Trümmer....
Es war staubig draußen. Quietschende Bagger schaufelten mit ihren langen Armen die Überreste eines gegenüberliegenden Wohnhauses beiseite. Die laut hallenden Geräusche ließen seine Sinne für einige Momente von seinem Vorhaben abhalten und seinen Blick zum Fenster schweifen. Erstaunlich, dachte er sich, wie schnell die Trümmer eines vom Leben erfüllten Hauses verschwanden. Er verband gute Freundschaften und gute Erinnerungen mit diesem Haus, doch in diesem Moment blieb ihm nur seine objektive Betrachtung, die den Abriss des Hauses für gut hieß.
Das Haus war alt und man merkte ihm seine Jahre und seine Wunden die ihm manche Menschen hinterließen an.
„Sie müssen wohl bald wiederkommen“ flüsterte er stockend vor sich hin, bevor er wieder hinter seinem Schreibtisch verschwand. Die Zeit in der er sich Ernüchtert fühlte und seine Gedanken klarer als je zuvor erschienen, musste genutzt werden. Er war froh darüber diese unglaubliche Ruhe in sich zu spüren. Seine Fingerspitzen glitten über das eingerahmte Foto seiner Frau, die schon lange nicht mehr seine war. Sie gehörte einem anderen der besser für sie sorgte. Doch blieb ihm,ihre Liebe. Dieser Gedanken war jener der ihn am Leben erhielt und ihm eine gewisse Genugtuung über diesen fremden Mann gab, der niemals in der Lage sein würde seinen Platz vollständig einzunehmen. Gleichzeitig empfand er tiefe Beschämung, da er nicht im Stande gewesen war, ihren gemeinsamen Verlust zu bewältigen. Früher erzürnte ihn der stechende Blick seiner Frau und hinter jedem dieser Blicke, so glaubte er, steckte eine Provokation die seine Handlungen in frage stellt. In solchen Momenten wurden seine Moralischen Idealwerte übersiegt und er schlug zu.
Wenn er heute ihre Blicke betrachtete waren sie alles andere als stechend, sie waren voll Mitleid, und ihm wurde bewusst dass es auch damals Mitleid und Trauer waren, welches sie zum Ausdruck bringen wollte.
Er stellte das Foto an den Rand des Schreibtisches und schaute flüchtig auf die Uhr. Der Brief den er schrieb musste fertig werden. Seine Frau die nicht mehr seine war, hatte eine Erklärung verdient. Er wollte damit keine Veränderung bezwecken, er wollte nur Verständnis für etwas, dass er seit Jahren nicht verkraftete. Tief In ihm hatte sich etwas festgefressen von dem er sich nicht erholen konnte. Seine zitternde Hand beendete den Brief mit den Worten: In Liebe, dein John.
Wieder wich sein Blick zu den Baggern, die dabei waren ihre Motoren abzustellen.
Die Dämmerung brach langsam ein. Nicht mehr lange und die letzten Steine würden verschwinden. Vielleicht noch ein Tag, vielleicht auch zwei.
Er faltete den Brief zusammen und steckte ihn in einen unadressierten Umschlag. Mit gesenktem Kopf schenkte er sich einen Whisky ein und setzte sich an das Fenster um die ruhenden Trümmer weiter beobachten zu können. Einige Schlucke und seine Gedanken würden verschwimmen und die Kühle, die, die Nüchternheit mit sich brachte würde verschwinden.