Was ist neu

Taxi

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13.06.2002
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Taxi

Am Anfang, also ganz am Anfang, da gab es nichts.

Hätte man damals jemandem erzählt, dass nur wenig später anstelle dieses Nichts ein ganzes Universum stehen würde - komplett mit Sonnen, Planeten, Dinosauriern und diesen lustigen kleinen Asteroiden, die man manchmal im Fernsehen sieht - dann hätte dieser Jemand einem sicher den kosmischen Vogel gezeigt und dann damit fortgefahren nicht zu existieren. Denn damals, als es noch nichts gab, hätte man ziemlich lange suchen können, bis man jemanden gefunden hat, der einem zuhören würde. Und das, obwohl es noch gar keine Orte gab, wo man sich hätte verstecken können.
Jedenfalls entstand wenig später - wobei wenig später angesichts des vollkommenen Mangels an Zeit ein eher dehnbarer Begriff war - das Universum. Die gesamte Masse von allem hatte es satt, noch länger in eine Singularität von der Größe eines Atoms komprimiert zu sein, und so dehnte sich das Universum aus.
Und, alles was Recht ist, das ging echt ratzfatz.

...

unwesentlich später


"Ich kannte da mal diesen Chinesen. Der hat meinen Namen auf ein Reiskorn geschrieben. Scheiße, meinen ganzen Namen hat der da draufgepinselt. Und das ist ein verflucht langer Name, musst du wissen."
"Wie heißen Sie?", frage ich. Nicht aus Interesse. Wenn der Kunde reden will, halte ihn am Reden. Wichtige Regel, leicht zu behalten und sie garantiert das Trinkgeld.
"Du kennst meinen Namen nicht? Naja, wen wunderts. Niemand kennt den Autor. Schauspieler oder so hätte ich werden sollen. Oder zumindest Regisseur. Dann hättest du mich sicher erkannt."
"Sie schreiben Drehbücher?"
"Worauf du einen lassen kannst, Junge. Kennst du diese Serie mit dem Cop?"
"Es gibt viele Serien mit Cops."
"Genau. Darauf will ich ja hinaus. Dieser Chinese, der hat also meinen Namen auf dieses Reiskorn geschrieben. Ich habs mir an einer Kette um den Hals gehängt. Hat ja nicht jeder so was. Naja, und meine ganzen Freunde, Verwandte, alle haben sich das Ding angesehen. Und soll ich dir mal was sagen?"
"Bitte."
"Kein Schwein hat meinen Namen erkannt. Ich meine, wirklich niemand. Ist ne tolle Sache, haben alle gesagt, kunstvoll und einzigartig. Aber lesen gekonnt hats keiner. War einfach zu klein geschrieben."
"Auf so einem Reiskorn ist aber auch echt wenig Platz."
"Ja, das ist natürlich richtig." Er lacht, ist offensichtlich nicht mehr ganz nüchtern. "Und genau das ist es. Du arbeitest dir den Arsch wund, stolperst unbeholfen durch dein Leben und am Ende spielt es keine Rolle, weil es niemand anerkennt. Es sei denn, was weiß ich, du hast zufällig die Glühbirne erfunden oder so."
"Ich weiß auch nicht, wer die erfunden hat, wenn ich ehrlich sein soll."
"Siehst du? Genau das ist es. Man muss irgendwas Großes machen, wenn die Welt sich später mal an einen erinnern soll. Wie lange fährst du jetzt schon Taxi?"
"Drei... nein vier Jahre." In Wirklichkeit sind es sieben. Als ich damals angefangen habe, sollte es nur für ein paar Monate sein, bis sich was anderes ergibt. Wie immer halt. Egal, welchen Kollegen man fragt, jeder hat irgendwelche Träume und jeder macht diesen Job nur übergangsweise. Aber irgendwann wird das Leben im Provisorium so bequem, dass man mit seinem Hintern nicht mehr aus dem Ledersitz kommt bis zum bitteren Ende Leute durch die Gegend kutschiert. Claudia hat das nie verstanden. Ihr Foto am Armaturenbrett erinnert mich jeden gottverdammten Abend daran.
"Schon mal was Spannendes erlebt? Vielleicht kann ich ja mal ne Serie über einen Taxifahrer schreiben oder so. Wäre mal was anderes. Dann erinnert man sich später vielleicht mal an mich. Und an dich natürlich auch. Ich hab morgen ein Meeting, vielleicht kann ich da was deichseln."
"An mich wird sich sicher niemand erinnern. Ich fahre die Leute nur durch die Stadt. Das ist nicht spannend oder besonders."
"Schade. Wirklich schade. Hey, wir sind ja schon da."
"Ja. Ist wenig Verkehr diese Nacht."
"Was gut für mich ist, soll auch gut für dich sein." Er gibt mir zwei Zwanziger. "Der Rest ist für dich." Guter Abend.

Zwei Stunden später liege ich mit dem Gesicht nach unten im Rinnstein während irgendein Typ mir mit der Zielstrebigkeit eines rolligen Karnickels zwischen die Rippen tritt.
"Du hast die Scheibe eingeschlagen", sagt sein Kumpel. "Scheiße, Mann, mit der kaputten Tür fällt die Karre doch auf wie ein Eskimo in der Damensauna."
"Der Boss hat gesagt, wir sollen das Taxi klauen. Von der Tür war keine Rede."
"Denkst du ernsthaft, unser Klient wird sich in ein Taxi mit so einer Tür setzen?"
"Es wird ihm egal sein."
"Der Boss hat gesagt, dass wir die Karre heile lassen sollen."
"Meine Fresse, dann klauen wir halt ein anderes Taxi."
"Das wäre aber nicht nötig, wenn du auf das gehört hättest, was ich gesagt habe."
"Wer hat dich denn hier zum Boss ernannt?"
"Der Boss. Ach, scheiße, wir nehmen ein anderes. Steck seine Kohle ein und wir verpissen uns."
Zehn Minuten bis zum Krankenhaus

...

"Hier, es ist ja nicht so, dass ich es nicht versucht hätte. Ich meine, ich habs echt im Guten probiert. Hab denen immer wieder gesagt, dass die mich mit ihrer Scheiße in Ruhe lassen sollen. Aber denkst du, die hätten auf mich gehört?" Während Dingo auf mich in diesem Moment tatsächlich den Eindruck erweckt, auf die Frage eine ernste Antwort zu erwarten, gebe ich dem Wirt das internationale Zeichen für zwei Bier und einen Korn und werfe einen prüfenden Blick auf die Brüste dieser blonden Hormonorgel an Tisch vier. Dass ich dazu den Kopf drehen muss, macht die Sache für mich zwar nicht einfacher, aber so kann ich wenigstens Dingos Atem einen Moment lang entgehen und das ist für sich genommen auch nicht ausschließlich schlecht.
"Die haben einfach nicht aufgehört. Ich meine, da wär doch jeder irgendwann ausgetickt, oder? Oder?" Schon wieder eine Frage.
"Ja... nee... weiß nicht", antworte ich wage.
"Soll das heißen, du hältst mich jetzt auch für einen total Bekloppten?" So ein Abend mit Dingo läuft eigentlich immer nach dem gleichen Schema ab. Die ersten zwei Bier sind zum Anwärmen. Dann wirds drei Runden über echt lustig, bevor er dann zwei Bier lang schwermütig über den Sinn des Lebens lamentiert, um dann schließlich bei Nummer acht jedem einzelnen Typen die gottverdammte Fresse polieren zu wollen. Seine Worte. Das Praktische an Abenden mit Dingo ist, dass man immer genau weiß, in welchem Stadium man sich befindet und keine Zeit mit Zählen vergeuden muss - schätze, wir sind inzwischen beim achten Pils angekommen.
"Das soll heißen", beginne ich, "dass ich nicht so ganz nachvollziehen kann, wieso du wegen so was gleich so eine Mordssache draus gemacht hast. Ich meine, ich meine... ja."
"Das hätte jeder an meiner Stelle so gemacht."
"Ich nicht."
"Ja, schon klar. Du hättest natürlich... ach, egal. Hier, aber mal was anderes. Hast du schon mal einen Engel beschworen?"
"Dingo, du bist mein bester Freund. Ehrlich jetzt. Aber manchmal, da..."
"Ja, ich weiß genau, was du meinst. Ganz genau sogar. Komm, lass uns gehen. Ich hab Bock auf Gurkensalat."

Eigentlich kann Dingo gar nicht kochen. Und man würde es auch kaum für möglich halten, dass jemand, der Tortellini für ein Spritzgebäck hält und sich eine Mahlzeit ohne Reis nicht vorstellen kann, so einen ausgezeichneten Gurkensalat zaubern kann. Und das ganz ohne Ketchup. Aber es ist tatsächlich so - Gurken sind genau sein Ding.
Wir zahlen also unsere Biere und wanken langsam Richtung Dingos Wohnung. Die Straße runter, dann zweimal links, an der Ampel geradeaus und schließlich bei den Mülleimern rechts die Einfahrt rein. Dann die Haustür suchen, den Schlüssel ins Loch stecken, vier Treppen nach oben, den anderen Schlüssel mit der Wohnungstür benutzen und schon ist man da. Einfache Aufgabe - es sei denn, man befindet sich gerade auf der anderen Seite der alkoholischen Schallmauer.
"Jetzt mal im Ernst, hier wohnst du doch gar nicht", sage ich, weil der Dingo hier auch echt nicht wohnt.
"Doch, da auf dem Schild steht mein Name."
"Viele Leute heißen Michael mit Vornamen."
"Ja, aber aber... also... hier, der Schlüssel."
"Passt?"
"Nö. Du, weißt du was? Ich glaub, ich wohn hier gar nicht."

Zwei Versuche später öffnet sich tatsächlich Dingos richtige Wohnungstür. Irgendwie stolpern wir über die Schwelle, schälen uns aus unseren Jacken und torkeln sanft schwankend Richtung Wohnzimmer.
"Hier, sei mal leise und so. Du weckst Rita." Rita ist Dingos Freundin. Brünett und ohne besonders viel Vorbau, aber nett. Und sie versteht was vom Fensterputzen. Seit sie bei ihm wohnt, kann man zwar nicht mehr vom Boden essen - weil man dort nichts Essbares mehr findet - aber dafür im Sommer auch mal rausgucken.
"Nee, weck du sie lieber mal... ach so, verstehe. Alles klar. Psssst."
"Setz dich schon mal aufs Sofa, ich hol den Salat. Und ne Kelle. Und zwei Schüsseln. Und zwei Gabeln. Und zwei Bier. Und zwei Gläser. Und zwei Untersetzer. Und zwei... ach, komm besser doch mal mit."
"Hab ich dir eigentlich schon erzählt, dass ich gestern Abend überfallen wurde?"
"Nee. Ja. Weiß nicht. Hast du?"
"Zwei Typen, die wollten mir doch glatt das Taxi klauen. Kannst du dir das vorstellen?"
"Diese Dreckskarre? Hast du sie wenigstens ordentlich verprügelt?"
"Passiver Widerstand", rülpse ich.
"Hier, noch mal wegen dem Engel jetzt. Ich finde, das sollten wir echt mal machen. Ich hab da ein tolles Buch gelesen, wo die das erklärt haben. Mit Bildern."
"Dingo, du nervst. Ich wollte gerade erzählen, wie ich von zwei Ty..."
"Wir brauchen nur nen dritten Mann und ein paar Sachen. Ich könnte Zottel fragen, der macht doch jeden Scheiß mit."
"Ja, aber was soll uns das überhaupt bringen?"
"Weiß nicht. Aber es schadet ja auch nicht. So, jetzt komm mit in die Küche, ich hab tierisch Hunger." Ein kurzer Blick zur Wohnzimmertür, wo sich irgendwas Schlurfendes genähert hat. "Oh, hallo mein Hasenpfötchen. Haben wir dich etwa geweckt?"
"Ihr habt vermutlich den ganzen Block geweckt." So in ihrem Nachthemd sieht Rita eigentlich ganz gut aus. Trotz der Haarfarbe. "Lass mich raten, ihr hattet wieder Lust auf Gurkensalat... Nanu, was ist mit dir passiert? Du siehst ja wirklich wild aus."
"Mich haben gestern zwei Typen überfallen, Rita", sage ich. "Nicht weiter wild, tut nur weh, wenn ich lache."
"Dann lach einfach nicht." Naja, und das ist dann der Moment, in dem Rita sich daran erinnert, dass sie eine Frau ist und Frauen sich grundsätzlich um uns Männer kümmern müssen, weil Gott sie einzig zu dem Zweck erschaffen hat. "Wenn du willst, kannst du heute Nacht hier bleiben. So, jetzt esst ihr beide schön euern Salat und dann ab ins Bett."
"Sag mal", beginnt Dingo. "Den Verband, den hast du aber neu, oder?"
"Seit gestern, als ich überfallen wurde."
"Du wurdest überfallen? Alter, warum sagst du denn nichts?"

...

Zuvor ein kurzes Wort über Zottel.
Vielleicht ist er einer der wenigen Leute in meinem Freundeskreis, die ohne hinzugucken an der Auslage eines Sexshops vorbeigehen können, vermutlich ist er einer der wenigen, die beim Gedanken an eine vollkommen nackte Pamela Anderson nicht zumindest eine nette Assoziation bezüglich Tigerfellen und Schlagsahne haben - ganz sicher ist er aber der einzige Mensch überhaupt mit einem ausgeprägten Fetisch für geronnene Milch. Außerdem häkelt er gerne nackt Schals.
"Kommt rein, Jungs." Zottel trägt in seiner reichlich vorhandenen Freizeit gerne und eigentlich ausschließlich Bademäntel ohne was drunter. Im Prinzip ist mir das auch relativ gleichgültig, zumindest immer dann, solange ich mich nicht im selben Raum mit ihm befinde.
"Könntest du das freundlicherweise verdecken?"
"Hmm? Ach so... klar. Tut mir leid, ne."
"Hier, lass uns mal nen Engel beschwören", platzt es aus Dingo heraus. Er ist anscheinend echt scharf auf diese Sache. Da ist es auch erst mal zweitrangig, dass wir noch auf der Türschwelle stehen und langsam aber sicher vollregnen.
"Ja, sicher. Warum nicht... aber kommt doch erst mal rein jetzt oder so, ne."
Wir treten ein, bewundern pflichtbewusst die äußerst geschmacklose Inneneinrichtung, welche aus einem Sammelsurium alter Milchpackungen, leerer Banensaftflaschen und Häkelschals besteht, deren nähere Geschichte ich ums Verrecken nicht erfahren möchte und setzen uns aufs Sofa.
"Bananensaft? Milch?"
"Nee, kein Hunger", sage ich. Aus Erfahrung lernt man, und die Konsistenz von Zottels Milch erinnert normalerweise an Haferflocken. Ohne Milch.
"Ey, was hat denn der Dingo da eben wegen dem Engel gefaselt?"
"Den wollen wir beschwören. Also, nicht Dingo, den Engel."
"Geile Idee, Jungs. Echt jetzt. Wisst ihr, wie man sowas macht?"
"Sicher", sagt Dingo, als hätte er auf das Stichwort gewartet. "Wir brauchen dazu nur ein paar Sachen. Hast du Stinkmorcheleiter da?"

...

Walther "nenn mich Wallie" Johansson kann einer der nettesten Kerle der Welt sein.
Solange du immer tust, was Wallie sagt, ist er dein bester Freund, heißt es. Und, naja, bisher hab ich mich auch nie beschweren können. Er hat mir das Taxi gegeben und schickt mich jeden Abend gegen sieben zum Bahnhof, um Leute von A nach B zu kutschieren. Das Taxiunternehmen ist sein Leben, heißt es. Hat er selbst aus dem Nichts aufgebaut und vermutlich würde er alles tun, um den Laden am Laufen zu halten - notfalls seine Seele an den Teufel verkaufen.
Wenn man allerdings versucht, nachdem man von zwei Typen gezeigt bekommen hat, wie zerbrechlich so ein menschlicher Körper eigentlich ist, vor allem im Bereich der Nierengegend, wenn man dann also versucht, mehr als einen Tag frei am Stück zu bekommen, dann lernt man Wallie von einer ganz anderen Seite kennen.
"Attest? Ja, da scheiß ich doch mal gepflegt drauf! Und wenn du nicht Punkt sieben am Bahnhof stehst und deine Schicht anfängst, dann scheiß ich noch auf ganz andere Sachen."
"Wallie, im Ernst, ich kann heute echt nicht..."
"Du kannst nicht fahren? Warum nicht? Bist du tot?"
"Ich..."
"Nein, tot bist du nicht. Du kannst telefonieren. Du kannst dein verschissenes Handy in der Hand halten und mich mit deinen Problemen vollsülzen. Also kannst du nicht tot sein. Und wer nicht tot ist, der kann fahren."
"Aber..."
"Soll ich dir mal sagen, wie Probleme aussehen? Mann, die Kacke steht mir bis zum Hals und diese Aasgeier von der Bank wollen mich unbedingt in die Knie zwingen. Und ausgerechnet jetzt hat mir gestern irgendwer eins meiner Taxis geklaut. Pete war nur kurz bei McDonalds pissen und schon war der Wagen weg. Scheiße, ich brauch im Moment echt jeden Mann. Lass mich jetzt nicht hängen."
"Mit der kaputten Tür wird eh keiner einsteigen heute."
"Ach ja, die Tür... scheiß drauf, ich brauch dich. Komm, tu mir den Gefallen."
"Ich weiß nicht..."

Punkt halb sieben am Hauptbahnhof.
Ich reihe mich in die Kolonne der wartetenden Kollegen ein, stelle den Motor ab und krame meine Zeitung raus. Es klopft an die Scheibe.
"Hey, Mann, deine Tür ist kaputt."
"Ja. Kann ich Sie irgendwo hinbringen?"
"Mein Kumpel und ich wollen einen draufmachen. Weißt du, wo's hier gute Nutten gibt?"
"Ich kenn da so einen netten Laden am Hafen."

...

Ungefähr zur selben Zeit ein paar Straßen weiter.
Zwei Männer sitzen in einem geklauten Taxi, dessen Fahrertür sie nicht kaputtgeprügelt haben. Der Fahrer klopft mit seinem Fuß den Rhythmus der Musik aus dem Radio aufs Gaspedal - derselbe Fuß, der vorgestern Nacht seine Abdrücke auf meinen Nieren hinterlassen hat. Der Beifahrer begnügt sich mit leichtem Kopfnicken. Als das Handy klingelt, dreht er das Radio leiser.
"Boss?"
"Ja. Seid ihr bereit?"
"Wir sitzen im Taxi und warten nur auf Ihr Signal."
"Sind noch alle Türen dran?"
"Boss, ich hab ihm wirklich gesagt, er soll die Tür..."
"Wenn ihr mir das nächste Mal einen meiner Wagen klauen wollt, lasst ihn bitte dabei heile, ja? Und versucht dann auch bitte, meine Fahrer am Leben zu lassen."
"Tut mir leid, Boss. War keine gute Aktion. Aber bei diesem Wagen lief es besser."
"Gut. Aber denk ja nicht, dass die Sache damit durch wäre, Stinky. Wir beide wissen, dass ihr beim ersten Mal Scheiße gebaut habt. Und darüber werden wir noch reden, wenn die Sache hier vorbei ist. Jetzt schwingt eure Hintern zum Bahnhof. Unser Mann kommt um halb acht mit dem Zug."
"Geht klar, Boss. Wir sind schon unterwegs." Stinky macht das Handy aus und nickt dem Fahrer zu. "Tritt aufs Eisen."

Am anderen Ende der Stadt legt Wallie den Hörer auf die Gabel und wischt sich den Schweiß von der Stirn.
"Wir gehen davon aus, Sie haben die Lage im Griff." Es ist nur eine Stimme aus der Dunkelheit. Wallie braucht die Person ihm gegenüber nicht zu sehen, um sie zu erkennen. Die Stimme reicht, eine Stimme, die Schwefel und Maden lebendig werden, ganze Heerscharen der Unterwelt vor dem inneren Auge auflaufen lässt. Hätte Gott eine Stimme gehabt, wäre dies hier ihre Negation gewesen.
"Es... es ist alles in bester Ordnung."
"Wir hoffen sehr, dass Sie Recht haben. Wir möchten Sie ungerne verfrüht zu uns rufen müssen, wenn Sie verstehen, was wir meinen."

...

Während ich also mit meinem Taxi ohne Tür am Bahnhof stehe, Stinky und sein Kumpel sich in Petes Taxi auf den Weg machen, um ihren Mann abzuholen und Wallie seine nette Gesellschaft genießt, währenddessen also befinden Zottel und Dingo sich auf einer Art geheimen Mission.
"Ey, was stehtn hier, Mann?"
"Wo?"
"Na, hier."
"Stierpenispulver."
"Ach so, danke. Junge Frau, wir hätten gerne... ey, wie viel?"
"Zwei Dosen."
"Zwei Dosen Stierpenispulver. Hätten wir gerne. Ich und mein Kumpel. Er hier. Und ich." Die Alte schenkt Zottel ein anzügliches Lächeln, rückt ihren viel zu großen Hut zurecht, vermutlich damit man die Warzen nicht so sieht, und sagt irgendwas auf Sanskrit.
"Hier, ich glaub, die hat dich nicht verstanden. Du nuschelst ja auch."
"Boah, Dingo, das ist jetzt irgendwie echt nicht der Zeitpunkt, mich zu kritisieren, ne. Wenn du denkst, dass du das besser kannst, ja, dann machs doch besser."
"Nee, war ja nicht so gemeint und so. Du weißt, reden ist nicht so meins." Eine solche Hütte hätte man höchstens in einem alten Märchen erwartet, mit ihren krummen Giebeln, hoffnungslos schiefen Wänden, fehlenden Dachziegeln, blinden Fenstern und dem Geruch nach zu urteilen ohne jegliche sanitäre Anlagen. Oder vielleicht noch in Österreich, aber keinesfalls hier.
Der kleine Raum ist vollgestellt mit allerlei wurmstichigen Regalen, einem ebenhölzernen Tisch, ein paar alten Schrumpfköpfen, dem eingefrorenen Herzen von Elvis Presley, diversen alten Zauberbüchern, einem dampfenden Kessel voller undefinierbarem Zeugs, der Blase des Kings, ziemlich viel Gerümpel, einer Waschmaschine und natürlich der alten Hexe selbst. Alles in allem also recht wenig Platz für die beiden Besucher.
"Hurrr Igut tran kzut", sagt sie in der Sprache der Alten, einer Sprache, die sie selbst vor drei Minuten erfunden hat und bedenkt Zottel mit einem weiteren ebenso zahnlosen wie herzerweichenden Lächeln.
"Ich glaub, die steht auf dich. Vielleicht kannst du uns ja nen Rabatt klar machen."
"Ey, Klappe jetzt. Wir wissen ja nichtmal, ob sie..."
"Stierpenispulver!", brüllt die Alte plötzlich und beginnt, sich um die eigene Achse zu drehen, als hätte sie der heilige Hexenpapst persönlich soeben in ein dämonisches Kettenkarussell ohne Fahrpreisermäßigung verwandelt.
"Ja. Das und dann noch eine Tube Stinkmorcheleiter. Bitte."
"Engel!" Die Hexe verliert sich in einem undeutlichen Singsang, in dem lediglich die Worte Engel und Haferschleim zu verstehen sind.
"Dingo, was meinste? Ist das jetzt ein gutes Zeichen?"

...

Es ist Viertel nach sieben, ich sitze in meinem Wagen, das Radio plärrt irgendwelche Popsongs über unerwiderte Liebe und ich bastle an meiner Eroberungstaktik, falls genau jetzt meine Traumfrau an mein Fenster klopfen würde, damit ich sie in die Stadt bringe.
"Ich kenne da ein paar nette Restaurants", würde ich sagen und ihr demonstrativ nicht in den Ausschnitt starren.
"Mir ist nicht so nach Essen heute Abend." Ihr Lächeln würde mich unwillkürlich an all die schönen Dinge erinnern, die ich schon immer mal mit einer Frau machen wollte und die ich mir jetzt vorstelle.
"Mir auch nicht."
"Haben Sie denn eine andere Idee, wo Sie mich jetzt hinbringen könnten?"
"Also, mir würde da schon etwas einfallen."
"Kann ich mein Gepäck dann im Wagen lassen, oder werde ich meine Sachen brauchen?" Ich glaube, sie würde vermutlich Claudia heißen. Alle tollen Frauen heißen Claudia.
"Das kommt drauf an, was das für Sachen sind."
"Leichte." Das süffige Lächeln einer Frau, die seit sieben Monaten ununterbrochen in einem Güterzug voller siebzigjähriger Männer und zwei lesbischer Frauen gesessen hat und jetzt dringend jemanden braucht, der sie mal so richtig...

"... zum Adlerhof bringen?"
"Was?"
"Ob Sie mich zum Adlerhof bringen können?" Die Person ist blond. Aber leider nicht weiblich. "Sie wissen schon, dieses Hotel."
"Oh ja, natürlich. Tut mir Leid, ich war kurz in Gedanken woanders."
"Verstehe. War sie hübsch?" Manchmal glaube ich, dass alle Männer Brüder sind. Wir wissen einfach, wie wir ticken.
"Ja, das war sie."
"Natürlich ist sie das. Machen Sie mir die Tür auf, oder soll ich die Scheibe auch noch einschlagen?" Er lacht und zeigt auf meine kaputte Fahrertür.
"Ja, natürlich. Soll ich den Kofferraum öffnen? Für das Gepäck."
"Das wird nicht nötig sein. Ich habe nur das hier." Er zeigt mir einen Schuhkarton, grau, unscheinbar. Dann steigt er ein, ich trete aufs Gas und fädele mich aus der Schlange der wartenden Taxis in den Verkehr ein. Im Rückspiegel erscheint kurz Petes Taxi, das in diesem Moment auf dem Parkplatz vor dem Bahnhof eintrifft.
"Scheint, als wäre alles in bester Ordnung", sagt mein Beifahrer.
"Ja, abgesehen von meiner Tür vielleicht."
"Glauben Sie mir, ich hätte es weitaus schlimmer treffen können."

...

"Hey, war er das nicht?"
"Wer?"
"Der da vorn. In dem Taxi."
"Was?"
"Unser Mann."
"Der Typ da vorne in dem Taxi ist unser Mann?"
"Denke schon. Ich hab doch hier das Foto."
"Aber das kann nicht sein. Es ist noch nicht halb."
"Egal, das war er. Da verwett ich deinen Arsch drauf. Hat vermutlich nen Zug eher genommen."
"Dreck! Und jetzt?"
"Den Boss anrufen können wir nicht. Der macht uns die Hölle heiß, weil wirs verbockt haben."
"Wir haben es doch nicht verbo..."
"Sitzt der Mann in unserem Taxi? Nein, tut er nicht. Also haben wirs verbockt."
"Und jetzt?"
"Der Boss hat gesagt, egal was passiert, er darf auf keinen Fall das Hotel erreichen. Hinterher, würd ich sagen."
"Klar, warum auch nicht. Warte mal... wieso meinen Arsch?"

...

Man kann über Zottel und Dingo ja sagen, was man will. Dass sie ungehobelte Drecksäcke sind, zum Beispiel. Oder man könnte ihren sehr sorglosen Umgang mit Hygiene im erweiterten Sinne herausstreichen. Oder ihren Lebenswandel. Dingo zum Beispiel gleicht ja seinen eklatanten Mangel an Kraft aus purer Überzeugung durch die Abwesenheit von Schnelligkeit und das komplette Fehlen von Agilität aus und gleicht in Sachen Ausstrahlung oft einem sehr komatösen Elch. Was man über meine Freunde aber keinesfalls sagen kann, ist dass sie keine guten Freunde wären.
Zum Beispiel die Sache mit dem Engel. Es hat mich echt nur siebzehn Minuten und drei Versuche gekostet, bis ich ihnen klarmachen konnte, dass sie sich für diese Beschwörung einen anderen dritten Mann suchen sollten, weil ich das alles für total bescheuert hielt.

"Was soll ich machen?", fragt der Neue und versucht, an seiner Milch zu nippen. Ein gänzlich zum Scheitern verurteiltes Unterfangen, neigt Zottels Milch naturgegeben doch dazu, nach oben zu fließen. Sein Kühlschrank steht im Erdgeschoss und intelligente Lebensformen wählen immer den direkten Weg nach Hause.
"Setz dich erst mal da hin. Nee, nicht auf die Pizzakartons, auf den Sessel. Nee, lieber doch nicht, der hat nur drei Beine. Nimm doch die Pizzakartons." Niemand weiß, wofür Zottel einen Hobbykeller braucht und irgendwie hält es auch niemand für nötig, ihn danach zu fragen. Vermutlich aus Angst vor der Antwort. Aber jetzt jedenfalls sitzen Dingo, Zottel und der Neue um den alten vergammelten Tisch herum und versuchen, sich zu konzentrieren.
"Hier, seid mal ruhig jetzt. Ich muss das hier mal eben lesen."
"Soll ich das Penispulver schon mal klarmachen?"
"Nix da. Das vergammelt doch, sobald es an die Luft kommt. Steht hier. Und hier auch noch mal. Lass das mal lieber zu jetzt."
"Gut, du bist der Boss. Aber die Kerzen, ne, die kann ich doch schon mal... oder vergammeln die auch?"
"Nee, tun sie nicht. Mach an, die Dinger. Und du... wie war noch dein Name? Egal, du kannst inzwischen das Licht ausmachen und die Schale holen. Oder noch besser, du holst erst die Schale und machst dann das Licht aus."
"Is gut. Wo ist die Schale?"
"Das weißt du nicht?"
"Hey, ich bin neu hier. Ich war noch nie in... Zottel, ja? Ich war noch nie in Zottels Haus."
"Okay", sagt Zottel. "Ist irgendwie total leicht, ne. Einfach die Treppe hoch, dann am Klo vorbei, aber nicht reinfallen, hihi, und dann die zweite Tür links oder so. Schalen stehen auf dem Schrank."
"Du kannst den Neuen doch nicht alleine in deine Küche schicken. Also, ich meine, in deine Küche... mein ich."
"Doch, geht. Ich mach schon mal den Stinkmorcheleiter auf, ne."

...

"Darf ich Sie was fragen?"
"Geht es um die Tür?"
"Ja."
"Fragen Sie."
"Was ist mit der Tür passiert?"
"Vorgestern Abend wurde ich überfallen. Zwei Typen, die mein Taxi haben wollten."
"Und die haben die Tür eingeschlagen?"
"Ja. Die Tür und mich auch." Wenn der Kunde reden will, halte ihn am Reden. Wichtige Regel, leicht zu behalten und sie garantiert das Trinkgeld. "Eigentlich hätte ich ja jetzt zu Hause liegen und meine Wunden pflegen sollen, aber mein Chef..."
"Ja, so etwas kenne ich", sagt er und streichelt über den Deckel seines Schuhkartons. "Mein Chef ist auch oft streng."
"Was machen Sie denn?"
"Oh, meine Aufgabe besteht darin, Dinge von A nach B zu bringen. Normalerweise fahre ich dazu nicht mit dem Zug, aber mein Chef hat mir verboten, zu fliegen. Meine Fracht ist zu wichtig."
"Verstehe. Keine Sorge, bei mir ist Ihr Karton sicher. Darf ich Sie etwas fragen?"
"Sie möchten wissen, was in meinem Karton ist, richtig?"
"Ich meine, es geht mich natürlich nichts an und ich möchte auch nicht indiskret..."
"Eine Singularität."
"Ach, echt?" Ich habe nicht die geringste Ahnung, was eine Singularität ist.
"Ja. Unglaublich wertvoll und gefährlich, wenn in den falschen Händen. Ich bin wieder dran mit fragen." Wieder dieses Lächeln in seinem Gesicht. "Wer ist die Frau da auf dem Foto?"
"Eine Freundin." Claudia. "Von früher."
"Erinnerungen an eine bessere Zeit?"
"Erinnerungen an die einzig gute Zeit."
"Wenn die Zeit gut war, warum ist sie dann nur noch eine Erinnerung?"
"Das war ziemlich kompliziert." War es eigentlich nicht wirklich. Hatte etwas zu tun gehabt mit endlosen Nachtschichten, vergessenen Geburtstagen, zu vielen Entschuldigungen, zu vielen Tagen des Nebeneinanders ohne das Miteinander. Das Übliche.
"Ja, das ist es immer. Vorsicht, die Ampel ist rot."

Etwa eine Sekunde später gibt es den ersten Aufprall. Ein Ruck geht durch das Taxi, mein Begleiter lässt beinahe seinen Karton fallen und ich knalle mit dem Kinn auf das Lenkrad. Ein Blick in den Rückspiegel, hinter uns und teilweise in meinem Kofferraum steht Petes Taxi. Der Beifahrer zieht eine Kanone.
Ich entscheide mich spontan, auf die rote Ampel zu scheißen und gebe Gas.

...

"Hier, mach mal den Kreis runder da."
"Der ist doch voll rund."
"Nee, isser nicht", mault Dingo. "Da ist noch eine Ecke dran. Und da ist auch noch eine. Das ist wichtig. Hier steht, wenn der Kreis nicht rund ist kann mans gleich lassen mit dem Engel."
"Wie soll ich denn einen Kreis legen aus fünf Räucherstäbchen?"
"Indem du dich mal ein wenig mehr anstrengst hier. Wäre das möglich?"
"Ja, ist ja gut, ne. So besser?"
"Besser."
"Ey, du Typ!" Zottel wirft einen ziemlich bösen Blick in Richtung des Neuen, der gerade versucht hat, den Inhalt seines Milchglases auf den Boden zu kip... zu stellen. "Sowas wirft man nicht weg. Stell das mal schön auf die Heizung, wo es hingehört."
"Hier, jetzt gib mir doch mal deine Hand, Zottel."
"Wieso das denn jetzt wieder?"
"Ja, Beschwörung und so."
"Ey, voll gut. Kann ich jetzt das Stierpenispulver aufmachen?"

...

"Was sind das für Typen?", frage ich zwischen einer ziemlich gewagten Rechtskurve und einem nicht minder gewagten Ausweichmanöver um eine alte Frau herum.
"Ich weiß es nicht. Aber ich kann mir denken, in wessen Auftrag sie hier sind."
"Wenn wir hier heil rauskommen, müssen wir uns dringend darüber unterhalten."
"Ich bezweifle... Hund!... ich bezweifle, dass Sie das verstehen... autsch... würden."
"Ich bezweifle, dass ich das verstehen will."
Die beiden Typen im Taxi hinter uns geben nicht auf. Der Fahrer ist verflucht gut und hat auf jedes meiner Manöver den passenden Konter parat. Der Beifahrer beugt sich aus dem Fenster und ballert wild mit seiner Knarre in der Gegend rum.
"Vielleicht wäre jetzt der richtige Zeitpunkt zum Beten", sagt mein Beifahrer und schließt die Augen. "Biegen Sie links ab! Da ist eine Baustelle."
"Wie oft waren Sie schon dieser Stadt?"
"Noch nie." Er lächelt. Schon wieder. "Vertrauen Sie mir."
"Okay, aber woher wissen Sie..."
"Glauben Sie mir, es gehört zu meiner Aufgabe, so etwas " Dann war er verschwunden.

...

"Irgendwie hat das nicht geklappt."
"Ja, irgendwie nicht."
"Ey, vielleicht hast du dich verlesen?"
"Ich hab mich nicht verlesen."
"Hier zum Beispiel. Was steht da?"
"Da steht, dass man nach der Zeremonie Tau Jeli Man Sau sagen soll. Ne Formel vermutlich."
"Ja, dann mal los."
"Hab ich doch längst gemacht hier. Eben gerade. Hast du Tomaten im Ohr?"
"Ja. Aber blätter mal um. Da geht der Spruch noch irgendwie weiter."
"Echt? Oh, Kacke, du hast Recht. Man muss auch noch Op Kjang Dru hinterher..." In diesem Moment wird Dingo jäh unterbrochen, als es einen Knall gibt, der sich in Lautstärke und Tonlage am ehesten mit einem umgekehrten Pistolenschuss vergleichen lässt, dann die übliche Rauchsäule und schließlich...
"zu wissen." Sagt der Engel und sieht Richtung Himmel. "Oh ja... gute Idee, Chef."

...


Ein paar Tage später

"Zum Flughafen bitte... hey, das gibt’s ja gar nicht! Du bists."
"Guten Abend. Wie war Ihr Meeting?"
"Beschissen, kann ich dir sagen. Echt mal beschissen. Kann ich einsteigen?" Ich öffne die Tür und mein Fahrgast steigt ein. Die Fahrt verläuft ruhig, er sagt nichts, also halte ich die Klappe. Dann, nach etwa fünf Minuten, braucht er doch wen zum Reden. "Ich hab dir doch letzte Woche von meiner Idee erzählt, oder?"
"Sie haben von Reiskörnen gesprochen."
"Ja. Auch. Aber dann meine Idee. Weißt schon, mit der Serie über den Taxifahrer."
"Ich erinnere mich."
"Du erinnerst dich? Scheiße, endlich mal was Gutes in dieser miesen Woche. Sonst erinnert sich nämlich niemand an mich, musst du wissen. Naja, jedenfalls hab ich denen vom Sender davon erzählt. Lasst uns ne Serie über nen Taxifahrer machen, hab ich gesagt. Was der so erlebt und so. Und jetzt rate mal, was die gesagt haben."
"Sie haben abgelehnt?"
"Worauf du einen lassen kannst. Langweilig, haben die gesagt. Kein Potential und so. Verdammter Mist, sag ich dir. Aber scheiß drauf. Wir beide wissen es besser."
"Ja, vermutlich tun wir das."
"Ich meine, dir passieren doch sicher oft komische Sachen, oder? Ich meine, du hast doch allein letzte Woche sicher tierisch was erlebt."
"Geht so. Einmal wurde ich überfallen und einmal hab ich gesehen, wie ein anderes Taxi gegen einen Kran gefahren ist."
"Das ist doch ein Anfang. Weißt du was, wenn ich das nächste Mal in der Stadt bin, reden wir da drüber bei nem Milchkaffee. Hast du noch mehr solche Sachen auf Lager?"
"Mehr? Nee, eigentlich nicht. Das wars so ziemlich."

 

So. Ziemlich lang, oder? ;)

Wieder so ein Zwitter, der in so ziemlich jede Rubrik passen würde und gleichzeitig in keine so wirklich passt. Ich hab mich letztlich für Humor entschieden, weil der Grundtenor ein unterhaltend heiterer ist.
Dennoch bitte ich zu beachten, dass dies keine reine Humorgeschichte ist. Mir ist bewusst, dass sie gemessen an der Länge eigentlich zu wenig echte Gags hat, um in dieser Rubrik zu bestehen. Ich würde euch daher bitten, wenn ihr diesen Text kommentiert, nicht nur den humoristischen Aspekt zu betrachten, sondern ihn an allen Messlatten zu messen, die es gibt. Sowohl inhaltliche als auch technische.
Danke im Voraus.

 

Hi gnoebel!

Ich finde, die KG ist in dieser Rubrik sehr gut aufgehoben, gefällt mir sehr gut und ist witzig. Mir hat es gefallen, dass es in der KG keine von diesen offensichtlichen Gags gibt. Die Personen und wie sie reden ist viel unterhaltsamer und auch gut geschrieben. Das Unrealistische an der KG rechtfertigt diese Rubrik dann endgültig, das ist nämlich auch komisch.
Die Länge hat mich nicht gestört, ob ich 5 kurze oder eine lange Geschichte lese ist ja egal und durch den Perspektivenwechsel und dadurch, dass nicht Unnötiges drinsteht wird die KG auch nicht langweilig.
Das Ende finde ich auch gut, su spannst einen Bogen zum Anfang und dadurch, dass du nicht das komplette Ende ausformulierst, gehst du auch nicht die Gafahr ein, dass das die KG kaputtmacht.
Alles in allem also eine sehr gelungene KG, lediglich die zwei idotenhaften Gangster waren mir ein bisschen zu klischeehaft. Trotzdem: Beide Daumen nach oben, hab ich sehr gern gelesen.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi gnoebel,

nix! Kein Zwitter, passt gut in diese Rubrik.

Und du hast es mir nicht leicht gemacht: anfangs dachte ich, nee, bitte nicht so eine Kumpel- und Kneipengeschichte. (Dabei fällt mir auf, dass viele deiner Geschichte mit Kneipen oder Pils zu tun haben - ist das Absicht? Oder täusche ich mich?)

Dann wurde es aber richtig gut und rasant und witzig. Vielleicht, weil ich Geschichten über Engel und Teufel mag (auch wenn der Teufel nur eine Minirolle hat).
Viele nette Details auch, Zottel und Dingo fand ich Klasse (schon die Namen).

Was mich gestört hat:
Ganz gut ist das mit den Perspektiven nicht gelöst. Du behälst den Icherzähler zwar bei (was würde dir für eine Wahl bleiben), aber richtig konsequent ist das trotzdem nicht. Das finde ich einfach unschön, wenngleich ich nun auch nich wüsste, wie man das umgehen könnte.
Zweitens: das Ende. Naja, naja, irgendwie hatte ich mit einem Knall gerechnet.
Du schließt den Kreis, verknüpfst Anfang und Ende - da ich aber den Einstieg mit dem Autor nicht so gelungen fand (um ehrlich zu sein sogar etwas fad), gefiel mir auch der Schluss nicht sonderlich.

Eines noch:

So, jetzt esst ihr beide schön euern Salat und dann ab ins Bett."
"Sag mal", beginnt Dingo. "Den Verband, den hast du aber neu, oder?"
"Seit gestern, als ich überfallen wurde."
"Du wurdest überfallen? Alter, warum sagst du denn nichts?"
Das hier würde ich wirklich weglassen - der hat schon sooooo einen Bart.
Ist aber - wie immer und ich will keine Kritik ohne dieses Wort posten :D - Geschmacksache.

In diesem Sinne
c

PS So lang war sie gar nicht - ist mir zumindest nicht so vorgekommen.

 

Moin Steerie und chazar,

Danke fürs Lesen und Kommentieren erstmal. Freut mich riesig, daß es euch gefallen hat. War ne schwere Geburt, dieser Text.

Ich war (und bin) mir diesmal echt unsicher wegen der Rubrik und es freut mich, daß ihr mir mit meiner Wahl zustimmt. Und wenn diese doch recht lange Geschichte euch beim Lesen nicht so lang vorgekommen ist, ist das generell auch schon mal ne feine Sache.

Steerie schrieb:
und dadurch, dass nicht Unnötiges drinsteht
Find ich toll, daß es dir so ging. Ich hatte echt Bedenken, ob ich nicht zuviele Nebenschauplätze aufgemacht habe. Es ist schön, in so einer heiklen Frage bestätigt zu werden.
lediglich die zwei idotenhaften Gangster waren mir ein bisschen zu klischeehaft.
Ja. Ich werd mal versuchen, die zu entklischeeisieren.
chazar schrieb:
Dabei fällt mir auf, dass viele deiner Geschichte mit Kneipen oder Pils zu tun haben - ist das Absicht? Oder täusche ich mich?
Das ist Absicht. Diese Kneipenkumpelsache ist der Rahmen, in dem ich mich oft bewege, um meine Geschichten zu erzählen. Meine Lieblingsspielwiese sozusagen.
Du behälst den Icherzähler zwar bei (was würde dir für eine Wahl bleiben), aber richtig konsequent ist das trotzdem nicht.
Meinst du die Stellen gegen Ende, wenn Dingo und Zottel bei der Hexe sind und den Engel beschwören? Ja, da ist ein Perspektivwechsel drin.
Und da ich nicht weiß, wie man das umgehen könnte (weil der Ich-Erzähler in diesen Situationen ja nicht dabei ist), erkläre ich das hiermit kurzerhand zum Stilmittel :D
Naja, naja, irgendwie hatte ich mit einem Knall gerechnet.
Hehe... ja, wie so oft bei mir, hat auch dieser Text keine Pointe.

Der Reiz dieser Geschichte besteht für mich darin, daß sie auf zwei Ebenen spielt: Die des Taxifahrers und die des Engels. Die eigentlich interessante Geschichte ist sicherlich die des Engels (was ist in der Kiste? Warum will der Dämon es haben? Warum will der Engel ins Hotel? etc) - aber die wird hier nur am Rande kurz angerissen.
Der Taxifahrer ist nur eine kleine Randfigur in dieser Geschichte. Er ist nicht ihr eigentlicher Held (obwohl er in dieser Episode natürlich doch zu einem Helden wird), deshalb bekommt er das eigentliche Finale nichts mit. Für ihn ist tatsächlich nicht viel passiert in dieser Woche - er wurde überfallen und hat gesehen, wie ein Taxi gegen einen Kran fährt - und genau das soll die Schlusssequenz nochmal deutlich machen.

 

Hätte man damals jemandem erzählt, dass nur wenig später anstelle dieses Nichts ein ganzes Universum stehen würde - komplett mit Sonnen, Planeten, Dinosauriern und diesen lustigen kleinen Asteroiden, die man manchmal im Fernsehen sieht - dann hätte dieser Jemand einem sicher den kosmischen Vogel gezeigt und dann damit fortgefahren nicht zu existieren.
hehe, da wollte ich doch fast den Pedanten auspacken, da kommst du mir zuvor ;)
Und, alles was Recht ist, das ging echt ratzfatz.
hehe
Das Praktische an Abenden mit Dingo ist, dass man immer genau weiß, in welchem Stadium man sich befindet und keine Zeit mit Zählen vergeuden muss - schätze, wir sind inzwischen beim achten Pils angekommen.
sorry, Pedant: Wenn man immer genau weiß, wieso schätzt er dann?
Ich hab Bock auf Gurkensalat."
wieso ausgerechnet Gurkensalat? :(
kann man zwar nicht mehr vom Boden essen - weil man dort nichts Essbares mehr findet
:D
"Nee, weck du sie lieber mal... ach so, verstehe. Alles klar. Psssst."
:lol:
"Setz dich schon mal aufs Sofa, ich hol den Salat. Und ne Kelle. Und zwei Schüsseln. Und zwei Gabeln. Und zwei Bier. Und zwei Gläser. Und zwei Untersetzer. Und zwei... ach, komm besser doch mal mit."
hehe
(ich geh jetzt essen, les später weiter)
(so, zurück. Gut gesättigt. jetzt hab ich Lust aufn kleinen gnoebelgeschichtennachtisch)
Trotz der Haarfarbe.
was haschn gegen brünett?
Oder vielleicht noch in Österreich, aber keinesfalls hier.
:D
"Hurrr Igut tran kzut", sagt sie in der Sprache der Alten, einer Sprache, die sie selbst vor drei Minuten erfunden hat und bedenkt Zottel mit einem weiteren ebenso zahnlosen wie herzerweichenden Lächeln.
wieso ist hier plötzlich das Präsens präsent?
"Is gut. Wo ist die Schale?"
"Das weißt du nicht?"
"Hey, ich bin neu hier. Ich war noch nie in... Zottel, ja? Ich war noch nie in Zottels Haus."
"Okay", sagt Zottel. "Ist irgendwie total leicht, ne. Einfach die Treppe hoch, dann am Klo vorbei, aber nicht reinfallen, hihi, und dann die zweite Tür links oder so. Schalen stehen auf dem Schrank."

hehehe

Hi gnoebel,

insgesamt sehr amüsant.

Zwei Sachen:
Was machen die mit dem Engel? Welche Idee hatte der Chef des Engels? Wieso musste er überhaupt die Singularität in ein Hotel bringen? Wasn des fürn Ende? Gut, war jetz bissl mehr als zwei, aber egal.

Die betreffenden Stellen erinnern mich ein wenig an Dogma, nur eben umgekehrt, dass der Teufel versucht, den Engel aufzuhalten. Sozusagen.

Und dann hab ich ganz wenig an Taxi gedacht, diesen (zugegeben witzigen und guten) Franzackenfilm. :)

Aber schon eigenständig, natürlich. Die Dialoge wie immer Sahne (nein, keine saure), und die Geschichte als Komplettpacket gut und wie gesagt amüsant.

Tserk!
P.S: Gefundene Fehler werden dir von Tzerk Interscope per PN zugeschickt.
P.S.S:

So. Ziemlich lang, oder? ;)
meintest du das ernst? (ich frage wg dem Zwinkersmilie). Mir kam sie - trotz 14 Seiten, was sich zugegeben lang anhört - überhaupt nicht lang vor. War sehr kurzweilig.

 

Moin Tserk,

Danke fürs Lesen und so, wie immer :D
(freut mich echt, daß du mein Zeug so durchgehend liest)

wieso ausgerechnet Gurkensalat?
Weil ich, als ich diese Sequenz schrob, ein leckeres Schüsselchen ebendiesen Salates am Verputzen war (ähnliches gilt übrigens auch für den Bananensaft).
Reichlich willkürlch, gebe ich zu.
was haschn gegen brünett?
Alle tollen Frauen sind blond und heissen Claudia (wobei mir gerade auffällt, daß ich diesen Satz aus der Geschichte gestrichen hab... warum auch immer)
wieso ist hier plötzlich das Präsens präsent?
Weil es eigentlich in der ganzen Geschichte präsent ist, abgesehen im Satz direkt davor (wo ich es aber soeben geändert hab).
insgesamt sehr amüsant.
Aber schon eigenständig, natürlich. Die Dialoge wie immer Sahne (nein, keine saure), und die Geschichte als Komplettpacket gut und wie gesagt amüsant.
Das freut mich.
Was machen die mit dem Engel? Welche Idee hatte der Chef des Engels? Wieso musste er überhaupt die Singularität in ein Hotel bringen? Wasn des fürn Ende?
- Wer macht was mit dem Engel?
- Der Engel hat um Rettung gebetet und wenig später wird er an einen anderen Ort beschworen.
- Keine Ahnung. Siehe auch meine Antwort an chazar: der Text ist eigentlich nur eine Randepisode einer viel größeren Geschichte (die es nicht gibt - ist also kein Romanausschnitt oder so). In dieser größeren Geschichte wird es dann evtl wichtig, was der Engel im Hotel will. In meiner Geschichte nicht, weil der Taxifahrer mit der Sache nichts zu tun hat.
- Ein abruptes
meintest du das ernst? (ich frage wg dem Zwinkersmilie). Mir kam sie - trotz 14 Seiten, was sich zugegeben lang anhört - überhaupt nicht lang vor. War sehr kurzweilig.
Ja, meinte ich ernst. Das ist immerhin eine der längsten Geschichten von mir überhaupt - aber ich finds wirklich toll, daß sie dir nicht lang vorkam.

PS:

P.S: Gefundene Fehler werden dir von Tzerk Interscope per PN zugeschickt.
Heissen Dank, ich hab alles brav verbessert.

 

(freut mich echt, daß du mein Zeug so durchgehend liest)
ist ja auch nicht verwunderlich, bei der fast durchgehend sehr hohen Qualität
Weil ich, als ich diese Sequenz schrob, ein leckeres Schüsselchen ebendiesen Salates am Verputzen war
so genau wollt ichs gar nicht wissen :( (sorry)
Alle tollen Frauen sind blond und heissen Claudia
ich kenn ne tolle Frau namens Claudia, die brünett ist. Und jetzt? :p
(wobei mir gerade auffällt, daß ich diesen Satz aus der Geschichte gestrichen hab... warum auch immer)
bei mir stand er noch drin
Weil es eigentlich in der ganzen Geschichte präsent ist, abgesehen im Satz direkt davor (wo ich es aber soeben geändert hab).
ups *rot*
- Wer macht was mit dem Engel?
die Beschwörer. Also, jetzt ist er bei denen, und was machen sie nun? Aber nach der Antwort zur Singularität (sorry, dass ich noch mal gefragt habe, aber ich lese selten andere Kommentare), denke ich, dies ist auch für diesen Ausschnitt der Geschichte (obwohl es natürlich die ganze ist, schon klar) nicht wichtig? Hätte mich halt nur interessiert ...
- Der Engel hat um Rettung gebetet und wenig später wird er an einen anderen Ort beschworen.
"zu wissen." Sagt der Engel und sieht Richtung Himmel. "Oh ja... gute Idee, Chef."
erst mal (peinlich, peinlich): Fehler übersehn: wissen", sagte;
dann: daraus schloss ich halt, dass er zum Himmel schaut, weil el Chefe ihm grad eine neue Idee mitteilt. :)
Heissen Dank, ich hab alles brav verbessert.
:thumbsup:

Tserk!

 

Hi gnoebel,

muss sagen, dass mir deine Geschichte sehr gut gefallen hat. War neben "Geschichte fast ohne Drachen" die beste die ich bisher von dir gelesen habe.

Im Gegensatz zu meine Vorkritikern hat es mich überhaupt nicht gestört das nicht erklärt wird wozu die beiden einen Engel brauchen. Ich fand genau daran hat die Geschichte ihren Reiz.

Es waren zwar nicht die großen Lacher drinnen, aber die Geschichte hat viel Tempo und wie du die beiden Handlungsstränge verknüpfst fand ich auch klasse.

Das Einzige, was mich etwas gestört hat war der erste Absatz, also:

Am Anfang, also ganz am Anfang, da gab es nichts.

Hätte man damals jemandem erzählt, dass nur wenig später anstelle dieses Nichts ein ganzes Universum stehen würde - komplett mit Sonnen, Planeten, Dinosauriern und diesen lustigen kleinen Asteroiden, die man manchmal im Fernsehen sieht - dann hätte dieser Jemand einem sicher den kosmischen Vogel gezeigt und dann damit fortgefahren nicht zu existieren. Denn damals, als es noch nichts gab, hätte man ziemlich lange suchen können, bis man jemanden gefunden hat, der einem zuhören würde. Und das, obwohl es noch gar keine Orte gab, wo man sich hätte verstecken können.
Jedenfalls entstand wenig später - wobei wenig später angesichts des vollkommenen Mangels an Zeit ein eher dehnbarer Begriff war - das Universum. Die gesamte Masse von allem hatte es satt, noch länger in eine Singularität von der Größe eines Atoms komprimiert zu sein, und so dehnte sich das Universum aus.
Und, alles was Recht ist, das ging echt ratzfatz.


Der hat mir den Einstieg in den Text nicht leicht gemacht, und da er keine näher Bedeutung für den Rest hat, würde ich einfach vorschlagen ihn zu löschen.

Aber ansonsten: Daumen hoch!

lg neukerchemer

 

Moin Neukerchemer,

Danke auch dir füs Lesen und kommentieren. Schön, wenns dir gefallen hat.

Im Gegensatz zu meine Vorkritikern hat es mich überhaupt nicht gestört das nicht erklärt wird wozu die beiden einen Engel brauchen. Ich fand genau daran hat die Geschichte ihren Reiz.
Das ist gut.
Der hat mir den Einstieg in den Text nicht leicht gemacht, und da er keine näher Bedeutung für den Rest hat, würde ich einfach vorschlagen ihn zu löschen.
Oh doch, der hat sogar eine zentrale Bedeutung. Der erste Absatz erklärt nämlich, worum es eigentlich geht, bzw was in der Kiste ist.


@Tserk:

ich kenn ne tolle Frau namens Claudia, die brünett ist. Und jetzt?
gefärbt
Also, jetzt ist er bei denen, und was machen sie nun? Aber nach der Antwort zur Singularität denke ich, dies ist auch für diesen Ausschnitt der Geschichte nicht wichtig?
richtig ;)

 

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