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Trottel

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06.01.2005
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Trottel

Zwei Trottel stritten über eine Menge Geld, einer kahlköpfig, der andere fett und mit sehr weiten Poren. Dazu beide Raucher und Kaffeetrinker. Sie stritten sich sehr lange, einer gewann, welcher ist doch egal, ähnelten sich sowieso viel zu sehr.
Das Individuum ist am Aussterben, die Gruppe ist wieder gefragt. Gemeinsam sind wir nicht einsam. Nicht einsam bedeutet stark? Das heißt also wenn ich einsam bin dann bin auch nicht stark? Schwach? Alleine bin ich schwach. Zu schwach zu leben? Egal.
Schon wieder zwei Trottel, schon wieder Streit. Diesmal eine Frau und ein Mann. "Frau" steht vorne weil ich mich als Frauenrechtler üben möchte. Der Streit hat keinen Grund, er dient vielmehr der Auslotung der sexuellen Grenzen in der Beziehung zwischen einer Frau und einem Mann.
Das Szenario lässt sich wie folgt beschreiben: der Mann verdient gut, er ist materiell gut ausgestattet und sexuell Potent. Die Frau ist überdurchschnittlich attraktiv, hat eine hervorragende Schulausbildung genoßen und studiert. Wir haben es mit Personen zu tun, die das dreißigste Lebensjahr noch nicht überschritten haben. Außerdem bin ich ein Opfer meiner eigenen Rollenklischees geworden. Dies wird bewußt nicht korrigiert. Neue Freiheit. Mal so als Schlagwort. Um auf die sexuellen Grenzen zurückzukommen: der Mann hat keine. Die Frau überlegt sich ob es beim Fummeln bleibt oder sie bald Flöte spielt. Oder eventuell doch gleich das alte Rein-Raus. Ich habe mich nicht dafür interessiert wie man sich einigte. Ich weiß es nicht. Tut mir leid, dies im unklaren lassen zu müssen.
Die Streitgespräche denen wir zugegebenermaßen nur sehr oberflächlich beiwohnten beinhalteten vor allem Worte. Es wurde viel geredet. Es wurde schwadroniert. Mit Worten attackiert. Es wurde sich über Worte definiert. Wie immer. Man kennt das ja.
Ja, ich gebe zu, das Ganze droht sich zu einem running Gag zu entwickeln - aber - Bingo:
Wieder zwei Trottel. Diesmal: Macht. Es geht um Macht. Ein strategisch wichtige Entscheidung steht an. Eine machtvolle Position ist zu besetzen, im Rampenlicht, mit jeder Menge Einfluß. Unsere Klienten: fünfeinhalb und sechs Jahre alt, männlich, Kindergartenkinder. Der zu besetzende Posten: Zirkusdirektor im Kindergartenzirkus (die Kinder spielen alle Rollen, auch Tiere und so weiter) der beim Sommerfest des Kindergartens eine Aufführung hat. Eine lange Diskussion. Drohungen. Spielzeuggeiseln. Fünfeinhalb und sechs! Aber das volle Programm. Auch hier wurde es viel zu bunt, man wendete sich ab. Man ging von dannen.
Aufmerksame Leser zählen drei und drei zusammen. Ich schweige. Ich schweige, weil ich nichts zu sagen habe. Ich gehe auf und ab, denke nach über kraftvolle Aussagen, die das Leben der Menschen, denen ich begegne beeinflußen. Ich komme zu dem Schluß: lohnt sich nicht.
Fast ist es mir egal. Lange ist es her, das ich überhaupt reflektierte. Ich stocke beizeiten, denke darüber nach ob nicht meine Markenzeichen fehlen. Ob ich nicht zu zahm geworden bin. Ich rieche immer noch regelmäßig am Fingernagel meines Daumens. Und ich höre Musik. Ist das eine Neurose? Viel wurde erlebt, einiges wurde behalten. Man verändert sich ständig. Und doch - der Kern bleibt immer der selbe. Es schien mir so angebracht über die Trotteligkeit der Personen die ich traf zu berichten. Selten war es mir vergönnt. Wer hört einem heute noch zu? Wer hat Zeit zum Zuhören? Ich habe viel Zeit und mehr und mehr gewöhne ich mich daran. Sie rennt mir davon obwohl ich in sie einzutauchen versuche. Um all den Trotteln zu entfliehen. Kann ich mich in die Zeit zurückziehen? Für die Formalisten zünde ich mir eine Zigarette an und rücke den Aschenbecher einige Male nervös hin und her. Es klingelt. Oder war das Einbildung? Vergesst die Trottel nicht. Bitte nicht. Ich stelle selten Forderungen, liegt mir fern. Aber es scheint mir angebracht. Gerade in diesen Zeiten. Und wenn ihr ihn findet, euren Trottel... haltet ihn fest. Haltet ihn ganz doll fest.

 

1. Absatz: ok.

2. Absatz: Allgemeinplätze. Und außerdem hat da wer nicht richtig aufgepasst. "... wenn ich einsam bin, dann bin ich auch nicht stark? " Ja, wer behauptet denn das? Die Gesellschaft? Aber geh! Natürlich kenn ich sie auch, die angesprochenen "Gemeinsam-Stark"-Plattitüden. Aber für jede "Gemeinsam-Stark"-Phrase, gibt es auch eine "es lebe der einsame Wolf"-Phrase. Lonly hero, lonly at the top. Noch nie gehört? Das scheint überhaupt ein Grundproblem dieses Textes: Da sträubt sich wer gegen gängige Muster, aber leider wieder nur in gängigen Mustern.

"Frau steht vorne..."
Überflüssig. Im Folgenden schimmert durchaus ganz gut durch, wie du zu der Sache stehst.

"Die Streitgespräche .. beeinhalten nur Worte." Tja, was denn sonst? Ich weiß schon, es geht dir darum, dass die Worte ihrerseits nichts beeinhalten. Leere Worte eben. Das sagst du dann in diesem Absatz noch ein paar mal. Überhaupt, man könnte den Text als Ganzes sauber straffen, auch wenn mir schon klar ist, dass du die Wiederholungen teilweise als Stilmittel einsetzt. Ich will nicht behaupten, dass das hier nicht funktioniert, aber halt auch nicht immer.

Den Absatz mit den Kindergartenkindern find ich richtig gut, wenn bloß der ganze Text so wäre!

"Ich schweige". Ach, wenn du das bloß wirklich tun würdest! Der Text ist immer dann gut, wenn du nur beobachtest und den Leser, wie du so schön sagst, "selbst zwei und zwei zusammenzählen" lässt. Er verliert, sobald du deinen Senf dazu abgibst und dich in eigenen Befindlichkeiten ergehst. Das kann man zwar prinzipiell schon tun, zwischen den Zeilen lässt es sich auch gar nicht vermeiden, aber man sollte dabei vielleicht ein bisschen weniger selbstverliebt vorgehen. Selbstironie ist super, aber nur, wenn man damit nicht kokettiert. Es gibt nix Schlimmeres als Pseudo-Selbstironie. Da lieber ehrliche, selbst entlarvende Selbstgefälligkeit!

Der Schluss: Beginnt mit Standard-Gejammer, wird aber wieder interessant ab "für die Formalisten". Was sollen wir also tun, wenn wir uns Trottel festgehalten haben? Ihn schlagen? Ihn lieb haben? Froh sein, dass wir unseren Trottel haben, damit wir nicht so einsam sind?

Das hat mich wirklich zum Nachdenken angeregt, insofern: Mission accomplished.

Gesamturteil: Da steckt Potential drin. Aber diverse Straffungen würden nicht schaden.

lg
mög

 

Hallo tuco,

und willkommen bei uns.
Dein Text ist ziemlich sperrig, was erstmal weder ein gutes noch ein schlechtes Qualitätsurteil ist.
In ihm liegt aber ein Paradoxon, denn ähnlich beliebig und langweilend wie die ihm innewohnenden Streitereien, so beliebig kann ich als Leser auch den Text empfinden. Es ist egal, ob ich ihn nun gelsen habe oder nicht.
Als störend empfand ich die häufige Wendung zum Leser hin.
Auch finde ich den roten Faden für eine Geschichte recht dünn. kleine Episoden, die du schnell wieder verlässt, um uns zu erklären, dass sie eh nichts zu bedeuten haben. Ein theoretisches Pamphlet über die Bedeutungslosigkeit? Ist schon schwer, das so zu schreiben, dass es nciht selbst in Bedeutungslosigkeit versinkt. Das ist dir meines Erachtens nicht gelungen.

Aber vielleicht muss ich dazu auch erst mehr Texte von dir kennen.

Lieben Gruß, sim

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo mög, Hallo sim!

Vielen Dank für die Auseindandersetzung mit meinem Text.

zu sim:
Ich finde du hast mit deiner Aussage

Es ist egal, ob ich ihn nun gelsen habe oder nicht.
vollkommen recht. Dies ist jedoch kein Widerspruch zur Aussage des Textes und die Beudeutungslosigkeit einer übergeordneten Sinneinheit stellt in keinem Fall (oder nur in wenigen, denn Ausnahmen bestätigen die Regel) Bedeutungslosigkeiten von ihr innewohnenden Bedeutungsabschnitten in Frage. Der Text soll nicht auffordern, Beudeutungslosem Beutung zu geben.

Die kokettierende Selbstironie, von der mög spricht, halte ich für einen sehr wichtigen Denkanstoss zur Verbesserung meiner Texte, da mir dies so "entlarvend" noch nie mitgeteilt wurde.
Das nächste Mal muss ich mich in mehr Subtilität üben.

Grüße
tuco

 

Hallo Tuco,

Nach dem ersten Durchlesen fand ich deinen Text langweilig. Nach dem zweiten Durchlesen fand ich ihn anstrengend. Mittlerweile bin ich mir nicht mal mehr sicher, was ich überhaupt gelesen habe :) .
Das Traurige ist, dass ich nicht definieren kann, warum ich die Geschichte nicht mag. Sie erscheint mir zu inhaltslos, zu viel Gerede um nichts, aber vielleicht ist mir der tiefere Sinn auch entgangen.
Als konstruktiven Rat schlage ich dir vor, zukünftig die Handlung klarer herauszuarbeiten. So kann ich leider nicht viel damit anfangen.

lieben Gruß,
Anea

 

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