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Taugenichts
„Du sollst vorsichtig sein, mit dem, was du dir wünschst“ pflegte meine Mutter mir immer wieder mitzuteilen, wenn ich fluchend von der Schule nachhause kam, meine Sachen in die Ecke schmiss und mich trotzig auf einen Stuhl in der Küche fallen ließ. Meine Mutter war ihr ganzes Leben lang Hausfrau gewesen. Jeden Mittag, wenn ich von der Schule kam, war sie damit beschäftigt, zu kochen. Sie kochte gerne, das wusste ich. Denn immer, wenn ich sie dabei beobachtete, lächelte sie und summte dabei mir unbekannte Melodien. „Wieso darf ich mir nicht wünschen, dass Till Lindmann vom Blitz getroffen wird? Die Wahrscheinlichkeit, dass es ihn trifft, ist eh viel zu gering.“
„Weil Gott alles hört und über deine Worte sehr traurig sein wird.“ Sie sah mich dabei nicht an, doch ich wusste, dass sie es ernst meinte. Das war schon immer das größte Übel an meiner Mutter gewesen – sie war sehr religiös. Ich rollte nur die Augen, unterließ es jedoch, etwas darauf zu erwidern.
„Und wie war dein Tag, abgesehen von der Begegnung mit Till, sonst noch?“
„Nichts Besonderes bis auf die Tatsache, dass wir in zwei Wochen eine neue Lehrerin bekommen werden. Frau Bernstätt sagte, dass die Neue, Frau Lorenz, sie für einige Wochen ersetzen würde, da sie selber aus familiären Gründen verreisen muss.“ „Tatsächlich?“ Erst in diesem Moment drehte sich meine Mutter zu mir um und auf ihrer Stirn waren Sorgenfalten zu erkennen „Dann lass uns zu Gott beten und hoffen, dass es nichts Ernstes ist.“
„Lass uns eher zu Gott beten, dass Frau Lorenz eine freundliche und gute Lehrerin ist, die ein wenig fortschrittlicher denkt als Frau Bernstätt.“ Diese Aussage heimste mir einen Klaps auf den Hinterkopf ein, was mich jedoch zum Lächeln brachte, da ich genau mit einer derartigen Reaktion gerechnet hatte „Du bist unverbesserlich“ stellte sie fest, doch auch auf ihren Lippen lag ein Lächeln.
„Ich bin wie mein Vater.“
„Dann bist du ein Taugenichts dazu.“ Sie drehte sich wieder von mir weg und bereitete weiter das Essen zu. Ich grinste noch ein wenig vor mich hin, doch mein Lächeln erstarb als ich realisierte, dass meine Mutter nicht wieder zu summen begann.
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Okay, das ist meine erste Kurzgeschichte, die ich hier veröffentliche. Sie ist spontan entstanden und hat sich somit quasi ohne viele Überlegungen selbst geschrieben. Ich hoffe, sie hat dennoch einen gewissen Reiz. Der Titel gefällt mir nicht, aber mir wollte einfach nichts passendes einfallen. Vllt habt ihr eine bessere Idee.
Grüße Jaded