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Tiefblau & Sattgrün

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07.05.2006
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Tiefblau & Sattgrün

Es war einfach ein herrlicher Sommer - das Wetter schien von Tag zu Tag blendender zu werden und ließ Millas gute Laune jeden Tag auf ein neues aufleben.
Es machte ihr Freude, selbst unbekannten Gesichtern auf der Straße ihr schönstes Guten-Morgen-Lächeln zu schenken.
Manchmal stibitzte sie sich sogar im Garten des dicken Herrn Schallück von nebenan, im Vorbeigehen klammheimlich eine der wunderschönen dunkelroten Gerbera, die sie so liebte und steckte sie sich als Kopfschmuck in ihr lockiges braunes Haar.

Aber nicht das unentwegt schöne Wetter oder die Wutausbrüche Herrn Schallücks hatten in ihr mitten im Sommer die schönsten Frühlingsgefühle hervorgerufen - nein, vielmehr war es das angenehme Kribbeln im Bauch und der erhöhte Herzschlag, wenn sie an Carlos dachte.
Carlos war einfach umwerfend.
Er sah natürlich umwerfend aus, seine dunklen, etwas zerzausten Haare und der drei-Tage-Bart verliehen ihm so etwas Verwegenes.
In Kombination mit den zwei verschiedenfarbigen Augen - das eine tieflblau und das andere sattgrün - war er wahrhaftig der Typ Mann, den so manche Frau gerne an ihrer Seite gesehen hätte.

Oder der gerne als Opfer, wie eine Fliege in das Netz einer Spinne, in die Arme von Milla laufen würde...

Gezweifelt hatte sie nie an Carlos.
Obwohl er nur eines besaß, war er bemerkenswert blauäugig und Milla rieb sich schon nach kurzer Alaufzeit die Hände, bei der Vorfreude, hinter den Namen "Carlos" schon in absehbarer Zeit ein schön geschwungenes, in roter Tinte gezeichnetes Häkchen zu setzen.

Es lief wirklich besser, als sie es erwartet hatte - ein versehentliches Loch in der Plastiktüte vom Supermarkt nebenan, duzende Artikel auf dem Bordstein und ein sich, nach Millas weiblichen Reizen, lippenleckender Carlos.
Perfekt, jetzt noch ein versehentlicher Stolper in den schwarzen Pumps, ein gekonnter Augenaufschlag und auch dieser arme Kerl würde in Millas Falle sitzen.
"Das ist wirklich unglaublich nett von dir. Kann ich mich vielleicht mit einem Kaffee bei dir revanchieren?"
Natürlich konnte sie. (Fragt man einen Hund, ob er ein Leckerchen haben möchte?!)
Man lachte über dies und das und sprach über Gott und die Welt.
Das war jedenfalls nicht gelogen, denn Millas Leben, so wie sie es Carlos präsentierte, gab es nicht.

Fast schon hatte sie ein bisschen Mitleid, mit dem treudoof dreinschauenden Carlos, der sie, wie ein kleiner Junge sein Fußballidol, anhimmelte.
Aber eben auch nur fast. Schließlich hatte sie es hier mit einem Mann zu tun.

Somit ist auch das Bauchkribbeln und der erhöhte Herzschlag zu erklären - Milla freute sich einfach nur immer ungemein darauf, ihm im Anfangsstadium ihrer kleinen Odyssee von ihrem wilden Leben zu erzählen.
Was sie schon alles erlebt, gemacht und erfahren hat... Diese Geschichten ließen sein männliches Denken wohl in eine Richtung driften, von der Milla gar nicht so genau wissen wollte, wo genau das hinführen würde.
Aber glücklicherweise war sie in diesem Theater ja diejenige, die die Fäden in den Händen hielt und genau das nutzte sie auch schamlos aus.
Sie wusste schon, wie sie Männer dazu brachte wie ein dressiertes Äffchen genau das zu tun, was ihr im Sinn stand.
Zeit für Hobbies muss schließlich bleiben, gerade die karrierebewusste Frau von heute sollte zusehen, ein ausgeglichenes Leben zu führen.

Da Männer allerdings dazu neigen, Milla mit ihrer kindlichen Begeisterung schnell zu langweilen, beschließt sie meist nach drei Monaten, diese ganze Liaison zu beenden.
Aber natürlich musste dieses Finale einer Frau wie Milla würdig sein.
Mit einem "Tut mir leid, aus uns wird nichts" gab sie sich nicht zufrieden.
Und Carlos war ein solches Prachtexemplar an Mann!
In seiner Naivität was ein tiefes Dekoltée und ein paar Andeutungen das richtige Theme betreffend angingen, war einfach unschlagbar.

Nein, wenn das Stück "Carlos" beendet wär, müssten die Vorhänge noch edler, der Applaus noch lauter und die Rufe nach Zugabe noch zahlreicher sein.
Und genau dieses Vorhaben wollte Milla auch in die Tat umsetzen.

Die Vorbereitungen dazu bedurften keines großen Zeitaufwandes - ein kleiner Einkauf und ein Besuch bei einer guten Freundin. Beruf: Apothekerin.

Die Vorspeise, ein Caprese mit frischem Basilikum und das nachfolgende Seezungenfilet mit Rosmarinkartoffeln, waren einfach herrlich, sie hatte sich mal wieder selbst übertroffen.
Und eigentlich tat es ihr auch schon im Voraus leid, dass Carlos den köstlichen Nachtisch gar nicht wird genießen können...

Sie brachte die Teller des Hauptgangs in die Küche, und bevor sie mit den Schälchen gefüllt mit leckerem Tiramisú zurückkehrte, griff sie sich, mit einem giftigen Lächeln auf den Lippen in die Hosentasche.

 

Hallo Adrastea,

kein sehr innovativer Plot, aber was soll's. Schließlich braucht man ja auch Raum für ein paar Schreibübungen. :)

Im Grunde ist deine Geschichte ganz nett geschrieben. Für meinen Geschmack ist sie aber in weiten Teilen zu beschreibend, es gibt zu wenig direkte Aktion. Außerdem neigst du extrem zu Füllwörtern.

Milla freute sich einfach nur immer ungemein darauf,
Das ist nur ein Beispiel. Sicher sind manche Zusatzinfos manchmal ganz nützlich, aber hier ist es mir ein bisschen zuviel des Guten.

von der Milla gar nicht so genau wissen wollte, wo genau das hinführen würde.
Wortwiederholung (der Füllwörter ;) )

Einmal verfällst du plötzlich ins Präsens.

Ich würde der Protagonistin noch etwas mehr Tiefe verleihen und den Plot durch direkte Aktionen lebendiger gestalten. Du könntest dadurch dem Leser viel mehr zeigen, als es nur zu berichten.

Viele Grüße
Kerstin

 

Hallo Kerstin!

Danke für deine Kritik... Wenn ich ehrlich bin, habe ich bis jetzt bloß im Literatur-Kurs in der Schule gschrieben - dafür hat´s gereicht ;)
Vielleicht bekomm ich ja hier die Möglichkeit, ein bisschen zu feilen, selbst wenn´s bloß zum sinnvollen Zeitvertreib dient :)

Liebe Grüße!

 

hallo Adrastea

für die Langsamen unter uns:
was genau besorgt sich denn die nette Dame aus der Apotheke? :confused:

zur Kg bei ANtwort mehr

grüßlichst
weltenläufer

 

Hallo Weltenläufer,

im Nachhinein muss ich sagen, dass mir bei dieser Idee wohl "Die Apothekerin" von Ingrid Noll im Kopf rumspukte... ;)
Eigentlich dachte ich an eine kleine, fiese Giftampulle, die das Tiramisú zu einem besonderen Highlight des Abends macht :Pfeif:

Gruß, Adrastea

(Ich sollte die Geschichte wirklich nochmal überarbeiten)

 

Gift, ja das hatte ich mir gedacht, hätte aber auch eine Art liebestrunk oder so sein können, deswegen die Frage...

Also zur Geschichte - ich teile ich die Punkte mit katzano.
Der Plot ist nicht neu, aber es ist auch nicht verkehrt bekannte Dinge neu zu verfassen. Was hier vehement fehlt, ist die Tiefe deiner Protagonistin. Dadurch bleibt alle so ein bisschen grau in grau, uund das ist natürlich schade.

Was auch schade ist, sind Sätze wie dieser:

In seiner Naivität was ein tiefes Dekoltée und ein paar Andeutungen das richtige Theme betreffend angingen, war einfach unschlagbar.

wirkt fast so, als hättest du dir die Kg nicht noch einmal im Nachhinein durchgelesen...

Aber was solls - aller Anfang ist schwer.
Nicht entmutigen lassen, heißt die Divise!

Würde mich über eine Überarbeitung freuen

grüßlichst
weltenläufer

 

Hallo Adrastea,

deine Geschichte ist zu geradlinig: Erst passiert dies, dann das … so geht es immer weiter, ohne Spannungsbogen. Warum es gleich einen Mord geben muss ist auch nicht klar.

Manche Sätze sind umständlich geschrieben:

„duzende Artikel auf dem Bordstein und ein sich, nach Millas weiblichen Reizen, lippenleckender Carlos.“

(dutzende)

„Es war einfach ein herrlicher Sommer - das Wetter schien von Tag zu Tag blendender zu werden und ließ Millas gute Laune jeden Tag auf ein neues aufleben.“

- man sagt zwar `blendendes Wetter´ aber die Steigerung ist eher ungebräuchlich. (Neues)

„Perfekt, jetzt noch ein versehentlicher Stolper in den schwarzen Pumps“

- Stolperschritt (Stoperer - klingt aber nicht gut).

„beschließt sie meist nach drei Monaten, diese ganze Liaison zu beenden“

- die Liaison zu beenden (eine halbe kann sie nicht beenden, natürlich geht es um „diese“).

Ich glaube, du musst in diese Geschichte noch etwas Arbeit investieren, eine überraschende Wendung wäre nicht schlecht.
Also - weiter schreiben, bis es flutscht!

L G,

tschüß Woltochinon

 

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