürmt kam und hinter ihr waberte diese Luft heraus und auf mich zu, schien mich auszulachen. Sie wollte mich langsam schlucken und mich in eine fremde Realität mitnehmen. Grinsend hüllte sie alles ein.
Als meine Frau bei mir angelangt war, stürzte sie sich neben mich auf die Knie und kreischte laut. Ich wollte ihr sagen, dass mir nichts geschehen war und ich gleich aufstehen würde, wenn sie mir ab nun versprach, keinen Schwachsinn mehr zu verzapfen. Doch mein Körper hörte nicht auf meinen Geist. Ich war noch nie von einem Auto überfahren worden und der Schock saß noch zu tief, als das ich mich bewegen konnte.
Hinter meiner Frau flimmerte die Luft und ich wusste, dass sie gekommen war, um mich zu holen, um mich all die Lügen glauben zu lassen, die mich in diesem Horror gefangen halten würde. Die Luft erreichte meine Füße und kroch meine Beine hoch. Dort wo sie meinen Körper umschloss, quälte mich der Schmerz und Blut schien überall zu sein. Ich sah offene Wunden an meinem linken Bein, mein rechtes stand in einem obskuren Winkel von meinem Körper ab. Lange hatte ich mich gewehrt gegen diese Fremdwelt, die mir all die Lügen weißmachen wollte. Sie durfte mich jetzt einfach nicht schnappen, wenn sie mich ganz verschlingen würde, wäre es zu spät.
Ich sah zum Himmel hoch. Er war grau und hing tief herab. Wenn ich hier nur fliehen konnte, dachte ich. Wenn ich meine Tochter nehmen könnte, und fliehen würde, was würde ich nur dafür geben.
Und in diesem Moment schneite es zu ersten Mal. Dicke Flocken fielen vom Himmel und streichelten kühl über mein Gesicht. Ich sah Millionen von Schneeflocken auf mich zukommen und erinnerte mich wieder an den Fahrstuhl, in dem ich mir immer eingebildet hatte, gen Himmel zu fahren.
Ich schloss die Augen und die Welt um mich herum wurde schwarz.
An jenem Tag, rettete mich der Schnee vor einer Welt, die zu grausam und verlogen war, um Realität zu sein. Doch auch der Schnee fordert seinen Tribut, grausam und bestimmt. Selbst wenn er sich des Nachts durch ein offenes Fenster schleichen musste. Wie konnte ich nur so tief geschlafen haben, ohne die Kälte zu bemerken?
Ich wäre auf dem Flur beinahe ausgerutscht, bekam aber noch rechtzeitig die Schnalle der Kinderzimmertür zu fassen. Ich hievte mich wieder auf die Beine und riss die Türe auf.
Das Kinderzimmer, indem ich noch Stunden zuvor meine halb erfrorene Tochter zu Bett gebracht hatte, versank im Schnee. Das Bett, die Kommode, der Spieltisch, nichts war mehr zu erkennen. Eine weiß graue Schneeschicht waberte darüber wie eine lebendige Membran. Der Schnee hatte uns gefunden und war fest entschlossen, sein Eigentum zu fordern.
Starr vor Schrecken erkannte ich meine Tochter erst auf den zweiten Blick. Sie war gefangen in einem Wirbelsturm, der in der Mitte des Zimmers wütete. Fern von physikalischen Gesetzen bildete eine wütende Masse aus weißem Staub ein eiskaltes Gefängnis um Nadine, die darin mit hängenden Armen und Beinen einige Zentimeter über dem Boden schwebte.
„Du kannst sie nicht länger halten“, heulte der Schnee um mich herum. Die Worte schienen von überall her, aus jeder einzelnen Schneeflocke zu kommen. „Zu lange hast du sie schon gefangen, lass sie endlich los! Lass sie gehen!“
Die Worte rissen mich aus meiner Starre. Der Schnee hatte die Stadt genommen, meine Frau, mein Leben, einfach alles. Auf keinen Fall würde er mir auch noch das nehmen, was mir am meisten auf dieser Welt bedeutete.
„Sie gehört nicht hier her!“ heulte der Schnee, doch ich ließ mich auf keine Diskussion ein. Ich sprang in den Wirbelsturm auf meine Tochter zu.
Unzählige tote Stimmen schrien auf, als ich die Hände meiner Tochter schnappte. Ich klammerte mich an sie, während mich eisige Kälte durchrüttelte und davon zu wehen versuchte. Wieder sah ich die Bilder, die ich zuletzt im See und davor schon so oft in den letzten Wochen gesehen hatte. Tote Gesichter in der weißen Masse riefen stumm den Namen meiner Tochter. Graue Hände klammerten an ihren Beinen, rissen sie an den Haaren und versuchten alles, sie dorthin zu ziehen, wo ich sie nicht mehr erreichen konnte, versuchten sie ins Nichts zu ziehen, in ihre tote Welt, weit weg von mir und meiner Existenz.
„Du kannst sie nicht für immer halten!“ schrie der Schnee, doch gegen meine Liebe zu Nadine war selbst er machtlos. Nichts konnte mich von meiner Tochter trennen, weder Schnee noch Tod.
Und so zerrte ich sie los, entriss sie wieder einmal den Fängen des Schnees. Das Heulen war eindringlich und schmerzerfüllt und hüllte die Welt in die qualvolle Aura der Perversität. Das gab mir Zeit, mit meiner Tochter zu fliehen.
Das anormale Heulen klang noch nach, als wir längst aus der Wohnung hinaus durch den Schnee stapften. Doch war es wirklich das Heulen, das hier nicht normal war?
Ich hielt meine Tochter im Arm. Sie zitterte und klammerte sich fest an mich, während ich mich weiter durch den eisigen Wind kämpfte.
Wenn wir dem Schnee wirklich entkommen wollten, dann gab es nur eine Lösung, so schmerzlich sie auch war. Ich sah in das verzerrte Gesicht meiner Tochter, die mich durch schwere Augenlider hindurch ansah. Ewig konnten wir so nicht weitermachen. Ewig konnte Nadine so nicht weitermachen. Als Antwort auf ihre Frage lächelte ich ihr zu.
Es gab tatsächlich einen Weg und meine Füße hatten uns bereits dorthin gebracht, wo mein Verstand erst jetzt des Rätsels Lösung witterte. Ich folgte unseren Spuren vom Vortag, die beinahe schon unter dem Neuschnee verborgen waren. Nur noch ganz leicht deuteten die Abdrücke auf unsere gestrige Existenz hin.
Als ich mit meiner Tochter im Arm am Loch auf dem gefrorenen See ankam, begann ich zu weinen. Schmerzlich war die Erkenntnis, dass ich mich wohl nicht für immer den Tatsachen verweigern konnte.
Ich bekam kaum Luft. Wie damals im Restaurant schien sich die Luft zu verdicken, an Masse zu gewinnen. Die Masse einer allesverschlingenden Erkenntnis, die sich nun materialisieren wollte. Diesmal endgültig.
Ich hielt meine Tochter weg von meinem schützenden Körper über das Loch. Wieder bewusstlos leistete sie keinen Widerstand. Wahrscheinlich hätte sie es auch gewollt. Nicht mehr festgehalten von ihrem Vater, der schon seit Ewigkeiten nicht loslassen konnte, endlich frei sein.
Die Luft wurde immer dichter und vor ihr wich sogar der Schnee zurück. Unter dem Grau und Weiß wurden Farben sichtbar, Erde, Graß, Wasser, liegengelassene Getränkedosen, erst ganz leicht, dann immer leuchtender. Rund um uns zischte es und das Loch in der Eisschicht unter Nadine öffnete sich weiter. Der Rand erhob sich ein wenig, sodass er wie Lippen eines gierigen Maules wirkte.
Ich musste mich entscheiden. Jetzt oder nie.
Angesichts des herannahenden Endes der Schneeherrschaft, schossen mir die Bilder des ersten Schnees jenes unendlich weit zurückliegenden Tages durch den Kopf.
Damals erwachte ich nach dem Autounfall weiterhin am Boden liegend. Ich spürte noch immer keine Schmerzen und schob die Bewusstlosigkeit auf den Schock. Schließlich wird man nicht alle Tage von einem Auto zwanzig Meter weit durch die Luft geschleudert.
Das Erste, das ich nun, als ich die Augen öffnete, bemerkte, war die dünne Schneeschicht, die sich auf mir gebildet hatte wie Staub auf einem vergessenen Teddybären auf einem vergessenen Dachboden. Das Zweite, das ich sah, war Nadine.
Meine Tochter kniete neben mir, die Hände im Schoß gefaltet, den Kopf gesenkt. Auch auf sie hatte es geschneit und Schnee bildete einen kleinen Hügel auf ihrem blonden Haupt.
Ich sah mich kurz um und begriff schnell was geschehen war. Während ich hier bewusstlos gelegen hatte, angefahren von einem Auto, hatten sich alle Menschen in Staub aufgelöst. Die Lenkerin des Family-Vans lief nicht zerfressen von Selbstvorwürfen um mich herum. Kein Passant, der sich zufälligerweise noch an die Lektionen seines gerade erst aufgefrischten Erste-Hilfe-Kurses erinnern konnte, leistete Mund-zu-Mund-Beatmung und eine Herzmassage, die doch nichts mehr anrichten konnte, mir aber eine Rippe brach. Keine Leute versammelten sich um mich, um mich verdutzt aus weit aufgerissenen Augen anzusehen, als sähen sie einen Sterbenden. Auch meine Frau war nirgends zu sehen, aufgelöst, blass, schreiend, mich schließlich anflehend nicht zu sterben. Sie alle waren nicht da. Nur meine Tochter kniete neben mir, mit gefalteten Händen und gesenktem Kopf.
Ich setzte mich auf und umarmte sie. Ich war kein Mensch, der leicht zu Tränen gerührt war, aber in diesem Moment konnte ich nicht anders, als mein Gesicht im Nacken meiner Tochter zu vergraben und laut zu schluchzen. Ich stammelte allerlei Nonsens, aber an eines kann ich mich noch genau erinnern, weil ich es aus tiefstem Herzen meinte und es immer gestimmt hatte und immer wahr sein würde: „Nichts auf der Welt kann uns je auseinander reißen“, flüsterte ich meiner Tochter fest ins Ohr, „dafür werde ich mit ganzer Seele sorgen.“
Der Schnee heult und schreit immer noch. Eisiger Wind zischt um mich herum, doch ich hülle meinen Körper in die Daunenjacke, die ich schon so oft verloren und so oft wieder angezogen habe. Ich stapfe durch den Schnee, lasse den See und das Loch in der Schneeschicht hinter mir. Ich habe mich entschlossen und ich habe es durchgezogen, es bleibt mir eben keine andere Wahl.
Der Schnee ruft weiterhin Nadines Namen, doch ich halte ihre Ohren fest an meinen Körper gepresst, sodass sie die Rufe nicht hören kann. Sie ist noch immer bewusstlos, doch sie wird bald wieder aufwachen. Das hat sie bisher immer getan und es wird jetzt nicht anders sein.
Vielleicht sind wir gefangene im Schnee, gequälte Seelen, die nie einen Ausweg finden werden. Und vielleicht trage ich die Schuld daran, doch ein Vater, der seine Tochter loslassen kann, kann auch kein guter Vater sein. Ich bin ein guter Vater.
Nadine bewegt sich in meinen Armen und drückt sich fester an mich. Sie schluchzt ein wenig und ich kann es ihr nicht verübeln. Auch ich hätte an ihrer Stelle Angst.
„Doch nichts auf der Welt kann uns je auseinander reißen“, flüstere ich ihr durch den tobenden Schnee ins Ohr. „Dafür werde ich mit ganzer Seele sorgen!“