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Teigschlacht

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23.01.2002
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Teigschlacht

Teigschlacht


Mein neues Küchenwunder! Mit dem flinken Schneidemesserquirl hat es in Nullkommanix die Nüsse granuliert, die dem Nusskuchen den Namen geben sollen. Jetzt brauche ich die Rührschüssel aber für den Teig und schütte das Nußgebrösel auf einen Teller. Die mäßig temperierte Margarine zu zerkleinern dürfte den Messern eigentlich keine Mühe bereiten.

Sie säbeln auch sofort diensteifrig eine Scheibe ab. Die schmiegt sich flach auf den Schüsselboden und läßt die Messer über sich hinweg sausen, während sich das große Stück Fett mit angezogenen Beinen an die Schüsselwand geheftet hat und so den Messern geschickt ausweicht.

Ich öffne den Deckel, kratze die Festplatte vom Boden und drücke den großen Fettkloß in den Aktionsradius der Guilloutineklingen. Das wiederhole ich noch elf Mal, bis die Margarine grobschollig im Kreis herum jagt. Schaumig gerührt sieht allerdings anders aus. Vielleicht beschleunigt der Zucker den Zersetzungsprozeß. Er läßt sich nur widerwillig unterbuttern, dafür aber um so lieber obenauf im Kreis herumchauffieren. Wenigstens ist der Teigschaber auf meiner Seite und wir schieben das Gemenge in die Mitte. Die häufigen Unterbrechungen nützt der Motor für ein wenig Abkühlung, aus dessen Lüftungsschlitzen schon bedenklicher Schmorgeruch drängt.

Der Deckel hat durch das häufige Beiseitelegen bereits mehrere Auflagen schmierig-zuckriger Olympiaringe auf der Arbeitsplatte hinterlassen.

“Jetzt die Nüsse dazugeben“.

Die Masse läßt sich zu einer melierten Farbe überreden, ich muß nur noch den gelben Bodensatz unter dem Messerrundlauf lösen und der übrigen Masse zuführen. Der Teigschaber entpuppt sich als unverzichtbares und integratives Werkzeug bei dieser Art Küchenmaschine. Nur das etwas tiefer gelegte Zentrum des Rührschüsselbodens gelingt ihm nicht zu erreichen, es bleibt daher ungerührt in der Mitte kleben.

Mittlerweile hat sich der Teig eiförmig zusammengerauft und fährt, angetrieben durch die Messer, lustig Karussell. Der Schaber muß mal wieder dazwischenfahren.

“3 Eigelb, dann 300 g Mehl und gut 1/8 l Milch“.

Die Masse hat mittlerweile den ¾-Pegel der Rührschüssel überschritten. Wann hätte ich eigentlich am sinnvollsten das Eiweiß schlagen sollen? Vor den Nüssen? Dann wären die anschließend sicherlich in der Schüssel ausgerutscht. Ich hätte den Schnee in ein weiteres Behältnis ausleeren und die Schüssel auswaschen und trocknen müssen. Oder etwa danach?

‚Alles geschieht im selben Gefäß‘, heißt es in der Anleitung, ‚d.h., es ist möglich, mehrere Arbeitsgänge aneinanderzureihen, ohne daß die Arbeitsschüssel zwischendurch gereinigt werden muß‘. Ja von wegen. Ich gebe zu, daß ich mogle, als ich mit meinem alten Handrührgerät nebenbei schnell das Eiweiß schnittfest schlage.

Der Motor meiner Küchenfee keucht und röhrt schwer beim Vermengen. Er hat einfach keinen Bock mehr. Schmorwölkchen kräuseln sich wütend aus seinen Nüstern. Ich kräusle wütend zurück.

“Zum Schluß den Eischnee unterheben“.

Löffelweise drapiere ich die Schneeballen um den Mittelholm herum. Die Masse wölbt sich halbkugelförmig über den Rand hinaus und ich unterhebe äußerst behutsam. Vielleicht sollte ich dazu alles in eine größere Schüssel umfüllen, woran mich allerdings der Ehrgeiz hindert, die versprochene Einschüsselzubereitung wenigstens ansatzweise einzuhalten.

“Füllen Sie den Teig in eine gefettete Springform“!

Ich bin mir immer noch nicht schlüssig, ob es nun geschickt ist, mit der Hand im Teig nach dem Quirl zu tauchen, um diesen zu extrahieren; er saugt sich nämlich mit Unterdruck im Teigsumpf fest und sein glitschiger Mittelholm widersetzt sich erfolgreich dem Herausziehen. Oder ob es besser ist, Teig und Quirl einfach in die Springform zu kippen, wobei mir das Messer dabei ein Loch in das Backpapier sticht und ich mir trotzdem schmierige Finger hole oder aber Löffel für Löffel für Löffel auslöffele.

Was sich beim Rühren im Schaft des Quirls hochgearbeitet hat, entzieht sich leider meinem Zugriff und einer eventuellen Verwendung. Ich kann das unvollständige Gemisch aus Zucker, Eigelb und Margarine nämlich nur mit heißem Wasser herauslösen, weil dafür kein Imbusschaber mitgeliefert worden ist.

Während ich die diversen Quirls und Gefäße abwasche, überlagert allmählich der Duft des Kuchens den Schmorgeruch und ich bedanke mich mit Handschlag und zartem Spülbürstenstreicheln bei meinem Teigschaber. Wir haben gewonnen.

 

Liebe Annette M.!

Klasse, Deine Küchenwunder-Anti-Werbung!

* :thumbsup: * :thumbsup: * :thumbsup: * :thumbsup:

Auch mir ist das gute alte Handrührgerät am liebsten, mit dem man am Boden der Schüssel herum oder in die Ecken fahren kann, wie man es braucht. ;)

Zwei Dinge noch:

Es heißt Inbus statt Imbus und die Mehrzahl von Quirl ist Quirle, nicht Quirls.

Alles liebe
Susi

[Beitrag editiert von: Häferl am 24.01.2002 um 07:58]

 

Hallo, Annette,

deine Beschreibung dieser (zumindest für mich) äußerst ätzenden und außerdem undenkbaren Backleistung hat mir ausgesprochen gut gefallen. Auch hast du das jämmerliche Versagen des High-Tech-Equipments sehr gut in Wort und Stil gefaßt.
Weiter, so!

Antonia :)

P.S.: Kann ich ein Stück Nußkuchen haben?

 

Satire ist es wohl, wenn auch auf der nach oben offenen Richterskala Satire der Stufe I. :p

 

@Lakita: Da geht es Dir wohl so, wie Uffi mit Deiner Katzengeschichte, oder?

 

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