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Triggerwarnungen

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28.08.2016
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Triggerwarnungen

Hallo zusammen,

ich möchte ein Thema ansprechen, über das ich seit einiger Zeit nachdenke. Es ist ein sehr unangenehmes Gefühl, wenn man eine Geschichte lesen möchte und plötzlich eine Stelle erreicht, die Erinnerungen an eine schlechte oder sogar traumatische persönliche Erfahrung weckt. Wenn der Text aber mit einer entsprechenden Triggerwarnung versehen ist, kann diese Situation gar nicht erst passieren.

Hier im Forum gibt es Texte, die unter Wir gegen Rassismus zu finden sind. Das finde ich super, hier ist sofort klar, worum es geht. Leider gibt es noch viele andere Themen, die gekennzeichnet werden könnten, darunter Suizid, Missbrauch, Blut, verschiedene Formen von Gewalt und weitere.
Diese Information kann man derzeit im Feld Anmerkungen zum Text eintragen. Ich fände es aber schön, wenn es dafür entweder ein eigenes Feld geben würde oder zumindest einen Hinweis im Erklärungstext unter dem Feld. Wenn diese Möglichkeit nicht erwähnt wird, denkt man vor dem Veröffentlichen vielleicht gar nicht erst daran, dass eine Triggerwarnung notwendig sein könnte.

Ich vermute, dass dieses Thema mehr Leute betrifft, als es den Anschein hat. Das liegt möglicherweise daran, dass viele der Betroffenen hier keine Mitglieder sind oder sich nicht darüber äußern wollen.
Ich interessiere mich dafür, welche Meinungen es dazu gibt.

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo @Michael Weikerstorfer

ich verlinke hier mal einen Querverweis/Thread aus Juni 2021, wo das Thema schon mal angesprochen wurde. Da befindet sich auch ein interessanter Artikel.

Triggerwarnung

LG, GoMusic

 
Zuletzt bearbeitet:

Wir haben das Thema letztes Jahr im Team kurz diskutiert, hier mein Kommentar von damals dazu (ergänzend zu meiner Ansicht, dass Angstbewältigung nicht durch Angstvermeidung begünstigt wird):

Dafür brauchts keine technische Maßnahme. Wer das gern vor den eigenen Text stellen will, kann das in den Anmerkungen zum Text oder direkt vor dem Text als eigenen Absatz machen, wenn es prominenter dargestellt werden muss. Ich persönlich halte wenig von CN*, weil man - je nach Lesegewohnheit - oft die problematischen Textstellen längst erfasst hat, während man die CN dazu liest.

(*CN = Content Notes = Triggerwarnung)

Und @Maedy hatte ein weiteres Problem von Content Notes angesprochen: Dass diese nämlich selbst bereits triggern können.

Ein eigenes Feld wird es also nicht geben, dazu müsste es überhaupt erst mal eine grundsätzlich anerkannte Notwendigkeit für Triggerwarnungen geben.

Ansonsten auch gern mal mit wissenschaftlichen Betrachtungen zu Triggerwarnungen beschäftigen, zum Beispiel Helping or Harming? The Effect of Trigger Warnings on Individuals With Trauma Histories

 

Hallo @GoMusic und @Webmaster,
danke für die Auskunft und die verlinkten Artikel! Gut zu wissen, dass das Thema hier schon diskutiert wurde. Ich finde es super, dass die Informationen dazu jetzt gesammelt an einer Stelle sind.

 

Wenn ich meine unmaßgebliche Meinung kundtun darf: Die Texte hier könnten auch in einem Buch stehen. Und wenn man im Buchladen ein Buch in die Hände nimmt, darin blättert und auch kauft, weil ihm vielleicht die paar gelesenen Sätze gefallen haben, bringt man damit eventuell ein Buch nach Hause, das ihn später schockiert, an sein Trauma erinnert, ihn nicht schlafen lässt, etc. Da kann man sich auch nicht beschweren, dass auf dem Buchumschlag z.B. nicht vor einem Absatz gewarnt worden ist, der beschreibt, wie ein Mönch zuerst nackt durch die Winterlandschaft spaziert, um sich hinterher am Körper eines Schülers zu wärmen.

Was für Bücher gilt, gilt auch für Geschichten in diesem Forum. Oder um es in Abwandlung eines Film-Spruches zu sagen: „Das Buch ist wie eine Schachtel Pralinen – man weiß nie, was man kriegt."

 

Liebe alle,

hier ein interessanter Link zum Thema: Literatur ist verstörend! . Der Autor ist genau dieser Ansicht und meint, wenn überhaupt, bedarf es nur eine Warnung am Fach Literatur selbst. Der Artikel behandelt den Umgang mit Triggerwarnungen an der Uni.

 

@Maedy, danke für den verlinkten Artikel. Ich habe mir die Meinungen beider Seiten noch einmal durch den Kopf gehen lassen. Triggerwarnungen (oder allgemeiner: Inhaltswarnungen) sind ja nicht dazu gedacht, um bestimmte Stellen in einem Werk schon zu verraten. Sie sollten allgemein formuliert sein, weil sie nur für eine kleine Gruppe Betroffener relevant sind.
Das von @Dion angeführte Beispiel ist also schon zu detailliert. Ein Buch dieser Art würde man zumindest nicht in der Kinderabteilung finden. Aber was spricht gegen einen kurzen Warnhinweis (z.B. verstörende gewalttätige Inhalte)?
Und zum Pralinen-Spruch will ich anmerken, dass auch Pralinenschachteln Warnhinweise besitzen (z.B. Kann Spuren von Schalenfrüchten enthalten). Wenn es den nicht geben würde, wäre man als Allergiker dazu gezwungen, entweder das Risiko einer potentiellen Belastung einzugehen oder gänzlich auf Pralinen zu verzichten.

 

Es ist aber ein Unterschied, ob man vor potentiell tödlichen Gefahren gewarnt wird oder davor, dass in Literatur Themen behandelt werden könnten, die psychisch belastend sein können. Was dagegen spricht, wird in der verlinkten wissenschaftlichen Abhandlung deutlich besprochen. Es wird hier keine explizite Mechanik geben, Triggerwarnungen irgendwie prominent darzustellen.
Und ja, tatsächlich ist das die letzte Konsequenz für eine Person, die sich nicht mit ihren Dämonen auseinandersetzen will (so verständlich das eventuell auch sein mag): Die Vermeidung jeglicher Art von Konfrontationsgefahr.

 
Zuletzt bearbeitet:

Es wird hier keine explizite Mechanik geben, Triggerwarnungen irgendwie prominent darzustellen.
Bitte nicht falsch verstehen: Ich bin mittlerweile mit dem Feld Anmerkungen im Text zufrieden und will hier keine neue Funktion erzwingen.

Der wissenschaftliche Artikel erwähnt speziell die Auswirkungen auf Menschen mit posttraumatischer Belastungsstörung, was selbstverständlich wichtig ist. Ich wollte das Thema aber auch allgemeiner diskutieren. Ich hätte mich schon von Anfang an klarer ausdrücken sollen, das war mein Fehler. Neben Triggerwarnungen gibt es auch Inhaltswarnungen, etwa die PEGI-Inhaltsbeurteilung. Ob man auch bei Texten einen Warnhinweis platziert, sollte jeder selbst für sich entscheiden dürfen und über mögliche Konsequenzen Bescheid wissen.

Nachtrag:

Was dagegen spricht, wird in der verlinkten wissenschaftlichen Abhandlung deutlich besprochen.
Du hast recht. Ich denke, das können die Autoren des Artikels besser beurteilen als ich.

 

Dazu gab es schon 2019 einen Artikel in der SZ: Universitäten: Vor der Warnung wird gewarnt – Zitat:

Vor allem gesellschaftswissenschaftliche Fakultäten führten Warnhinweise vor solchen Lehrstoff ein, der verstören könnte. Eine Umfrage von "NPR", des öffentlichen Rundfunks in den USA, ergab 2016, dass die Hälfte des Lehrkörpers von US-Universitäten und -Colleges solche Warnings einsetzt.

Sie gibt es für alle möglichen Inhalte und lauten etwa: "Die Stelle, die Sie gleich lesen werden, enthält verstörende Inhalte und kann eine Angstreaktion auslösen, besonders bei Personen mit einer Vorgeschichte an Traumata."
(…)
… haben die drei Forscher ihre Untersuchung nun ausschließlich mit PTSD-Patienten wiederholt. Mit fast demselben Ergebnis: "Trigger Warnungen sind Patienten keine Hilfe. Wir können nicht genau sagen, wann sie ausdrücklich schaden. Das spielt auch keine Rolle. Da Trigger Warnungen niemals helfen, gibt es keinen erkennbaren Grund, sie einzusetzen."

Das gilt vor allem auf dem Gebiet der Literatur. Um konkreten Bezug herzustellen zu dem, was im von @Maedy verlinkten Artikel steht: Kann dann noch jemand Literaturwissenschaftler sein, der niemals Shakespeare ganz gelesen hat, weil es in seinen Werken ca. 6000 anstößige Stellen gibt, von denen ev. gewarnt werden müsste?

Ich finde diese Bestrebungen, alles woke gestalten zu wollen, eine Flucht aus der Realität. Oder als Ausdruck einer neuen Scheinheiligkeit, die sich darin äußert, alles potenziell Unangenehme unter den Teppich zu kehren, so nach dem Motto: Aus den Augen aus dem Sinn.

 

Hallo,
Ich schreibe regelmäßig über Trigger und habe auch eigene Trigger.

Aber man kann als Autor nicht vor allem warnen. Ich zb. habe nicht Blut und abgetrennte Körperteile in meinen Triggerwarnungen aufgenommen, weil jedem doch klar sein muss, wenn daa Wort Vampire vorkommt Blut eine Rolle spielt. Manche Menschen fürchten sich vor Füßen. Als Autor hast du keinen Einfluss darauf wer dein Buch liest.

Was ich aber immer zumindest im Internet richtig finde, ist vor allen Formen der Gewalt zu warnen. Und ich persönlich Gebe meine Texte auch nicht an Minderjährige raus. Stolpern sie selbst drüber und ignorieren meine ausdrücklich Warnung das dieser Text an erwachsene Personen gerichtet ist kann ich nichts dazu.

Auch im Buchladen musst du ja für Bücher wie Crossfire und Fifty shades oder noch schlimmer. Die 120 Tage von Sodom von den lieben Marquis de Sade, ja auch nicht deinen Personalausweis vorzeigen. Der Leser ist immer selbst dafür verantwortlich was er liest. Was anderes ist wenn du selbst aktiv Testleser suchst. Dann fühle zumindest ich mich in der Veranstaltung, das mein Text dem von mir gesuchtem Leser nicht schadet. Ich frage deshalb immer "wie alt bist du" und "Hast du ein Problem mit..."

Ich hatte schon eine 14 Jährige die gesagt hat, es macht mir nichts aus und ich schaue auch Horrorfilm und lese so was auch mal. Aber ich habe mich trotzdem entschieden, dass ich ihr keine Texte gebe. Weil es mir zu heiß war und ich ihr nicht schaden möchte. Kann das ja vielleicht nicht richtig beurteilen.

So hand habe ich es.

Als Leserin hatte ich jetzt schon mehrmals bei Krimifolgen von Serien den Fall, dass diese mich triggerten. Da war keine Warnung da. Es war nicht mal in der Beschreibung festzustellen ob das Thema dran kommt. Ich hatte 4 Stunden mit mir zu kämpfen aber habe mir gesagt es war nur ein Film.

Seidher finde ich Krimis etwas gefährlicher. Ich finde man ist selbst für seinen Schutz verantwortlich. Das kann kein Autor für dich übernehmen.

Lg meph

 

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