Testament
Zwischen Spülen und Bad putzen, rausgegangen, auf die Straße. Frau gesehen. Nicht angesprochen. Onaniert. Heftig. Nachgedacht, über die Welt. Na, ihr wisst schon. Das Leben, den Sinn. So und so. Dies und das. Selles und jenes. Wo kommst du her? Sag mal, dein Gesicht, das kommt mir ziemlich bekannt vor!? Ach, wirklich? Nun... ich bin an Spannung nicht so sehr interessiert. Ich bin ein Langweiler. Aber Diskussionen, ja, Diskussionen liebe ich. Viele Fragmente, zu viele. Kann schon sein. Wieder mal gespült, wieder mal Bad geputzt. Wieder mal rausgegangen. Ach, wirklich? Fuck this shit. Nein, nein, nein. Stop. Tempo raus, bitte! Das ist mir zu hektisch.
Okay.
Also, ich hab Probleme. Es geht mir nicht so gut in letzter Zeit. Ich bin einsam. Ich habe oft Durchfall. Und Brechreiz. Ich muss kotzen. Glaube ich, ja, das Gefühl ist stark, der Drang zu kotzen. Doch. - Ich weiß nicht ob ich dir helfen kann. Du bist sehr vage in deinen Ausführungen. Was ist das? Ein generelles Problem? Ein spezifisches? - Ich bin einsam. - Einsam, du suchst Freunde? Kontakte? Eine Freundin? - Ja, vielleicht. Oder nicht. Hast du einen Freund? - Ja. -
Schade.
Ich will nicht dein Freund sein. Ich habe keine Lust Geschichten zu hören aus deinem Alltag. Das würde ich nicht ertragen. Warum hast du dich so wenig gemeldet? Das war nicht nett. Jetzt einmal die Woche, ja, bißchen besser... aber: es reicht mir nicht! Ich sehne mich. Ich habe Sehnsucht. Nein, streich Sehnsucht. Wehmut. W-E-H-M-U-T. Ein wunderschönes Wort. Beim Spülen oder Bad putzen, bleibt da Zeit für Wehmut?
Nein.
Wehmut, die kommt, wenn es dich aus der Bahn wirft. Wehmut, das ist dieses Gefühl, dieses: da ist noch was. Da muss doch was sein. Oder da war was. War da was? Ja, ein Teller. Ein Teller mit angetrockneten Essensresten. Schwer zu spülen. Mühsam. Anstrengend. Zur Entspannung: In die Wehmut flüchten. Mit Wehmut Weiber weich kriegen. Geht das? - Ich denke nicht. Bei mir klappt es nicht, ich stehe mit beiden Beinen fest im Leben. So? Herzlichen Glückwunsch!
Danke.
Gern geschehen. Ich habe den Verdacht. Diesen schrecklichen Verdacht. Dass du mich langweilig findest. Ein Langweiler. Keine Parties zwischen Spülen und Bad putzen? Nun? Einsam? Sag es noch mal: W-E-H-M-U-T. Spürst du es auch? Glaubst du wir zwei könnten einfach nackt im Feld liegen und die Welt Welt sein lassen und das Leben Leben und uns einfach verstehen. Und ich würde nicht mal eine Erektion bekommen. Weil darum ginge es nicht. Obwohl schon ein verstohlener Blick auf deine Hüften reicht. Ist das eine Liebeserklärung? Ich denke du siehst das nicht so. Ich weiß du siehst das nicht so. Denn zwischen Spülen und Bad putzen da ist kein Platz für Romantik.
Die Romantik ist tot. Sie war eine Totgeburt. Und die Haut, sie stört nur. Sich unwohl fühlen in der eigenen Haut. Mir geht es so. Im wahrsten Sinne... Nun, irgendeine Idee? - Ja, tanzen! - Tanzen, ich kann nicht tanzen, ich mache mich lächerlich! - Ich denke du liebst Musik? - Tanzen!?
Musik!
Schon eine Möglichkeit. Projektionsfläche. Auch für W-E-H-M-U-T. Zwischen Spülen und Bad putzen. Sehr, sehr fragmentarisch. Wer bist du? - Ich weiß das am aller wenigsten! Ich weiß auch nicht ob ich dich suche. Oder ob ich alleine bin. Sein muss. Wenn du nicht da bist, aber ich dich suchen muss, dann bin ich nicht alleine. Aber wenn ich dich suche und du bist nicht da. Dann bin ich
tot.