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Tiefste Melancholie der Suchenden

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24.04.2003
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Tiefste Melancholie der Suchenden

Nebelschleier und Schneeschauer, eingebettet zwischen Gebirgen mitten dort im überhaupt Nichts.
Sie legten diesen Pfad - Gott wusste, wer den angelegt hatte - müde und schlaftrunken zurück.
Ein Weg im Diesseits der Dinge, wo es keine Menschen geben durfte.
Ein Adler zog weite Kreise unter dunklem, schläfrigen Himmel; Geröll bröckelte müde Fratzen zeigend in die Ewigkeit der uneinsehbaren Schlucht. Die Luft war dünn zu atmen.
Das Tier demonstrierte seine Kunststücke, vollführte vor dem Massiv gerade und auch kreisende Bahnen, erschuf zufällige Wege in der Luft.
Sie keuchten schwer, stolperten jedoch weiter.
Inmitten aller Verlassenheit, hielt er die Karte gen Himmel.
Grau in Gräue. Alles ohne Sinn.
Sie nickte.
Hier, wo alles Nichts war und sämtliches ohnehin verloren, gab es tatsächlich diesen Eingang im Fels. Immer schon dagewesen.
Gemeinsam sahen sie sich ihn an, öffneten die Luke.
Eine Leiter, in die Tiefe der Welt führend.
"Wir haben die Fabrik gefunden", sagte er.
Sprosse um Sprosse stiegen sie hinab. Bald schon sollte alles Bitterkeit sein.

Sie erreichten die merkwürdige, vom Wasser geflutete Halle, in den Innereien des Berges verankert. Einige Stege verliefen zur Mitte und mündeten in eine stählerne Plattform.
Düster war es hier. Nur eine schwache Lichtquelle irgendwo von oben; das Wasser jenseits der Metallbrücken muffig und schwarz.
Als sich die Luke hinter ihnen schloss, wussten sie, dass es kein Zurück mehr gab.
"Was ist das", fragte sie.
Zwei Geräusche.
Eines war der ewige Laut einer weit entfernten Maschine. Wie ein Hammer, der im Sekundentakt auf Metall schlug.
Das andere war die Obszönität eines lauten Furzes, der in ein gejammertes, klagendes Röcheln überging.
Immer und immer wieder.

Sie nahmen sich in die Arme, voller Angst.
"Wo kommt das her?"
Er konnte es erst nicht beantworten, vernahm dann jedoch den prallen Schleimbeutel, der weit über ihnen in einer Ecke der Halle pulsierte.
Ein Fragment war es bloß.
"Es existieren hier seltsame Wesen."
Einige Sekunden lang standen sie auf der mittleren Plattform, sammelten sich, während die gewohnte Welt um sie herum in eine groteske Erinnerung zerfiel.
Sie musste weinen.
"Wir machen das", flüsterte er. - "Ich schaue mich um."

Die Tür glitt lautlos auf, und ein langer Korridor erstreckte sich vor ihm.
Sofort sah er die Glaswand an seinem Ende, und den gigantischen Sessel, dessen wuchtige Rückseite sich gleich hinter dem Glas erstreckte.
Ob da jemand saß?
Sehr, sehr langsam näherte er sich der durchsichtigen Wand, doch blieb ihm nicht mehr als die Sicht von hinten.
Vor dem Sessel standen einige blinkende Apparaturen.
Zaghaft klopfte er gegen das Glas. Dann kehrte er um.
Er konnte unmöglich sehen, wie das merkwürdige Wesen in dem Sessel seine Augen aufgerissen hatte.
Erst viele Minuten später, als er längst zurück in die Halle gekehrt war, schloss es diese wieder und träumte weiter.

"Wir müssen den Fluss finden. Den Fluss im Berg, der durch die Schluchten führt", sagte er zu ihr. Doch sie konnte jetzt schon nicht mehr.
Ziellos irrten sie durch die Gänge, entdeckten Andeutungen von Dingen, die sie nicht wissen wollten.
Irgendwann schwammen beide dann durch enge Pässe im Felsmassiv, vernahmen Bewegungen unter den Füßen.
Ganz kurz noch grauer Himmel am oberen Ende; Enge, dass sie sich die Schultern anstießen.

"Dies ist das Triebwerk der Welt und wir werden ihren Schöpfer finden", beruhigte er sie.

Dann verschwanden sie in einem dunklen Durchlass.

Vielleicht gibt es einen Antrieb, der uns in dieser Welt zu funktionierenden Maschinen seiner Zahnräder macht.
Was wohl geschieht, findet jemand jemals diese Fabrik.

 
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Hi Cerberus81!

Deine Geschichte zum TdM hat mir sehr gut gefallen, wobei ich allerdings nicht weiß, was sie nun mit dem TdM zutun hat.
Sie war spannend, flüssig zu lesen und rechtschreibfehlerlos. Kurz: Sehr gut.

bwwwwwaaaaaarfffffff .... uhhhhhhooooohhhhuhhhhh
Diese Stelle fand ich ein wenig unpassend, hat mMn die Atmosphäre ein wenig zerstört.

Deine Sprache hat mir gut gefallen und hat gut zum Thema gepasst, wobei ich mir die zwei Personen zwar nicht vorstellen kann, aber alles andere dafür um so lebhafter.

Im ersten Abschnitt versteht man so gut wie nichts, aber man kann sich trotzdem etwas vorstellen. Berg, Höhle, Pfad und zwei Menschen, die etwas suchen.

Hat mir gut gefallen, auch wenn es mMn nicht zum TdM gepasst hat.

Vielleicht gibt es einen Antrieb, der uns in dieser Welt zu funktionierenden Maschinen seiner Zahnräder macht.
Was wohl geschieht, findet jemand jemals diese Fabrik.
Dieser letzte Satz war auch richtig gut. Gutes Ende für deine Story.
Aber "Was wohl geschieht, findet jemand jemals diese Fabrik" würde ich streichen. Meine Meinung.

MFG
T2

 

Hallo Cerberus81,

sehr, sehr kurze Geschichte, ich denke, aus der Idee hättest Du etwas mehr herausholen können. Gegruselt hab ich mich jetzt leider überhaupt nicht. :shy: Und die Erotik konnte ich ebenfalls nicht erkennen. :hmm:
Dein Stil war allerdings angenehm zu lesen!
Ich muß mich also Torsten2 anschließen; paßt auch meiner Meinung nach nicht zum Thema des Monats. Obendrein finde ich die Story ausbaufähig, so ist sie für mich jedenfalls zu kurz, um wirklich Atmosphäre aufbauen zu können.
Ach so, diese Stelle hier

bwwwwwaaaaaarfffffff .... uhhhhhhooooohhhhuhhhhh
fand ich ebenfalls unpassend. Das bremst den Textfluß. ;)

Liebe Grüße
stephy

 

Tag, Cerberus!
Ich kann mich dem Tenor der Vorkritiker nur anschließen: :confused:
Wahrscheinlich bin ich wirklich zu blöd, um den "Sinn" der Geschichte auch nur erahnen zu können. Ein Mann und eine Frau watscheln durch die Berge, finden eine Leiter, die in die Tiefe der Welt (hä?) hinabführt, steigen runter, sehen eine Fabrik (?) und das war´s.

Auch beim Stil bin ich mir nicht sicher, was ich davon halten soll. Schon der erste Satz ließ mich stolpern:

Nebelschleier und Schneeschauer, eingebettet zwischen Gebirgen mitten dort im überhaupt nichts.

1. "Nichts" groß geschrieben.
2. Die Wörter passen in dieser Kombination für meinen Geschmack irgendwie nicht zusammen.

Es gab noch einige andere Passagen, die ich sperrig fand. Ja, das sagt ein Lovecraft-Fan. :D

Und, bitte: Was hat das Ganze mit dem Thema des Monats zu tun?

Wenn ich deine Story bewerten müsste, gäbe es dafür ein Fragezeichen.
Aber dieses Problem habe ich ja öfters mal mit deinen Geschichten. Ich geb´s zu: Ich bin eine Mainstream-Sau.

 
Zuletzt bearbeitet:

Na ja, Reise zum Mittelpunkt der Erde, irgendwie ein sehr mittelalterliches Szenario.
Ich hab ne Abneigung gegen solche betont großen Sätze:

Inmitten aller Verlassenheit, hielt er die Karte gen Himmel.
Hier, wo alles Nichts war und sämtliches ohnehin verloren,
Ich meine: Geht's auch ne Nummer kleiner? Was willst du damit überhaupt sagen? Das sind Sätze wie Seifenblasen.

Das ist nen Comic-Szenario, das du da entwirfst. Eine altvordere Rassen mit riesigen Maschinen hat die Schöpfung betrieben und ruht nun irgendwo im Erdinneren und "wartet", das ist ein ganz alter Hut.
Und mehr als das bloße Szenario bietest du nicht. Mich erinnern solche Geschichten immer an einen Schachspieler, der höchst sorgfältig zwanzig Minuten damit verbringt, das Brett zu putzen und die Figuren aufzustellen, und dann einfach den König umwirft und nach Hause geht.

Zum TdM passt die Geschichte auch nur, wenn man krampfhaft versucht, es auf eine metaphorische Ebene zu hieven. Dann fängt man an und sagt so Sachen wie: "Die Suche nach dem Ursprung der Schöpfung ist auch immer eine Suche nach dem Sinn der eigenen Existenz." Und: "Damit ist es auch eine Suche nach dem eigenen Ich." Und: "Daher müssen sie auch zu zweit suchen, denn nur mit einem Seelenverwandten ist das eigene Ich komplett."
Aber ernsthaft: Örks.

Gruß
Quinn

 

Von "Watscheln" steht aber nix im Text. ;)

Hallo Cerberus,

Ich denke, die suchen nach einer Fabrik, die alles Lebende steuert. Produziert wird es durch das "Wesen", bei dem sie nur mal kurz angeklopft haben.

Ziellos irrten sie durch die Gänge, entdeckten Andeutungen von Dingen, die sie nicht wissen wollten
Irgendwie fremdgesteuert.

Die Comic-Laute sollten dringend raus. Die Geräusche sind ja vorher schon beschrieben, das reicht völlig aus.

Erst viele Minuten später, als er längst zurück in die Halle gekehrt war,
Wenns ohne Mitwirkung eines Besens geschah, dann sollte es so heißen: Erst viele Minuten später, als er längst in die Halle zurückgekehrt war"

Stellenweise sehr schön Stil, so wie hier:

Geröll bröckelte müde Fratzen zeigend in die Ewigkeit der uneinsehbaren Schlucht.

Ich finde die Geschichte insgesamt lesenswert, auch wenn sie wie ein "Fragment" daherkommt.

Beste Grüße, nic

 

Hallo zusammen.

Ja, so ist das leider oft, wenn man versucht einen Traum niederzuschreiben :D
Den Zusatz Thema des Monats hab ich jetzt mal entfernt, der hat wohl wirklich nicht gepasst, habt ihr Recht.
Die Comiclaute sind auch raus.

Ansonsten: Tja, was soll ich sagen ... war eher ein Experiment, und das ist wohl insgesamt nicht ganz so geworden, wie ich es mir erhofft habe.

Euch allen vielen Dank fürs Lesen und Kommentieren

Grüße

Cerberus

 

Hi nightshadow.

Danke für die lobenden Worte.
Die Szene mit dem Wesen war mir sehr wichtig. In Gedanken hatte ich das Bild, aber es war schwer, das Ding in Worte zu fassen.

Grüße

Cerberus

 

Hallo Höllenhund,

Mir hat deine Geschichte sehr gut gefallen. Der Stil ist überwiegend flott ohne dass jedoch die Athmosphäre leidet und das Ende hat mich eskalt erwischt. Besonders den letzten Satz fand ich gelungen.
Deine Geschichte erzeugt zwar keinen Horror, bei dem sich der Leser nach jedem Absatz nervös über die Schulter blickt, doch finde ich die grundlegenden Gedankengänge, durchaus beunruhigend.
Auch das Argument die Grundidee sei abgegriffen verstehe ich nicht ganz. Natürlich sind die Fragen nach dem Ursprung unserer Existenz und nach der Natur unseres Seins alt, aber: Hat jemand hier eine adäquate Antwort darauf vorzuweisen? :hmm:
Allerdings tätest du gut daran, die Geschichte ein wenig zu entstauben. (Ich weiß, da denken jetzt einige: Das sagt ja mal der Richtige! :D )
Gerade der Einstieg sollte vielleicht gekürzt werden, wenn man sich ansieht, wie knapp die Geschichte ansonsten ist. Und Formulierungen wie

Hier, wo alles Nichts war und sämtliches ohnehin verloren, gab es tatsächlich diesen Eingang im Fels.

"Es existieren hier seltsame Wesen."

wirken wirklich etwas abgedroschen.


Gruß,
Abdul

 

Hallo AbdulAlhazred!


Erstmal danke fürs Lob.
Du meinst, ich sollte den Anfang kürzen? Hmmm ... stimmt zwar, dass er im Vergleich zum Rest etwas lang geraten ist, allerdings wollte ich durch ihn die Einsamkeit der Gegend zur Geltung bringen.
Mal schauen.

Viele Grüße

Cerberus

 

Hallo Cerberus,

kurz angebunden aber stilistisch alles andere als lakonisch. Im Westen nichts Neues, möchte man sagen. Eine Geschichte, die sich wie ein Prolog zu mehr liest ... Auch wenn die Vagheit des Erzählten natürlich überaus angenehm die eigene Fantasie fordert.

Die Situation, die Höhle, das Wesen im Sessel (Ich musste an die Leiche des außerirdischen Piloten am Anfang von Alien denken), das alles beschreibst anschaulich quasi ohne Worte. Also, natürlich nicht ganz ohne, aber ... du weißt, was ich meine. :hmm:

Irgendwo am Anfang wird zweimal darauf hingewiesen, dass die Protagonisten sich „im Nichts“ oder „da, wo nichts ist“ oder so ähnlich befinden. Das stört in einer so kurzen Geschichte und ich würd’s halbieren.

Oh, und diese Dialogzeile: „Es existieren hier seltsame Wesen“ lädt in ihrer Gestelztheit eher zum Schmunzeln ein.

Hat mit gefallen.

Grüße

JC

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi Proof!

Der Anfang wurde jetzt schon mehrmals angesprochen. Ich les nochmal drüber.
Die Dialogzeile, die du ansprichst, wirkte im Traum sehr beängstigend auf mich :D
Also einen Teil der Geschichte habe ich geträumt, dann wurde ich wach, befand mich aber noch in diesem hypnotischen Halbschlafzustand, und in dem habe ich die Geschichte dann komplettiert (gedanklich natürlich).
Kurzum: Ich würde den Satz gerne stehen lassen.

Vielen Dank fürs lesen und kommentieren.

Grüße

Cerberus

EDIT: Ach, und Proof: Den Furz werde ich natürlich drinlassen :D

 

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