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Tod in der Thingstätte

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18.02.2002
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Tod in der Thingstätte

Die Thingstätte lag an einem wenig befahrenen Schotterweg. Mächtige Steine markierten das Rund. In der Mitte ruhte der riesige Altarstein auf unbearbeiteten Findlingen. In der Höhle unter dem Stein hatte ein Marder seinen Bau gegraben. Jetzt stand er verstört vor dem Eingang. Ein Mensch lag davor, und der roch anders als alle Menschen, die er je gewittert hatte. Kein Wunder, Heinrich Meyer war tot. Aus einem Loch in der Brust tropfte Blut und malte versponnene Muster in das frische Gras. Der Marder roch noch mehr Menschen. Lebende. Fluchtartig verschwand er in die Nacht.

„Schau Fokko, da ist die Thingstätte“. Imke Bischof sprang vom Fahrrad und ging schnurstracks zu dem Altarstein. Ihr gellender Schrei brachte die Vögel in den Wipfeln zum Schweigen. Fokko Hellwig ließ vor Schreck die Radwanderkarte fallen, in der er gerade gelesen hatte.
„Was ist denn?“, rief er Imke zu.
„Ein Toter, hier liegt ein Toter.“ Kreidebleich und schluchzend warf sie sich in Fokkos Arme. „Du musst die Polizei rufen, sofort.“
„Das kuck ich mir erst einmal an.“
Fokko schob Imke sanft von sich und umrundete den Altarstein. Er sah den Toten sofort, sah die Wunde und die blutdurchtränkte Erde. Erregt griff er zum Handy und wählte 110.

„Ulrich, hast du so etwas schon einmal gesehen?“ Kommissar Remmer bückte sich über die Leiche und begutachtete die Wunde. „Das sieht aus wie zwei Stiche mit einem verdammt breiten Messer. Und schau mal. Sie bilden ein Kreuz.“ Ulrich schaute sich nachdenklich die Wunde an. „Sieht schon merkwürdig aus.“
„Ja, finde ich auch“. Mit einem schmerzhaften Seufzer machte Remmer seinen Rücken gerade. „Wenn ich mir die Umgebung so anschaue, könnte man fast glauben, das war ein Ritualmord.“ Ulrich wurde bleich. „Ein Ritualmord, hier bei uns? Das glaube ich nicht.“
„Warten wir mal ab, was der Gerichtsmediziner zu sagen hat.“

Remmer wandte sich an das junge Paar, das schweigend auf der Bank neben der Thingstätte gewartet hatte.
„Sie haben also die Leiche gefunden?“
„Ich habe sie gefunden,“ meldete sich Imke mit zitternder Stimme.
„Wir wollten eine Radtour machen und uns in der Gegend die Hünengräber ansehen. Die Thingstätte lag auf der Strecke.“
„Sie hat Kraft“, fügte Imke an, „viel Kraft.“
Remmer schaute sie verwirrt an. „Was sagen Sie da?“
„Es gibt Menschen, die spüren die Kraft von Orten. Denken Sie doch an Stonehenge. Dieser Ort hat auch Kraft.“
Kommissar Remmer wirkte nachdenklich. „Kennen Sie sich mit solchen Kraftorten aus?“
„Ein bisschen.“
„Glauben Sie, dass sie dazu geeignet sind, Rituale zu begehen - und Ritualmorde?“
„Ja, das glaube ich, ich…“ Sie brach ab. Ulrich gesellte sich zu ihnen. In seiner Hand baumelte eine Plastiktüte, in der eine Kette glitzerte. „Schauen Sie mal Kommissar, die haben wir unter der Leiche gefunden.“
„Was ist denn das für ein Anhänger“, fragte Remmer, als er die Kette näher betrachtete.
„Keine Ahnung.“
„Gehen Sie bitte weiter,“ raunzte der Kommissar eine Spaziergängerin mit einem Schäferhund an, die neugierig stehen geblieben war. „Ist ja gut. Komm Arras.“ Imke blickte ihr nach, bis sie mit dem Hund hinter einer Biegung verschwunden war. Dann wandte sie sich wieder an den Kommissar.
„Das ist ein Pentagramm“, sagte sie, „aber es umgedreht.“
Kommissar Remmer sah sie erstaunt an. „Ein Pentagramm? Und umgedreht? Können Sie mich bitte mal aufklären?“
„Das Pentagramm ist ein fünfzackiger Stern, sehen Sie? Wenn es auf zwei Zacken steht, ist eines der ältesten und mächtigsten Schutzsymbole. Hexen benutzen es gern.“
„Und wenn es umgedreht ist, wie Sie sagen“
„Dann steht es auf nur einem Zacken. Dieses Symbol wird häufig für schwarze Magie verwandt und für Satanismus.“ Imke schauderte.
Ulrich wurde wieder bleich. „Was erzählen Sie da, so etwas gibt es hier in der Gegend nicht.“
Imke sah den Assistenten lange an. Dann wandte sie sich an den Kommissar: „Haben sie noch Fragen?“ Ich würde gern fahren. Der Ort setzt mir zu.“
„Wir haben Ihre Adresse. Wenn wir noch Fragen haben, melden wir uns.“

Die jungen Leute schwangen sich auf ihre Räder und radelten gemächlich den Alten Postweg hinunter, der an der Thingstätte vorbeiführte. Bei der nächsten Bank hielt Fokko an. „Schon Pause?“, fragte Imke erstaunt.
„Ich möchte mit dir reden?“
„Wieso, was ist denn?“
„Ich kenne dich. Was hast du bei der Thingstätte aufgenommen?“
„Wie kommst du jetzt darauf?“
„Ich weiß, dass du hellseherische Fähigkeiten hast, auch wenn ich immer so tue, als ob ich es nicht glaube. Aber hier geht es um Mord. Du hast etwas gesehen, nicht wahr?“
„Ja, ich habe etwas gesehen. Es hat mir gar nicht gefallen.“
„Du hast den Mord gesehen?“ Fokko war ganz aufgeregt.
„Ich habe den Priester gesehen, wie er das Schwert hob und zustach. Ich habe gesehen, wie er die Todeszuckungen beobachtete, um aus ihnen die Zukunft zu lesen. Aber er hat die Zeichen nicht deuten können.“
„Wie kommst du darauf?“
„Wenn er es gekonnt hätte, wüsste er, dass heute sein letzter Tag in Freiheit ist.“
„Hast du den Priester erkannt?“
„Nein. Aber das Pentagramm hat ihn verraten. Ich habe es bei dir in der Schublade gesehen. Die Kerbe am unteren Zacken ist unverwechselbar.“
„Warum hast du es nicht dem Kommissar gesagt?“
Imke sah ihn groß an. „Wie hätte ich das beweisen sollen?“
„Da hast du natürlich recht. Schade, dass du in meinen Sachen wühlen musstest.“ In Fokkos Hand lag wie hingezaubert ein Messer. Seine Klinge funkelte in der Sonne. Wie im Zeitlupentempo hob sich sein Arm. Imke rührte kein Glied.
„Schade Imke, wir hätten ein tolles Paar werden können.“ Fokko ließ den Arm niedersausen.
„Arras, fass“. Der Schäferhund erfasste die Situation blitzschnell und stürzte sich auf den Angreifer, scharfe Zähne schlugen sich in Fokkos Arm. Das Messer fiel klirrend zu Boden. „Arras aus, pass auf.“ Der Hund ließ von Fokko ab und setzte sich vor ihn. Fokko wimmerte leise, doch er wagte nicht, auch nur einen Finger zu rühren.
„Ich habe doch gesagt, das war heute dein letzter Tag in Freiheit.“ Imke griff zum Handy und wählte 110.

 

Hallo nati01,

das war doch ganz nett.

Besoners der Anfang hat mir gut gefallen. Die Beschreibung aus der Sicht des Marders war original. (Ziemlich geil wäre es gewesen, wenn Du am Ende den Bogen geschlagen hättest und wieder in dese Erzählperspektive eingeschwenkt wärst...)

OK, danach find eich verwässert Deine Story in einem klassischen Whodunit mit einem Erzählende, das ich nur mässig erzählerisch gelungen fand.

Aber die Essentials sind schon mal da. Willst Du verbessern?

LG
W. Urach

 

Hallo nati01,
im Allgemeinen hat mir deine Geschichte ganz gut gefallen. Doch deine Protagonisten handeln mir etwas zu wenig. Die Story besteht hauptsächlich aus Dialog. Was nicht weiter tragisch wäre, doch leider ist dieser sehr emotionslos.
Besonders in der Schlüsselszene, wo Imke offenbart, dass sie den Mörder kennt, rattern die Beiden ihren Text nur so herunter.
Versuche mit ein paar Zwischenszenen zu zeigen was sie empfinden.
Zum Beispiel:
„Ich weiß, dass du hellseherische Fähigkeiten hast, auch wenn ich immer so tue, als ob ich es nicht glaube. Aber hier geht es um Mord. Du hast etwas gesehen, nicht wahr?“ Fokko kam näher.
„Ja, ich habe etwas gesehen." Imke schaute zu Boden. Sie schob ihr Rad zwischen sich und ihrem Freund. "Es hat mir gar nicht gefallen.“

Imke ist eingeschüchter und hat sicherlich Angst. Schließlich ist ihr Freund ein Mörder.
Versuche aber bitte diese Gefühle mit Bildern zu zeigen, nicht zu erklären.
Zum Beispiel:
„Du hast den Mord gesehen?“ Fokko war ganz aufgeregt
"Du hast den Mord gesehen?" Fokko ergriff Imkes Fahrrad. Seine Knöchel traten weiß hervor.

Bitte verstehe diese Beispiele nur als Anregung. Es ist schließlich deine Geschichte. Sollte ich dir aber mit meinem Gemecker etwas geholfen haben, würde mich das sehr freuen.

Schöne Grüße,
Dragobert

 

Hallo nati01,

zunächst ein paar kleine Textvorschläge:

„Das ist ein Pentagramm“, sagte sie, „aber es umgedreht.“
Hier fehlt ein "ist".
„Ich möchte mit dir reden?“
Statt dem Fragezeichen ein Punkt oder Ausrufezeichen
„Ich habe den Priester gesehen, wie er das Schwert hob und zustach. Ich habe gesehen, wie er die Todeszuckungen beobachtete, um aus ihnen die Zukunft zu lesen. Aber er hat die Zeichen nicht deuten können.“
Wieso Priester? Wollte Imke verwirren?
Die jungen Leute schwangen sich auf ihre Räder und radelten gemächlich den Alten Postweg hinunter
Gemächlich? Finde das klingt zu gemütlich nach dem Vorfall.

Nun zur Geschichte: Die Marder-Idee finde ich auch sehr originell. Sowieso ist die Einleitung sehr gut gelungen, da man sofort im Geschehen der Geschichte ist.
Im Laufe der Geschichte fehlt für meinen Geschmack ein bißchen die Leidenschaft der Protoganisten. Die Wende finde ich ganz groß! Zuerst denkt man - was geht Imke für ein Risiko ein? Unglaubwürdig... aber unter dem Aspekt, dass sie ja sehen konnte wie der Tag endet entbehrt das Ende keiner Logik! Im Gegenteil - die Überraschung kam sehr gelungen!
Grüße,
Allysieh

 

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