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Tage wie dieser...

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24.12.2001
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Tage wie dieser...

....die man sich zur Abwechslung auch mal schenken könnte

Ich liebe die öffentlichen Verkehrsmittel.....man sieht morgens um 7 Uhr schon miesgelaunte Leute, Leute die nicht nur mies drauf sind, sondern auch noch mies riechen, wenn sie so neben einem stehen, weil man selber sitzt und einem ihren schlechten Atem ins Gesicht blasen.....mehr als einmal hab ich mich dazu hinreißen lassen zu sagen: "Könnten Sie ausnahmsweise mal in die andere Richtung atmen? Danke, sehr aufmerksam!"

Oder Kinder, die einem ihre übergroßen Rücksäcke ins Gesicht schlagen, wenn sie versuchen sich in der überfüllten Bahn zum Ausstieg zu drücken.

Also Frau der Tat steht dann auf und denkt, da bekomme ich jedenfalls nicht ständig die Rucksäcke ins Gesicht. Frau der Tat steht jetzt neben einem Mann, der sich mit den Armen nach oben an den Haken festhält und mir einen leckeren Genuß von Achselschweiß gönnt, aber eben völlig männlich, sooooo wie angeblich ja alle Frauen es haben wollen. Ihm würde ich am liebsten empfehlen in der Mittagspause die nächste Apotheke oder einen guten Drogeriemarkt aufzusuchen, aber ich bin ja so unendlich tolerant und drehe mich einfach um, um mir dann von einer nervöse Mitte 70 jährige Frau beim drängeln zum Ausstieg auf die Füße treten zu lassen.

Sie müsse die übernächste Station heraus und wollte sich schon mal am Ausstieg hinstellen, aber da stehe ja irgendwie ich, irgendwie, weil ich da wirklich irgendwie stehe, an die Scheibe des Ausstiegs gedrückt und soll noch Platz machen, weil die Dame an der übernächsten Haltestelle aussteigen möchte. Ich teilte ihr nett und freundlich, wie ich nunmal bin, mit, daß ich dann aussteige, damit sie aussteigen könne, aber im Moment den Platz ja benötige, weil meine Mutter es versäumt hätte mir das Fliegen im Kindesalter beizubringen und ich jetzt einfach zu alt und unbeweglich sei, um das noch lernen zu können.

Wie für mich unsichtbar muß dann wieder die Leuchtschrift auf meiner Stirn erschienen sein, die total variabel der Situation entsprechend, den Text ändert, auf dem wohl diesmal gestanden haben muß:

"Ja erzähle mir jetzt bitte, warum du die übernächste Haltestelle aussteigen mußt!"

denn schon legte die Dame los, mir von ihrem Schnupfen zu erzählen, den sie seit gestern Abend 19.33 Uhr hat und der sie einfach nicht zur Ruhe kommen läßt. Ich machte ein entsprechendes miteleidiges Gesicht, denn aus meiner Erfahrung als "Erzähl-mir-einfach-alles-was-dich-beschäftigt-weil-dir-sonst-nie-einer-zuhört-FRAU" weiß ich, solche Leute erwarten keine Antwort, nur Anteilnahme und bei der Frau dachte ich mir, reicht schon ein nettes bemitleidendes Lächeln und ich hätte meine Schuldigkeit getan, aber nicht diesmal.

Sie erklärte mir in allen Einzelheiten und Farben wie sich über Nacht der Schleim aus ihrer Nase verändert hatte und daß das schon besorgniserregend sei und sie deshalb den ganzen arbeitnehmenden Leuten natürlich den ersten Termin beim Arzt wegnehmen muß, weil wer weiß schon, wie der Schleim aus der Nase aussehen könnte, wenn sie erst so gegen 10 Uhr beim Arzt erscheinen würde. Die Frau hatte mein vollstes Verständnis und endlich kam ihre Haltestelle und ich lies sie wirklich schweren Herzens aussteigen, da ich Leuten mit so ausgeprägter Phantasie gerne morgens, wenn ich selber noch hundemüde bin, zuhöre.

Ich wuschelte mich wieder in die Bahn hinein und hatte nun den Haß eines Mannes auf meiner Seite, der total entsetzt war, daß ich wieder eingestiegen bin und ihm somit den von mir vorher besessenen Platz durch meine Anwesenheit streitig gemacht habe. Irgendwie hatte ich in dem aufregenden Gespräch mit der Dame versäumt zu bemerken, daß es inzwischen ein Konkurrenzkampf zwischen mir und diesem Mann um meinen Stehplatz gab, den er wohl mit haßerfüllten Blicken vorher eröffnet haben muß, denn anders kann ich es mir nicht erklären, daß man in so kurzer Zeit so auf 180 sein kann, weil ich mich erdreiste auch nicht draußen zu bleiben, wenn ich schon so freundlich war auszusteigen, damit die Dame die Bahn verlassen konnte.

Ihn ignorierend bemerkte ich eine andere ältere Dame an meiner Seite, die mir zulächelte. Wie es nun mal meine Art ist, kann ich so eine freundliche Geste nicht ignorieren und lächelte zurück und da war es wieder
Oh Schreck
Die Leuchtschrift auf meiner Stirn,
auf der diesmal stand: "Willst Du wissen, warum ich um 7 Uhr morgens zum Friedhof fahre und das Grab von meinem Willi gieße?" Jaaaaaaaa, komm erzähl, ich muß noch 2 Haltestellen überbrücken und ertrage diese Leere von Ruhe und Unterhaltungslosigkeit in mir einfach nicht.

"Als ich heute morgen um 5 Uhr mit meinem blechernden Besen und meinem belchernden Kehrblech das Laub vor unserer Haustür zusammen fegte, mir dabei meine freundlichen Nachbarn zuwinkten, die dann spontan ihre Jalousie und Fenster öffneten, fiel mir sofort auf, das wird ein heißer Tag, da kann ich Willi nicht so leiden lassen und muß den Blumen auf seinem Grab eine frühe erfrischende Dusche gönnen!"

Nicole, unterstehe dich zu fragen, wer Willi ist!!!
!!! aus jetzt!!!
"Ist Willi ihr Ehemann gewesen?" ich kann es einfach nicht lassen, denn in Wirklichkeit tun mir die Leute, die mich IMMER ansprechen leid, weil ich wirklich glaube, die haben niemanden zum reden und diesmal konnte ich das mitleidige Gefühl wieder nicht unterdrücken. "Nein Willi ist unser Sohn, der im 2. Weltkrieg gefallen ist", sagte sie mit tränenertrunkener Stimme. Ja super Nicole, schon wieder eine Frau, die du zum weinen bekommen hast. Mit einem Streicheln über ihrem Arm und mit den Worten: "Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag", drängelte ich mich aus der Bahn. Als Antwort bekam ich ebensolche Wünsche und ein Lächeln von ihr geschenkt, gut, das ließ mich mein schlechtes Gewissen ein wenig besser ertragen.

Raus aus der Bahn, rein in Bäckerei. Da liegen sie, die Objekte meiner Begierde, die leckeren mit Käse überbackenen Brötchen......oh, was sagt die Frau vor mir?
"20 Käsebrötchen bitte!"
Die pseudo Bäckereifachverkäuferin zählt ab und sagt: "Da haben Sie aber Glück gehabt, genau noch 20 Stück da, morgens bekommen wir immer weniger, weil die eigentlich erst so ab der Mittagszeit mehr verlangt werden!"

Mit tiefer Freude im Bauch für die Frau, die die Brötchen bekommen hat, bestelle ich mir ein Zwiebelbrötchen, um mir anhören zu müssen: "Die bekommen wir immer erst um 11 Uhr geliefert!" Was will ich um 11 Uhr damit? Ich will jetzt etwas essbares!!!! Also stinknormale Brötchen bestellt, denn die bekommen sie glüchlicherweise schon morgens in ausreichender Menge geliefert. Ja Nicole, Glück muß man haben oder einfach nur positiv denken, satt machen die auch.

Bei der Arbeit angekommen, begrüßt mich das schellende Telefon, aber darauf näher einzugehen, bedarf es eines weiteren Kapitels.
13 Uhr Mittagspause.
Ich betrete meinen Lieblingssupermarkt, der mein Lieblingssupermarkt ist, weil er direkt unten in dem Gebäude meines Büros ist, also nicht wirklich schwierig sich bei mir beliebt zu machen.

Die täglichen Einkäufe erledigt, stelle ich mich an die fast leere Kasse, was mich sehr freut. Noch freudiger lege ich meine drei Artikel aufs Band. Vor mir sind nur 2 rüstige Rentnerinnen, die sich wohl absolut langweilen würden, wenn sie morgens nach dem Arztbesuch oder nach dem Laubfegen oder nach dem Friedhofsbesuch DIREKT einkaufen gehen würden, weil sie sonst uns in der mittagspausbefindlichen Leute nicht die Zeit damit stehlen könnten, in dem sie vergessen haben, ihr Obst zu wiegen, welches die freundliche Kassiererin jetzt für sie erledigt, um anschließend dann die 89 Pfennige, pfenniggenau aus ihrer Geldbörse zu zaubern, was aber ohne dementsprechender Lesehilfe EWIGKEITEN dauert. Währenddessen bekomme ich zum wiederholtem Male den Einkaufswagen eines überaktiven älteren Herrn in die Hacken geschoben. Zum wiederholten Male blicke ich ihn an und denke, das kann ja nicht sein, daß er es nicht bemerkt, doch dann kam der Beweis, natürlich bemerkte er es: "Geht es denn da nicht voran?" fragte er mich. "Und selbst wenn JUNGER MANN, geht es trotzdem nur voran, wenn ich den Weg vor mir frei habe und ich mich in Bewegung setze, was ich die letzten 30 Jahre auch völlig ohne ihre Hilfe geschafft habe", war meine gewohnt charmante Antwort.

Endlich bin ich dran. Muß ich jetzt noch erwähnen, daß die Kassiererin erst einen Fehlbong bei mir hatte und ihre Kollegin zum korrigieren holen mußte und dann einen Papierstau in der Kasse hatte?

Nee, denn ihr kennt solche Tage, ......Tage wie dieser....

 

Hendrik heißt eigentlich Nicole, nicht daß ich mich gerade in einer Identitätskrise befinde, ich bin nur manchmal ein wenig schnell...ähm
Wollte das nur mal aufklären...gut, daß wir mal drüber gesprochen haben....

 

Jaja Hendrik....

Hendrik heißt eigentlich Nicole, nicht daß ich mich gerade in einer Identitätskrise befinde

Du kanns mir alles sagen. Hab keine Geheimnisse. Öffne dich vor mir....äh für mich....ach lass die Sachen an!

ich bin nur manchmal ein wenig schnell

Oje. Was du übergeil? Wie gesagt: Red mit mir.

Wollte das nur mal aufklären...gut, daß wir mal drüber gesprochen haben....

Ich helfe dir beim Aufklären. Und ja es ist gut, dass wir mal miteinander gesprochen haben. Bei intimen Sachen, schick mir ne E-Mail.

Dein Dr. Prof. Mucke

 

Liebsche, bleib locker, schmeiß den Drucker an, leg das Hochglanzpapier ein, bevor Du mich "therapieren" darfst, schicke ich Dir einen Illusionenzerstörer von mir, vorsichtshalber auf Hochglanz ausdrucken, man weiß ja nie, wofür Du es noch verwenden kannst.
Ab und an darfst Du mich, nach meinem gut Dünken, auch nicht ernst nehmen

 

Krieg ich auch ein paar Abzüge? Bei uns im exotischen Österreich sind die Nächte so kalt und einsam... Und Schafe gibt´s auch nicht! :D

 

Geht ihr eigentlich alle von eurer eigenen Schlechtigkeit aus?
Ich hab mich einfach vertan!!!!
Aber bei der Geschichte geht es weniger ums Geschlecht...ist das mal einem aufgefallen?
gähn

 

Liebe Nicole!

Finde ich sehr lustig geschrieben, Deine Geschichte! Besonders die Situation in der Bahn und bei der Kassa kenne ich haargenau so.

Alles liebe
Susi <img src="graemlins/xmas.gif" border="0" alt="[xmas]" />

 

Liebe Susi,

danke!
Wobei ein Supermarkteinkauf ja eigentlich schon eine eigene Story wert ist! :D

Liebe Grüße
Nicole

 

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