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Und es war still.

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22.06.2002
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Und es war still.

1.

Das Wummern der Boxen zerstückelte seine Worte. Die Dunkelheit zwischen Lichtblitzen zerfetzte ihr Lächeln. Sein Herz schlug schnell. Er wünschte eine Ohnmacht. Faszination bremste seine Lippen. Und sie ging zu Musik mit einem Augenaufschlag.


2.

Er traf sie in vielen Bars, meist allein. Sie redete von Dip und vom Leben in der Wüste. Er sprach auch von seinen Träumen und von Nachos. Sie hatten viel gemeinsam, sagte sie, und das Hintergrundgedudel mochten beide irgendwie. Etwas Besonders, dachte er, sie fand es lustig.


3.

In der Stadt begegneten sie sich. Er wartete sogar auf sie und sah sie doch nur von weitem an der Haltestelle sitzen. Dazwischen rauschten Autos vorbei, eins hupte. Er rief, ob sie ins Kino wolle. Sie konnte nicht, sie ging ins Kino. Als alle Autos vorüber waren, winkte er und ging.


4.

Die Feier war zuende. Er fuhr nach Hause durch die Nacht. Kurz nach der Brücke kam ihm ein schwarzes Auto entgegen. Er hätte gerne das Lenkrad herumgerissen, um dagegen zu prallen. Feuer und einen Riesenlärm hätte es gegeben. Er fühlte, dass er am Ende war.

Kurz danach wäre sie vorbeigefahren. Sie hätte den Unfall gesehen, gesehen, dass sein Wagen ausgebrannt ist. Sie hätte angehalten. Bestimmt hätte sie dann geweint, dachte er mit einem Lächeln.

Er war nicht geisteskrank. Er fuhr nach Hause. Es war dunkel. Er ließ das Licht aus und legte sich gleich schlafen. Nur Grillen zirpten, Mücken summten. Und er seufzte.


5.

Alle saßen um das Lagerfeuer herum. Einer küsste sie. Er war es nicht. Das Feuer erlosch, alle gingen. Er ging auch. Und in seinem Kopf so etwas wie Poesie: „Ich hasse mich, weil ich dich liebte. Ich hasse dich, weil ich dich liebte. Ich hass die Welt, weil ich dich liebte. Ich hasse nun, weil ich dich liebte. Ich frage nicht, ob es das wert war, weil ich dich liebte.“ Er fuhr nach Hause. Die Bäume glitten an ihm vorüber. Die Welt schlief. Die Nacht war sternenklar. Und es war still.

 

Hallo close83,

die schlaglichtartige Aneinanderreihung der Szenen ist Dir gut gelungen, der Stil passt zu der Gefühlswelt des Protagonisten.
Zu Beginn gibt´s ein kleines Problem mit dem Lesefluß: sich eine Ohnmacht, zur Musik mit einem Augenaufschlag.
Etwas unklar sind zwei Stellen: „Sie konnte nicht, ging ins Kino“ - das ist doppeldeutig, wenn er fragt, ob sie ins Kino will. Ist das seine Einladung, oder ein Informationswunsch?
„Ich frage nicht, ob es das wert war.“ - Hier wäre eine Angabe, auf was sich das „wert war“ bezieht angebracht, so kann man sich eine Menge willkürlich zusammenreimen. Gut, vielleicht willst Du das.
Gute Geschichte, von lauter Musik bis hin zur Stille, mit viel Emotionalität dazwischen.


Tschüß... Woltochinon

 

Hej close83,

mir hat diese Geschichte sehr gut gefallen! Gerade durch diese kurzen Blitzlichter bekommt der Text eine atmosphärische Dichte, die sonst nur schwer zu erzeugen wäre. Interessant zu lesen, bleibt im Gedächtnis haften.

Die Stelle mit dem Kino ist mir auch aufgefallen. Man stolpert hier, weil nicht klar wird, wie es gemeint ist. Irgendwie umformulieren, so dass das Wort Kino nicht als Gegensatz gebraucht wird.

Lieben Gruß

chaosqueen :queen:

 

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