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Tower Zero - Brodin

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31.10.2003
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Tower Zero - Brodin

Dies ist ein Gemeinschaftsprojekt von chazar und mir.
Hier geht es zu chazars Teil
Wir haben gemeinsam Plot und Hintergrund einer Geschichte entwickelt und dann diese aus jeweils zwei Perspektiven beleuchtet.
All diejenigen, die beide Geschichten lesen und kommentieren wollen, sollten mit Salems Teil beginnen.


Tower Zero - Brodin


»... man weiß nicht, was sie sind oder woher sie kommen. Fest steht, dass sie keine friedlichen Absichten verfolgen....«

»... man kann ihre Umrisse nicht genau erkennen, ihre Struktur nicht genau erfassen, aber eigentlich wissen wir auch jetzt kaum etwas über sie. Es gibt nur selten Überlebende...«

»...wir wissen nicht, was mit Europa passiert. Oder mit Asien. Oder Afrika. Die Kommunikation ist zusammengebrochen, Satelliten, Telefone, alles ist ausgefallen. Sie haben uns in die Steinzeit zurückgeschickt...«

»...jede Kontaktaufnahme zu ihnen scheiterte, jedes Friedensangebot wurde mit Gewalt und Tod beantwortet. Das ist… das Ende...«

„Heute früh gegen 5.32 Uhr ist der letzte Kontakt zu Tower Zero abgebrochen.“

* * *

„Fuck!“ Brodin fegte den Becher Kaffee vom Tisch. Die Muskeln unter seinem Hemd traten hervor.
Hank, der ihm an dem kleinen Tisch gegenüber saß, sah ihn an. „Es war doch eine Frage der Zeit.“
Brodin rieb sich mit den Händen durchs Gesicht, verweilte einen Moment in den Haaren. „Freitag wäre die Lieferung gekommen“, murmelte er.
„Es muss nichts bedeuten, wenn der Funkkontakt abgebrochen ist.“ Hank legte die Füße auf den Tisch. Er war um einiges kleiner als Brodin, aber das lag einfach daran, dass dieser fast die zwei Meter Grenze überschritt.
„Es bedeutet etwas, glaub mir“, sagte Brodin leise und stand wieder auf. Sein Kopf berührte beinahe die Decke des kleinen Offiziersraumes.
„Du denkst, Tower Zero könnte wirklich eingenommen sein? Dachte, Zero wäre außerhalb der sicheren Zeit immer hermetisch abgeriegelt?“
Brodin schluckte. „Sie werden irgendeine Stelle übersehen haben. Einen Spalt, so breit wie ein Finger; irgendeine Luftzufuhr. Was weiß ich.“
„Kann ich mir nicht vorstellen. Zero ist der sicherste Bunker. Die übersehen keinen Spalt.“ Hank nahm die Füße wieder runter. „Und nun?“
Der Raumlautsprecher knackte. „Lieutenant Brodin. Melden Sie sich augenblicklich im Besprechungsraum!“ Die verzerrte Stimme von Colonel Jefferson hallte durch die stickige Luft.
„Gleich wissen wir, was nun“, murmelte Brodin und ging zur Tür.

* * *

Zwei Stunden später betrat er wieder den kleinen Offiziersraum von Tower Eleven. Ein gleichmäßiges Schnarchen erfüllte die stickige Luft.
Wer auf die Idee gekommen war, die Bunker mit Tower zu bezeichnen ... Brodin schüttelte den Kopf. Seltsamerweise machte er sich immer wieder darüber Gedanken, wenn er mit Jefferson gesprochen hatte. Jefferson war der Leiter von Tower Eleven; ein arrogantes Arschloch, fand Brodin. Jedes Mal, wenn er ihm gegenüber stand, über seine Nickelbrille hinweg mit eisigen Augen und abgenagtem Ohr in den Raum blickend, empfand Brodin dieses ausgeprägte Gefühl der Antipathie.
Brodin hatte ihn schon immer mal auf das Ohr ansprechen wollen, aber es war ihm auch egal. Jefferson war nicht der Typ, mit dem man gern über Persönliches redete.
Er ging zu der verdreckten Kaffeemaschine und schüttete die schwarze Brühe in seine ebenfalls mit dunklen Rändern verzierte Tasse. Das Zeug stank wie Jauche. Wahrscheinlich war es auch welche. Anscheinend machte sich hier niemand Gedanken darüber, woher der Kaffee kam. Inzwischen waren seit der Invasion drei Jahre vergangen, aber es wurde immer noch Kaffee geliefert. Brodin konnte sich nicht vorstellen, dass Tower Zero Kaffee anbaute.
Er verzog das Gesicht, als die lauwarme Suppe seine Zunge passierte.
Die spärliche Deckenbeleuchtung verwandelte den Raum in ein sargähnliches Gewölbe. Seit einer Woche wurde der größte Teil der Generatoren nachts abgeschaltet. „Wir müssen mit dem Sprit haushalten“, hatte Jefferson gesagt. „Zero kann nicht mehr so viel liefern.“
„Fuck!“ Hauptsache sein Arsch holte sich nachts keine Frostbeulen.
Brodin hockte sich an den Tisch und blickte auf die drei Betten, von denen zwei belegt waren. Das stetige Schnarchen stammte von Hank. Der andere war Pontiac – seltsam, Brodin kannte noch nicht einmal seinen richtigen Namen. Er war bei der letzten Lebensmittelübergabe vor dreißig Tagen mit einer dicken Tasche hier angetanzt, sah aus wie ein schwuler Rekrut, der gerade der Pubertät entsprungen war. Er war Corporal, und warum sie einen Unteroffizier hier in den Offiziersraum steckten, konnte sich Brodin nicht erklären.
Als er den Offiziersraum betreten hatte, hatte er sofort vom Feinsten salutiert und sich mit Pontiac vorgestellt. Vielleicht hieß er ja wirklich so.
Schien aber ein recht netter Kerl zu sein, und hatte auch was auf dem Kasten; ein richtiger Technikfreak. Und schwul war er auch nicht.

Brodin nippte noch einmal an seinem Kaffee, überlegte, ob er sich eine Zigarette drehen sollte und verwarf den Gedanken wieder. Sein Vorrat neigte sich dem bitteren Ende entgegen. Und wenn Tower Zero wirklich nicht mehr liefern konnte ...
Er stand auf und ging auf Hanks Bett zu. Hank kannte er seit ihrer Aufnahme in die Air Force, und sie hatten alle Stationen gemeinsam durchgemacht; waren sogar zur gleichen Zeit in die Offiziersakademie eingetreten. Und sie waren kurz vor dem Abschluss gewesen, als die Invasion begann und sie in diese Bunker fliehen mussten.
Aber wenigstens war einer in der Nähe gewesen.
Brodin dachte an die letzten Stunden in der Indian Springs Airforce Basis, dachte an die ersten Meldungen. Hank und er hatten sich die Ärsche plattgesessen, als sie den eintönigen Erörterungen von Major Bedloe über die Pratt and Whitney F100-PW-200 Engine der F-16 lauschten. Meine Güte, sie wollten so ein Ding fliegen und nicht auseinander schrauben.
Und dann waren sie gekommen.
Keiner hatte den ersten Berichten Glauben geschenkt. Wie sollte das auch möglich sein? Doch dann hatten sie sich überschlagen. Radiomeldungen, zitternde Reporter vor laufenden Kameras. Kontakte brachen ab. Kontakte zu anderen Bases, Kontakte zu anderen Städten, Kontakte zu anderen Ländern. Alles innerhalb von Stunden. Die F-16 wurden startklar gemacht. Sie flogen einer Bedrohung entgegen, wie es sie bisher noch nicht gegeben hatte. Und keine von ihnen kehrte zurück.
Hank und er hatten geholfen, die Zivilisten, die sich auf der Basis befanden, zu evakuieren.
Danach wurde der Bunker der Indian Springs AFB hermetisch abgeriegelt. Keine Möglichkeit mehr rauszukommen.
Damals hatten sie noch gedacht, dass es zwar ein harter aber auch ein schneller Kampf werden würde. So war es auch. Und Tower Eleven wurde ihr zuhause.

Brodin hatte das Bett erreicht und griff nach Hanks Schulter. Ruckartig fuhr dieser hoch; seine Augen waren sofort hellwach. „Kommen sie rein?“ Seine laute Stimme prallte ihm entgegen. Brodin grinste.
„Ich denke, sie hätten dich nicht so sanft geweckt.“
„Was wollte Jefferson?“ Hank entspannte sich wieder.
„Wir gehen hin.“
„Wohin?“
„Zero!“
„Du meinst, er schickt uns zu Tower Zero? Wozu?“
Brodin ging zurück zum Tisch.
„Der Kontakt ist doch abgebrochen“, fuhr Hank auf der Bettkante sitzend fort. „Wozu sollen wir unseren Arsch riskieren?“
„Er denkt, dass noch welche leben.“
„Warum warten wir dann nicht, bis sie zu uns rüber kommen? Schließlich haben sie Fahrzeuge, nicht wir.“ Hank stand auf und ging zur Kaffeemaschine.
„Vielleicht leben nur noch Zivilisten.“
„Warum schickt er keine Schwärmer?“ Hanks Stimme wurde lauter. „Die sind doch so was gewohnt.“ Hank war in letzter Zeit immer sehr gereizt.
„Er braucht Leute mit Kampferfahrung.“
„Scheiße, Brodin. Er will nur seine Schwärmer nicht opfern. Du weißt doch, was er über sie denkt. Seine Schwärmer gehen ihm über alles. Er würde den gesamten Bunker opfern, wenn er nur die Schwärmer behält. So viel ich weiß, war er selbst mal einer.“
„Die Schwärmer haben keine Kampferfahrung.“ Brodin sprach ruhig.
„Wir doch auch nicht. Oder kennst du einen, der schon mal gegen so ein Ding gekämpft hat?“
„Brüll nicht so, sonst weckst du noch unseren Unteroffizier auf. Zumindest wurden wir für so was ausgebildet.“
„Ich wette, er fickt Morena“, fuhr Hank nach einer Weile fort.
Brodin musste grinsen. Lisa Morena war der einzig weibliche Schwärmer; und wohl auch der Beste. Brodin konnte sie sich durchaus in seinem Team vorstellen. „Jefferson hat damals seine Frau verloren.“
„Ach Shit, das ist inzwischen drei Jahre her. Denke, hier würde jeder Morena ficken, wenn er die Gelegenheit dazu hätte“, sagte Hank.
„Kannst es ja mal versuchen.“
Inzwischen gab auch Pontiac verschlafene Laute von sich. „Ist etwas passiert?“, krächzte er aus den Kissen heraus.
„Jefferson will, dass wir raus zu Tower Zero gehen“, antwortete Hank, während er sich den Kaffee über die Finger schüttete und zischend fluchte.
„Warum? Freitag kommt doch die Lieferung.“ Pontiac räusperte sich. Seine blonden Haare standen in alle Himmelsrichtungen.
„Es gibt keinen Kontakt mehr zu Zero“, sagte Hank. „Und wir sollen nachsehen, ob nur ihr verdammter Funk ausgefallen ist.“
„Warum schickt er keine Schwärmer?“ Pontiac wischte sich die Augen.
„Es ist beschlossene Sache, Leute“, schaltete sich Brodin ein. „Jefferson will, dass wir Freitag bei Sonnenaufgang los marschieren. Bis dahin müssen wir einen Trupp zusammen haben.
Also, lasst uns, anstatt zu diskutieren, lieber überlegen, wen wir mitnehmen. Und bitte: keine Schwärmer!“

* * *

„In sechs Minuten geht die Sonne auf. Sind Ihre Männer bereit, Lieutenant Brodin?“ Jefferson sah über seine Nickelbrille hinweg in die Runde.
Warum fragst du sie nicht selbst, hätte Brodin am Liebsten gesagt. Er blickte auf die in ihren Tarnanzügen steckenden Männer, sah Hank, der mit zweien von ihnen diskutierte. Pontiac kontrollierte noch einmal – inzwischen bestimmt zum zehnten Mal – das mobile Funkgerät. Ein riesiges, altmodisches Teil, das, in den ebenfalls riesigen Rucksack auf dem Rücken geschnallt, den Träger fast zu erdrücken drohte.
„Alles klar, Männer?“ Brodins Stimme dröhnte durch die Halle.
„Alles klar, Sir!“, kam es gleichzeitig aus zehn Kehlen.
Brodin sah zu Jefferson hinunter. „Alles klar“, sagte er.
Jefferson blickte über den Rand seiner Brille. „Denken Sie daran, Sie haben genau vierundzwanzig Stunden. Bis dahin sollten Sie Tower Zero erreicht haben. Versuchen Sie, mit ihnen von unterwegs Kontakt aufzunehmen; vielleicht ist nur ihr Hauptfunk ausgefallen. Sie können Ihnen und Ihren Männern dann mit den Fahrzeugen entgegen kommen. Ich erwarte ebenfalls Ihren stündlichen Bericht, Lieutenant Brodin. Haben Sie noch Fragen?“
Brodin atmete ruhig. „Keine Fragen, Colonel.“
„Gut, wir werden in vier Minuten die Schleuse öffnen. Viel Erfolg.“
Jefferson drehte sich um und verließ die Halle.

Brodin blickte auf das riesige Tor, das vor Jahren dem Schutz der F-16 Staffel gedient hatte.
Direkt neben dem Tor befand sich eine kleinere Tür, die zur Schleuse führte. Nachdem man erfahren hatte, dass diese Dinger durch jede noch so kleine Ritze dringen konnten, wurde der Bunker nur noch auf diesem Weg verlassen. Die Schleuse führte neben der gesamten Startrampe entlang und wurde durch mehrere Kameras überwacht.
Hank trat an ihn heran. „Seltsame Logik. Wenn Jefferson so sehr davon überzeugt ist, dass nur ihr Hauptfunk ausgefallen ist und dass dort noch alle leben, warum warten wir dann nicht einfach ab, bis sie mit den Fahrzeugen hierhin kommen?“
Brodin sah ihn an. „Wenn sie nicht leben, müssen wir wieder dreißig Tage warten, bis wir einen neuen Versuch starten können. Bis dahin haben wir uns gegenseitig aufgefressen. Hilf mal Pontiac mit seinem Funk.“
Hank wollte noch etwas sagen, schien aber zu merken, dass es zwecklos war. Colonel Thad Jefferson, der Herr des Bunkers, hatte etwas beschlossen, also wurde es auch so durchgeführt.

Brodin blickte ihm nach. Im Prinzip hatte er ja Recht, sie hätten genauso gut abwarten können. Doch wenn Tower Zero wirklich gefallen war, hieße das, dreißig Tage keinen Nachschub. Allerdings konnte Brodin sich auch wiederum schwer vorstellen, dass fünftausend Menschen einfach ausgelöscht worden waren.
´Sie haben Millionen Menschen einfach ausgelöscht.´ Seine innere Stimme verhöhnte ihn.
Damals hatte man herausgefunden, dass die Dinger alle dreißig Tage für vierundzwanzig Stunden verschwanden. Niemand wusste, wohin. Sie waren einfach weg.
Anfangs hatte man versucht, diese Tatsache auszunutzen; man hatte Verteidigungslinien errichtet, alle möglichen Sprengfallen und sonst was ausprobiert. Doch nach zig vergeblichen Versuchen hatte man festgestellt, dass diese vierundzwanzig Stunden die einzige Möglichkeit waren, hinauszugehen und wieder lebend zurückzukommen.
Und Feuer. Feuer hielt sie zurück; so wurde es zumindest behauptet. Es tötete sie nicht – anscheinend war das gar nicht möglich – aber es konnte sie für einen kurzen Moment aufhalten.
Brodin blickte auf seinen Flammenwerfer. Man musste mit diesem Ding verdammt schnell sein. Und ein Bunker in unmittelbarer Nähe konnte auch nicht schaden.
Tower Zero war der Versorgungsbunker für alle umliegenden Tower. Es gab elf, plus Tower Zero. Zumindest in diesem Staat; zum Rest der Welt gab es seit Jahren keinen Kontakt mehr.
Brodin wusste nicht, wie Tower Zero es schaffte, so viele Lebensmittel zu besorgen, um alle Bunker zu versorgen. Jefferson hatte einmal gesagt, dass dort mehr als fünftausend Männer, Frauen und Kinder lebten. Tower Zero war angeblich so groß wie eine mittlere Kleinstadt.
Hier in Tower Eleven lebten gerade mal 452 Seelen. Damals, kurz nach der Invasion, waren es noch über Fünfhundert gewesen.
Ein Zischen entstand an der Schleusentür und Brodin zuckte kurz zusammen.
„Es ist soweit, Männer!“
Jefferson hatte gesagt, dass die anderen Bunker ebenfalls Männer losschickten. Alle, außer Tower Six. Dort lebten eh nur noch dreizehn. Warum sie den Bunker nicht aufgaben, war ihm ein Rätsel.
Mit einem Ruck öffnete sich die Tür. Brodin richtete die Reservetanks auf seinem Rücken zurecht, berührte kurz den Flammenwerfer in der Halterung daneben, dann rief er: „Auf geht’s!“
Von hier aus war es etwa eine halbe Meile bis zum eigentlichen Ausgangstor. Eine halbe Meile durch diesen Tunnel. Grelles Neonlicht verwandelte die glatten Wände in eine sterile Passage. Einige der Röhren flackerten. Brodin blickte auf die dünnen Absaugdüsen; im Falle eines C-Angriffs wurde die gesamte Luft ausgetauscht.
Die Schritte der Männer hallten von den Wänden wider. Zehn Männer und er. Brodin hatte eine ungute Vorahnung; und wenn sie zutraf, würde Tower Eleven ab morgen nur noch mit 441 Seelen aufwarten müssen.

Nachdem das Okay von Jefferson für das Öffnen der Außentür gekommen war, traten sie ins Freie. Brodin sog die feuchte Morgenluft in seine Lungen. Sie stank!
Jedes Mal wenn sie hier draußen waren, und das war wahrhaftig nicht häufig vorgekommen in den letzten Jahren, empfand er das Selbe. Ein schon fast zähflüssiger Gestank, der sich augenblicklich auf die Nasenschleimhäute legte.
Er blickte auf die Männer, sah ihre starren Gesichter, die ohne große Regung die Gegend abpeilten. Er sah die großen Rohre der automatischen Außenflammenwerfer über dem Eingang zur Schleuse.
Das Gelände vor ihnen war tot. Die vereinzelten Armeegebäude wirkten wie die trägen Überbleibsel einer alten Geisterstadt. Die Start- und Landebahn der F-16 Staffel, die er etwas weiter hinten sehen konnte, war zum größten Teil aufgerissen. Hier und da hatten sich Sträucher durch den Asphalt gegraben; faszinierende Schöpfungen der Natur und genauso tot wie der Rest der Umgebung.
Brodin blickte in den Himmel; keine Vögel. Jedes Mal, wenn sie raus mussten – meist nur, um die Versorgungsfahrzeuge von Tower Zero während des Ausladens zu bewachen – hatte Brodin in den Himmel geschaut. Jedes Mal hatte er gehofft, wenigstens einen gefiederten Freund dort oben zu entdecken, denn dann hätte er gewusst, dass noch Leben auf dem Planeten außerhalb der Bunker existierte. Und jedes Mal war er enttäuscht worden.

Hank kam auf ihn zu. „Sieht Scheiße aus.“
„Riecht auch so“, murmelte Brodin.
Hank rümpfte die Nase. „Ja, wie immer. Wie lange werden wir brauchen?“
„Wenn wir gut durchkommen, müssten wir es in fünfzehn Stunden geschafft haben.“
„Du scheinst nicht überzeugt.“
„Hm ...“ Brodins Vorahnung keimte in seiner Brust wie ein schmerzhafter Stachel. Irgendwas gefiel ihm an der ganzen Sache nicht. Warum sollte auf einmal nach drei Jahren der Funkkontakt abbrechen?
„Lass uns aufbrechen.“ Er wandte sich an die Männer. „Laufschritt, meine Herren! In zwei Stunden legen wir die erste Rast ein. Bis dahin will ich ein gutes Stück geschafft haben.“
Dann fügte er hinzu: „Und haltet die Augen offen!“

* * *

Flirrende Hitze legte sich wie ein zäher See auf ihre Körper.
Vor dreißig Minuten hatten sie den Highway erreicht, der sich wie ein Relikt durch die tote Landschaft fraß. Die Füße glühten auf dem heißen Asphalt und das, obwohl es erst kurz vor sieben war. Brodin wollte gar nicht daran denken, wie es in ein paar Stunden aussehen würde.
Sie liefen der Sonne entgegen, die sich wie ein gigantischer Feuerball über den Horizont geschoben hatte. An einigen Stellen hatten sich dicke Schichten Sand und Staub über den Asphalt gelegt. Sie wirkten wie übergroße Gräber.
Brodin hatte das Gefühl, dass mit jedem Schritt der Gestank an Intensität gewann.
Er hörte die Männer hinter sich gleichmäßig keuchen. Hank und er hatten die Besten ausgesucht; ihnen war es in erster Linie nicht um Kampferfahrung gegangen – einen richtigen Einsatz hatten sie alle noch nicht gehabt – Brodin war es wichtig gewesen, dass die Männer Kondition besaßen. Denn nur wer Laufen konnte, hatte eine Chance Tower Zero zu erreichen.
Doch was würde sie dort erwarten? Vielleicht hatten diese Dinger ja tatsächlich Tower Zero eingenommen und warteten jetzt nur darauf, dass die Verrückten aus den anderen Bunkern sich in ihre ausgebreiteten Arme warfen. Doch was hätten sie davon gehabt? Sie hatten mit Sicherheit bereits zu Anfang fast die gesamte Menschheit ausgerottet. So wie sich Brodin erinnern konnte, hatte es keine zwei Wochen gedauert, bis der Kontakt zum Rest der Welt abgebrochen war.
Brodin erschrak, als Hank neben ihm auftauchte. Irgendwie schien heute sein Nervenkostüm blank zu liegen.
„Wir sollten die Pause etwas vorziehen“, keuchte Hank.
„Wir sind gerade mal etwas über eine Stunde unterwegs.“ Unbewusst rannte Brodin schneller.
Hank blieb auf gleicher Höhe. „Es ist zu heiß. Ich befürchte, dass uns ein paar der Männer wegklappen.“
„Sie sind doch alle fit.“ Brodin wurde lauter. Er hasste nichts sosehr, wie die Abweichung von einem vorher festgelegten Plan.
Hank wusste das und sprach ruhig weiter. „Noch sind sie das. Aber wenn es jetzt schon so heiß ist, schaffen sie es nicht. Wir haben nichts davon, wenn sie uns wegklappen. Wir brauchen jeden Mann für das Gepäck. Vielleicht nur kleinere, kurze Pausen.“
Brodin fluchte leise. Er wusste, dass Hank Recht hatte, aber was hatten sie davon, wenn sie nicht rechtzeitig ankamen? Nur, wenn Männer aufgrund von Erschöpfung ausfielen, kamen sie mit Sicherheit auch nicht an. Scheiß Hitze!
Brodin verlangsamte seinen Lauf. „Kurze Pause, Männer. Jones und Peters behalten die Gegend im Auge.“
Brodin erkannte dankbare Gesichtszüge, als sich die Männer im heißen Staub niederließen.

In einiger Entfernung entdeckte er ein Fahrzeug am Straßenrand. Die Fahrertür stand offen.
Er kramte nach dem Fernglas. „Hank? Wir sollten uns das da drüben mal ansehen.“
„Was hast du entdeckt?“
„Pontiac!“, brüllte Brodin ohne den Blick von dem Wagen zu lassen.
Corporal Pontiac, der neben dem großen Funkrucksack saß, sprang auf. „Sir?“
„Sie übernehmen kurz das Kommando. In fünf Minuten folgen Sie uns mit den Männern.“
Dann rannte er los und Hank folgte ihm.
Als sie das Fahrzeug fast erreicht hatten, sah Hank die Überreste eines menschlichen Skeletts, das aus dem Wagen hing. Brodin wurde langsamer.
„Was ist das?“, murmelte Hank.
Einige der Knochen schienen miteinander verwachsen zu sein. Brodin erkannte den Teil eines Oberarmknochens, der aus einem klumpenförmigen Rippenbogen hervortrat.
„War das ein Mensch?“ Hank ging in die Hocke und strich vorsichtig über das seltsame Gebilde. „Der Arm scheint aus der Brust herausgewachsen zu sein.“
Brodin griff nach dem Schädel und hob ihn hoch. Die Vorderseite sah aus wie ein schlieriger Spiegel; der Unterkiefer zog sich bis hinauf zu den Augenhöhlen. Diese waren von einer Knochenschicht überzogen, aus der längliche Zahnstumpen ragten.
„Wie ist das möglich?“, fragte Hank.
„Sie verändern bei Berührungen die molekulare Struktur“, sagte Brodin leise. Er spürte, wie sich der Schweiß auf seinem Rücken einen Weg nach unten bahnte.
„Sie tun was?“
„Die einzelnen Zellen“, fuhr Brodin fort ohne dabei den Blick von dem Schädel zu lassen, „einschließlich der Knochenstruktur scheinen miteinander verschmolzen zu werden; verbunden, ohne jegliches Konzept. Ohne Funktion.“

Brodin dachte an ein Gespräch mit Jefferson zurück, das sie vor Monaten geführt hatten. Er hatte gesehen, wie Jefferson und der Doc neben einer Art OP-Tisch gestanden hatten. Und er hatte gesehen, was sich darauf befand.
„Sie werden nichts über den Zustand der Leichen nach außen dringen lassen, Lieutenant Brodin“, hatte Jefferson gesagt. „Haben Sie mich verstanden? Bei der nächsten Lieferung werden sie nach Zero überführt. Die werden sich dann um die Autopsie kümmern.“
Molekulare Veränderung der Zellstruktur. Zellen und Gewebe werden miteinander verbunden. Mehr hatte Brodin damals nicht erfahren.
Davor hatte es immer geheißen, es gäbe keine Leichen. Die Leute verschwanden einfach.
„Es ist für die Menschen hier drin schon bedrohlich genug, dass sie wissen, dass da draußen etwas ist. Wir werden keine neuen Details bekannt geben, solange es sich vermeiden lässt. Und das ist ein Befehl, Lieutenant Brodin!“

„Brodin? Was ist mit dir?“ Hank sah ihn an. „Woher weißt du das?“
„Lass uns die Knochen in den Wagen legen, bevor die Anderen kommen.“

* * *

Um 14.36 Uhr hatten sie die Straße wieder verlassen und liefen seitdem querfeldein. Immer wieder mussten sie den Lauf durch längere Gehstrecken unterbrechen. Brodin hatte die Hitze bei weitem unterschätzt.
Er musste an ihren Fund in dem Wagen denken, und wieder entstand dieses ungute Gefühl in seiner Magengegend. Molekulare Veränderung der Zell- und Gewebestruktur.
Vor fünf Minuten hatte er festgestellt, dass irgendwas mit seinem Kompass nicht zu stimmen schien. Die Nadel flackerte, beruhigte sich, um kurz darauf erneut zu flackern.
„Lieutenant?“
Brodin blieb stehen und sah Pontiac auf ihn zugelaufen kommen. Der schwere Funkrucksack wippte wie ein fettes Geschwür auf seinem Rücken.
„Sergeant Schneider für Sie.“ Pontiac hielt ihm den Hörer hin.
„Hier Brodin.“
„Lieutenant Brodin? Tower Six wird gerade angegriffen!“ Die verzerrte Stimme von Schneider, dem Funker von Tower Eleven, drang in Brodins Verstand wie ein Raketenangriff. Von wem wurde Tower Six angegriffen? Doch er wusste es ja bereits.
„Lieutenant Brodin?“
„Wie ist das möglich?“, schrie er in den Hörer. „Wie ist die verdammte Scheiße möglich? Es sind gerade mal neun Stunden vergangen!“
„Wir wissen es auch nicht. Aber es ist definitiv Fakt.“
Brodin spürte, wie sich ihm der Magen umzudrehen schien. Er hatte es gewusst. Alles war mit Sicherheit ein teuflischer Plan gewesen. Sie hatten dem kläglichen Rest der menschlichen Rasse eine billige Falle gestellt. Drei Jahre sollten sie sich in Sicherheit wiegen; alle dreißig Tage für vierundzwanzig Stunden Sicherheit. Und die intelligenteste Rasse auf Erden war darauf reingefallen.
„Lieutenant Brodin? Können Sie mich noch verstehen?“ Schneiders Stimme brüllte aus dem Hörer.
„Was ist passiert?“, fragte Hank.
Brodin drückte den Hörer in die Halterung zurück. Schweiß rann in dicken Tropfen von seiner Stirn herab. Das nasse Hemd spannte sich um seinen bebenden Brustkorb.
Hank legte seine Hand auf Brodins Schulter.
„Sie sind da“, flüsterte dieser.
Hank schien zu verstehen und atmete zischend aus. „Wo sind sie?“
„Bis jetzt wissen wir von Tower Six. Er wird angegriffen.“
„Was ist mit den Anderen, die unterwegs nach Tower Zero sind?“
Brodin schüttelte den Kopf. „Keine Ahnung.“
„Was meinst du, wie lange wir noch brauchen?“
Brodin blickte auf die Männer, die abwartend in einiger Entfernung standen. Er sah ihre nasse Kleidung, die den triefenden Körper umschlungen hatte, sah ihre müden, feucht glänzenden Gesichter.
„Acht Stunden“, antwortete er leise. „Vielleicht mehr.“
„Vielleicht haben sie sich nur auf die Bunker konzentriert.“
„Vielleicht haben sie auch Tower Zero zu ihrem Hauptquartier gemacht.“ Brodins Stimme klang ironisch.
Hank nahm die Hand von seiner Schulter. „Wir müssen es auf jeden Fall versuchen.“
Brodin grinste irre in die hoch stehende Sonne. Hier und da waren ein paar Wolkenfetzen aufgetaucht.
„Versuch noch mal Jefferson zu erreichen und frag ihn, was mit den Anderen ist. Außerdem stimmt irgendwas mit meinem Kompass nicht.“
„Laut meinem sind wir richtig. Sollten wir den Männern bescheid sagen?“
„Sag´s ihnen, wenn du es für richtig hältst.“
„Pontiac!“, rief Hank. „Stell mir noch mal eine Verbindung zu Eleven her!“

* * *

Hank hatte die Männer aufgeklärt; und obwohl Brodin vermutet hatte, dass einige von ihnen nervlich zusammenbrechen würden, hielten sie sich recht tapfer.
„Jeder geht zwanzig Schritt versetzt hinter seinem Vordermann“, rief Hank. „Jones und Peters übernehmen die Flanken. Sollte eines dieser Dinger auftauchen, formieren wir uns sofort zu einem Kreis. Denkt daran, dass sie sehr schnell sein sollen.“
Die Männer nahmen ihre Position ein, und Hank kam zu Brodin hinüber.
„Es ist wie bei einem Haiangriff.“
„Was?“ Brodin sah ihn verdutzt an.
„Hab mal gelesen, wenn nach einem Schiffsuntergang noch Überlebende im Wasser sind, sollen sie sich zu einem Kreis zusammenschließen. Wenn nur ein Hai kommt, erwischt es nur einen von ihnen. Kommt ein ganzer Schwarm ...“ Hank versuchte zu grinsen, doch es wirkte hölzern.
„Was hat Jefferson gesagt?“
Hank stellte sein Grinsen ein. „Nur dass Six angegriffen wird. Sie wissen nichts Genaues.“
„Was ist mit den anderen Bunkern?“
„Anscheinend hat es nur Six erwischt. Zu den anderen besteht noch Kontakt. Sie sagten, bei ihnen sei alles ruhig.“
Brodin sah sich um. Die Landschaft wirkte auf einmal verschwommen, aber das konnte auch an der flirrenden Hitze liegen.
„Meinst du, sie tauchen auch hier auf?“, fragte Hank und blickte zum Horizont.
„Wer weiß, vielleicht sind sie ja schon da. Oder weißt du, wie sie aussehen?“ Brodins Stimme klang gefasst; aber Hank erkannte auch einen nervösen Unterton.
Hank dachte an die ersten Meldungen von vor drei Jahren zurück. »... man kann ihre Umrisse nicht genau erkennen, ihre Struktur nicht genau erfassen, aber eigentlich wissen wir auch jetzt kaum etwas über sie. Es gibt nur selten Überlebende...« Ihm schauderte.
Die wabernde Luft am Horizont zauberte seltsame Gebilde.

* * *

„Was, zum Teufel, ist das?“
Brodin blickte zu Pontiac, der etwa zwanzig Fuß versetzt vor ihm stehen geblieben war und in den Himmel starrte. Auch die Anderen hatten ihren Marsch unterbrochen. Seit etwa einer Stunde war keiner mehr gelaufen; Brodin hatte angeordnet, nur noch im strammen Schritt weiter zu gehen. Es ging einfach nicht mehr anders.
„Was ist das?“, fragte Pontiac noch einmal.
Brodin sah hoch, die vereinzelten Wolkenfetzen am Horizont schienen aufeinander zuzustreben. Er runzelte die Stirn. Vier von ihnen kamen aus unterschiedlichen Richtungen und es war, als wollten sie sich an einem zentralen Punkt treffen.
„Scheiße“, murmelte er. „Haltet die Augen offen, Männer!“ Der Flammenwerfer in seiner Hand nahm an Gewicht zu. „Und los! Weiter!“
Brodin rannte hinüber zu Hank, vorbei an Pontiac, der hektisch keuchte. Auf dem Weg erkannte er, dass seine Kompassnadel schnelle Kreise drehte.
„Irgendwas stimmt mit den Wolken nicht.“ Er hatte Hank erreicht.
„Was meinst du?“ Hank blickte während des Laufes nach oben. Dann zischte er leise: „Scheiße. Wie ist das möglich?“
Die Wolkenfetzen hatten ihren Zielpunkt erreicht und sich zu einem gigantischen Ball am Horizont geformt.
„Wir sollten auch das Tempo wieder forcieren.“ Brodin fühlte sich zwar auch nicht mehr so, als habe er gerade sechsunddreißig Stunden geschlafen, aber er befürchtete, dass sie viel zu langsam waren. Nein, er wusste es.
Er sah die ausgelaugten Gesichter der Männer, sah, dass einige von ihnen damit kämpften, den Flammenwerfer halbwegs waagerecht zu halten. Und er sah die Wolkenfront.
„Scheiße, Brodin. Wir können nicht schneller“, flüsterte Hank. „Sieh sie dir an. Mindestens zwei von ihnen schaffen es noch nicht mal mehr ne Stunde.“
„Dann müssen sie zurück bleiben, Hank. Wir sollten versuchen, so viele Männer wie möglich durchzubringen.“
Hank wischte sich über das Gesicht. „Wir werden es nicht schaffen.“
Brodin sah ihm tief in die Augen. „Wir haben bisher alles geschafft, mein Freund.“ Dann drehte er sich um. „Pontiac! Kommen Sie noch mal mit dem Funk hier rüber. Die Anderen laufen weiter.“ Dann: „Los, Hank, treib sie an, so gut es geht.“
Hank nickte.
„Geben sie mir eine Verbindung mit Jefferson.“
Pontiac hockte sich hin und versuchte, den schweren Rucksack von seinem Rücken zu bekommen. Brodin half ihm.
Vor einer halben Stunde hatten sie versucht, mit Tower Zero Kontakt aufzunehmen, jedoch ohne Erfolg.
Brodin blickte zum Horizont. Die Wolkenfront schien sich wieder aufzulösen. Einzelne Fetzen lösten sich daraus hervor und schwebten … Oh mein Gott, dachte Brodin. Sie schweben Richtung Erde.
„Der Colonel“, sagte Pontiac und hielt Brodin den Hörer hin.
„Sir? Hier Brodin. Haben Sie was Neues?“
„Keinen Kontakt mehr zu Tower Six. Wo sind Sie, Brodin?“
„Oh, ich liege hier in einem gut gekühlten Whirlpool mit drei hübschen Blondinen an meiner Seite.“ Blöde Frage. Natürlich sitzen wir hier draußen in der Scheiße. Und nur weil ...
„Lassen Sie die Scherze, Brodin. Die Lage ist ernst genug. Warum wollten Sie mich sprechen?“
Brodin blickte auf den Horizont. „Sir, irgendwas braut sich da am Himmel zusammen. Ich sehe eine Wolkenfront. Sie müsste eigentlich direkt über Ihnen sein.“
„B...din...?“ Ein statisches Rauschen durchbrach die Verbindung.
„Sir?“ Brodin wurde lauter. Ein kreischendes Summen war die Antwort.
Brodin blickte zu Pontiac, der auf dem Boden saß, sich die Waden massierte und dabei ständig nach oben sah.
„Sie nehmen meinen Flammenwerfer, Pontiac. Helfen Sie mir bei dem Rucksack!“
Pontiac blickte auf. Sein Gesicht sah aus, wie das eines kleinen Kindes. „Ich schaff das schon, Lieutenant.“
Brodin schnallte den Flammenwerfer ab. „Hier, ich hoffe, Sie können damit umgehen.“

* * *

Der schwere Funkrucksack zog an Brodins Schultern und er fragte sich, wie dieser schmächtige Pontiac das Ding so lange hatte tragen können.
In weiter Ferne sah Brodin durch das Flirren des Sandes die Anderen. Sie waren nur noch als winzige Punkte auszumachen.
Ein seltsames Geräusch, ähnlich dem eines entfernten Gewässers, drang an seine Ohren.
„Was ist das, Lieutenant?“, fragte Pontiac.
„Keine Ahnung, aber wir sollten uns beeilen.“
Und dann sah er die Wolke!
Etwa eine Meile vor ihnen bildete sie sich am Himmel. Und darunter befand sich Hank mit den anderen Männern. Das stetige Geräusch schien lauter zu werden. War es wirklich oder entstand es nur in seinem Innern?
Brodin schüttelte den Kopf, sah wieder die Wolke; sah die schlierigen Fetzen, die sich jetzt aus dem weißen Ball lösten.
„HANK!“, brüllte er. Doch er bezweifelte, dass ihn irgendjemand hören konnte.
Die flirrenden Silhouetten der Anderen schienen seltsam zu tanzen. Brodin kniff die Augen zusammen und blitzende Funken erschienen vor seinen geschlossenen Lidern.
Und dann war da der Schrei!
Brodin zuckte zusammen, riss die Augen auf.
„Oh mein Gott“, keuchte Pontiac. „Oh mein Gott!“
Die Wolke riss auf und längliche Teile stoben Richtung Erde.
„Los, geben Sie mir den Flammenwerfer, Pontiac!“ Er riss sich den Funkrucksack runter.
Pontiac zog hektisch an den Schulterriemen.
Wieder ein Schrei!
Brodin schnallte sich die Tanks um. „Warten Sie hier!“ Er blickte nicht mehr zu Pontiac und stürmte los.
Unterwegs versuchte er den Flammenwerfer zu zünden, und nach drei vergeblichen Versuchen gelang es ihm auch. Er sah die flirrenden Gestalten immer noch in weiter Ferne. Sie schienen sich aufzulösen und an anderer Stelle wieder zu entstehen. Verdammt, wie weit war Hank mit denen gelaufen?
Die Wolke am Himmel hatte sich aufgelöst.
Brodin rannte; jede Faser seiner Oberschenkel, jedes Lungenbläschen schien mehrfach zu explodieren. „HANK!“, brüllte er wieder. Und plötzlich waren die Silhouetten der Anderen verschwunden.
Brodin spürte, wie sich sein Magen verkrampfte. Warum tauchten sie nicht wieder auf? Wie weit waren sie denn noch weg?
Er sah helle, flackernde Blitze. Die Flammenwerfer! Jetzt hörte er Fetzen von irgendwelchen Stimmen. Wieder ein Schrei. Dann waren auch die Blitze verschwunden.
Brodin blieb abrupt stehen. Sein Atem ging stoßweise. Die kleine, blaue Flamme an der Öffnung seiner Waffe zischte gleichmäßig.
„Hank?“ Seine Stimme krächzte. Jeden Augenblick würde er sich übergeben. Langsam bewegten sich seine Beine vorwärts. Da war wieder dieses Geräusch des fließenden Wassers. Es wurde von seinem hämmernden Herzschlag und dem Keuchen seiner Lungen fast übertönt, aber es war da. Er blickte zum Himmel. Nichts.
Dann war auch das Geräusch verstummt.
Das Flirren vor seinen Augen löste sich auf, und Brodin erkannte in einiger Entfernung zwei angewinkelte Beine neben einem verdorrten Strauch. Langsam ging er weiter, den Flammenwerfer im Anschlag.
Eine weitere Gestalt lag links von ihm. Brodin trat näher heran. Von der Statur her musste es Peters sein. Der Kopf war nicht mehr zu erkennen. Er sah seltsam deformiert aus, allerdings ohne blutende Öffnungen. Die rechte Gesichtshälfte schien mit der Schulter verschmolzen zu sein; das linke Auge befand sich dort, wo eigentlich der Mund hätte sein müssen, doch dieser ging jetzt, wie eine zähe Masse auseinander gezogen, in die Schulter über. Peters Flammenwerfer lag etwas abseits.
„Sie verändern bei Berührungen die molekulare Struktur. Die einzelnen Zellen und Knochenstrukturen verschmelzen miteinander; werden verbunden, ohne jegliches Konzept. Ohne Funktion.“ Die Stimme des Doc, der neben Jefferson stand, hallte in seinem Kopf.
Brodin wandte sich ab. In einiger Entfernung entdeckte er einen weiteren Körper. Hier waren die Beine unterhalb der Knie miteinander verbunden. Zwei Altarkerzen gleich, die man versucht hatte, zu einer grotesken Einheit zu verschmelzen.

Brodin blieb stehen. Die Wesen hatten ganze Arbeit geleistet.
Sein Blick fiel auf einen verkohlten Klumpen, der neben einem bis auf wenige Zentimeter abgebrannten Strauch lag. Es war definitiv kein Mensch. Brodin ging ein Stück näher heran.
Das Ding hatte Ähnlichkeit mit einem Vulkan, nur dass es maximal einen Meter maß. Eine verbrannte, ledrige Schicht umgab eine kleine Öffnung an der Oberseite.
Was, zum Teufel, war das? Ein leises Gurgeln entstand in dem Innern des Klumpens. Brodin riss den Flammenwerfer hoch und drückte ab. Ein schriller Ton platzte durch seinen Schädel, schwoll an, wurde mit jedem Herzschlag lauter – schriller.
Brodins Hände umklammerten den Flammenwerfer; die Knöchel an seinen Händen traten weiß hervor. Der grelle Strahl fraß sich in das Ding hinein, und die ledrige Oberfläche platzte an einigen Stellen auf; schäumende Blasen spritzten einen dampfenden Inhalt in die Glut.
Der durchdringende Ton schien ihm die Schädeldecke auseinander reißen zu wollen. Brodin schrie.
Beißender Gestank quoll ihm wie eine wabernde Nebelwand entgegen. Brodin schrie weiter; ein perfider Schrei des Schmerzes und der Wut.
Der Flammenwerfer ließ den Sand neben dem Ding schmelzen. Glänzende Kristalle entstanden.
Und dann war es still. Brodins Schädel wurde von einem lähmenden Vakuum erfüllt. Eine Stille, die beinahe schlimmer war als das, was sie hinterlassen hatte.
Nur noch das dumpfe Gurgeln des Flammenwerfers drang von weit entfernt an seine Ohren. Brodin ließ den Abzugsgriff langsam nach vorne gleiten und die Flamme erlosch.
Brennender Schweiß rann in seine Augen; sein keuchender Atem sog die trockene Luft in seine Lungen.
„Brodin?“
Er zuckte zusammen, riss den Flammenwerfer in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war. Hinter einem weiteren Strauch stand Hank. Sein Gesicht schien zu lächeln.
„Verdammt, Hank, was ist hier passiert?“ Brodin ließ die Waffe sinken.
„Brodin, bist du es?“
„Hank, was soll die Frage? Du siehst mich doch.“ Er blickte auf seinen Kameraden, der ihn jetzt anlächelte.
„Brodin, es ... es tut gar nicht weh ...“
„Was tut nicht weh, Hank? Bist du verletzt?“ Brodin ging langsam auf ihn zu.
Er sah, wie Hank hinter dem Gebüsch hervor kam, dann hörte er den dumpfen Aufprall seines eigenen Flammenwerfers im Staub.
„Es ... tut ... gar nicht weh, Brodin ...“
Hanks Unterleib war ein einziger breiiger Klumpen. Ein fester Klumpen, als ob man sein Inneres nach außen gekehrt hätte. Brodin sah pulsierendes Gedärm in der Sonne glänzen. Fetzen der Uniform flatterten an einigen Stellen aus dem Auswuchs hervor, verschmolzen mit dem rosagrauen Fleisch.
„Oh Gott, Hank.“
Brodin sah, wie dieser nach unten blickte, dann lächelte er ihn wieder an. „Man ... könnte ... meinen, ich ... ich sei ... schwanger.“
Dann kippte Hank vornüber und schlug hart auf dem sandigen Boden auf. Brodin rannte auf ihn zu, den Flammenwerfer hinter sich herziehend.
Vorsichtig drehte er ihn herum und blickte in die glasigen Augen.
„Scheiße ... Brodin. Sie ... sehen eigentlich ganz ... nett aus. So wie ... Geister.“
Brodin wollte etwas sagen, doch ein dicker Kloß hatte sich um seine Stimmbänder gelegt.
Hank hatte die Augen geschlossen. „Es ... tut gar nicht weh“, flüsterte er.
Brodin sah, wie sich der Brustkorb noch einmal hob, und dann sanft abflachte.
„Hank?“

Nach einer Weile erhob sich Brodin und blickte auf die Gestalt, die da mit einem riesigen Rucksack auf dem Rücken auf ihn zugewankt kam. Pontiac!
Er blieb stehen und starrte auf die Toten. „Oh Gott ...“, hörte Brodin ihn murmeln.
Er sah, wie Pontiac den Hörer in seiner Hand hielt.
„Pontiac?“
Der Corporal sah ihn an, schien augenblicklich aus einer Art Trance zu erwachen.
„Lieutenant, ich hatte gerade Kontakt.“
Brodin blickte hinunter zu Hank. Beinahe sah es so aus, als würde er schlafen.
„Zu wem?“
„Tower Zero. Ich hatte Kontakt zu Tower Zero. Ganz kurz nur, aber es scheinen noch welche zu leben. Und ...“
Brodin bückte sich nach dem Flammenwerfer. „Und?“
Pontiac trat auf ihn zu. „Wir sind ganz in der Nähe. Sie sagten, sie hätten uns auf ihrem Radar. Vielleicht noch eine halbe Meile östlich.“
„Eine halbe Meile.“ Brodin schluckte. „Nur noch eine verdammte, halbe Meile.“
„Sie haben gesagt, dass wir uns beeilen sollen. Und sie haben gesagt, dass die vierundzwanzig Stunden diesmal nicht eingehalten wurden.“
Brodin atmete tief. „So, das haben sie gesagt. Welch eine Überraschung.“
„Es tut mir Leid um den Lieutenant. Um die Anderen natürlich auch.“ Pontiac wirkte seltsam gefasst.
„Ja“, sagte Brodin, „mir auch. Was denken Sie, warum wir noch leben? Warum sind diese Dinger einfach verschwunden?“
Pontiac blickte zu Boden. „Ich weiß es nicht, Lieutenant.“
„Wir werden es herausfinden. In Tower Zero.“
Noch einmal blickte er auf das Schlachtfeld, sah Hank, dessen Gesicht in die heiße Luft lächelte. „Wir werden es herausfinden.“

* * *

Sie gingen Richtung Osten, schweigend. Brodin blickte zu Boden, sah den trockenen Staub, der von seinen Stiefeln aufgewirbelt wurde. Er dachte an Hank. Dachte an die Worte von Pontiac. „Ich hatte Kontakt zu Tower Zero. Sie haben uns auf ihrem Radar. Vielleicht noch eine halbe Meile östlich.“
Wie konnte das sein? Laut seiner Berechnung hätten sie noch Stunden entfernt sein müssen. Was ist mit diesen Wesen? Warum hatten sie alle niedergemetzelt? Alle, außer ihn und Pontiac?
Noch einmal blickte er zum Himmel. Der Horizont war klar. Er dachte an Jefferson, dachte an Tower Eleven. Waren sie auch angegriffen worden? Lebte noch irgendjemand?
„Da vorne ist der Eingang, Lieutenant!“
Brodin sah am Rande eines Felsens eine winkende Gestalt, das lange Rohr des Flammenwerfers nach oben gestreckt.
Brodin grinste gezwungen. Zumindest war es ein Mensch …

 

Sers!
Also ich kann mich meinem Vorredner/schreiber nur anschließen. Mit hat die Sache auch gut gefallen.
Ich bin zwar sonst kein Fan von den üblichen Endzeit- Kriegern made in America, aber ich denke für solch einen Plot eignen die sich immer noch am besten.
Bin schon neugierig wie die Geschichte von chazar ist und kann nur noch einmal sagen/ schreiben: Gut gemacht! :thumbsup:
Gruß + Grüße Ppy

 

hoi salem!

endlich wieder was neues von dir und chazar und dann noch gleich in gemeinschaftsarbeit? das kann ja nur gut werden. ist es auch.

deine story hat mir gut gefallen, wenn auch nicht, so wie noel sagte, die actionszenen sind, denn die waren meiner meinung nach rar, sondern die stimmung. es liegt irgendwie eine ständige bedrohung in der luft, es ist das geheimnisvolle nicht wissen über den feind, das mich sehr angezogen hat. außerdem find ich's toll, dass die soldaten keien erfahrenen frontkämpfer sind, sondern eigentlich noch unerfahren. toll war auch, dass einmal mit was anderem gekämpft wird, als mit stg's oder mp's. die idee mit den flammenwerfern find ich sehr fein.
am anfang hat's mich ein wenig an independance day (sicher flasch geschrieben) erinnert. also das mit den basen und den flugzeugen, aber egal.
ansonsten, dein stil, wie immer, sauber erzählt. spannend. die landschaftsbeschreibungen bzw. die stimmung die du aufbaust hat mir sehr lust auf chazar's teil gemacht. eine sache ist mir holprig vorgekommen und zwar:

Dort lebten eh nur noch dreizehn

klingt irgendwie holprig, vielleicht "Dort waren sowieso nur mehr dreizehn am Leben." keine ahnung, is nur ein vorschlag.

ein satz hat mir besonders gefallen:

Vor dreißig Minuten hatten sie den Highway erreicht, der sich wie ein Relikt durch die tote Landschaft fraß

wunderbar :thumbsup:

wie gesagt, tolle atmosphäre, tolle story :thumbsup:
ich freu mich nun auf chazar's part. :read:

mfg

 

Moin Noel und Papyrus,

Mensch, da hat sich doch tatsächlich jemand durch dieses doch recht lange Werk gekämpft.

Die Charaktere: Stereotypischer geht es wohl fast nicht mehr. Ist mir aber egal, eine echter Soldat darf keine Schwächen haben, muß ein Draufgänger sein und sollte am besten aus Amerika kommen.
Jepp, wie Papyrus schon sagte, eine echte Endzeitstory muss natürlich in Amerika spielen, denn nur da gibt es richtige Soldaten, die einfach nur hart sind ... :D

Deine wüste Erdenbeschreibung gefiel mir gut.
Das freut mich. Danke.

Die Geschichte lebt von der schnell und actionreich erzählten Handlung.
Auch hierüber freue ich mich, denn ich war mir nicht sicher, ob ich Aktion rüber bringen konnte.

(vielleicht erzählt Chazar ja was mehr).
AUF JEDEN FALL LESEN!!!

(zumal ich blutige Geschichten nicht mag)
das ist mir ja absolut neu...

Ich empfehle mich an dieser Stelle und danke für die gute Unterhaltung.
Ich danke für den netten Kommentar.

Ich bin zwar sonst kein Fan von den üblichen Endzeit- Kriegern made in America
Na, dann freue ich mich umso mehr, dass du sie gelesen hast.

Euch beiden noch mal vielen Dank.

Gruß! Salem

 

Ups, Überschneidung.

Hi one,

danke für´s Lesen und Kommentieren.

Sehr schön, dass die Stimmung bei dir rüber gekommen ist. Habe bewusst die "Monster" offen gelassen.

wie gesagt, tolle atmosphäre, tolle story
ich freu mich nun auf chazar's part.
Vielen Dank und letzteres kannst du mit Sicherheit.

Lieben Gruß! Salem

 

Hi Salem!

Wie ich finde, deine bislang beste Geschichte. Deine klassischen Gruselstorys, die du für gewöhnlich schreibst, sind nicht immer so mein Fall, aber in diesem Text bin ich versunken.

Ausführliche Kritik erhältst du, sobald ich mit chazars Text durch bin.

 

Na, was soll ich da sagen? Vielen Dank.
Es war auch bislang eine der interessantesten Arbeiten; dank chazar. Ein Lob an meiner Geschichte trifft genauso gut ihn.

Freue mich dann mal auf deine ausführliche Kritik.

Salem

 

Tower Zero ...

Hi Salem,

das war mal wieder Kino im Kopf. :)

Spannend, Geheimnisvoll, ein aussichtsloser Kampf, so scheint es.
Und doch hoffe ich, das Tower Zero nicht verloren ist.
Wie geht es nun weiter?

Könnt ihr, Chazar und du, nicht eine Eiszeit kommen lassen, so das die, aus dem Feuer geborenen, erfrieren?
Denn irgendwie muß die Existenz der Nebelwesen ja was mit der Hitze zu tun haben. Vielleicht kamen sie aus der Erde? (wäre ja mal was anderes, als Ausserirdische) Und können sich nur durch die enorme Hitze, die ihr beschreibt, auf der Erdoberfläche halten/leben.
So ist es ja auch klar, dass die Soldaten mit ihren Flammenwerfern nichts ausrichten können. Wie wärs mit Stickstoff? :shy:

Endzeit hin oder her, eine handvoll Menschen müssen übrig bleiben.

Was ich gut finde an Euren verschiedenen Versionen, du beschreibst den verzweifelten Kampf der Soldaten, die alles tun, was sie tun müssen und können. Nichts hätten sie ändern können. Eine vorhersehbare unverschuldete Dramatik. Denn sie mußten den Tower verlassen, um zu versuchen, etwas zu ändern.
Chazar bringt persönliches Drama mit rein.
Die Soldaten machen Fehler, holen den Feind in den Tower ...

Ihr müsst einfach weiter schreiben, okay? :Pfeif:

lieben Gruß, coleratio

 

Netter Gedanke: Die "Feuerwesen" lassen sich durch die Flammenwerfer eigentlich gar nicht aufhalten, sondern sie genießen die Hitze.

Naja, wie gesagt: Ausführliche Kritik folgt morgen. Ich bin jetzt nicht mehr konzentriert genug.

 

Hi coleratio,

das war mal wieder Kino im Kopf.
Du beschämst mich. Danke.

Wie geht es nun weiter?
Na, mal sehen, was noch kommt...

Vielleicht kamen sie aus der Erde? (wäre ja mal was anderes, als Ausserirdische)
Ob es Ausserirdische sind, lass ich mal im Raum stehen. Ein paar Hinweise haben wir ja schon gegeben. :D

Wie wärs mit Stickstoff?
Werde mal versuchen, mit Jefferson Kontakt aufzunehmen. Das ist eine gute Idee. Aber irgendwas schein mit dem Funk nicht zu funktionieren ...

Endzeit hin oder her, eine handvoll Menschen müssen übrig bleiben.
Denke, sonst wär es langweilig. ;)

Was ich gut finde an Euren verschiedenen Versionen, du beschreibst den verzweifelten Kampf der Soldaten, die alles tun, was sie tun müssen und können. (...)
Chazar bringt persönliches Drama mit rein.
Wie gesagt, wir hatten einen gemeinsamen Plot, der auf unterschiedlicher Weise beleuchtet werden sollte.

Die Soldaten machen Fehler, holen den Feind in den Tower ...
Irrtum, das war Jefferson (okay, er ist auch Soldat). aber wenn Brodin noch im Tower gewesen wäre ...

Ihr müsst einfach weiter schreiben, okay?
Da hätte ich wirklich Lust zu.

Vielen Dank für deine (coleratio-typische) Interpretation. Wirklich nette Ideen, die du uns zur Verfügung stellst.
Freut mich auf jeden Fall, wenn wir dich unterhalten konnten.

Lieben Gruß! Salem

 

hi hallöchen salem!!!!!!!!!!! (eigentlich wollte ich dir ja keine widmen....kleiner scherz!)

Jefferson war der Leiter von Tower Eleven; irgendwie ein arrogantes Arschloch, fand Brodin.
dieses irgendwie ist irgendwie fehlplaziert. ;)
entweder er hält ihn für ein arrogantes arschloch oder nicht.

Inzwischen war seit der Invasion drei Jahre vergangen, aber es wurde immer noch Kaffee geliefert.
waren


Er war Corporal, und warum sie einen Unteroffizier hier in den Offiziersraum stecken, konnte sich Brodin nicht erklären.
steckten


Zumindest wurde wir für so was ausgebildet.“
wurden


Hilf mal Pontiac bei seinem Funk.“
nicht mit? könnt mich auch täuschen


Irgendwie hatte Brodin eine ungute Vorahnung; und wenn sie zutraf, würde Tower Eleven ab morgen nur noch mit 442 Seelen aufwarten müssen.
sehr schön!


Sie stank!
;) (kleiner insider)


wiedereinmal sehr toll geschrieben salem. das endzeitszenario schön eingefangen. hoffnungs- und trostlos.

ja, mehr bleibt mir eigentlich nicht.
sehr gut! und ich hoffe, dass es bei chazar jetzt weiter geht. kann ja nicht so ausgehen...


liebe grüße
Tama

 

Hallo Salem!

Fein, wenn das Schule macht und sich noch mehr von den Schreibern hier zusammentun und experimentieren, dann kann ich nur sagen: Weiter so! Seid fruchtbar und lernet schön! Wie gesagt, auch wenn das Ergebnis auch nicht so schön ist wie das hier, kann man solche Aktionen nur begrüßen.

Ich kann mich Cerberus nur anschließen. Deine handwerklich beste, zumindest von denen, die ich lesen durfte (und das werden in letzter Zeit immer weniger, was an mir liegt)

Diese Art der Zusammenarbeit scheint zu funktionieren, Cerberus und ich haben uns die Köpfe zerbrochen, wie es wohl gehen soll.
Ich gehe mal textmäßig chronologisch vor:

...verweilte einen Moment in den kurzen Haaren

:confused: vielleicht 'n büschen anders formulieren?

irgendwie

Schick doch mal den kleinen Stöberdackel drüber, der soll dir alle "irgendwie"s aufscheuchen, ich knall sie dann ab. Das ist ein Rückschritt in die alte Salem-Masche! Du weißt, was ich meine, von wegen Füllwörter (bäääääääääh!) und so!

Er...sah aus wie ein schwuler Rekrut, der gerade der Pubertät...

Der schwule Rekrut hat mir gut gefallen. Der Nachsatz dann nicht mehr, weil der vollkommen überflüssig war, wie ein blutiges Furunkel, das auf der rechten Arschbacke wächst. :D

Der Dialog zwischen Brodin und Hank, als der eine den anderen weckt:
Hier hätte ein Konflikt gut gepasst, irgendeine kleine Zwistigkeit, ein Streit, um damit die Charaktere der beiden zu differenzieren. Damit wäre dem Vorwurf von Noel entgegengetreten, obwohl ich das gar nicht so schlimm empfand. Momentan ist tatsächlich auf diesem Gebiet hier die Charakterisierung der Figuren mein Steckenpferd, allein aus dem Grunde, weil ich es nicht kann. :cool:

Brodin blickte auf das riesige Tor, das vor Jahren dem Schutz der F-16 Staffel diente.

gedient hatte - müsste es korrekt heißen.

...die in regelmäßigem Abstand an der Decke auftauchten

Pfui, was ist denn das für eine Beschreibung ( Wann kommt denn München Hauptbahnhof? - Peng! (erschossen))

...die ohne große Regung die Gegend abpeilten

:confused: anpeilen kenne ich ja, aber was ist abpeilen? absuchen?

...den tanzenden Horizont

meiner Meinung nach recht unglücklich.

Und dann: Alle tot, deformiert, die Menschheit so gut wie ausgelöscht, keine Hoffnung, vom Feind umzingelt. Da fragt Hank: Bist du es? Und Brodin?

Ein ungutes Gefühl beschlich Brodin.

Harter Hund das, erst jetzt, und dann nur ein ungutes Gefühl! :D

Und zum Abschluss ein positiver Kommentar:

...sah Hank, dessen Gesicht in die heiße Luft lächelte.

Prägnantes Bild, sehr gut!

Also, wie gesagt, hat mir gut gefallen deine Story, dieser Beitrag zu eurer Geschichte. Clever gemacht, größtenteils überlegt und viele gute Ideen!

Ich habe zwar chazars Beitrag schon gelesen, aber die Kritik dazu werde ich erst morgen schaffen.

Viele Grüße von hier!

 

Hey Salem!

Jetzt bin ich aber wirklich mal gespannt auf Euer Gemeinschaftsprojekt.

Er verzog das Gesicht, als die lauwarme Suppe seine Zunge passierte.
Lauwarme Suppe ist gut!

Bin jetzt mit ungefähr einem Viertel des Textes durch und beende die Textarbeit, bevor ich sie wirklich begonnen habe. Es liegt daran, dass Deine Geschichte einfach keine Ecken und Kanten hat, an denen ich meinen Meckerhebel ansetzen kann. Außerdem möchte ich die Geschichte einfach nur wirken lassen.

Irgendwie hatte Brodin eine ungute Vorahnung; und wenn sie zutraf, würde Tower Eleven ab morgen nur noch mit 442 Seelen aufwarten müssen.
Doch noch eine Sache:Wenn sie zu elft sind müssten es doch 441 Seelen sein, oder?

So, jetzt bin ich durch.
Ich muss sagen, alle Achtung!
Wirklich Salem, ganz grosses Kino! Ok, ich muss zugeben, dass ich derbe Bock auf die Geschichte hatte und auch dementsprechend euphorisch an die Sache rangegangen bin.
Trotzdem, auch objektiv betrachtet, ist die Story wirklich gut. Sie fesselt ungemein und hat eine ungemeine Dichte. Ich habe die anderen Kommentare überflogen und jemand meinte "Kino im Kopf" (hab gerade nachgeguckt, war coleratio). Ich kann dem nur vollkommen zustimmen. Die Beschreibungen sind so dicht und stimmungsvoll, dass man wirklich mittendrin ist.
Die Story ist vielleicht nicht neu, aber was solls? Sie ist dafür umso besser erzählt. Im übrigen erhoffe ich mir noch eine Auflösung in Chazars Teil. Besonders gut hat mir gefallen, dass über die Invasoren so gut wie nichts bekannt ist. Das gibt dem Ganzen so eine hoffnungslose Stimmung, weil keiner einen Kampf überlebt hat. Wirklich gut und spannend erzählt. Auch wenn sie vielleicht unter Science Fiction einzuordnen wäre, freue ich mich, dass Du sie (bzw. Ihr sie) hier gepostet habt. Im Kreise Eurer Gleichgesinnten. Solche Geschichten erwecken in mir immer den Vorsatz morgen wirklich mit dem neuen Projekt zu beginnen. Danke dafür.

Jorgo

P.S.: Ich hatte die ganze Zeit irgendwie Final Fantasy im Kopf. Hat mich an den Film erinnert, den ich übrigens ziemlich laut fand.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Salem,

Wow, sehr starke Geschichte. Die Länge merkt man gar nicht beim Lesen, so packend schreibst du. Die Geschichte ist auf jeden Fall sehr dicht und atmosphärisch, das zieht einen richtig mit. Na ja, ich persönlich bin eben auch ein Fan von Weltuntergangsszenarien, das kommt bestimmt dazu, aber auch sonst wäre deine Geschichte hohe Oberklasse.
Werde mir chazars Story auch gleich reinziehen. Ich hab schon ein paar Vermuntungen und möchte wissen, ob sie stimmen.

Ich muss zugeben, dass ich auch mal so ein Gemeinschaftsprojekt mit einer Freundin angedacht hatte, leider sind wir noch nicht dazu gekommen. Also bin ich natürlich doppelt neugierig, wie ihr das gemeistert habt. Andererseits: es kann gar nicht mehr schlecht werden...

:thumbsup:

Ach ja, eine Sache noch, die mir aufegfallen ist:

Sollte eines dieser Dinger auftauchen, formatieren wir uns sofort zu einem Kreis.

Die sind doch keine Festplatte, dass man sie formatieren kann ;) Muss mMn formieren heißen


Liebe Grüße,

Ronja

 

Hallo Tama, Hannibal, Jorgo und Ronja,

vielen Dank für eure Kritik.

@Tama

dieses irgendwie ist irgendwie fehlplaziert.
entweder er hält ihn für ein arrogantes arschloch oder nicht.
Dieses irgendwie steckt wohl irgendwie in meinem Sprachgebrauch. Werde aber den Text irgendwie noch mal überfliegen. Hannibal wollte sie dann ja irgendwie abknallen...

Zitat:
Sie stank!

(kleiner insider)

Das ist aber so ein insider, dass selbst ich ihn nicht verstehe... :confused:


wiedereinmal sehr toll geschrieben salem. das endzeitszenario schön eingefangen. hoffnungs- und trostlos.
Vielen, vielen Dank!

Deine übrigen Fehler werden ausgebessert. Danke für´s finden.

@Hannibal

Fein, wenn das Schule macht und sich noch mehr von den Schreibern hier zusammentun und experimentieren, dann kann ich nur sagen: Weiter so! Seid fruchtbar und lernet schön! Wie gesagt, auch wenn das Ergebnis auch nicht so schön ist wie das hier, kann man solche Aktionen nur begrüßen.
Es hat auf jeden Fall tierischen Spaß gemacht. Ich kann es daher nur empfehlen. Ist aber auch anstrengend.

Diese Art der Zusammenarbeit scheint zu funktionieren, Cerberus und ich haben uns die Köpfe zerbrochen, wie es wohl gehen soll.
Fragt einfach uns. Wir helfen gern... :D

Schick doch mal den kleinen Stöberdackel drüber, der soll dir alle "irgendwie"s aufscheuchen, ich knall sie dann ab. Das ist ein Rückschritt in die alte Salem-Masche! Du weißt, was ich meine, von wegen Füllwörter (bäääääääääh!) und so!
Ich sehe schon, bald bestehen meine Texte nur noch aus Substantiven...
Hast natürlich Recht, werde mich drum kümmern.

Zitat:
Er...sah aus wie ein schwuler Rekrut, der gerade der Pubertät...

Der schwule Rekrut hat mir gut gefallen. Der Nachsatz dann nicht mehr, weil der vollkommen überflüssig war,

Hm... hier bin ich mir noch nicht schlüssig, da ich finde, dass beides etwas anderes aussagt.


Der Dialog zwischen Brodin und Hank, als der eine den anderen weckt:
Hier hätte ein Konflikt gut gepasst, irgendeine kleine Zwistigkeit, ein Streit, um damit die Charaktere der beiden zu differenzieren. Damit wäre dem Vorwurf von Noel entgegengetreten, obwohl ich das gar nicht so schlimm empfand. Momentan ist tatsächlich auf diesem Gebiet hier die Charakterisierung der Figuren mein Steckenpferd, allein aus dem Grunde, weil ich es nicht kann.
Kann es sein, dass Charakterisierung eines der schwersten Dinge ist? Ich weiß wirklich nicht, wie sowas geht. Deine Idee ist aber gut, werde mal versuchen, was sich da machen lässt.

Rest wird natürlich ausgebessert. Vielen Dank für´s Raussuchen.

@Jorgo

Zitat:
Er verzog das Gesicht, als die lauwarme Suppe seine Zunge passierte.

Lauwarme Suppe ist gut!

Danke, chazar!

Zitat:
Irgendwie hatte Brodin eine ungute Vorahnung; und wenn sie zutraf, würde Tower Eleven ab morgen nur noch mit 442 Seelen aufwarten müssen.

Doch noch eine Sache:Wenn sie zu elft sind müssten es doch 441 Seelen sein, oder?

Äh... dachte immer, es wären insgesamt 10 (kann aber sein, dass ich Brodin vergessen habe) Werde es ändern.

ist die Story wirklich gut. Sie fesselt ungemein und hat eine ungemeine Dichte.
Das freut mich riesig.

freue ich mich, dass Du sie (bzw. Ihr sie) hier gepostet habt. Im Kreise Eurer Gleichgesinnten.
Was anderes käme doch niemals in Frage... :cool:

P.S.: Ich hatte die ganze Zeit irgendwie Final Fantasy im Kopf. Hat mich an den Film erinnert, den ich übrigens ziemlich laut fand.
Den kenne ich leider noch nicht.

@Ronja

Die Geschichte ist auf jeden Fall sehr dicht und atmosphärisch, das zieht einen richtig mit.
Sehr nettes Kompliment, vielen Dank.

Ich muss zugeben, dass ich auch mal so ein Gemeinschaftsprojekt mit einer Freundin angedacht hatte, leider sind wir noch nicht dazu gekommen.
Wie ich schon oben sagte, auf jeden Fall weitermachen. Macht Spaß!!!

Die sind doch keine Festplatte, dass man sie formatieren kann Muss mMn formieren heißen
Dachte immer, es käme von Formation (militärische Gliederung).
KANN UNS JEMAND HELFEN???


Ich danke euch noch mal für die Mühe.

Lieben Gruß! Salem

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi Salem,

ich bin mir eigentlich sicher: "formieren", also eine Form annehmen. Formatieren kommt mE von "Format" - z.B. eben das Datenformat einer Diskette oder Festplatte, dass beim formatieren festgelegt wird.

Zur Story:

Hat mir sehr gut gefallen. Besonders die Bezüge zwischen den Stories, z.B. Jeffersons Beziehung zu Lisa. Es ist auch sehr interessant, wenn man später in chazars story erfährt, was Jefferson gedacht hat, als Brodin den Spruch von den Blondinen im Whirlpool losläßt. Die Beleuchtung von zwei Seiten macht das ganze viel unterhaltsamer.

Mich hat der Plot im Nachhinein, aber erst nachdem ich Cerberus Kommentar unter chazars Story gelesen hatte, auch an den Final Fantasy Film erinnert. Allerdings finde ich die Ähnlichkeiten nicht so gravierend, dass man euch ein "abgekupfert" vorwerfen müsste. Die Atmosphäre in eurer Story ist viel weniger technisch, näher an der heutigen Zeit als Final Fantasy. Deswegen ist mir dieser Gedanke beim lesen gar nicht gekommen.

Das Verändern der molekularen Struktur ist super. Wie pervers ist das denn bitte? Klasse Idee!

Besonders Dein Teil macht neugierig, was es denn nun mit Tower Zero auf sich hat. Das offene Ende finde ich hier etwas enttäuschend.

So, textliche Anmerkungen wurden ja schon viele gemacht, daher lass ich das mal, da mir auch nichts neues aufgefallen ist. Stilistisch gab es von meiner Seite nix zu meckern.

Gruß

MisterSeaman

 

Hi MisterSeaman


ich bin mir eigentlich sicher: "formieren", also eine Form annehmen.
alles klar, wird geändert.

Hat mir sehr gut gefallen. Besonders die Bezüge zwischen den Stories, z.B. Jeffersons Beziehung zu Lisa. Es ist auch sehr interessant, wenn man später in chazars story erfährt, was Jefferson gedacht hat, als Brodin den Spruch von den Blondinen im Whirlpool losläßt. Die Beleuchtung von zwei Seiten macht das ganze viel unterhaltsamer.
Das ist schön. Chazars Teil sollte auch keine Fortsetzung von meinem sein. Die beiden Teile sollten gemeinsam die Geschichte ausleuchten. Schön, wenn es geklappt hat. Das Einbringen der Bezüge hat auch am meisten Spaß gemacht.

Mich hat der Plot im Nachhinein, (...), auch an den Final Fantasy Film erinnert.
Dann muss ich mir den Film wohl doch mal ansehen...


Das Verändern der molekularen Struktur ist super. Wie pervers ist das denn bitte? Klasse Idee!
Wir fanden es auch erschreckender, als irgendwelches blutiges Gemetzel...

Das offene Ende finde ich hier etwas enttäuschend.
:cool:

Vielen Dank für deinen netten Kommetar.

Gruß! Salem

 

Tja Lukas, leider kann man nicht immer alle Geschmäcker treffen.
Aber ich denke, wenn es bei einem bleibt, der dieses Ding grottenlangweilig fand, dann kann ich damit leben. Finde es aber faszinierend, dass du trotz der Langeweile alles gelesen hast; ich kann meist schon nach ein paar Seiten erkennen, ob eine Geschichte scheiße ist.

weil mir auch keine konstruktive Kritik dazu einfallen will.
Das war sie wahrhaftig nicht.

Gruß! Salem

 

Hi Salem!

So, dann wollen wir mal. Wie immer erst die Zitate, dann das Ausführliche:


„Jefferson will, dass wir raus zu Tower Zero gehen“, antwortete Hank, während er sich den Kaffee über die Finger schüttete und zischend fluchte.

Fand ich witzig.

´Sie haben Millionen Menschen einfach ausgelöscht.´ Seine innere Stimme verhöhnte ihn.

Hier sähe ich kursiv lieber als die Striche.

Zehn Männer und er. Irgendwie hatte Brodin eine ungute Vorahnung; und wenn sie zutraf, würde Tower Eleven ab morgen nur noch mit 442 Seelen aufwarten müssen.

KLUGSCHISS AN Zehn Männer + ihn = 11 452 - 11 = 441 KLUGSCHISS AUS
Ich bin ein aufmerksamer Leser, gell? :D

Hier und da hatten sich Sträucher durch den Asphalt gegraben;

Bereits nach drei Jahren? Wir reden hier von einer Army Landebahn und nicht von einer Schlesischen Landstraße *g*

So wie sich Brodin erinnern konnte, hatte es keine zwei Wochen gedauert, bis der Kontakt zum Rest der Welt abgebrochen war.

Anfangs schreibst du noch etwas von wenigen Stunden.

Die Vorderseite sah aus wie ein schlieriger Spiegel; der Unterkiefer zog sich bis hinauf zu den Augenhöhlen. Diese waren von einer Knochenschicht überzogen, aus der längliche Zahnstumpen ragten.

Diese beiden Sätze musste ich dreimal lesen, bis ich das Bild so vor Augen hatte, wie du es vermutlich gemeint hast.

Brodin fühlte sich zwar auch nicht mehr so, als habe er gerade sechsunddreißig Stunden geschlafen, aber er befürchtete, dass sie viel zu langsam waren.

Der Spruch mit den sechsunddreißig Stunden ist meiner Meinung nach eher lahm.

Brodin sah, wie dieser nach unten blickte, dann lächelte er ihn wieder an. „Man ... könnte ... meinen, ich ... ich sei ... schwanger.“

Das fand ich einfach nur toll!


Okay, du merkst es schon. Ich habe nur Kleinigkeiten zu kritisieren. Was Lukas mit "unterdurchschnittlicher Sprachbehandlung" meint, kann ich nicht ganz nachvollziehen. Im Gegenteil: Ich bin nicht nur der Meinung, dass dies deine bislang reifste und stilistisch feingeschliffenste Geschichte ist, sondern ich glaube sogar, dass sie - so wie sie hier steht - durchaus druckreif ist. Der Text lässt sich verdammt flüssig lesen, ist in sich schlüssig und du lieferst genau die richtigen Portionen an Vergleichen, Dialogen, Spannung und Atmosphäre. Die Beschreibungen der Charaktere und Lokalitäten sind knapp, aber angemessen. So konnte ich mir in meiner Phantasie wunderbar das ganze Setting und seine Darsteller ausmalen. Im Gegensatz zu chazar hast du größtenteils auf klischeehafte und ausufernde Details verzichtet, die der Leser sich bei einer so rasant erzählten Story ohnehin nicht merken könnte. Ich mag es lieber, wenn man sich beim Lesen sein eigenes Bild machen kann.
Sicher, diese Geschichte ist nicht besonders tiefgründig, was bei dem Plot natürlich prinzipiell drin gewesen wäre, aber ich denke, dass deine Intention eher darin bestand, den Leser zu unterhalten; und dies ist dir, zumindest bei mir, grandios gelungen.
Besonders schön fand ich den Marsch über den verlassenen Highway. Deine Figuren wirken dabei jederzeit sehr lebendig, obwohl du darauf verzichtet hast, ihnen besondere Tiefe zu verleihen.
Gut gefallen hat mir auch der Schluss, obwohl ich mir hier wenigstens eine kleine Fortführung in chazars Part gewünscht hätte (kurzer Funkkontakt am Ende zu Tower Zero). Da ihr den Plot gemeinsam entwickelt habt, ist dies kein "Vorwurf", den ich chazar allein machen kann.
Insgesamt aber eine sehr unterhaltsame Story, die du wirklich außerordentlich gut geschrieben hast. Dem Plot angemessen eben, und die teilweisen, mysteriösen Anspielungen (mit dem deformierten Skelett im Auto beispielsweise) sitzen; auch, wenn nichts aufgelöst wird.
Was ich allerdings nicht verstanden habe ist, dass es zuerst heißt, die Menschen würden einfach verschwinden. Denn scheinbar ist dem ja nicht so. Des weiteren sollte da doch eigentlich mehr als ein Auto auf dem Highway rumstehen.
Zudem: Anfangs nehmen sie den unterbrochenen Kontakt zu Tower Zero noch recht locker (muss ja nichts bedeuten) und hinterher heißt es dann plötzlich, es könnte ja noch Überlebende geben. Fand ich nicht ganz logisch.

Gut, ich hoffe, du kannst mit dieser Kritik etwas anfangen. Sie ist etwas ungeordnet, da ich den Text gestern gelesen habe und mir manche Dinge erst gerade mittendrin wieder eingefallen sind.

Beste Grüße

Cerberus

 

Gut, ich hoffe, du kannst mit dieser Kritik etwas anfangen. Sie ist etwas ungeordnet
Kein Problem, werde mich durchkämpfen... :D

Und nachdem ich das getan habe, werde ich auf Einzelheiten eingehen. Vorab: vielen Dank!

Salem

P.S. Hatte es schon auf 441 Seelen geändert (schäm)

 

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