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Traumdeutung
Ein Käfig aus Dornen bewahrt die gequält schreienden Kindlein auf. Er zerkratzt ihre Füße, Hände, ihr Gesicht. Blutende Wunden reißen auf und bilden Rinnsale die hinab tropfen, sich in einem kleinen Trichter bündeln und gesammelt meine Wanne füllen. Ich sitze darin, hab meine Augen weit aufgerissen und starre an die Decke. Die Tropfen treffen mich auf der Stirn, schlängeln sich über mein Gesicht, brechen am Kinn, fallen weiter hinab auf meinen Hals kullern schließlich bis in mein Badeblut.
Kreischend erwachte ich aus diesem Traum, bereits den dritten Tag in Folge an dem mich Albträume quälten. Mein Bett war vom Schweiß völlig durchnässt und ich saß Kerzengerade, mit weit aufgerissenen Augen darin. Noch im erwachen hörte ich das gequälte Geschrei der totenbleichen Kinder.
Völlig ausgedörrt sitzen sie da in ihrem Dornenkäfig, versuchen sich mit Händen und Füßen zu befreien, fügen sich dadurch immer schlimmere Wunden zu, bis sie schließlich sterben und von den Anderen, völlig Ausgehungerten verschlungen werden. Ekel packt mich jedes Mal, wenn ich sehe wie sich die kleinen Zähne ins Fleisch der zerfetzten Kindskörper bohren und es dann herausreißen, wie sie das Blut trinken, wie sie sich prügeln um größere Stücke ihrer Leidensgefährten zu bekommen.
Ich beuge mich daraufhin immer auf die Seite neben mein Bett, wo ich bereits vorsorgend einen Kübel aufbewahre um meinen Ekel hinauszukotzen.
Ich warf einen Blick auf meinen Wecker. “zwölf Minuten nach drei Uhr Morgens“ zeigte er –viel zu früh um aufzustehen – dachte ich und drehte mich, nachdem ich mein Bettzeug aufgelüftet hatte, noch einmal auf die Seite. Es dauerte keine Minute und ich war bereits wieder eingeschlafen.
Diesmal war der Traum angenehmer.
Ich sitze gemeinsam mit einer guten Freundin im Grünen, stochere mit einem Zahnstocher in meinen Zahnlücken herum und erfreue mich an den herrlich lilafarbenen Sonnenstrahlen, die unsere Haut wärmen. Wir wandern gemeinsam, Hand in Hand, durch den Blumenhain, kichern, singen, sind einfach Glücklich. Dann wurde der Traum eigenartig. Zuerst färben sich die Sonnenstrahlen rot und die Blumen und das Gras schwarz. Die Erde bekommt Risse aus denen Blut quillt wie aus einer Trinkwasserquelle. Ich bücke mich um zu trinken. Julia – die in den Traum verankerte Freundin – erschaudert. Sie starrt mich mit weit aufgerissenen Augen an und beginnt zu schreien. Ich drehe mich zu ihr um und beiße ihr den Kehlkopf aus dem Hals. Blut spritzt mir entgegen, bevor die Erde vollends aufplatzte und ich vom Blutstrom gepackt und in die Tiefen gerissen werde. Hier befinde ich mich am Ausgangspunkt meiner Träume. Ich stürze in einen Tunnel geschmiedet aus der Dunkelheit, immer tiefer in die Welt meiner Albträume. Vorbei an brennenden Kadavern zu Tode gequälter Menschen, vorbei an zerrissenen und von Wasser aufgequollenen Leichen, vorbei an ganze Berge aus Menschenleichen auf deren Spitze ein jubelnder Kerl steht, mit rot glühenden Augen die tief verwurzelte Bosheit widerspiegeln. Der Geruch von Verwesung und verbranntem Fleisch liegt in der Luft und von allen Wänden tropft Blut. Ein platschen ist noch zu hören und schon umgibt mich der Lebenssaft, in der riesigen Wanne, gefüllt mit den Qualen der Kinder. Ich kann mir dabei zusehen wie ich auftauche. Ich sehe den Ausdruck in meinen Augen, wie mich die Qualen, der Geruch und die Berge aus Leichen erregen. Die Folterungen, die Penetrationen, die verstümmelten, entstellten Menschen.
Wieder erwache ich aus dem Traum. Weniger als zehn Minuten waren vergangen und ich saß bereits wieder schweiß gebadet und zitternd in meinem Bett. Ich blickte an mir herab und bemerkte eine Erregung.
“Wie würden sie diese Träume deuten Doc?“ fragte ich meinen Psychiater, den ich aufgrund von Depressionen seit einigen Wochen besuchte. Er saß mit dem Rücken zu mir, völlig still da. Ich wiederholte meine Frage, wieder und wieder, ohne Reaktion. Ich stupste den drehbaren Sessel mit dem Fuß an und die Front wandte sich in meine Richtung.
Auf dem breiten Lederstuhl saß mein festgezurrter Psychiater ohne Kopf, in meiner Hand befand sich eine blutüberströmte Säge.