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- 01.09.2005
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Tims Belohnung
Ungeduldig riss Tim das Klebeband von dem Paket. Nur eine dünne Schicht Karton trennte ihn jetzt noch von der Belohnung für seine Treue. Zwölf Monate, zwölf Hefte, zwölf Sammelbilder mit Zerion, dem intergalaktischen Peacemaker. Die Bilder sollte man einschicken, mehr brauchte es für den spendablen IronFist-Kultcomic-Verlag nicht, um den ergebensten Fans des Weltraumritters ein ganz besonderes Geschenk zu machen. Die Eier.
Eigentlich hatte Zerion, von dem Tims Vater einmal behauptet hatte, er sähe aus wie ein Trüffelschwein in einem Taucheranzug, ihn schon seit Monaten nicht mehr interessiert. Zu austauschbar waren die Abenteuer der Comichelden, hatte man sie erst mal rund zehn Hefte lang verfolgt, zu nervtötend die Penetranz, mit der x-mal getötete Schurken wieder ins Leben zurückkehrten, wenn den Autoren nichts besseres einfiel.
Nein, Zerion hatte viel von seiner Magie verloren, als Tim vor einigen Monaten zum ersten Mal Brüste wahrgenommen hatte. Als diese banalen Dinger plötzlich angefangen hatten, etwas in ihm zu bewegen. Auf eine so physische Art, brennend, zitternd und doch alles andere als unangenehm, dass Zerion und seine ewig gleich ausgehenden Kämpfe („Wir werden uns wiedersehen, Zerion! Das ist noch nicht das Ende!“) gegen die Kerilier einfach keinen vergleichbaren Stimulus mehr boten. Welchen Stimulus können Geschichten, die nur den Träumen zu fressen geben, schon bieten, der es mit der konkreten, anfassbaren, fleischlichen Freude einer Erektion aufnehmen könnte?
Und doch hatte Tim weiter Monat für Monat die neueste Ausgabe gekauft, sie aber nur noch auf dem Klo überflogen, das Sammelbild aus der Mitte gerissen und das Heft anschließend in den Müll geworfen. Eine ganz besondere Danksagung, die der Verlag für die Einsendung der Zerion-Sammelbilder versprochen hatte, hatte ihn so aggressiv unökonomisch handeln lassen. Die Eier.
Natürlich glaubte Tim nicht mehr an den Weihnachtsmann und auch Pulver, aus dem sich bei Hinzuschütten von Wasser innerhalb weniger Tage prähistorische Mini-Dinosaurier entwickelten, hätte eigentlich längst in die Fantasieabstellkammer seiner endenden Kindheit gehört. Aber selbst wenn etwas (Böses?) in ihm flüsterte, dass dies das letzte Mal sei, bevor das Erwachsenenleben mit seinen Lieben, Toden und Ausbildungsplatzsuchenden keinen Platz mehr lassen würde für die naive Überzeugung, dass vielleicht irgendwo hinter dem Regenbogen tatsächlich ein Land Oz existierte – Der Wunsch zu erschaffen war stärker gewesen als die heraufziehende Realitätsabhängigkeit.
Tim gierte danach, Leben zu erschaffen. Aufgrund seines Alters vermochte er es nicht in Worte zu fassen, aber er träumte den Traum der gottlosen Religion, der Wissenschaft, Gott in seiner eigenen Lieblingsdisziplin zu schlagen: Der planlosen, willkürlichen, verantwortungslosen Schöpfung. Dem Meister zu bedeuten „Hey, das kann ich auch. Ist doch keine große Sache“. Wie sagte Steven Seagal in Glimmer Man? „Also ehrlich, wenn das alles ist, was Sie drauf haben, sehe ich mich gezwungen, Sie zu töten“.
Aufmerksam studierte Tim die Instruktionen auf der Packung, auf der ein winziger T-Rex einen noch winzigeren Urzeit-Menschen durch ein Terrarium jagte, während lachende Jungs mit Baseball-Caps cäsarengleich das mikrokosmotische Spiel um Leben und Tod verfolgten. Tim fragte sich, ob den Herstellern die für Kinder verstörende Boshaftigkeit des Abgedruckten bewusst war.
Er schüttete das Pulver, das aussah wie grobes Curry, in die rote Plastikschüssel, die schon seit Tagen in seinem Zimmer darauf gewartet hatte, einem höheren Zweck als der Dekoration zu dienen. Seine Mutter hatte ihm konspirativ zu dem Behältnis verholfen, wie immer bereit, die Geheimnisse ihres Sohnes zu respektieren und nicht nach dem Verwendungszweck zu fragen.
Sein Vater hätte gefragt. Und er hätte die Antwort höchstwahrscheinlich mit einer Ohrfeige kommentiert. Tims Erzeuger und Ernährer war enttäuscht von der mangelnden Zielstrebigkeit seiner Saat. Herrgott, dreizehn Jahre und der Junge konnte noch immer keine plausible Antwort darauf geben, ob er nun nach dem Wirtschaftsingenieursstudium den MBA an der Harvard Business School oder einer der immer mehr an Renommee gewinnenden europäischen Eliteschmieden machen wollte. Stattdessen Comics, Skateboards und blödsinnige Computerspiele. Sein Vater, der selber keinen Vater hatte, keine Mutter, keine Kindheit, der sich irgendwann einfach in seinem anthrazitfarbenen Dreiteiler im Vorstand eines Automobil-Konzerns materialisiert hatte, das Zentrum des Universums, ein Planet, den seine Konten und Aktienpakete als Satteliten umkreisten.
Nein, hätte dieser Vater, diese fleischgewordene Bodenständigkeit, von den Zuchtplänen seines Sohnes erfahren ... Tim mochte sich die Konsequenzen nicht ausmalen.
Außerdem interessierten sie jetzt nicht. Sein Vater war arbeiten, vermutlich bis nächsten Monat, seine Mutter beim Tennis. Er war hier, die Eier waren hier, und es waren Sommerferien. Jetzt brauchte er nur noch Wasser.
Die Zugabe des Leben spendenden H2O, das schon einmal eine Schlüsselrolle in der Schöpfung gespielt hatte, hatte Tim sich spektakulärer erhofft. Es zischte nichts, es dampfte nichts, es gab nicht einmal einen verhalten faszinierenden Verfestigungsvorgang wie beim Anrühren von Instant-Kartoffelbrei. Es passierte rein gar nichts und die Enttäuschung erinnerte Tim an die depressive Unterhaltung zweier Joint-rauchender Schuljungen über die mythologische Verklärung des ersten Beischlafs in einem High-School-Drama, zu dessen Rezeption sein Sozialwissenschaftslehrer die Klasse kurz vor den Ferien gezwungen hatte.
Er brachte die Schüssel in sein Zimmer und stellte sie in die Nische zwischen Bett und Schrank, entschlossen, sich nicht von der ersten Enttäuschung entmutigen zu lassen. Mini-Dinosaurier ... was konnte schon großartiger sein als DAS?
Sein Blick fiel auf die riesigen Titten des Covermädchens von „Trächtige Milchkühe“, einer Publikation, die er in einem Papierkorb auf dem Bahnhofsklo gefunden hatte und nun unter dem Bett vor seinen Eltern versteckte. Etwas im Blick der Frau, das Tim noch nicht einzuordnen gelernt hatte, provozierte eine sofortige und gewaltige Reaktion in seiner Leistengegend. Während seine Finger in Richtung Hosenstall glitten dachte Tim, dass Titten großartiger sein mochten als Mini-Dinosaurier. Vielleicht. Große, runde, straffe, spitz auf den Betrachter der Titelseite zeigende-
Tim schrie auf, als es an der Haustür klingelte. Es war, als habe ihm gerade jemand einen Eiswürfel ins T-Shirt gesteckt. Er lief zum Fenster und sah Kevin, Kevin den Experimentator, Kevin den Verwirrten, Kevin den besten Skateboarder der Stadt - in ihrer Altersgruppe -, mit flehenden Augen an der Haustür warten. Er drehte sich immer wieder um, als würde er verfolgt, was Tim eigentlich keine Sorgen bereitete, denn Kevin wurde nicht von allen Forrest genannt, weil er als normal oder irgendwie zurechnungsfähig galt.
Das Blut, das den Unterarm seines besten Freundes rot gefärbt hatte und das aus einer Wunde an der Hand auf das „Herzlich Willkommen“ der Fußmatte tropfte, war dagegen durchaus ein Grund zur Sorge.
Tim lief die Treppe runter zur Haustür und bereute in dem Bruchteil einer Sekunde, den es dauerte, sie aufzureißen, dass er nicht daran gedacht hatte, seine Erektion durch sorgfältiges Legen des Gliedes und des Hosenstoffs zu kaschieren. Er kam gar nicht dazu, zu fragen, was passiert war. Kevin stand da und hielt seinen blutenden Arm, als wäre es kein Teil seines Körpers. Sein Blick blieb sofort an der Beule in Tims Hose haften.
„Oh Gott, ich hab’ dich beim Wichsen erwischt! Herr im Himmel, das ist so ekelhaft!“
Tim spürte, wie sein Kopf sich in eine Tomate verwandelte, kurz bevor er kleinlaut sagte: „Ich hab’ nicht gewichst. Ich hab’ gerade-“
„Mach’ es nicht schlimmer, indem du mich mit Details folterst, großer Gott!“
Jetzt hatte die Scham Tims Erektion auf gesellschaftlich akzeptable Größe schrumpfen lassen. Zu spät. Es blieb nur die Ablenkung auf ein anderes Thema. Zum Glück gab es ein günstiges Angebot.
„Du blutest.“
Kevin verdrehte die Augen.
„Danke Sherlock. Kannst du auch konstruktiv? Mich zur Benutzung deines Badezimmers einladen oder so?“
Tim machte einen Schritt zur Seite.
„Klar, komm rein.“
Wie immer ließ Kevin kopfschüttelnd den Blick über alles Pompöse im Haus seines Freundes gleiten und gab, ebenfalls wie immer, eine im Freundeskreis sprichwörtlich gewordene Feststellung zum Besten: „Mann, deine Eltern sind so reich, das ist einfach krank. Absolut krank.“
Als Kevin zehn Minuten später Tims Zimmer betrat, war sein Arm sauber, aber ein dickes Bündel rotgeflecktes Toilettenpapier verriet, dass das Blut noch keine Gelegenheit gehabt hatte, zu einem abdichtenden Pfropfen zu verklumpen.
„Oh, entschuldige. Hätte ich anklopfen sollen?“ fragte Kevin. „Hast du weiter ...“ Seine unversehrte Hand machte eine eindeutige Bewegung.
Tim gab Kevin den Mittelfinger.
„Ich hab’ nicht gewichst. Und jetzt hör’ auf, mich mit der Scheiße zu nerven. Was ist passiert?“
„Was soll passiert sein?“ Kevin sah auf seine verletzte Hand. „Ach so. Klopper. Diesmal war die Töle schneller als ich. Miststück.“
Tim schüttelte den Kopf und grinste. Kevin hatte es sich in den Kopf gesetzt, mit noch brauchbaren Teilen vom nahen Schrottplatz Geld zu verdienen. Er war überzeugt davon, dass sich zwischen all den rostigen Kühlschränken, Autotüren und Mixern irgendwo Teile verbargen, die man mit ein bisschen Fleiß und Spucke wieder verkaufsfertig aufpolieren konnte. Bei nicht existenten Einkaufskosten konnte er die Sachen für zehn Cent verkaufen und machte trotzdem noch einen Gewinn – irgendwie so hatte er Tim einmal seine Geschäftsschnapsidee erklärt.
Das Problem war allerdings, dass Unbefugten das Betreten des Stühmeier-Schrottplatzes verboten war, und dass die Einhaltung dieses Verbots gewährleistet wurde von Klopper, dem knöchelhohen Höllenhund, der seine mangelnde Körperlichkeit durch überbordende Aggressivität mehr als wett machte. Kevin hatte sich schon einige Wettrennen zum Zaun mit dem schmutzig-orangefarbenen Zerberus, der bei einem Kampf mit einem Kater einst das linke Auge eingebüßt hatte, geliefert.
„Dann brauchst du ’ne Tetanusspritze“, sagte Tim. „Köter haben doch den Mund voller Bakterien. Du musst zum Arzt. Brauchst ihm ja nicht zu sagen, wo’s passiert ist. Kann ja auch irgendein streunender Hund gewesen sein.“
„Ach, pfeif drauf.“ Kevin hatte die Schüssel gesehen. „Tetanus habe ich vor’n paar Monaten erst gekriegt. Und die hält ja immer Jahre.“ Vorsichtig stieß er sie mit dem Fuß an. „Was ist da drin?“
„Oh, das sind, das ist für Bio-“
„Ihr kriegt in Bio Hausaufgaben über die Ferien? Was ist das?“
Blitzschnell griff Tim nach der Tüte, die das Mini-Dinosauriereipulver enthalten hatte. Blitzschnell, aber zu langsam für seinen Freund Kevin, der ihm in Sport um zwei ganze Noten überlegen war.
„Grüße aus der Urzeit?“, las Kevin und betrachtete spöttisch die bunten Bilder auf auf der Tüte. „Getrocknete ... Dinosauriereier? Bist du nicht’n bisschen alt für so was?“
„Ja, und? Was interessiert’s dich?“, fragte Tim im mauligen Ton des Ertappten zurück.
„Ich will nicht, dass mein Kumpel auf dem Schulhof vermöbelt wird, weil rausgekommen ist, dass er mit Barbie-Puppen spielt. Und das, obwohl er schon alt genug ist ...“ Wieder machte Kevin die eindeutige Handbewegung.
„Du kannst mich“, sagte Tim und unterstrich seine Worte mit der Mittelfingergeste, die er nun schon zum zweiten Mal innerhalb weniger Minuten gegen Kevin einsetzen musste. „Ich geh’ jetzt kacken.“
Als sein reicher Freund weg war, ging Kevin in die Knie, um die Schüssel noch einmal etwas genauer zu inspizieren. Und so wie er, ohne selbst den Grund dafür zu kennen, in der vierten Klasse Monika Pripenows Dauerwelle auf Feuerfestigkeit geprüft hatte, ließ er jetzt Blut aus seiner Wunde in die Schüssel tropfen.
„D-Dies ist m-mein B-Blut“, flüsterte er und machte den stotternden Pfarrer mit der Zahnlücke nach, an den er sich vom letzten Schulgottesdienst erinnern konnte. „D-Du sollst n-n-n-nicht f-falsch Z-Zeugnis wider-“
Die Flüssigkeit reagierte mit einem lauten Blubbern, so als hätte sie jemand in einem Sekundenbruchteil zum Kochen gebracht.
„Oh fuck!“, schrie Kevin und machte einen Satz zurück.
„Was?“ Tims Stimme aus dem Badezimmer am anderen Ende des Flurs. „Was ist los?“
Kevin besah sich die Flüssigkeit, deren Oberfläche jetzt wieder in der Regungslosigkeit eines umgekippten Sees erstarrt war.
„Nichts!“, rief er. „Hab’ mir den Fernseher angemacht.“
Ein Speichelfaden glitt von seinen Lippen in die Schüssel wie ein Bungee-Springer in der Zeitlupenwiederholung. Kevin lachte, schüttelte den Kopf und setzte sich aufs Bett.
„Dinosauriereier“, kicherte er. „Ich halt’s nicht aus.“
In dieser Nacht hatte Tim einen Traum, in dem aus seiner Dinosauriereierschüssel im Zeitraffer die Coverschönheit von „Trächtige Milchkühe“ erwuchs. Ihr Unterarm war rot von Blut, aber sie sagte, das mache nichts, weil sie ihn ja beim Wichsen erwischt habe. „Ich hab’ nicht gewichst!“, schrie Tim, aber als er an sich heruntersah, merkte er, dass das eine Lüge war, und er spürte seinen rasenden Herzschlag durch die Adern an seinem Penis in seiner Faust pulsieren, während die Milchkuh sich ihm näherte und dabei mit ihren blutigen Fingern in ihrer-
Tim erwachte schreiend und mit einem Steifen, der so wehtat, dass jeder vergnügliche Gedanke sofort aus seinem Kopf verschwand. Er zog die Schlafanzughose runter und fasste sich an, ließ seine Hand wimmernd viermal vor- und zurückfahren und kam dann so gewaltig, dass das Spritzen seines Spermas gegen die Zimmerwand klang, als würde jemand mit einer Super-Soaker-Wasserpistole dagegen feuern.
Dann ließ er sich aufs Bett fallen, hielt die Hand vor den Mund und hoffte, dass er nicht jeden Moment die Schritte seiner Mutter den Flur runterkommen hören würde. Als es still blieb und sein Atem sich langsam beruhigt hatte, stand er auf, machte das Licht an und nahm ein Taschentuch aus einer Packung, die auf seinem Schreibtisch lag.
Er betrachtete sein Werk, betrachtete das Taschentuch, nahm ein zweites aus der Packung und begann, Spuren zu beseitigen.
„Shiiiiiit ...“, flüsterte er. Mindestens einer der drei gewaltigen Spritzer, die aus seinem Glied gefeuert worden waren, war zu einem Teil in der Schüssel gelandet. Auf der gelblich schimmernden Oberfläche schlängelte sich ein transparent weißlicher Wurm dahin.
Mit der Mischung aus Wut, Trauer und Unglauben, mit dem ein Kind ein zerbrochenes Spielzeug betrachtet, besah Tim sich nun das ruinierte, letzte große Projekt seiner Kindheit. Er hatte mit dem Stoff, mit dem Erwachsene Leben erschaffen, potentielles Leben zerstört. In seinem Kopf rief Kevin angewidert: „Du hast gewichst, Mann, das ist so ekelhaft!“
Müdigkeit überkam ihn und er beschloss, den Inhalt der Schüssel erst morgen früh in die Toilette zu kippen, wenn seine Mutter nicht da sein würde. Er löschte das Licht, legte sich hin, machte die Augen zu und träumte unruhig weiter.
Zehn war in den Ferien die übliche Stunde um aufzustehen, wenn Tims Eltern aus dem Haus waren. Keine Mutter, die ihre Angestellten in der Kanzlei durch das Telefon anbrüllte, dass man meinte, sie lasse im Wohnzimmer einen Ausbildungsjahrgang der GSG 9 stramm stehen. Kein Vater, der um spätestens acht hereingestürmt kam, um mit vorwurfsvoller Miene zu monieren, dass er auch während seiner Studienzeit nie länger als bis sieben geschlafen habe, und man könne ja sehen, wohin ihn diese Frühaufstehermentalität gebracht habe verdammt noch mal.
Der getrocknete Schmutz juckte zwischen Tims Beinen und er spürte das Verlangen nach einer heißen Dusche. Er griff sich in den Schritt und stellte fest, dass er einen Weg würde finden müssen, seine Schlafanzughose, Beweisstück A, euer Ehren, zu beseitigen.
Die Schüssel. Nachdem er die Tür geöffnet und sich versichert hatte, dass er allein zu Hause war, ging er zurück zu seinem Bett, um sie hervorzuholen.
Ein Auge sah ihn daraus an. Tims Mund weitete sich zum idiotischen Staunen, ein Speicheltropfen zog von ihm unbemerkt eine glänzende Spur über sein Kinn. Gestern war der Inhalt der Schüssel noch eine Pfütze gewesen, die gerade so den Boden bedeckte, heute war sie halbvoll – mit einer tonfarbenen Masse, die entweder pulsierte oder unter der sich etwas bewegte. In der Mitte prangte ein schwarzer Fleck, der seiner Form nach eindeutig ein Auge war.
Timm tippte sich mit dem Zeigefinger an die Stirn, so als wolle er der Schüssel bedeuten, dass er sich nicht von ihr verarschen ließe. Er näherte sich mit seinem Gesicht der hellbraunen Masse, entschlossen, der optischen Täuschung mit Nähe zum Objekt ihre Wirkung zu nehmen, so als würde man durch genaueres Hinsehen den doppelten Boden in der Jungfrauenzersägkiste eines Zauberers entdecken. Als nur noch wenige Zentimeter zwischen den beiden Augen lagen, blinzelte das in der Schüssel. Tim lief schreiend zum Telefon und tippte mit zitternden Fingern Kevins Nummer.
„Mann, du hättest dir wenigstens was anziehen können.“ Kevins Kopf war vom nur mit einer Schlafanzughose bekleideten, schmächtigen Körper seines Freundes abgewandt.
„Gegenüber wohnt Miriam Schulte, die geilste Sau der ganzen Schule. Wenn die sieht, wie du mir im verführerischen Oben-ohne-Look die Tür aufmachst, denkt die doch, wir hätten was zusammen.“
Tim zog Kevin am Kragen seines T-Shirts ins Haus. „Wow, Baby, du gehst aber ran! Wenn ich gewusst hätte, dass du mich unter dem Vorwand, es handele sich um eine Frage der nationalen Sicherheit, hierher bestellt hast, um mich zu vergewaltigen, wäre ich nicht gekommen.“
Tim legte den Zeigefinger auf seine Lippen..
„Ja, klar, ich komm’ hier hin gehetzt wie’n Blöder und jetzt lasse ich mir auch noch den Mund verbieten, so siehst du aus.“
„Ich muss dir was zeigen.“
„Na, bei dem Theater will ich hoffen, dass mindestens Charlize Theron nackt auf deinem Bett sitzt, darunter mach’ ich’s nämlich nicht.“
„Ich warne dich. Es ist ziemlich ... merkwürdig.“
„Charlize Theron. Ist es nur Bettina Zimmermann, bin ich sofort wieder weg.“
„Ich sehe nichts, Mann“, sagte Kevin.
Tim nickte in Richtung seines Betts. Kevin legte sich auf den Boden, um drunter sehen zu können.
„Miss Theron? Sind Sie da? Was hat er Ihnen angetan? Können Sie reden?“
„Nicht das Bett“, zischte Tim. „Die Schüssel. Hinter dem Bett. Idiot.“
In Tims Blick sah Kevin eine Autorität blitzen, die er seinem verwöhnten Freund niemals zugetraut hätte. Aber Autorität hin oder her, er ließ sich von niemandem herbei zitieren, um sich anscheißen zu lassen. Entschlossen, beim nächsten Ausbruch Paroli zu bieten, sagte er: „Gott ja, ist ja gut, das macht bestimmt die Luft hier drin, du könntest das Fenster ruhig mal ganz aufmachen, auf Kipp wird’s nämlich nur kälter, aber es findet kein Sauerstoffaustausch statt, was sich wiederum aufs Gehirn auswirkt. Spinner.“
Verblüfft studierte Kevin den Inhalt der Dinosauriereierschüssel. Er sah Tim an. Und wieder in die Schüssel.
„Wow. Du hast reingeschissen. Das ist ja toll. Kann ich jetzt wieder gehen?“
„Was ist mit dem Auge?“ Tim trat neben seinen Freund und zeigte befehlend in die Schüssel. Kevin sah wieder hinein.
„Das Auge, ja. Das Auge. Mann, du brauchst dringend Hilfe-“, das Auge blinzelte, „-OHJESUSCHRISTUSLECKMICHAMARSCH!“
Kevin ging rückwärts in der schlotternden Manier eines Greises. Er setzte sich aufs Bett und sagte: „So was gibt’s nicht, Mann, so was gibt’s einfach nicht, komm schon, sag mir, dass du mich verarscht-“
„Heute morgen war es da. Einfach ... so. Ich habe keine Ahnung ... woher“, log Tim und sah sich onanierend in der Dunkelheit seines Zimmers schnaufen.
Kevin betrachtete den Verband an seiner Hand und beschloss ebenfalls, etwas für sich zu behalten: „Nein. Nein, ich auch nicht, Alter, aber ... Wahrscheinlich ist es das Beste, wenn wir’s verbrennen, oder so.“
„Wir wissen doch gar nicht, was es ist. Oder wird.“
„Das will ich auch nicht wissen!“, schrie Kevin. „Mann, ich bin doch nicht einer von den Typen, die Affen ’nen zweiten Kopf annähen, um zu gucken, ob die beiden sich vertragen. Ich kenne diesen Trockeneierquatsch noch aus den YPS-Heften. Da schwimmen nach ein paar Tagen Punkte im Wasser, und mit viel Fantasie könnte das so was wie Fische sein, was da rumplanscht, aber das da ...“, er zeigte auf die Schüssel, „das ist definitiv nicht o.k. Ich will’s nicht haben, Mann.“
„Wie kommst du darauf, dass es deins ist?“
„Was?“
„Du hast gesagt, du willst es nicht haben. So als ob es deins wäre.“
Kevin stand auf, entschlossen, die Rolle des Tonangebers in dieser Freundschaft nach einer kurzen kreativen Pause wieder an sich zu reißen. „Hey, für so was haben wir im Moment keine Zeit, Dr. Frankenstein. Am besten wir bringen ... es um die Ecke, bevor ein Mund gewachsen ist, mit dem es um Hilfe schreien kann.“
Sich des neu entstandenen Lebens zu entledigen, indem man es an Klopper verfüttert, war Kevins Idee gewesen. Nachdem es sich als nicht praktikabel erwiesen hatte, den braunen Haufen seinem Aussehen entsprechend das Klo hinunter zu spülen (was aussah wie Scheiße klebte nicht nur in der Schüssel, sondern schien regelrecht mit ihr verwachsen zu sein), hatte Kevin es zunächst verbrennen wollen. Das Auge, oder besser die Augen, denn mittlerweile waren es zwei, hatten darauf panisch abwechselnd von Tim zu Kevin geblickt, und hätten sie in einem Kopf gesteckt, er wäre wohl ebenso panisch geschüttelt worden.
Dieser Eindruck vom Heranwachsenden in der Schüssel, der seine Umwelt nicht nur wahrnahm sondern auch verstand, worüber geredet wurde, ließ die Jungen zu dem Schluss kommen, dass sie nicht Zeugen des Todes werden wollten, so dass sie in ihrem eigenen zurecht gebogenen Gewissen weder als Mörder noch als Unterlasser von Hilfeleistung dastehen würden. Und überhaupt, es war doch im Grunde nur nass gewordenes Pulver aus einem scheiß Comic.
Kevin kletterte über den Zaun und ließ sich von Tim die Schüssel angeben, die sie mit einem Handtuch zugedeckt hatten. Unabhängig voneinander redeten sich beide Jungen ein, sie würden die Konvulsionen nicht bemerken, die die Oberfläche der Decke Wellen schlagen ließen. Kevin stellte die Schüssel vor einen alten Backofen, dessen Klappe offen stand und der dem Geruch nach einer Rattenfamilie als Schlafplatz, Toilette oder vielleicht als beides diente.
Kevin zog das Handtuch von der Schüssel und gab sich Mühe, nicht hinein zu sehen. Genau so hatte er sich im Wagen seiner Eltern auf dem Weg zu einer Geburtstagsparty einmal Mühe geben müssen, einen Motorradfahrer nicht anzusehen, der sich mit einem Baum duelliert und verloren hatte. Was immer die Dinge an sich haben, dass unser Verlangen, sie zu sehen, proportional zu ihrer Scheußlichkeit steigen lässt ... Was immer das ist, es war Schuld daran, dass Kevin jetzt wusste, dass der Motorradfahrer zweigeteilt gewesen war. Dass seine Beine und sein Becken ganz in der Nähe der Maschine gelegen hatten, während in einigen Metern Entfernung ein Mann in einer orangefarbenen Jacke etwas über den Oberkörper legte, das wie Alufolie aussah.
Und was immer dafür gesorgt hatte, dass Kevin bis heute von Autofahrten träumte, in denen er sich von der Rückbank nach vorne zu seinen Eltern lehnte und feststellte, dass jemand sie unterhalb des Beckens einfach abgeschnitten hatte, ließ ihn jetzt in die Schüssel sehen.
„Oh, meine Gü-“
„KEVIN! LAUF!“
Während er zum Zaun rannte, hörte Kevin hinter sich die wütend scharrenden Pfoten und das angriffslustige, gehetzte Bellen Kloppers. Kevin wollte sich so elegant über den vergilbten grün-gelben Maschendraht werfen, wie er es von der Militärausbildung aus amerikanischen Actionfilmen kannte. Er versagte. Aber wann hatten die Privates und Seargants auch je gegen die sabbernden Fänge einer beißwütigen Töle anrennen müssen?
Tim riss Kevin an der Schulter. Sein Freund schrie. Zuerst vor Angst, weil Kloppers Zähne sein linkes Hosenbein zu packen bekommen hatten und nun nicht den Anschein machten, jemals wieder loslassen zu wollen. Dann vor Schmerz, weil seine jungen und unverbrauchten Hoden beim hin- und hergleiten über die Stange und die Maschendrahtzacken Schmerzsignale an das Gehirn aussendeten, von deren Intensität er niemals auch nur zu träumen gewagt hatte. Schließlich riss Kevins Hosenbein und hinterließ eine nahezu entblößte Wade, zwei übereinander fallende, schreiende Jungen und einen erst verdutzt, dann wütend und betrogen dreinblickenden Hund.
Kevin kam als erster wieder auf die Beine. Er ging so nah an den Zaun heran, dass er ohne den Draht Kloppers Kopf hätte streicheln können und zeigte dem Tier, das noch immer blöd guckend mit Stofffetzen zwischen den Lefzen dastand, den Mittelfinger.
„Fick dich, Klopper! Ich hoffe, du kommst in die Hundehölle und wirst den ganzen Tag von Katern, die doppelt so groß sind wie du, in den Arsch gefickt!“
Klopper kläffte unbeeindruckt. Abgelenkt. Er reckte seine Nase in die Höhe und drehte sich um. Etwas hatte die Aufmerksamkeit seiner Sinne arretiert, etwas, das interessanter roch als dieser freche Junge mit seinem blassen Gesicht, der sich ja nun ohnehin in einem anderen Universum befand. Da war etwas hier geblieben. Auf dieser Seite des Zauns. In Kloppers Welt. Der Hund trottete zu der Schüssel.
Jetzt kam Tim auf die Beine. Er humpelte den kurzen Weg zu seinem Freund, weil er auf sein Steißbein gefallen war und das Crescendo, das seine Knochen daraufhin veranstaltet hatten, noch nicht ganz abgeklungen war.
„Er hat sie gesehen. Jetzt gibt’s happa-happa. Lass uns gehen“, schlug Kevin vor.
„Nein.“
„Was?“ Für einen Moment dachte Kevin, Tim hätte ‚Nein’ gesagt.
„Nein. Wir müssen warten, bis er es aufgefressen hat. Sonst-“
„Was sonst? Was soll denn passieren? Noch hat uns keiner gesehen. Und damit das so bleibt-“
Mit einem Knurren riss Klopper das Handtuch von der Schüssel, schüttelte es kurz zu Tode, wie er es auch mit einem gefangenen Kaninchen getan hätte, und besah sich dann den von ihm aufgedeckten Inhalt.
„So hast du auch geguckt, als ich es dir gezeigt habe“, sagte Tim.
„Jetzt fängt er bestimmt gleich an, es zu fressen“, prophezeite Kevin.
„Wir können nicht sicher sein, wenn wir es nicht gesehen haben.“
„Doch, können wir. Meine Tante hat auch ’n Hund. Der kaut auf allem rum. Sogar auf den Kuhfladen, die auf der Straße vor dem Haus liegen. Außerdem waren wir uns doch einig-“
Ein dürrer Arm reckte sich plötzlich aus der Schüssel und schlug Klopper auf die Nase. Verwirrt jaulte der Hund kurz auf, machte ein paar Schritte zurück, und kam dann lauter als zuvor knurrend zurück an den Rand der Schüssel.
Das Ding in der Schüssel schrie, und die Angst in den Schreien marterte das Gewissen der Jungen, denn im Gegensatz zu den Worten, die geschrieen wurden, war sie deutlich und unmissverständlich.
„Geh weg“, sagte Tim.
„Was?“ fragte Kevin.
„Ich glaube, es sagt ‚Geh’ weg’.“
„Blödsinn.“ Kevin trat vom Zaun zurück. „Es ist ein Haufen Matsch. Es-“
Das Schreien aus der Schüssel schoss um zwei Oktaven in die Höhe, als Klopper in den Arm biss und seine Schnauze umgehend von einem transparenten Schleim glänzte, der aus der gerissenen Wunde floss.
„Nein!“ schrie Tim, kletterte über den Zaun und griff sich einen Kiesel, den er mit zwei Händen halten musste.
„Was machst du denn, du Penner?“ flüsterte Kevin seinem Freund hinterher und beobachtete ungläubig, wie Tim sich mit dem Stein in den Händen dem verdutzt bellenden („Wuff?“) Klopper näherte und ihm drohte: “Verschwinde! Geh weg! Hau ab, oder ich zertrümmere deinen hässlichen Kopf, du Dreckstöle.“
So einfach war Klopper nicht zu beeindrucken. Sein Kopf ging in Deckung, sein verbliebenes Auge funkelte Tim böse an. Die Lefzen zogen sich über die Reißzähne, von denen der obere rechte etwa in der Mitte abgebrochen war. Klopper kroch auf Tim zu, sprungbereit für den Fall, dass der Junge, der die Unverfrorenheit besaß, bei seinem Anblick nicht umgehend die Beine in die Hand zu nehmen, einen Moment unaufmerksam war.
Erst jetzt erkannte Tim, wie planlos er sich in dieses Duell begeben hatte. Würde er den Stein werfen und nicht treffen, hätte er Probleme. Ließ er Klopper nah genug an sich herankommen, um mit dem Stein nach ihm zu schlagen, würde Klopper auch nahe genug an ihm sein, um nach seinem Arm oder seinem Bein zu fassen. Er spürte Kevins Angst in seinem Rücken, hinter dem Zaun. Von dort war keine Hilfe zu erwarten. Und Klopper tastete sich voran, Zentimeter für Zentimeter. Irgendwo schlug jemand auf seine Autohupe, von deren gequältem Getröte ein leises Echo an Tims Ohr reichte und ihn zum ersten Mal im Leben daran denken ließ, wie gleichgültig die Welt sich doch weiterdrehte, wenn irgendwo gerade Schmerz zugefügt oder ausgehalten wurde.
Der verletzte Arm aus der Schüssel griff nach der offenen Tür des Rattentoilettenbackofens und zog seine Wiege in eine Querlage, in der sie eine Sekunde lang pendelte, um dann vornüber zu kippen. Unter der Schüssel, die jetzt mit dem Boden himmelwärts da lag, kamen zwei Arme zum Vorschein, die sich mitsamt ihrer Behausung kriechend in Bewegung setzten und nicht nur aufgrund einer Schleimspur, die sie hinter sich herzogen, an eine Schnecke erinnerten.
Tim starrte an Klopper vorbei die umgekippte, sich bewegende Schüssel an. Klopper ließ kurz die Lefzen erschlaffen und über die Zähne zurückfallen, setzte an, um über seine Schulter zu sehen, und fixierte dann wieder den Jungen mit dem Stein in der Hand. Das Gesicht des Hundes schien böse zu grinsen, dass er sicherlich nicht auf den ältesten Trick der Welt reinfallen würde.
Doch als ein kleiner Finger mit einer Kralle daran einen blutigen Ritzer in eine seiner Hinterpfoten schnitt, fuhr Klopper jaulend herum und blickte nervös von Kevin zu der Winzigkeit, die ihn verletzt hatte. Angst verwässerte nun den aggressiven Klang in seinem Knurren zu einem vorsichtigen, fragenden Grollen und er wich zurück.
Die dürren Arme drückten die Schüssel in einer Liegestützbewegung nach oben. Eine Hand machte eine Winkbewegung und man hörte ein traurigwütendes „Eäg!“, bevor der andere Arm das Gewicht nicht mehr tragen konnte und zusammenbrach. Dann kam die Schüssel wieder nach oben und die Prozedur wiederholte sich. „Eäg!“
Klopper hatte jetzt aufgehört zu knurren. Er legte den Kopf schief und machte dabei ein putziges, investigatives Hündchen-Geräusch, das auf bizarre Weise mit seinem furchteinflössenden Äußeren kontrastierte. Mit jedem „Eäg!“ rutschte die Schüssel ein Stückchen weiter in Richtung Kloppers. Einer Liegestützbewegung folgte ein Winken, ein gleichzeitiges „Eäg!“ und dann ein „Pumpf“, wenn die Schüssel wieder mit der Öffnung zu Boden fiel und erneut die Sicht auf ihr Inneres verhüllte.
Liegestütz. „Eäg!“ Pumpf. Liegstütz. „Eäg!“ Pumpf!
Klopper sah Tim noch einmal an („Wir werden uns wiedersehen, Zerion! Das ist noch nicht das Ende!“) und lief jaulend davon.
Keine Liegestütze mehr. Tim ging auf die Schüssel zu und hörte darunter erschöpftes, rasselndes Atmen. Er nahm das Kind, das in seiner Wiege geboren und damit verwachsen war, in seine Arme. Ein schiefer, zahnloser Mund mit einer Zunge wie eine Lakritzstange lächelte ihn an. Ein winziges Händchen mit drei Gliedern daran langte angestrengt nach Kevins Gesicht. Die bekrallten Finger erreichten schließlich das Kinn und strichen liebevoll darüber, wobei sie der Haut tiefe Schnitte beifügten, aus denen sofort dunkelrotes Blut auf Tims weißes T-Shirt und in die Schüssel tropfte.
„Was machen wir jetzt damit?“ Gefahr gebannt, Kevin zurück. Tim spürte zu viel Gutes in sich, um wütend auf seinen feigen Freund zu sein.
„Ich weiß es nicht“, antworte er ehrlich.
„Du blutest.“
Tim zuckte mit den Schultern.
„Glaubst du, es hat Hunger?“ fragte Kevin.
„Kann sein.“
„Und was geben wir ihm?“
„Keine Ahnung.“
Zu viele Fragen, nichtig im Angesicht der grenzenlosen Liebe des Schöpfers für seine Schöpfung. Tim spürte die schuppige Zunge Haut von seinem Finger schälen, als er zärtlich die Lippen des Kindes streichelte. Die gelben Augen strahlten ihn an.
Es waren die seines Vaters.