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Und er wusste nicht, wieso ...
In dieser Nacht konnte er nicht schlafen. Draußen, vor seinem Fenster, fuhren Autos auf den Straßen, doch daran lag es nicht. Ebenso wenig an der lauten Musik unter ihm; ein paar Menschen feierten eine Party, doch das interessierte ihn nicht. Das kam öfter vor.
Mit leisen Schritten, als könne ihn jemand hören, ging er in die Küche. Dort war es dunkel und leise. Offensichtlich wurde unter ihm die Anlage abgestellt.
Das Geräusch des Wasserhahns, den er soeben aufgedreht hatte, erheiterte ihn ein wenig. Er wusste nicht, wieso.
Langsam füllte sich die Kanne, die ihm seine Mutter geschenkt hatte. Er mochte sie.
Nachdem das Wasser auf dem Herd zu Kochen begonnen hatte, goss er es in eine Tasse, in der ein Teebeutel lag. Der Duft zog in seine Nase.
Langsam ging er ins Wohnzimmer. Der Fernseher war aus; er wollte ihn auch nicht einschalten. Stille umgab ihn und er genoss es, obwohl er Angst davor hatte. Er wartete einen Moment, bevor er an dem Tee nippte.
Durch das Fenster im 3. Stock drang etwas Mondlicht. Es war eine klare Nacht. Lediglich Nebel der Abgase trübten die Sicht in der Großstadt ein wenig.
Nun nahm er einen Schluck des Tees und dessen Wärme erfüllte ihn. Sie gab ihm das wunderbare Gefühl der Geborgenheit. Plötzlich war er fröhlich. Er wusste nicht, wieso.
Unter ihm drehte jemand den Wasserhahn auf. Offensichtlich wusch er sich, er, der unter ihm wohnte. Sie sahen sich selten und kannten einander nicht. Sie gingen sich aus dem Weg, ohne jeglichen Grund.
Es war viertel nach drei. Er nippte erneut an seinem Tee und bemerkte schließlich, dass seine Uhr tickte. Tick... tack... tick... Das war ihm noch nie aufgefallen, obwohl er sich die Uhr bereits vor drei Jahren gekauft hatte. So lange lebte er nun schon hier; im 3. Stock einer Mietswohnung. Alleine.
Als der Tee zur Neige ging, brachte er die leere Tasse zurück in die dunkle Küche, doch er wollte noch nicht schlafen, obwohl er müde war. Also setzte er sich erneut auf die große Couch. Daneben stand ein Sessel. Er lauschte der Uhr. Tick... tack... tick... Es gefiel ihm und seine Sorgen waren für diese Zeit verflogen. Er wusste nicht, wieso.
Viertel nach vier war es nun schon. Lange hatte er der Uhr nun zugehört. Leise ging er wieder in sein Schlafzimmer. Ein großes Bett stand dort, doch er legte sich daneben auf den harten, kalten Boden. Er lag dort und schlief schließlich ein. Es war die schönste Nacht seines Lebens und er wusste nicht, wieso.