- Beitritt
- 22.11.2005
- Beiträge
- 993
- Zuletzt bearbeitet:
- Kommentare: 20
Und der Zirkus verlässt die Stadt
Eine Amsel kippt aus Altersschwäche vom Baum, während Sabine K. ihre Bikinizone rasiert und Thomas M. das Gurkenglas aus der Hand rutscht. So ein Pech! Aber er konnte drüber lachen.
Michael T. verfolgt www.live-vergewaltigungen.de und sieht wie Thea I. ein Kind gebärt und dabei Sperma ins Gesicht gespritzt bekommt. Das Kind ist kerngesund.
„Du musst noch Chaos in dir tragen um einen tanzenden Stern gebären zu können.“ (Nietzsche)
Einige Namenlose und ein amerikanischer Held sterben.
Ich tippe diese Zeilen.
Du liest sie gerade.
Und in Tansania stirbt ein Kind.
Der kleine Pablo fällt auf dem Weg zur Schule. Ralf F. (48) heiratet Uta E. (35) und Inga O. fängt den Brautstrauß. Patricia A. hat Angelo W. mit Eberhard G. betrogen. Paris H. ist gerade betrunken. Otto U. auch.
Es gibt eine Menge Leute.
Bill ist so süß!
Der Russe nimmt dem Deutschen die Arbeit weg. Immer noch!
Das Feuer starb geduldig vor sich hin; brennendes Lachen, lachendes Brennen.
Abgase von Engeln aus Mündern, süffig wie getränktes Moos.
Und im Takt dazu tropfte der Bach sein Lied von ihm und der Eiche. Zart sprudelte er über die Scherben die er rundete. Licht in der Schnauze der Landschaft, gediegen funkelte Akustik von gespannten Ziegenhäuten.
Eingesperrte Feuer manikürten die Fläche, indes die Zelte zischten und Alkohol den Pfad entlang rostete.
Die Ikonen auf der Erhebung zappelten wie Kinderangst.
Ich rauchte Natur und die Natur verschlang mich wie die Wüste Wasser.
Ich stehe still und tanze und ein Schleifen schmäht durch käsige Luft.
Udo S. ist wieder solo.
Und arbeitslos.
Erhard J. ist Vegetarier.
Die Pendler-pauschale! Oh mein Gott! Was hat das für Hartmut K. wohl zu bedeuten?
Und wieder stirbt ein Kind in Tansania.
Und in Kenia auch. Wer hätte damit gerechnet?
Jürgen P. und Jutta N. trinken fickenden Champagner. Sie haben etwas zu feiern.
Kleiner Teufel (15) grüßt Lena aus Osterode.
Bill ist so süß!
Ingo O. würde gerne mal mit Barbara V.
Das wusste Verena Ü. noch nicht.
In Eimsbüttel schwängerte ein Mittvierziger eine Milchtüte zu Tode. (von Marius Manis)
Ob der Nachrichtensprecher Unterwäsche trägt?
Wenn ja: Welche?
Der kann sich ja Einiges leisten.
Außerirdische klauten Oma (103) das Gebiss um Menschen zu klonen. (von Rick)
Friederich Z. wacht neben Angelina B. auf.
Das hatte sich Verena Ü. schon gedacht.
Heißes Luder19 grüßt die ganze Welt.
Jeremias fühlt sich geehrt.
Bestimmt.
Und stirbt.
Bill ist so süß!
Im Radio schwitzen Lieder.
Und ... Wo ist eine Katastrophe?
Und die Lieder schwitzen wieder.
Scheiß Werbung!
Johannes V. hat heute Geburtstag.
Aber wen interessiert das eigentlich?
Den kennt doch keiner!
Das ist doch dieser Schwule!
Ach der!
Jetzt ist es Verena Ü. wieder eingefallen.
Na? Warst du schon bei www.live-vergewaltigungen.de ?
Nicht neugierig?
Erst zuende lesen?
Auch gut!
Ich könnte dir auch von Friederich Z. und Angelina B. erzählen.
Die sind nebeneinander aufgewacht!
Schon gehört?
Hat Verena Ü. erzählt.
Dann muss es ja stimmen.
Wie, das interessiert dich nicht?
Sollte es aber!
Warst du nicht mal mit der zusammen?
Wo ist ein Kind gestorben, hast du gesagt?
Ja gut; das ist natürlich tragisch. Aber das passiert doch andauernd!
Und schon wieder. Vermutlich.
Alle drei Sekunden, sagt man ja.
Dreiviertel aller männlichen Delphine sind schwul.
Wusstest du das schon?
Wo Michael Ballack wohl hinwechselt?
Ich glaube ja, er bleibt in München.
Seiner Familie soll es dort gefallen.
Werner I. ist ein Messi.
Jetzt ist es Mittag.
Udo S. ist immer noch solo und arbeitslos.
Einsam, arbeitslos, Hartz 4, Alkohol, falsche Freunde, Kokain, Heroin, Prostitution, abgestochen, Bestattung in der Bildzeitung.
So schnell geht das!
Benzin ist auch wieder teurer geworden.
Gestern wurden alle Fernsehgeräte gegen Spiegel getauscht.
Noch hat es keiner gemerkt.
Autos schwirren durch den Darm der Stadt.
Baal (Gott der Stadt) muss husten.
Ich öffne das Fenster und die Farben dort sind gar nicht wie die im Fernsehen.
Muss ich eigentlich arbeiten?
Vergewaltigungen sind out. Kindesmissbräuche gleichermaßen.
Gestern vergewaltigte ein missgeborener, rechtsradikaler, ausländischer Esel, der einem geheimen Atomversuchslabor entlaufen war, das Neugeborene von Stefan Effenberg.
Das ist doch mal was.
Da bleibt Melissa T. der Apfelstrudel im Halse stecken.
Und in meinen Gehirnwindungen ist ein Zirkus voller Leute.
Und sie tanzen und springen und küssen und musizieren und frohlocken und tanzen und studieren und lesen und träumen und schlafen und schreiben und dichten und tanzen und zelten und schwimmen und laufen und tanzen und singen und spielen und reden und schweigen und hören und schmecken und essen und tanzen und ficken und verlassen und trinken und nehmen und geben und demonstrieren und weigern sich.
Das Messing ist kalt wie der Rum-Tonic auf dem Piano des Pianisten.
Noch lutscht er verstohlen auf dem Blättchen rum, während sein bekiffter Schlagzeuger den Takt in den Raum wirft. Darauf nimmt er einen Schluck und schnipst nach einem neuen Drink. Ein Break und der Kontrabass setzt geschmeidig ein. Er drückt seine Zigarette aus. Das Fundament ist gelegt. Jonny nickt ihm zufrieden zu und streicht über die Tasten, knallt die Akkorde in den Takt. Der neuer Gitarrist, er vergisst immer den Namen, hat sein Stichwort vernommen und spielt ein lässiges Solo. Er platziert seine Finger schon mal auf den Perlmutknöpfen. Er lässt dem Gitarristen noch ein bisschen Raum, gibt ihm dann ein Zeichen und bläst.
Es sind diese Momente, wo die Drogen erst richtig wirken.
Die Leute reden. Doch sie hatten nur laut gedacht.
Verena Ü. ist auch hier.
Hat die denn nichts besseres zu tun?
Mit der und dem Ingo O. scheint es ja auch nicht so zu funktionieren.
Und am nächsten Tisch sitzen Friederich Z. und Angelina B. und küssen sich.
Mobiltelefone schreien. Ob Melinda U. wohl stirbt, wenn der Akku leer ist?
Ich bestelle mir weitere Fahrkarten ins Tramal-Tal mit Cola und füttere meine Lunge.
Jetzt zeigt endlich mit den Fingern auf mich und sagt euren Kindern, dass man so wird, wenn man seine Hausaufgaben nicht macht.
Und sie hupen sich zu und reden über Friederich Z. und Angelina B. und die akustische Kunst versinkt in der Tiefe ihrer Cocktails.
Mehr Bass! Verdammt mehr Bass! Bitte!
Und nimm endlich deine rosafarbene, schielende Muschi aus meinem Blick; ich würde dir doch eh nur wehtun.
Unter der schweren Last meiner Leber falle ich in die Klänge und zu Boden.
Ich bin jetzt der Tratsch von Morgen. Gesprächsstoff für Verena Ü.
Nehmt es als meinen letzten Wunsch, oder als schlichte Bitte; man wird es sehen, und lasst ihn weiter spielen, denn er ist entrückend.
Und so verlässt der Zirkus die Stadt.