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Unach (Version 4)

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15.11.2005
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Unach (Version 4)

Breja summte eine fröhliche Melodie, während sie den Picknickkorb packte. Wenn sie jetzt los ginge, wäre sie, wie immer, kurz nach der Mittagsstunde bei ihren Freunden.
Welch ein schöner Sommertag es war, perfekt für einen Spaziergang durch den Wald.
Eine Bodendiele knarrte hinter Breja. Seltsam. Ich dachte alle sind draußen um das Heu zu wenden. Der Vater hatte ihr deutlich gemacht wie glücklich sie sich schätzen durfte, dass sie selbst heute auf ihren mysteriösen, monatlichen Spaziergang gehen durfte.
Sie wollte sich umdrehen. Da presste sich eine Hand auf ihren Mund. Breja wurde an eine schlanke Gestalt gezogen. Sie wand sich und trat mit den Beinen aus, doch der stählerne Griff lockerte sich nicht.
Ein Pergament segelte auf ihren Korb.
Die Welt verschwamm.

Sie schwebte und doch bewegte sie sich nicht. Um sie herum war Dunkelheit. Völlige, absolute Dunkelheit. Was passiert mit mir?

Dann war da wieder fester Boden unter ihren Füßen. Sie presste die Augen fest zu und kämpfte ihr Schwindelgefühl nieder. Breja atmete tief durch. Sie genoss das Gefühl festen Untergrunds unter ihren Sohlen und die warme Sonne, die ihr Haar wärmte. Sonne? Ich bin draußen? Ein sanfter Wind umschmeichelte sie. Seltsamer Geruch ... salzig ... riecht das Meer nicht angeblich so?!
Sie riss die Augen auf. Und tatsächlich, sie blickte über eine weite Bucht. Das Meer!
Breja riss sich von dem Anblick los und sah sich um. Sie stand auf einem Turm. Im Schein der Mittagssonne breitete sich unter ihr eine gewaltige Burganlage aus. Bei den Göttern! Die Kaiserburg kann nicht größer sein, als diese hier! Wo bin ich nur?
„Willkommen auf Kaistschal“, sagte eine mokierende Stimme hinter ihr. Sie wirbelte herum. Vor ihr stand ein großer, hagerer Mann in Magierrobe. Das Lächeln auf seinen Lippen war eine Farce.
„Kaistschal? Was ist das?“ fragte sie, ihre Augen weit.
Der Mann lachte. „Diese Burg heißt Kaistschal. Sie und das Land darum herum, so weit du sehen kannst, gehören mir.“
Breja schüttelte den Kopf und wich auf zitternden Beinen einen Schritt zurück. „Wie komme ich hier her?“
Er lächelte herablassend. „Wie wohl. Durch meine Magie, Dummerchen.“
„W ...“ – sie schluckte hart. – „Warum?“
„Du wirst mir helfen“, erklärte er, als wäre das eine Selbstverständlichkeit. Er ergriff ihren Ellbogen und drehte sie zum Treppenaufgang.
Breja riss sich los und wich bis zu den Zinnen zurück.
Er machte eine scheuchende Handbewegung und plötzlich gehorchten ihr ihre Glieder nicht mehr. Ihr Körper ging ohne ihr Zutun zur Tür.
Der Magier folgte ihr die enge Wendeltreppe hinunter.
Breja war einer Panik nahe, als ihr Körper die Treppe hinabging. Es war kein schönes Gefühl die Stufen hinunterzusteigen ohne beeinflussen zu können, wo der nächste Schritt hinging. Sie kämpfte gegen den Bann an, der über sie geworfen worden war, aber natürlich konnte sie ihn nicht brechen.
Der Magier sprach und Breja vergaß ihre Panik: „Mein Name ist Feardonna. Ich weiß, du kennst einen Unach und du wolltest ihn gerade besuchen gehen.“
Einen Unach? Weiß er denn nicht...?
„Einen Gestaltwandler mein Eigen nennen zu können, wo sie doch so selten sind, dass sie einem anderen ihrer Rasse höchstens einmal im Jahrhundert begegnen...“ schwärmte er.
Breja unterdrückte ein Lächeln. Er hat keine Ahnung, dass Armun eine Gefährtin gefunden hat! Neue Hoffnung machte sich in ihrem Herzen breit. Mit Maralas Hilfe wird es Armun bestimmt gelingen mich zu befreien!
Feardonnas Stimme war voller Vorfreude, als er nun verkündete: „Mit dir als Lockvogel wird der Unach bald das neue Prunkstück meiner Sammlung sein.“
Sie erreichten den Ausgang des Turms und Brejas Körper ging automatisch quer über den Hof zu einem gewaltigen Gebäude an der Nordwand. Sie betraten eine, reich mit Gemälden verzierte, Eingangshalle. Hunderte von Bildern bedeckten die Wände und sie alle hatten nur ein Thema: mythische Wesen.
Staunend ließ Breja ihren Blick hierhin und dorthin schweifen. Sie sah ein Einhorn in vollem Galopp; einen Kessam, der seine Giftzähne in den Körper seines Opfers geschlagen hatte; einen Djakora, der zum Sprung auf sein Beutetier ansetzte...
Eines der größten Bilder stellte einen Unach in seiner wahren Form dar: Bronzefarbene Haut spannte sich über feste Muskeln. Die Haare standen wie Flammen um ein kantiges Gesicht. Rotgelbe Schwingen waren zu ihrer ganzen, gewaltigen Spannweite ausgebreitet.
Sie hätte sich gerne noch länger umgesehen, doch Feardonna, und damit auch ihr noch immer gebannter Körper, ging bereits weiter.
Durch hölzerne Flügeltüren, drei Manneslängen hoch und prunkvoll mit Schnitzereien verziert, betraten sie einen zweiten Raum. Ein Wachmann sprang hinter seinem Tisch auf und grüßte seinen Herrn ehrerbietig. Feardonna neigte fast unmerklich den Kopf.
Mit einer, für seinen massigen Körper, ungewöhnlichen Wendigkeit, hastete der Wärter herbei, um ein weiteres Paar Türen für sie aufzustoßen. Er verbeugte sich tief, während Feardonna, gefolgt von Breja, hindurch schritt.
Sie kamen in einen langen Korridor.
Feardonna verkündete stolz: „Meine Kollektion! Jedes Lebewesen hier hat seine ganz eigene Unterkunft.“ Er schritt voran. Sie musste folgen.
Feardonna zeigte nach links. „Das ist Imira. Sie war mein erster Fang.“
In der Zelle war eine Flussschleife, wie aus ihrer natürlichen Umgebung gerissen, komplett mit fließendem, klarem Wasser, Steinen und Gras. Auf einem Felsen saß eine Nixe und kämmte ihr schimmerndes, goldenes Haar. Sie trug ein schillerndes Kleid, gemacht aus tausenden, winzigen Schuppen, die jeden noch so kleinen Lichtstrahl einfingen.
„Ich habe das Flussstück, das sie bewohnte, genau kopiert. Ist mir gut gelungen, findest du nicht?“
„Bezaubernd“, sagte sie, doch was sie dachte war: Blöder Angeber!
Feardonna führte sie weiter. Die nächste Zelle war um einiges größer. Ein lichter Wald war darin beherbergt: Hohe Bäume, ein paar Büsche, Blumen in voller Blüte und mitten drin ... ein Einhorn.
„Sag ‚Hallo’ zu Scheharavenimalia. Einhörner haben immer furchtbar komplizierte Namen. Ich nenne sie einfach Scheh.“
Der Blick des Einhorns traf Brejas und heftige Trauer überkam sie. „Wie könnt Ihr ein Einhorn gefangen halten? Sie kann in Gefangenschaft nicht leben! Ihr Fell ist schon grau und stumpf.“
Feardonna betrachtete sie und das Einhorn von oben herab. „Wenn es stirbt, fange ich mir eben ein neues. Einfach genug. Einhörner können einer Jungfrau in Not nicht fern bleiben – hat was mit der Verwandtschaft reiner Geister zu tun – und eine Jungfrau in Not zu bringen ist nicht eben schwierig.“
Breja konnte seine Gleichgültigkeit, gegenüber dem Tod eines der schönsten Wesen auf dieser Welt, nicht fassen.
Die nächste Zelle lag in Dunkelheit. Es war finsterer als allein die Abwesenheit von Fenstern rechtfertigen konnte. Das Licht schien wie abgeschnitten, wo es von Schehs Zelle herüberschien.
Es dauerte einen Moment bis Brejas Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Sie konnte eine Felslandschaft ausmachen, so kahl und schwarz, wie die Vulkangebirge Jenvaras. Breja wusste, was diese Zelle beherbergte, noch bevor sie die silbrig schimmernden Augen in einer Höhle ausmachte. „Ein Djakora“, wisperte sie. Hätte ihr Körper ihr gehorcht, wäre Breja zurückgewichen. Djakora waren die tödlichsten Raubtiere aller Zeiten. Nur im Schutz der Dunkelheit verließen sie die Höhlengänge im Vulkangebirge.
„Ach, der ist nicht so wichtig. Sieh dir lieber ihn hier an.“ Feardonna lenkte ihren Blick auf die rechte Seite des breiten Korridors. Hier war nur eine einzige Zelle, so groß wie die anderen drei zusammen. Eine Wüstenlandschaft war hier angelegt.
Breja stockte der Atem, als sie den Gefangenen darin sah.
„Ja, meine Liebe. Ich habe einen Kessam. Sassessor war bisher das Glanzlicht meiner Sammlung. Ihn zu besiegen kostete mich beinahe meine ganze Kraft, aber es hat sich gelohnt.“
Feardonna machte ein Gesicht, als warte er auf ein Lob. Darauf kannst du warten, bis du schwarz wirst, überheblicher Drecksack!
Breja ließ den Blick über den schuppigen Körper der geflügelten Schlange gleiten. Der lange, rostrote Leib war mit leuchtendblauen Rauten bedeckt und die Flügel von schillerndem Azurblau. Er hielt seinen flachen Schädel hoch erhoben und strafte sie beide mit Nichtbeachtung.
„Aber genug davon.“ Feardonna leitete Breja in die leere Zelle neben dem Djakora. Der Wächter kam und verschloss die Tür.
Feardonna murmelte eine Beschwörung. Eine blaue Wand leuchtete um ihre Zelle herum auf und wurde dann durchsichtig. „So.“ Feardonna rieb sich die Hände. „Selbst wenn der Unach es bis zu deiner Zelle schafft, wird er nun vor einem unüberwindlichen Hindernis stehen.“
Er schlenderte davon.
Breja sah sich in ihrer Zelle um. Sie war gemütlich eingerichtet, das musste sie Feardonna lassen. Man könnte meinen, man wäre im Haus eines Edelmannes.
Die Zelle wurde dominiert von einem riesigen Himmelbett. Bettdecke und Vorhänge waren aus schimmernder, sandfarbener Seide, mit leuchtendblauen Ornamentstickereien darauf.
Alle Möbel im Zimmer – Tisch, Stuhl, Nachttisch, Bett und Paravent – waren aus rotgoldenem Zirkara-Holz und auf Hochglanz poliert.
Ein Blick hinter den prachtvoll bemahlten Wandschirm zeigte die Sanitären Einrichtungen, alles nur vom Feinsten und hochmodern.
Die Stimme des Djakora riss sie aus ihren Betrachtungen: „Du sollst also einen Gestaltwandler hierher locken.“ Seine silbrigen Augen fixierten Breja. Sie kam sich vor wie ein Beutetier, gefangen im seinem Blick. „Mach dir keine unnötigen Hoffnungen. Wenn er sich nicht gegen Feardonna behaupten konnte“ – er deutete mit einer Pranke auf Sassessor – „dann wird der Unach wohl kaum eine Chance haben.“
Breja zuckte mit den Schultern. „Es muss eine Lösung geben.“
„Wie du meinst.“ Der Djakora machte eine wegwerfende Bewegung mit der Pfote. „Mein Name ist Ischar.“
„Breja“, antwortete sie kurz angebunden.
Sie ging zur Zellentür hinüber. Versuchsweise streckte Breja ihre Hand durch die Gitterstäbe. Wie sie nicht anders erwartet hatte, traf sie sogleich auf die magische Wand und konnte sie nicht durchdringen. Sie zog die Hand sofort zurück, als sich ein kribbelndes Gefühl ihren Unterarm hinaufbewegte.
„Das solltest du lieber lassen“, warf der Djakora ein. „Wenn du das zu lange machst, wird dein Körper betäubt. Außerdem nützt es sowieso nichts. Weder lebende noch tote Dinge können die Wand durchdringen. Glaubst du, wir hätten das noch nicht ausprobiert?“ Der mokierende Tonfall der Großkatze entnervte Breja.
Wortlos wandte sich die junge Frau um und ging zu ihrem Bett. Sie warf sich auf die weiche Matratze und starrte zum Baldachin hinauf. Es gibt eine Lösung und ich werde sie finden!, schwor sie sich.

Stampfende Schritte kamen den Korridor entlang. Der Wärter brachte ihr Mittagessen. Fasziniert beobachtete Breja wie er eine grüne Scheibe aus der Tasche zog. Er hielt sie vor die Zellenwand und ein rotes Kästchen leuchtete auf. Durch dieses schob der Wärter das Tablett, bevor er die Scheibe wieder entfernte und ging.
Breja trug ihr Essen zum Tisch hinüber.
Sie achtete kaum darauf, welch feine Speisen sie zu sich nahm. Ihre Gedanken waren mit anderem beschäftigt. Wenn das Essen durch kann...

Der Wärter kam um das Tablett abzuholen. Als sie es durch den Schlitz schob, berührte sie das rote Rechteck. Mit einem Schrei zog sie die Hand zurück und barg sie an ihrer Brust. Ein scharfer Stich war durch ihre Hand gefahren.
Der Wärter lachte nur und entfernte sich.
„Auch das haben wir schon versucht. Hättest du gefragt, wäre dir der Schmerz erspart geblieben“, kam es in trockenem Tonfall von Ischar.
Breja warf der Raubkatze einen bitterbösen Blick zu.
Sie wartete, bis der Wärter die Flügeltüren hinter sich geschlossen hatte und wandte sich dann an Sassessor: „Angenommen Armun kann den Schlüssel besorgen, dann könnte er sich doch in einen Gegenstand verwandeln und in deine Zelle kommen. Zusammen seid ihr bestimmt stark genug, um die magischen Zellen zu zerstören.“
Der Kessam hob den Schlangenkopf, so dass Breja den Metallreif um seinen Hals sehen konnte. „Ja, das könnte er. Leider scheint Feardonna auch daran gedacht zu haben. Wir alle tragen diese Halsbänder, die unsere magischen Kräfte blockieren.“
„Und überhaupt“, warf Ischar ein, „wie soll dein Freund den Schlüssel bekommen. Der Wärter trägt ihn bestimmt nicht den ganzen Tag in der Hosentasche.“
Sassessor nickte. „Er hat recht. Der Schlüssel ist sicher mit einem Kennwort oder ähnlichem geschützt.“
„Djakora haben ein gutes Gehör, nicht wahr?“, wandte sich Breja an Ischar.
Die Raubkatze schnaubte: „Wenn auf der anderen Seite des Schlosses eine Maus hustet, höre ich es.“
„Wenn der Wächter den magischen Schlüssel holt, könntest du dann herausfinden, welches magische Wort er dafür benutzt?“
„Habe ich schon versucht. Feardonna muss den Raum schalldicht gemacht haben.“
„Verdammt“, knurrte sie.

Draußen war es dunkel geworden. Das einzige Licht in ihrer Zelle kam nun von einer magischen Lampe auf ihrem Nachttisch. Breja seufzte tief und legte sich bequemer hin.
„Wie wär’s, wenn wir ein Feuer machen. Dann muss Feardonna uns rauslassen, damit seine wertvolle Kollektion nicht verbrennt?“
Ischar nahm den Kopf von seinen Pfoten und gähnte herzhaft. „Der wie vielste hirnrissige Plan ist das jetzt? Der hundertste, der zweihundertste? Feardonna kann die Flammen locker löschen, ohne den magischen Schirm um deine Zelle herum auch nur anzutasten. Mal ganz davon abgesehen, dass du nichts hast, womit man Feuer machen könnte.“
„Wenigstens hat sie noch nicht aufgeben, so wie andere hier“, kam es von Sassessor. Er hatte sich eng zusammengerollt. Der Kopf ruhte auf den vielen Windungen.
„Pff“, machte der Djakora. „Wenn sie so lange hier wäre wie ich, hätte sie auch schon lange die letzte Hoffnung begraben. Klar, du hast natürlich kein Problem damit, das hier einfach auszusitzen. Mit Feardonna wird auch seine Magie irgendwann einmal sterben. Selbst wenn er es noch hundert Jahre macht; ein Kessam braucht ja schon so lange, um erwachsen zu werden. Ich aber, so wie der ganze Rest von uns, werde dann tot sein.“
Mürrisches Schweigen trat ein.

Breja lag auf ihrem Bett und starrte den Baldachin an. Sie kannte bereits jeden einzelnen Schnörkel der Verzierung.
Draußen brach zum zweiten Mal die Dämmerung herein. Sie hatte Kopfschmerzen von der vielen, sinnlosen Planerei. Breja war noch nicht bereit zuzugeben, dass sie am Ende ihrer Weisheit angelangt war.
Im Korridor erklangen eilige Schritte. Das war nicht das Stapfen des bulligen Wärters.
Breja war mit einem Satz aus dem Bett und am Gitter.
„Marala“, hauchte Breja, als die Unach vor ihrer Zelle stehen blieb.
Die Gestaltwandlerin lächelte. „Den Göttern sei Dank, du bist wohlauf. Armun lenkt draußen Feardonna ab, aber das gibt uns nicht viel Zeit. Armun wird sich so lange verteidigen, wie er kann und dann hierher kommen.“ Sie hob den Schlüsselring in ihrer Hand. „Ich habe den Wächter draußen ins Land der Träume geschickt und ihm die hier abgenommen, aber ich kann einen magischen Schild um deine Zelle fühlen –“
Breja nickte. „Er ist undurchdringbar, weder von lebenden noch toten Dingen, aber der Wärter hat einen Schlüssel, mit dem man ein kleines Stück der magischen Wand öffnen kann, um leblose Sachen wie unser Essen hindurch zu reichen...“
Marala nickte nachdenklich. Sie drehte sich zu der geflügelten Schlange um. Nach einem kurzen Moment sagte sie: „Ich habe eine Idee. Bin gleich zurück. Ich werde dem Wächter irgendwie den Schlüssel entlocken.“
Marala stürmte los.
„Aber das wird doch nichts nützen! Sassessor kann dir nicht helfen!“ schrie Breja ihr hinterher. Marala jedoch rannte weiter.
Die Eisenstäbe blockierten Brejas Sicht auf die Tür. Sie konnte nur die linke Seite sehen.
Sie sah die Unach hindurch laufen. Kurz darauf stolperte der Wärter ins Bild. Er sank in die Knie. Sein Mund bewegte sich, aber Breja konnte nichts hören. Der Raum ist also tatsächlich schalldicht!
Der Mann fiel vornüber.
Einen Moment später kam Marala mit der grünen Scheibe zurück und legte sie vor Sassessors Zelle. Sofort leuchtete das rote Rechteck auf.
Die Unach nahm Anlauf und sprang. In der Luft verwandelte sie sich in eine Holzkugel und kullerte durch die rote Fläche. Auf der anderen Seite rollte sie noch ein paar Schritte weiter und wurde dann wieder sie selbst.
„Und nun?“, fragte Sassessor, während die Gestaltwandlerin sich aufrichtete. „Ich kann dir nicht helfen. Dieses Halsband blockiert meine Magie.“
„Das sehe ich“, antwortete Marala ruhig und trat auf die geflügelte Schlange zu. „Dann müssen wir das Halsband eben loswerden. Ich werde mich in reine Magie verwandeln und in dein Halsband eindringen. Das wird es schwächen, so dass du es aufbrechen kannst.“
Die Augen des Kessam wurden weit. „Du kannst dich in reine Magie verwandeln? Ich dachte, das sei unmöglich?!“
Marala schüttelte lächelnd den Kopf. „Es ist möglich, aber anstrengend. Wir benutzen diese Gabe nur selten, denn es ist eines der letzten Geheimnisse meiner Rasse.“ Sie trat nah an die geflügelte Schlange heran. „Bist du bereit?“
Sassessor nickte.
Marala schloss die Augen. Ihre Stirn kräuselte sich. Sie ... verschwand. Im einen Moment konnte Breja sie klar sehen, im Nächsten war sie verschwunden.
Sassessors Halsband fing an blau zu leuchten. Sein Körper versteifte sich. Das Leuchten wurde stärker. Breja zuckte zusammen, als der Eisenreif aufsprang und zu Boden fiel. Wo ist Marala? Bitte, bitte, lass sie in Ordnung sein.
Maralas Gestalt formte sich langsam. Sie brach in die Knie. Die Hände auf den Boden gestützt atmete sie schwer.
„Alles in Ordnung?“, nahm Sassessor Brejas Frage vorweg.
Die Unach nickte. „Die Zeit wird knapp.“ Zitternd kam sie auf die Beine. „Machen wir weiter. Wir müssen die magischen Wände zerstören.“ Sie legte eine Hand auf die Brust des Kessam. Beide schlossen die Augen...
Breja nahm eine Bewegung aus dem Augenwinkel war. Sie wandte den Kopf. Armun war gerade aus dem Nichts im Korridor erschienen. Er rannte auf Marala zu, schrie ihr eine Warnung entgegen.
Hinter ihm erschien Feardonna. Breja sah das Erstaunen auf seinem Gesicht, als er Marala bei dem Kessam in der Zelle sah. Er brachte sich jedoch schnell wieder unter Kontrolle. Er streckte seine Hand nach Armun aus, murmelte ein paar Worte und um des Unachs Hals erschien eine blaue Schlinge. Sie zog sich zu und Armun blieb abrupt stehen. Die Finger in die Schlinge gekrallt rang er um Atem.
„Eine falsche Bewegung und er ist tot“, rief Feardonna Marala und Sassessor entgegen.
Breja war zum Schreien zu Mute. Wir waren doch so nah dran! Beinahe hätten wir es geschafft!
Für einen Moment war alles still. Keiner bewegte sich. Breja blickte von einer Partei zur anderen. Was nun?
Dann trat Armun Feardonna mit aller Wucht ans Schienbein. Der Magier zuckte noch nicht einmal zusammen. Er musste mit einer solchen Aktion gerechnet haben. Feardonna machte nur eine kurze Handbewegung. Armun verdrehte die Augen und brach zusammen.
Marala schrie auf. Breja sah zu ihr hinüber. Sie und Sassessor öffneten den magischen Schirm um seine Zelle.
Feardonna hatte nur darauf gewartet. Sobald die Wand in blaue Funken zersprang, schleuderte er eine Energiekugel zwischen die Unach und den Kessam. Reflexartig stoben sie auseinander, um dem Geschoss auszuweichen.
Feardonna nutzte seine Chance sofort. Eine weitere Handbewegung und auch Marala brach zusammen.
„Bastard!“ schrie Breja. Verzweifelt rüttelte sie an den Stäben ihrer Zelle.
Feardonna lachte nur und konzentrierte sich auf den Kessam, der gerade versuchte, sich Marala zu nähern. Der Magier ließ eine Feuerwand zwischen der Unach und Sassessor aufflammen.
Zischend wich die Riesenschlange zurück. Sassessor blockierte den nächsten Angriff Feardonnas und konterte. So etwas hatte Breja noch nie gesehen. Ein ... Etwas bewegte sich durch die Luft auf Feardonna zu. Zuerst hatte es weder Form noch Substanz, war kaum auszumachen. Dann sah es aus wie Quecksilber: grau und flüssig. Es formte sich zu einer langen, gezackten Klinge und war fertig, als es etwa drei viertel seines Weges zurückgelegt hatte.
Es war kein harter Angriff und Feardonna konnte ihn leicht abwenden.
Doch es war offensichtlich auch nicht anders von dem Kessam geplant gewesen. Der Angriff sollte Feardonna nur ablenken. In der Zwischenzeit hieb Sassessor seinen Schwanz durch das untere Ende seiner Zelle. Die Eisenstäbe kreischten, als sie sich bogen und auseinanderbrachen. Der Kessam brachte seinen Schwanz um Feardonna herum und versuchte Armun zu berühren.
Feardonna jedoch durchschaute das Manöver und reagierte mit einer blauen Schutzhülle um sich und den Unach. Als Sassessor sich eng darum wand, stattete der Magier die Blase mit Stacheln aus.
Der Kessam brachte seinen Schwanz zischend außer Reichweite, ohne ihn allerdings komplett zurück zu ziehen.
Nun griff Feardonna wieder an. Vor Brejas Augen entspann sich ein Hin und Her von Angriff und Gegenangriff. Sie drückte dem Kessam die Daumen, auch wenn sie wusste, dass seine Chancen gering waren, hatte er doch schon einmal gegen den Magier verloren.
Ihre Befürchtungen bestätigten sich bald. Sassessors Angriffe wurden schwächer und seine Defensive immer langsamer.
Feardonna bemerkte es ebenfalls. Auf seinem Gesicht machte sich ein Lächeln breit. Er warf einen Feuerball.
Der Kessam murmelte einen Zauberspruch und die Kugel wurde langsamer, hielt aber nicht an. Sassessor versuchte es mit einer weiteren magischen Formel. Der Feuerball wurde kleiner, setzte seinen Weg jedoch ungehindert fort. Die Kugel war bereits bis auf zwei Meter an die Riesenschlange heran.
Ein unartikulierter Schrei brach aus Breja heraus. Die Knöchel an ihren Händen wurden weiß, so hart umklammerte sie die Eisenstäbe.
Noch einmal warf Sassessor seine Kraft der Kugel entgegen. Eine Handbreit vor seiner Nase blieb diese stehen und verging.
Breja atmete auf.
Doch nun bildete sich über Sassessors Kopf einen tiefblaue Wolke. Eisstücke, so scharf wie Dolche, regneten daraus hernieder. Der Kessam errichtete einen leuchtend roten magischen Schirm. An einigen Stellen aber war er zu dünn. Einzelne Eisbrocken kamen durch und rissen die schuppige Haut der Riesenschlange auf. Er brüllte vor Schmerz.
Breja war so auf den fehlerhaften Schutzschild des Kessam fixiert, dass sie erst gar nicht bemerkte, was hinter dem Magier vorging. Sassessor war wohl doch noch nicht so erschöpft, wie er sich gab, denn hinter Feardonna bildete sich die Gestalt eines Feuerelementars. Es streckte seinen flammenden Leib und stürzte sich gegen den magischen Schild vor ihm.
Feardonna wankte und drehte sich um, um dem Angriff entgegen zu wirken.
Darauf hatte Sassessor nur gewartet. Er holte tief Atem, sammelte die ihm verbliebene Kraft und pustete die Flammenwand zwischen sich und der Unach mit magiegeladenem Atem aus. Während Feardonna noch immer mit dem Feuerelementar beschäftigt war, beugte sich der Kessam zu Marala hinunter. Diese erwachte.
Die Unach schüttelte benommen den Kopf, erfasste die Situation jedoch schnell und legte ihre Hand auf die Brust des Kessam, während sie zitternd auf die Beine kam.
Höchste Zeit dafür, denn Feardonna hatte inzwischen das Feuerelemtar besiegt und fluchte ungehalten, als er sah, was passiert war.
Wutschnaubend schleuderte er ihnen einen Schwarm Hasketi entgegen. Diese gemeinen Käfer konnten einen Menschen in Sekunden auf ein abgenagtes Skelett reduzieren.
Marala hob eine Hand und die Hasketi erstarrten. Einen Moment noch schwebten sie regungslos in der Luft, dann zerfielen sie zu Staub.
Der Magier erkannte, was die Stunde geschlagen hatte und entschloss sich, sein Heil in der Flucht zu suchen. Sein Körper wurde durchsichtig.
Breja schrie eine Warnung.
Marala und Sassessor reagierten sofort. Gemeinsam warfen sie ihre Kraft Feardonnas Spruch entgegen.
Sein Körper wurde wieder fest.
Feardonna jedoch war noch nicht bereit aufzugeben. Er wandte mehr Kraft auf und verblasste erneut.
Sassessor schlang seinen Schwanz um die Schutzhülle des Magiers. Die Stacheln schienen ihm nichts mehr anhaben zu können. Dieser zusätzliche Angriff entschied das Tauziehen. Der Magier wurde endgültig wieder fest.
Maralas und Sassessors gemeinsame Kraft sprengte den Schutzschirm des Magiers.
Der Kessam wand sich sofort um Feardonna und zog ihn zu sich heran, ohne darauf zu achten, dass er dabei den Rest seiner Zelle zerstörte.
Mit einem lauten Pling zerstoben nun auch die magischen Wände um die restlichen Zellen und die Türen sprangen auf. Keiner bewegte sich. Alle starrten den Kessam an, der inzwischen seinen ganzen Laib um den Magier geschlungen hatte und mit aufgerissenem Maul über dessen Kopf verharrte.
Plötzlich schnaubte Sassessor und gab Feardonna frei. Dieser brach in die Knie. „Nein. Ich werde dich nicht fressen. Wer weiß, am Ende bist du noch giftig. Du sollst leben, aber ohne deine magischen Kräfte. Das wird eine schwerere Strafe für dich sein als der Tod.“
Breja stand wie gelähmt. Hat Sassessor Recht? Ist das die richtige Entscheidung? Als die junge Frau in sich hineinlauschte, wusste sie die Antwort: Ja.
Schwankend hastete Marala an Armuns Seite. Breja folgte ihr.
Er atmete.
Marala sprach eine sanfte Formel und Armun öffnete die Augen. Die Unach umarmte ihn stürmisch, nur um ihn gleich darauf heftig zu schütteln. „Bist du wahnsinnig? Er hätte dich töten können?“
Armun lächelte schwach und schüttelte den Kopf. „Das Risiko war nicht so groß. Ich ging davon aus, dass er mich lieber in seiner Kollektion statt tot hätte.“
Er legte einen Arm um Brejas Schultern, den anderen um seine Lebensgefährtin und verkündete: „Lasst uns nach Hause gehen.“
„Eine gute Idee“, stimmte Ischar zu, während er an den dreien vorbeistrich. „Es ist Nacht draußen. Zeit für einen kleinen Happen.“

 

Hallo zusammen.

Nachdem ich Verion 3 vertig hatte, sagte ich noch zu meiner Schwester: "Das wars. Noch eine Version schreib ich bestimmt nicht." und jetzt seht, wo uns das hin gebracht hat...
Tja ja, sag niemals nie. Nu denn, ich hoffe ich konnte den Aufwärtstrend beibehalten. Lasst euch nur nach Herzenslust aus, diesmal gibts jedenfalls keine neue Version mehr... hoffe ich. ;)

Bleibt nur noch eine kleine Bitte, könnte wer nun auch Version 3 ins Archiv verfrachten?
Meinen Dank im Voraus.

Arinema :silly:

 

Hi Ari,

nachdem ich nur Version 2 kannte (1 und 3 hab ich ausgelassen), dachte ich, nach der ganzen Arbeit, die du da reingesteckt hast, hast du mal eine Kritik verdient (schande über meine Faulheit :D)

Tja, was soll ich sagen...
ich finde sie klasse. Der Anfang, der mir immer ein bisschen hastig vorkam, ist nun rund und stimmungsvoll. Das Magieduell ist mir einen Tacken zu lang, aber das kann auch nur an persönlicher Vorliebe liegen.
Ich glaub, du hast noch 'n paar Kommafehler drin, aber da musst du dich an vita wenden, die ist da firmer als ich.

Ich finde deine Welt schön, mit den vielen bunten Kreaturen, und besonders die Dialoge im Mittelteil sind gelungen.
Ich würds so lassen ;)

Find ich klasse, dass du dir so viel Mühe gibst, echt lobenswert.

Liebe Grüße,

Ronja

 

Hi Arinema,
ich verschieb deine Geschichte gleich ins Archiv, aber zuerst muss ich die Kritik fertigschreiben :D
Der Text wird immer besser. Der Anfang ist jetzt nicht mehr so hektisch, wenn mir auch immer noch die Szene, wo er sie durch seine Galerie schleift, zu schnell geht. Aber du hast meine Geschichte ja gelesen, schnell geht es bei mir nie, deshalb mag das Geschmackssache sein.
Das Ende finde ich immer noch ein bisschen unbefriedigend, da würden mir einer oder zwei Sätze mehr besser gefallen. Vielleicht fügst du noch etwas ein, m es runder zu machen. So ist es sehr abgehackt, mitten aus der Szene heraus. Ich frage mich ein bisschen, was danach passiert und wie du die Szene auflöst.

gruß
vita
:bounce:

 

Hallo und vielen Dank für die Kritiken.

@Felsenkatze

ich finde sie klasse.

Juhuuuuuuuuuuuuuuuu!!! :rotfl: So was hab ich ja noch nie zu hören gekriegt.

du hast noch 'n paar Kommafehler drin

:fluch: Ich hasse Kommas. Ich kann tun und lassen was ich will, Kommafehler schaff ich immer wieder. Gut, man sollte das letzte mal Kontrolle lesen vielleicht auch nicht auf zwölf Uhr nachts schieben. Ich werd mich nochmal dran setzen.


@vita

an dieser Stelle erst einmal ein ganz dickes Dankeschön!! :kuss: dafür, dass du Version 1-4 alle gelesen und bewertet hast.

Ich weiss nicht ob ich am Gang durch die Gallerie noch was ändern will, muss ich mir erst noch überlegen und vor den Prüfungen (25. und 27. Januar) wird das auf jeden Fall nüscht mehr.
Mit dem Ende beschäftige ich mich noch mal. Ein, zwei Sätze könnte ich vielleicht gerade noch so schaffen ;)

alles Liebe

Arinema :silly:

 

Also ich finde auch, dass Du Dich von Version zu Version richtig verbesserst.

Jetzt hab ich an sich nur noch drei Sachen, von denen mindestens zwei Ansichtssache sind.
1. Ich finde, dass Dein Djakora zu nett ist. Du beschreibst ihn erst als das gefährlichste Raubtier aller Zeiten und was kommt als erstes? Er sieht sie mitfühlend an? Also ich weiß nicht, ich glaube, um das gefährlichste RAUBtier zu sein, muss man schon etwas kälter sein und nicht soviel Mitgefühl mit einem x-beliebigen Mädchen zeigen, aber gut. Nebenbei: Was macht der eigentlich die ganze Zeit über?

2. Sprech mal Deine Dialoge durch. Ich finde viele sehr gut gelungen. Andere wiederum sind so geschrieben, wie man nie reden würde. Gerade der Magier glaube ich, spricht etwas umständlich.

3. Das ist nun wirklich Geschmackssache, aber deinen Endteil hast Du wirklich nicht schlecht aufgemöbelt, auch spannungsmäßig, aber Du musst ein bisschen aufpassen, dass Du den Leser nicht mit den Kämpfen anfängst zu langweilen. Denn Du beschreibst jetzt jede Kleinigkeit, die da passiert. Aber wie gesagt - Geschmackssache.

Grüße

Thomas


Nachtrag: Äh und ja, auch von mir Respekt, dass Du Dich immer und immer wieder ransetzt und noch einmal mehr aus der Geschichte rausholst!!

 

Hallo Tommy.

Vielen Dank fürs nochmal durchlesen und die Kritik.:thumbsup:

zu 1. Ich muss sagen, da hast du schon recht, das mit dem mitleidigen Blick passt nicht so ganz. Da werd ich mir was andres überlegen. Was der Djakora die ganze Zeit macht? Meinst du während dem Kampf? Tja, das ist so ein wunder Punkt bei mir. Ich würde ihn gerne in den Kampf einbeziehen, aber da er ja aus seiner Zelle nicht raus kann, könnte er höchstens dazwischenschreien. Das würde nichts nützen und nur den Lesefluss unterbrechen. Zu dem Schluss kam ich zumindest.

zu 2. Ich werde mir die Dialoge gerne nochmal genauer ansehen, es war allerdings eigentlich schon so gedacht dass Feardonna etwas umständlicher redet als die anderen. Schließlich hält er sich ja auch für was besseres.

Nachtrag: Äh und ja, auch von mir Respekt, dass Du Dich immer und immer wieder ransetzt und noch einmal mehr aus der Geschichte rausholst!!

:shy: Dankeschön.


schöne Grüße,
Arinema :silly:

 

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