Was ist neu

Tom

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24.06.2008
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Tom

(alles in allem)

Es war mein erster Fall und sofort in der dunkelsten Ecke New Yorks.
Ich sollte bei Bekannten unterkommen.
Als ich in der kleinen Wohnung ankam, begrüßte mich der Freund meines Vaters stürmisch und drückte mir einen Hausschlüssel in die Hand, er arbeitete 18 Stunden am Tag in seinem eigenen Laden, meistens Nachts.
Verunsichert durchforschte ich die Wohnung.
Ein kleines Wohnzimmer und drei Schlafzimmer, neben der Küche und dem Bad. Im ersten Zimmer lag ein Zettel, hier sollte ich schlafen.
Trotzdem ließ ich es mir nicht nehmen, auch die anderen anzusehen. Im größten und hellsten Zimmer entdeckte ich einen alten Hund, der freundlich mit dem Schwanz wedelte. Ich setzte mich neben ihn auf das Bett und kraulte ihn.
Erst in diesem Moment bemerkte ich den jungen Mann, der auf dem Stuhl neben dem Bett saß. Erschrocken sprang ich auf, sein Haar war kurz und blond- braun, seine Augen tief braun, aber sein Blick ausdruckslos.
„Entschuldigung! Ich wusste nicht, dass sie hier drin sind, ich wollte sie nicht stören!“, stammelte ich. Um seinen Kopf war eine Bandage gebunden, die sich an einigen Stellen rötlich färbte.
Er sagte nichts, er sah mich einfach nur an und er sagte absolut nichts.
Verzweifelt rannte ich aus dem Zimmer, wieso hatte er nicht geantwortet?!
Nach achtzehn Stunden erfuhr ich es. Der Freund meines Vaters erklärte es mir.
Der Junge hieß Tom, er war neunzehn und damit drei Jahre jünger als ich selbst. Die Wunde an seinem Kopf stammte von einem Querschläger in einer Schießerei. Die Kugel hatte sein Auge um nur 2 cm verfehlt, Glück im Unglück sozusagen.
Die Polizei hatte beweisen können, dass er nicht in die Schießerei verwickelt gewesen war, er war lediglich der jenige, der in die Kugel gerannt war.
Drei Wochen war es nun her, das Krankenhaus sagte, das er einen großartigen Schutzengel habe, da sein Gehirn nicht beschädigt worden sei und er wieder werden würde wie „früher“. Doch Tom wurde es nicht, denn seit dem Tag, an dem die Kugel ihn getroffen hatte, hatte er kein Wort mehr geredet, kein einziges Wort.
Und absolut niemand wusste warum.
Ich weiß, es war nicht meine Aufgabe, schließlich war ich als Jura Studentin hier und wollte hier lediglich ein paar Monate wohnen, aber ich wollte wissen, was in Tom vorging.
Noch am selben Abend setzte ich mich an sein Bett, Tom ging früh schlafen, er ging auch nicht mehr nach draußen oder sonst irgendetwas. Nun, ich kam in sein Zimmer, natürlich habe ich vorher gefragt, ob ich es dürfte, worauf ich keine Antwort bekam.
Also setzte ich mich einfach auf den Stuhl und begann zu erzählen, ich erzählte die bescheuersten Dinge, über meine Kindheit, mein Studium, einfach über alles und Tom hörte mir zu. Er sah mich die ganzen zwei Stunden lang an, bis ich ihm eine gute Nacht wünschte.
Wahrscheinlich interessierte es ihn gar nicht, wovon dich da sprach, aber ich wollte ihm einfach das Gefühl geben, das man sich für ihn interessiert.
Ich habe neun Tage lang jeden Abend, wenn ich wiederkam an seinem Bett gesessen.
Am zehnten Tag war ich todmüde, ich wusste nicht warum aber ich ließ mich einfach neben ihn auf das Bett fallen und ich schlief ein, ich schlief einfach neben Tom ein.
Am nächsten Morgen wachte ich auf, weil Tom mir die Haare aus der Stirn strich, ich war unglaublich erschrocken über diese Zärtliche Geste, aber in Toms Augen lag ein Lächeln.
Von da an, legte ich mich jeden Abend neben ihn, das war noch nicht die Zeit, in der ich neben ihm einschlief, nein, ich saß nun einfach nicht mehr auf dem Stuhl, sondern erzählte, während ich neben ihm lag von meinem Tag.
Auch das tat ich nur zwei oder drei Abende. Ich gewöhnte mir ungewollt an, neben Tom einzuschlafen, er auf seiner Seite und ich auf meiner, aber wir sahen uns immerzu in die Augen, selbst wenn ich einschlief, wusste ich, dass er mich betrachtete.
Nachdem ich neunzehn Abende mit ihm verbracht hatte, lag ich wieder neben ihm in seinem Bett, ich war deutlich früher nach Hause gekommen, als sonst und ich hatte seine dunklen Augen verdammt noch mal vermisst, was mir ein bisschen Angst machte, muss ich zugeben.
Ich lag also in seinem Bett und ich sagte nicht, er natürlich auch nicht, aber ich hatte mich daran gewöhnt und ich sah ihn einfach nur an.
Und er, er lächelte, nahm meine Hand und spielte mit meinen Fingern, bis ich glücklich einschlief, neben Tom.
Es war einfach wundervoll, ich vergaß, wie schlecht es Tom ging, ich sah nur noch seine Augen seine so dunklen Augen, die nun immer das letzte waren, das ich sah, bevor ich einschlief, seine unglaublich weichen Hände und sein nun fast ständiges Lächeln.
Wir schwiegen beide, wir sahen uns nur in die Augen und er hielt meine Hand, immer, Wochenlang.
Zwei Monate war ich in New York, ich arbeite wie ein Tier, ich kochte, putze, studierte, besuchte Vorlesungen und schlief doch immer glücklich ein.
Tom trug immer noch die Binde um den Kopf und der Freund meines Vaters, den ich höchstens einmal die Woche traf, brachte ihn regelmäßig zum Arzt, seine Werte verbesserten sich jedes Mal, auch wenn er selbst nicht darüber sprach.
Nein, Tom sprach immer noch kein Wort.
Es war an einem Sonntag Morgen, ich hatte frei. Deshalb saß ich erst um neun Uhr am Frühstückstisch, bei einem schwarzen Kaffee und einem Marmelladen Brot, ich konnte mich einfach nicht an das süße Amerikanische Frühstück gewöhnen.
Ich wusste erst, dass Tom im Bad war, als er heraus kam. Es war seltsam für mich, ihn nur mit einem Handtuch bekleidet zusehen. Sein Körper war trainiert, aber trotzdem schlank. Über seine linke Brust zog sich eine noch rote Narbe.
Er sah mich an und das Lächeln, das ich so lieb gewonnen hatte, verschwant.
Mit der rechten Hand überdeckte er die Narbe und ging, ausdruckslos, wie ich ihn kennen gelernt hatte, aus dem Zimmer.
Ich weiß nicht wieso, aber ihn wieder mit diesem Gesichtsausdruck zusehen, machte mir Angst.
An diesem Abend nahm Tom mich in dem Arm, so schlief ich auch ein, angekuschelt an ihn, aber es war nicht gleiche, Warme Gefühl, dass ich sonst hatte, wenn er nur meine Hand hielt.
Als ich an diesem Morgen aufwachte, erschrak ich, es war schon viel zu spät, um meinen Bus zukriegen, erschrocken sprang ich auf und suchte meine Sachen zusammen, als mir auffiel, das Tom nicht mehr im Bett lag, ich dachte mir nichts dabei, bis ich den dicht beschrieben Zettel auf dem Fußboden liegen sah. In diesem Moment vergaß ich mein Studium, meine Vorlesungen, meine Besuche im Gerichtssaal, den Fall, den wir gerade lösten, ich sah nur noch diesen Zettel.
Sophi ,stand dort, Ich kann das nicht. Ich kann das einfach nicht. Ich kann nicht morgens neben dir aufwachen und sehen, das du Lächelst. Ich kann dir nicht zuhören und Gefallen an deinen Geschichten finden. Ich kann nicht mit dir hier leben. Ich wollte mein Leben nicht, bis du kamst, ich wollte vor Wochen nicht mehr hier sein, aber du bist gekommen. Ich will nicht, dass du dich ausgenutzt fühlst, nein ich habe den ganzen Tag immer zu auf dich gewartet, ich kannte jedes Geräusch, wie du den Schlüssen wegwirfst, die Schuhe ausziehst, mir „Hallo!“ sagen kommst und dann irgendwann dich neben mich gelegt hast. Aber ich kann das nicht. Ich könnte nicht mit dir leben, ich könnte dich keine Lüge leben lassen!
Vielleicht weiß ich verdammt viel über dich, wenn auch nicht alles, aber du kennst mich nicht! Du weißt nichts über mich, du liegst mit einem Fremden im Bett, den man versucht hat, zu erschießen. Nein, ich bin nicht der unschuldige, dumme Passant.
Ich hatte eine Freundin, ich habe sie geliebt. Sie war groß, blond, hatte blaue Augen. Sie war kein Stück wie du.
Ihr neuer Freund hat die Kugel geschossen, die mich getroffen hat. Das war kein Unfall, er wollte mich los werden. Mein bester Freund wurde dabei erschossen, meine große Liebe wollte nichts mehr von mir hören und die Kugel, die mich traf, traf nicht richtig. Du hast keine Ahnung, du hast keine Ahnung davon, was es heißt, wenn man sich in ein Mädchen verliebt, die in der anderen Gruppe der Stadt ist, du hast keine Ahnung, davon, was Feindschaft hier wirklich ist. Du hast keine Ahnung, davon, wie es ist, seinen besten Freund sterben zusehen, du hast keine Ahnung, davon, was Angst wirklich bedeutet. Du hast keine Ahnung davon, was es heißt, wenn deine Mutter eine Hure ist, die sich den Kopf voll kokst, um schließlich überfahren zu werden. Du hast keine Ahnung davon, wie es ist mit einem Mann aufzuwachsen, der dich nur bei ihm leben lässt, weil du reinzufällig der Sohn von ihm bist, das Ungeschick aus einer Vergnügungsnacht.
Du, du läufst lächelnd durch die Straßen, schenkst wahrscheinlich noch Pennern Geld und hast keine Ahnung, das du jeden Abend mit einem Mörder in einem Bett schläfst, mit einem Mörder, der nicht gestorben ist, als er es wollte.
Ich kann das nicht. Ich kann das einfach nicht.
Ich kann nicht mit einem Mädchen leben, das so ahnungslos ist und mich einfach nicht kennt.
Sophi, du verschenkst nicht nur dein Lächeln, nein, du schenkst auch viel zu vielen Leuten dein Vertrauen.
Sophi, ich hab zwei Jungen erschossen, sie waren keine zwölf Jahre alt, ich habe sie umgebracht.
Verdammt noch mal, ich will dieses Leben einfach nicht!
Aber es gibt eine Sache, die ich noch weniger will, ich beginne, es zu mögen, wenn ich mit deinen Fingern spiele, ich beginne in deinen Augen zu versinken, aber ich kann und will das nicht, Sophi. Ich will nicht wieder ausgenutzt werden. Es tut mir Leid.“

Als ich den Brief zum zweiten Mal las, verstand ich, was Tom meinte, nein, ich kannte ihn nicht, ich wusste nichts über ihn, ich hatte keine Ahnung, das er fähig sein könnte, auf Kinder zuschießen, aber das was ich in diesem Moment verstand war, dass es etwas gab, das stärker war als all die Wahrheit und die Vorwürfe. Ich verstand, das ich Tom liebte, so wie ich noch nie jemanden geliebt hatte.
Und mit dieser Erkenntnis kam auch die Panik, wo konnte er sein, wie lang mochte er schon dort sein, war es gar zu spät, aber zu spät wozu, wollte Tom etwa?!
Ich fluchte, zog mich so schnell wie nie an und rannte vor die Tür, wo konnte er nur sein?!
Aber auf einmal verstand ich, das er dort ein Ende machen wollte, wo sein bester Freund gestorben war. Ich kannte den Fall aus den Akten.
Ich rannte.
Ich rannte die ganzen drei Blöcke. Das Gebäude war vierzehn Stockwerke hoch, hoch genug.
Schaulustige standen schon in der Gasse unter dem Gebäude. Ein grobschlächtiger Kerl hielt eine Blondine im Arm, ich wusste, warum auch immer, sofort wer sie war. Ich rannte auf sie zu und ich schlug sie, ich schlug sie mitten in ihr wunderschönes, perfekt geschminktes Gesicht.
Sie sah mich an, Tränen standen in ihren Augen, aber ich wusste, dass nicht ich Schuld war, dass sie weinte. Der Kerl wollte mich packen, doch das Mädchen hielt ihn zurück, sie war keine siebzehn Jahre alt. Erbost schlug der Kerl sie ebenfalls ins Gesicht.
Aber ich hatte kein Mitleid mit ihr. Als ich nach oben sah, sah ich Tom, was mich sofort wieder zum rennen brachte.
Als ich auf dem Dach des Gebäudes ankam, standen dort Polizisten und ein Psychologe, die auf Tom einredeten. Aber er antwortete nicht, natürlich nicht.
Ich stieß den Polizisten, der mich festhielt unsanft zur Seite und auch den Psychologen ignorierte ich.
„Was bildest du dir eigentlich ein?“ schrie ich ihn an. „Glaubst du, du kannst jetzt einfach darunter springen und mich hier allein lassen?! Glaubst du, ich habe Monatelang in deinem Bett geschlafen, nur damit du jetzt zu feige bist um dich deinen Taten zustellen?
Hast du dich eigentlich mal gefragt, wie es mir dabei geht?!
Checkst du eigentlich nicht das ich mich verdammt noch mal in dich verliebt habe?!
Die Welt dreht sich nun mal nicht um dich! Vielleicht kenne ich dich nicht, aber wie denn, wenn du den Mund nicht aufkriegst?
Dann spring doch, dann hab ich nen Problem weniger, denn du bist dann das Problem der Putzkolonne, die dich wegkratzen muss. Dann renn doch einfach vor deinen Problem weg, so wie du es immer getan hast.
Glaubst du eigentlich ich hätte keine Probleme außer dir?
Dir geht’s auch nicht gut oder?
Verdammte scheisse, dann spring doch, ich komm da super mit klar.“
Er sah mich an, mit seinen so wundervollen Augen und er saß auf der Mauer, die das Dach umgab und sah mich an, er sagte nichts, seine Beine baumelten in der endlosen Tiefe, vierzehn Stockwerke.
Ich fühlte, wie die Tränen in meinen Augen hochstiegen.
„Mann Tom!“, sagte ich, „Tom, verdammt, ich liebe dich, bitte lass den Scheiss, wir finden einen Weg.“
Und ich nahm einfach seinen Arm und zog ihn hoch, zog ihn zurück auf das Dach und zog ihn vierzehn Stockwerke hinunter, vorbei an den Polizisten, vorbei an den Bescheuerten, die unbedingt einen Selbstmörder sehen wollten, bis unter irgend einen Baum in irgend einem Park.
Und ich sah in seine Augen und ich weinte, als ich ihn umarmte, ich weinte so lange, bis er irgendwann zärtlich meine Wange streichelte um mich dann zu küssen, ja wir küssten uns und ich verstand seine Ängste, ich verstand was ihn plagte, dieser wunderbare Kuss erzählte mir mehr über ihn als er selbst es je gekonnt hätte.
Als wir uns wieder voneinander lösten lächelte er mich an.
„Hey Sophi“, sagte er und es waren die ersten Worte, die ich je von ihm hörte, er sagte sie mit seiner unglaublichen Stimme und ich sah in seine wunderschönen Augen.
„Ich kann nicht mit dir leben, aber ich will es.“, er lachte.
„Ich hätte nie gedacht, das du auch so fühlst, aber ich liebe dich. Ich liebe dich mehr als mein Leben, ich...“
Aber weiter kam er nicht, weil ich ihn küsste und ihn nie wieder hergab.

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Heute bin ich wieder in Deutschland und den 19-jährigen Tom gibt es nicht mehr, aber ich bin eben auch keine 22 mehr.
Ich habe mein Studium damals abgebrochen und habe Tom mit nach Deutschland genommen, weg von all seinen Feinden und Ängsten.
Er ist sogar ein zuverlässiger Handwerker geworden, aber viel wichtiger noch, auch ein wunderbarer Vater.
Ja, wir haben drei Kinder bekommen.
Zwei sportverrückte Jungen und ein kleines Mädchen mit den dunklen Augen ihres Vaters, die unbedingt Anwältin werden wollte und sie ist es wirklich geworden.
Auch unsere ältester Sohn hat schon fast erwachsene Kinder, ich bin also seit langem Oma.
Aber nein, die Zeit mit Tom war nicht immer leicht, wir hatten mehr Tiefen als Höhen, aber wir haben uns immer geliebt.
Vielleicht waren es gerade diese Tiefen die uns so verbunden haben.
Ich war 27, als Tom mich fragte, ob ich ihn heiraten wollte und ich habe ja gesagt und wir haben uns geschworen, miteinander alt zu werden.
Wir sind es wirklich geworden, alt.
Heute ist es genau 60 Jahre her, dass Tom sich das Leben nehmen wollte und nein, er ist auch nie ein großer Redner geworden.
Aber weißt du, manchmal liegen wir nebeneinander im Bett und er nimmt meine Hand, wie damals, dann fühle ich mich wieder so jung und frei.
Aber das allerschönste ist, wenn ich mich umdrehe, so wie jetzt gerade und den alten Mann ansehe, der dort sitzt, dessen Gesicht sowohl durch Falten des Kummers als auch der Freude durchfurcht ist, sein lichtes graues Haar und die nur noch teilweise echten Zähne, ja, dann kann ich immer noch den Glanz in Toms Augen sehen, wenn er mich anlächelt.
Nach all den Jahren, die wir jetzt zusammen leben, in unserem kleinen Haus mit Rosengarten und unserer alten Hündin, da kann ich immer noch ohne Zweifel sagen, dass ich Tom noch genauso liebe, wie damals.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Anily,

die Geschichte gehört natürlich in die Rubrik Romantik/Erotik, behandelt sie doch die Heilung durch die Kraft der Liebe. Das ist in der Übertreibung so ein bisschen die Vorstellung eines Bravo-Foto-Romans vom Leben, gerade da, wo du eigentlich Härten einbauen möchtest, wird es dann leider noch kitschiger.
Und ebenso leider stimmt an deiner Geschichte inhaltlich wie formal einiges nicht. Vieles erscheint unlogisch oder im Timing einfach schlecht platziert.
Die Details sind längst nicht vollständig:

Erst in diesem Moment bemerkte ich den jungen Mann, der auf dem Stuhl neben dem Bett saß. Erschrocken sprang ich auf, sein Haar war kurz und blond- braun, seine Augen tief braun, aber sein Blick ausdruckslos.
Ich frage mich, warum die Zeichensetzung hier so an den Sinnzusammenhängen vorbei geht. Was hat es mit der Beschaffenheit des Haars eines Mannes zu tun, erschrocken aufzuspringen?`
Ich wusste nicht, dass sie hier drin sind, ich wollte sie nicht stören!
Anrede Sie immer groß
Um seinen Kopf war eine Bandage gebunden, die sich an einigen Stellen rötlich färbte
Wie kann der/die Protagonist/In dann das Haar sehen? Und Bandage beinhaltet "gebunden", ist also doppeltgemoppelt.
Er sagte nichts, er sah mich einfach nur an und er sagte absolut nichts.
Zu viele überflüssiger "er"
Verzweifelt rannte ich aus dem Zimmer, wieso hatte er nicht geantwortet?!
Verzweifelt, weil der Junge nicht geantwortet hat? Und "Ich wollte nicht stören" bei einem frischen Kopfverband, aber nicht die Frage "Kann ich Ihnen/dir helfen?"?
Nach achtzehn Stunden erfuhr ich es.
achtzehn Stunden, in denen er/sie sich keine Gedanken macht, obwohl er/sie zuvor nur wegen einer fehlenden Antwort verzweifelt war?
Der Junge hieß Tom, er war neunzehn und damit drei Jahre jünger als ich selbst. Die Wunde an seinem Kopf stammte von einem Querschläger in einer Schießerei. Die Kugel hatte sein Auge um nur 2 cm verfehlt, Glück im Unglück sozusagen.
Hast du dir mal mit den Fingern so in etwa einen 2cm Abstand gebildet und rund um dein Auge an den Kopf gehalten? Im günstigsten Fall dringt die Kugel dann in seine Nebenhöhlen, dann trüge der Mann aber keinen Kopfverband, in allen anderen Fällen dringt die Kugel ins Hirn, es sei denn, es gibt nur einen Streifschuss an der Schläfe. Also bitte genauer.
Die Polizei hatte beweisen können, dass er nicht in die Schießerei verwickelt gewesen war
Wie?
er war lediglich der jenige, der in die Kugel gerannt war.
also doch kein Streifschuss?; derjenige (zusammen); in die Kugel gerannt - okay, er kann versucht haben, dem Ort der Schießerei so schnell wie möglich zu entkommen und dabei getroffen worden sein. Es liest sich für mein Gefühl aber trotzdem ungenau; Tempus einhalten, wenn vorn "gewesen war", dann hinten auch. Könntest du aber zusammenbringen, wen du "sondern" verwendest: nicht in die Schießerei verwickelt gewesen, sondern in die Schussbahn geraten war
Drei Wochen war es nun her, das Krankenhaus sagte, das er einen großartigen Schutzengel habe
das Krankenhaus kann sprechen?; sagte, dass
er wieder werden würde wie „früher“
früher muss nicht in Anführungszeichen.
Doch Tom wurde es nicht, denn seit dem Tag, an dem die Kugel ihn getroffen hatte, hatte er kein Wort mehr geredet
hier wäre eine stilistische Wiederholung mal angebracht: Doch Tom wurde nicht wie früher. - Auch wäre ein Punkt fürs Timing gut, dafür auf "denn" verzichten.
schließlich war ich als Jura Studentin hier
ah, also einer Erzählerin. Und es ist viel zu spät, dass ich etwas über sie erfahre. Bisher dachte ich: vielleicht ein junger Polizist?
ich erzählte die bescheuersten Dinge, über meine Kindheit, mein Studium, einfach über alles
Doppelpunkt statt Komma hinter "Dinge"; bescheuertesten
Wahrscheinlich interessierte es ihn gar nicht, wovon dich da sprach
auf "es" verzichten und ein d weg
ich wollte ihm einfach das Gefühl geben, das man sich für ihn interessiert.
geben, dass
ich war unglaublich erschrocken über diese Zärtliche Geste
zärtliche Geste
Von da an, legte ich mich jeden Abend neben ihn
kein Komma (allgemein liegst du mit deinen Kommata häufig falsch, das liste ich aber nicht alles auf.
das war noch nicht die Zeit, in der ich neben ihm einschlief
du hast doch gerade erzählt, dass es sogar die Initialzündung gewesen ist, sich jeden Abend neben ihn zu legen, dass sie einmal neben ihm eingeschlafen ist.
Auch das tat ich nur zwei oder drei Abende. Ich gewöhnte mir ungewollt an, neben Tom einzuschlafen
"jeden Tag" und "nur zwei oder drei Abende" sind aber schon etwas Anderes. An dieser ganzen Stelle frage ich mich: "Was denn nun?" und der Frauenfeind in mir denkt sich, spätestens jetzt hätte ich das Geschlecht der Erzählerin gewusst. Bei so viel Unentschlossenheit. ;)
Ich lag also in seinem Bett und ich sagte nicht
nichts; auf das zweite "ich" verzichten.
Tom trug immer noch die Binde um den Kopf
den Verband - eine Binde ist etwas anderes, der Unterschied in etwa der eines Q-Tips zu einem Tampon.
und einem Marmelladen Brot
Marmeladenbrot
ich konnte mich einfach nicht an das süße Amerikanische Frühstück gewöhnen.
hättest du hier "fette" geschrieben, könnte ich es nachvollziehen (auch wenn ich amerikanisches Frühstück liebe), aber Bacon, Panncakes, Sausages und Eggs sind nicht gerade das, was ich unter süß im Vergleich zu einem Marmeladenbrot verstehe. Oder meinst du Donuts?
Sein Körper war trainiert, aber trotzdem schlank.
mindestens sechs Wochen nach der Schießerei, in denen er nicht aus seinem Zimmer gegangen ist, dürfte vom Training nicht mehr so viel übrig sein. Auch sehe ich den Widerspruch von trainiert und schlank nicht, der das "aber" begründen würde.
das ich so lieb gewonnen hatte, verschwant.
er "verschwant" könnte man vielleicht sagen, wenn er vom hässlichen Entlein zum Schwan geworden wäre, aber das Lächeln verschwand glaube ich eher.
An diesem Abend nahm Tom mich in dem Arm
Warum, nachdem er doch morgens gerade Abstand demonstriert hatte (sozusagen: du darfst neben mir einschlafen, mich aber nicht nur mit Handtuch bekleidet sehen)? Fragt sich deine Erzählerin das nicht?
aber es war nicht gleiche, Warme Gefühl, dass ich sonst hatte, wenn er nur meine Hand hielt.
kein Komma nach "gleiche"; Gefühl, das (nur ein s), "sonst" ist überflüssig.
als mir auffiel, das Tom nicht mehr im Bett lag
hier "dass" wieder mit zwei s
Sophie ,stand dort, Ich kann das nicht. Ich kann das einfach nicht. Ich kann nicht morgens neben dir aufwachen und sehen, dass du lächelst. Ich kann dir nicht zuhören und Gefallen an deinen Geschichten finden. Ich kann nicht mit dir hier leben. Ich wollte mein Leben nicht, bis du kamst, ich wollte vor Wochen nicht mehr hier sein, aber du bist gekommen. Ich will nicht, dass du dich ausgenutzt fühlst, nein ich habe den ganzen Tag immer zu auf dich gewartet, ich kannte jedes Geräusch, wie du den Schlüssel wegwirfst, die Schuhe ausziehst, mir „Hallo!“ sagen kommst und dich dann irgendwann dich neben mich gelegst hast. Aber ich kann das nicht. Ich könnte nicht mit dir leben, ich könnte dich keine Lüge leben lassen!
Tom scheint seit dem Schuss auch eine ausgeprägtere Rechtschreibschwäche zu haben als die Erzählerin.
In dem Brief kommen viele Informationen vor, die für den Spannungsaufbau früher hätten kommen müssen, etwa der erschossene Freund. Nur wäre dann natürlich erst recht wenig glaubwürdig gewesen, wie die Polizei hätte beweisen können, dass Tom nur zufällig in die Schießerei geraten ist, wo er selbst doch mit allen Beteiligten in irgendeiner Beziehung stand.
Auch trägst du ein bisschen dick auf, was die Schicksalsschläge betrifft. Ach ja, Mutter drogensüchtige Hurde, Vater verantwortungsloser Vielficker und er selbst noch ein Kindermörder, warum auch immer er sie umgebracht hat.
Die Fehler im zweiten Abschnitt sind gleich, ab hier liste ich ebenfalls nicht weiter auf. Die Geschichte wirkt leider einfach nicht durchdacht, eher so, als träumte ein kleines Mädchen von einer Welt, in der es alle Unbill gegen jede Realität zum Märchen wendet.


Lieben Gruß
sim

 

hey sim
danke für dein kommentar (das soll jetzt nicht i-wie arrogant , blöd oder irgendwie kliengen, es ist nämlich ernst gemeint.)
aber meine einzige rechtfertigung: meine sophi schreibt man ohne e ^^

 

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