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Umzug

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23.07.2015
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Umzug

Alles war zugestellt mit Kartons. Ein recht ungewöhnlicher Anblick fand Lia, denn sie war bisher nur selten umgezogen.
"Lia kannst du mir mal bitte den Karton da drüben reichen?", fragte eine tiefe Männerstimme.
Ihr Vater, er hieß Frank, stand auf einer Leiter und montierte die Deckenbeleuchtung.
Lia stellte den Karton, den sie reingetragen hatte, in die Ecke mit ihren Sachen und ging in Richtung des Kartons, den ihr Vater ihr gezeigt hatte.
Sie waren gerade erst umgezogen. "Aus der Stadt raus", hatte ihr Vater gemeint. "Um den Kopf wieder freizukriegen."
"Wir wären beinahe dort in der Nähe mal hingezogen, da warst du ... zwölf?" Er hatte sich am Kopf gekratzt, wie er es öfters tat, wenn er nachdachte. "Mit dreizehn. Und es tut dir sicherlich auch gut, hier mal wegzukommen." Doch er wusste, dass es besonders ihm selbst gut tun würde.
Der Karton war schwer und Lia ächzte auf, als sie ihn anheben wollte. Sie wagte einen Blick hinein. Er war voll mit Werkzeugen.
"Da den Schlitz-Schraubenzieher. Den Kleinen", sagte ihr Vater. "Den hier?" "Ja. Danke", sagte er, als sie ihm den Schraubenzieher reichte.
"Dad?", fragte sie leise. "Ja Schatz?", er konzentrierte sich voll und ganz auf die Glühbirnen.
"Ach nichts ...", ihr Blick schweifte zum Fenster. Draußen hatte bereits die Dämmerung eingesetzt und der Himmel färbte sich allmählich in ein sattes Rot.
"Okay", sagte Frank und hielt sich an der Leiter, als diese zu wackeln begann.
"Warte ich heb sie" Lia ging zur Leiter und hielt sie mit einer Hand fest. Mit der anderen spielte sie in der Hosentasche mit den Knöpfen ihres Smartphones.
"Alles sieht so anders aus, als ich es in Erinnerung habe.", sie zog ihr Smartphone aus der Tasche und öffnete ein Chatprogramm.
'Bin jetzt offiziell eingezogen. Alle Kartons im Haus. :)', tippte sie so rasch es mit nur einer Hand eben ging.
"Ja. Hier wurde alles neu gemacht in den letzten Jahren. Außerdem waren wir ja nur zu einer Hausbesichtigung hier", Frank kam jetzt die Leiter runter.
"Außerdem bist du jetzt eine Erwachsene und da sieht nun mal alles von früher anders aus."
"Vielleicht ...", sagte sie.
"Mit wem schreibst du da?", fragte er mit gespieltem Interesse. "Doch nicht etwa einem Jungen?", er kniff sie herzhaft an der Nase und ging in Richtung der baldigen Küche.
"Nein ... nur meinen Freundinnen aus der Stadt."
Aus der Küche war ein Klirren zu hören. Sie ging ihm hinterher und nahm Frank sein Bier aus der Hand.
"Das ist jetzt meins", sagte sie kichernd und nahm einen großen Schluck.
In der zwischen Zeit hatte ihr Vater ein neues Bier geöffnet hob es zum Anstoßen in Richtung Lia.
"Prost", sagte er. "Prost", sagte sie, als die Gläser aneinander klirrten und sich das Geräusch rasch in den Kartons verlor, die überall herumstanden. "Auf einen gelungenen Umzug", sagte Frank und nahm einen Schluck Bier.
"Noch sind wir nicht fertig. Es gibt noch einiges einzuräumen." Sie grinste Frank an.
"Erinner mich bloß nicht", stöhnte Frank und lachte ebenfalls.
"Prost", sagte er noch mal und trank sein Bier weiter.
Lia verlies den Raum und ging in den Flur. Dort ging sie die Treppe hoch und in das erste Zimmer links, ihr Zimmer. Ihr neues Zimmer. "Ich bestell uns eine Pizza", hörte sie Frank noch rufen, als sie die Tür schloss.
Ihr neues Zimmer war auch voll mit Kartons.
"Morgen muss ich die ausräumen ...", dachte sie und stöhnte dabei.
Immerhin waren bereits alle Möbel und ihr PC und ihre Anlage aufgebaut.
Lia legte ihre Lieblings-CD ein und nahm die Fernbedienung vom Tisch. Dann knallte sie sich auf ihr Bett und schaltete die Anlage an. Dazu konnte sie schon immer am besten Nachdenken und Entspannen.
Sie sah sich in ihrem Zimmer um. Es war weiß gestrichen, viel zu langweilig für Lia. Sie malte sich aus, wie sie die Wende bemalen konnte. "Ein Landschaftsgemälde vielleicht? Hier das Bett." Sie überlegte, was für eine Art Landschaft es denn sein sollte. Doch da wurde sie auch schon von einer tiefen Männerstimme aus ihren Gedanken gerüttelt.
"Lia, Pizza ist da!"
Lia stemmte sich auf und rief: "Ja, komme!" Dann stand sie auf pausierte die Musik und ging aus dem Zimmer.
Als sie die Treppe runter ging, fiel ihr auf der Komode im Flur unten ein Bild ihrer Mutter auf.
Auf dem Bild wirkte sie so glücklich, als wüsste sie nicht, was auf sie zu kam. Sie stand in einem Sommerkleid auf einer Wiese neben einem Baum und strahlte in die Kamera. Dass sie eine Perücke trug, konnte man nicht sagen und auch nicht, dass sie in zwei Monaten an ihrem Krebs sterben würde.
Lia erinnerte sich noch an den Tag, an dem das Bild geschossen wurde. Sie hatten einen Familiensonntagsausflug mit Picknick zum Stadtsee gemacht und waren dann in den Zoo gegangen. Das war bereits fünf Monate her.
"Jetzt komm schon,", hörte sie Frank rufen, "die Pizza wird noch kalt."
"Ich bin schon unten."
Sie ging durch die Küche ins Esszimmer und setzte sich Frank gegenüber.
Sie nahm ein Stück Pizza. Pizza Salami mit Artischocken, Pepperoni und schwarzen Oliven, Franks Lieblingspizza und auch Lia fand sie nicht abstoßend.
"Dad, ich will meine Wand hinter dem Bett anmalen", sagte sie beiläufig, als sie sich gerade Wasser einschenkte.
Frank kaute fertig und schluckte herunter.
"Ich dachte mir bereits, dass es dir zu langweilig aussieht." Er grinste.
"Wenn du willst, kann ich für dich bis nächste Woche die Farben besorgen. Du musst mir nur sagen, was du brauchst."
Lia stellte ihr Glas ab und stand auf.
"Was wird es denn, wenn ich fragen darf?", Frank schaute zu ihr hoch.
"Ich weiß noch nicht genau", antwortete sie und nahm ihren Teller und Besteck.
Als sie durch die Küchentür ging, hörte sie auch Frank aufstehen. Sie schaute nach hinten und sagte: "Ich denke aber eine an Landschaft."

 

Hallo Darkarotte,

willkommen bei den Wortkriegern!

Mir hat deine Geschichte gut gefallen. Weil Lia am Ende ihr Zimmer mit einer Landschaft bemalen möchte, geht von der Geschichte für mich so eine "Weiter geht´s"-Stimmung aus und die beiden versinken nicht in ihrer Trauer. Das gefällt mir.

Allerdings sind mit ein paar Kleinigkeiten aufgefallen.

"....wie er es öfters tat, wenn er nachdachte." Da ist das Komma verrutscht.

"Aus der Küche war ein Klirren zu hören." Ein großes Klirren ist es.

Viele Grüße und weiterhin viel Spaß,
Sebastian

 

Hallo Sebastian,
vielen Dank für deinen Beitrag und den netten Empfang :)

Ich habe natürlich umgehend die lästigen Fehler entfernt.
Es ist doch immer wieder erstaunlich, wie die sich einschleichen ...

Und ich finde es großartig, dass du das mit der Stimmung am Ende so verstanden hast.
Ich war mir nämlich echt nicht sicher, ob das erkennbar ist.

Das hier ist meine erste "Geschichte" die ich geschrieben habe und es ist ein tolles Gefühl, wenn es jemandem gefällt.

Nochmals Danke,
Darkarotte

 

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