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Und morgen wieder

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13.06.2008
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Und morgen wieder

Und da waren sie wieder, die Blicke der anderen. Halb mitleidig, halb belustigt. Aber ehrlich gesagt machte sie sich nichts aus ihnen. Denn, schon immer schauten die Menschen sie so an, wenn sie sich wieder alle Mühe gab.
Sie wollte es schaffen. Unbedingt.
Irgendwie glaubte sie, dass die Menschen um sie herum gar nicht anders schauen konnten, wenn sie sie bei ihren Bemühungen beobachteten.
Jeden Tag, immer wieder probierte sie es auf’s Neue. Und immer wieder schaffte sie es nicht, oder besser gesagt, schaffte sie es fast nicht.
Sie gab nicht auf. Und sie war sogar stolz auf das, was sie bisher schon erreicht hatte. Als sie ihr Ziel ins Auge gefasst hatte, war sie sich sicher gewesen: eines Tages würde auch sie das können was alle, naja, fast alle um sie herum konnten.
Für die anderen schien es gar nichts Besonderes zu sein. Ihre Bewegungen waren so harmonisch, so sicher, man sah ihnen an, dass sie diese Fertigkeit schon lange besassen, schon hundert Mal, tausend Mal benutzt hatten, um das zu erreichen, wonach sie so sehnsüchtig strebte. Auch sie wollte das können, was die anderen konnten.
Eigentlich hatte sie diesen Wunsch erst vor Kurzem zum ersten Mal verspürt. Vorher war es ihr wohl irgendwie nie bewusst geworden, dass auch sie im Grunde genommen nicht anders war als die Menschen um sie herum, und dass auch sie das Recht hatte, Dinge zu tun, die ihrem Leben mehr Selbständigkeit verliehen. Und wer sollte sie daran hindern?
Tja, wer? In der Tat gab es immer wieder Menschen um sie herum, die ihr die Mühe abnahmen, und ihr damit zu verstehen gaben, dass sie sie wohl nicht als ebenbürtig anerkannten.
Warum denn nur? Warum konnten sie nicht einsehen, dass doch auch sie dazu gehören wollte?
Vielleicht war der ein oder andere ganz einfach neidisch auf ihre Willenskraft, ihre Zielstrebigkeit.
Vielleicht, so dachte sie, erinnerte sie die anderen an Momente in ihrem Leben, in denen auch sie sich so unermesslich anstrengen mussten, um die ihnen gesteckten Ziele zu erreichen, und in denen sie, aus Zaghaftigkeit, aus Faulheit, oder auch ganz einfach nur
aus Bequemlichkeit aufgegeben hatten.
Nun wie auch immer. Sie würde nicht aufgeben. Sie nicht.
Denn, schon in wenigen Tagen würde sie drei Jahre alt werden, und vielleicht schon in wenigen Tagen würde sie endlich an den Lichtschalter in der Küche herankommen.

 

Hallo efelina,

Deine Geschichte überzeugt mich gar nicht. Du projizierst alles mögliche in diese knapp Dreijährige hinein, was da gar nicht sein kann, mein persönlicher Gipfel ist dies hier:

Vielleicht, so dachte sie, erinnerte sie die anderen an Momente in ihrem Leben, in denen auch sie sich so unermesslich anstrengen mussten, um die ihnen gesteckten Ziele zu erreichen, und in denen sie, aus Zaghaftigkeit, aus Faulheit, oder auch ganz einfach nur
aus Bequemlichkeit aufgegeben hatten.
Das fand ich zum Davonlaufen. Völlig unlogisch und unglaubwürdig. Peinlich.

Man ahnt ja sofort, daß es auf eine Art Pointe rausläuft. Ich war jedenfalls auf einiges gefaßt. Es hätte ja auch ein Kätzchen sein können, das Türenöffnen übt.

Sicher gibt es Menschen, die das philosophisch oder witzig finden.
Ich ärgere mich immer, wenn Kindern oder Tieren Sachen in den Mund gelegt oder in den Kopf geschoben werden, die (vielleicht) lehrreich wirken, den erwachsenen Lesern die Augen für irgendwas öffnen oder komisch sein sollen.
So hat mich das auch diesmal geärgert. Bei mir wirkt es nicht, ich fand es lahm.

Über echte Kindergedanken könnte man tolle Geschichten schreiben. Kinder haben unglaubliche Gedanken. Man muß aber eins kennen und sich was vordenken lassen. Wer in Kinder hineindenkt, verpaßt das Beste, glaube ich.

Auch die real existierenden verbalen und tätigen Bemühungen, Tricks, Erfindungen und Strategien, mit denen dreijährige Kinder es bewerkstelligen, Lichtschalter und mannigfache andere technische und sonstige Dinge zu erreichen und zu benutzen, obwohl sie noch nicht groß genug dazu sind und/oder die betreffenden Dinge auf dem höchsten Schrank versteckt oder im Keller eingemauert sind, gäben hunderttausend brauchbare Kurzgeschichten in sämtlichen Rubriken ab (sogar in Science Fiction).

Ob die natürlich dann auch jemand alle lesen würde, steht wieder auf einem anderen Blatt.

Freundliche Grüße,
Mama Makita.

 

Hallo,
ich muss sagen, ich fand die Geschichte nicht so schlecht, wie Makita sie hier gemacht hat. Beim Lesen war ich sehr gespannt darauf, wer hier was lernen möchte. Ich finde allerdings auch, dass du vielleicht zu viel in dieses Kind hineinprojizierst, meiner Meinung nach hat ein Kind nicht solche weitschweifenden und tatsächlich teilweise philosophisch anmutenden Gedankengänge. Wenn es so philosophisch wirken soll, müsste es meiner Meinung nach weiter vom Kind entfernt geschrieben sein, also nicht aus Sicht des Kindes sozusagen. Die Idee an sich fand ich aber nicht schlecht, da Kinder tatsächlich oft eine riesige Frustration verspüren, weil sie dauernd zu klein, zu jung oder angeblich zu "dumm" sind oder sich so fühlen.
Das ist meine Meinung.
lg :) CJ

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo.
Die Antwort von Makita habe ich einige Male gelesen, und dann wieder die Geschichte, und ich finde, CJ_06 hat recht: SOOOOOOO schlimm ist die Geschichte ja nun wirklich nicht.
Ich war etwas enttaeuscht, Makita, dass jemand wie du mit schon vielen geschreibenen Geschichten eine solche Bewertung abgibt. Ich war davon ausgegangen, dass es hier bei Kurzgeschichten.de darum geht, Anstoesse zu bekommen, sich verbessern zu koennen. Da haette ich von jemandem wie dir eine kreativere Kritik erwartet. Aber naja.
Selbstverstaendlich hat keine Dreijaehrige solche Gedanken im Kopf (und ich moechte mir den Schuh der Kinder-nicht-Versteherin hier auch nicht anziehen). Ich dachte halt, dass es dermassen ueberspitzt war, dass das klar waere. Vielleicht kann ja die Geschichte in eine andere Kategorie verschoben werden (wie macht man das?), weil es in der Tat im "Alltag" keine so denkenden Kleinkinder gibt. Vielleicht in "Seltsam".
Ich hab in meinem Leben bisher zwei Geschichten geschrieben, und bin als Anfaengerin noch in der Experimentierphase. Und das ist nicht peinlich!
Mama Efelina

 

Hallo efelina,

da muss ich mich meinen Vorrednern anschließen. Es kommt für mich nicht so überspitzt rüber, wie du es dir vielleicht gedacht hast. Die Idee, das ist ja schon gesagt worden, ist gut. Aber aus der Umsetzung könntest du mehr machen. Versuch auch, Makitas Kritik als Anstoß in diesem Sinne zu verstehen - du kannst eine Menge daraus machen.

Im Moment ist deine Geschichte eine Pointengeschichte, was nicht schlecht sein muss, aber leider in vielen Fällen nicht funktioniert. Damit meine ich: Ich lese die Geschichte und kann es eigentlich kaum erwarten, zum Ende zu kommen, weil ich weiß, da wartet eine dicke fette Pointe auf mich. Dann lese ich die und bin enttäuscht, dass es "nur" darauf hinausläuft (in den meisten Fällen von Pointengeschichten ist das so und jetzt nicht speziell gegen deinen Text gerichtet).

Gelungene Pointengeschichten halten den Leser auch während des Lesens bei der Stange und geben ihm nicht das Gefühl, dass das Beste erst am Ende auf ihn wartet.

Das passiert hier nicht, zumindest empfinde ich es so. Da ist nur ein abstrakter Wust aus Gedanken, dessen Inhalt ja wirklich interessant ist - da gibt es nix zu sagen -, in dem ich mich aber irgendwie verfange und dann am Ende über die Dreijährige stolpere.

Vielleicht versuchst du, die Gedanken so umzuformulieren, dass sie "kindlicher" wirken. Das heißt: dass man sich besser vorstellen kann, es wären die Gedanken einer Dreijährigen. Also einfachere Worte, kürzere Sätze, wobei kindlich nicht kindisch sein muss. Du kannst das Kind sicher auch ein oder zwei Jahre älter machen - klein genug für den Lichtschalter dürfte es dann noch immer sein.

Eine weitere Möglichkeit wäre auch, dass deine kleine Heldin von zwei Erwachsenen beobachtet wird. Die könnten einiges von dem sagen, was du jetzt dem Kind in den Mund gelegt hast - wobei sie sicher nicht von der Kleinen verstanden werden.

Oder du zeigst uns das Hangeln nach dem Lichtschalter als eine abenteuerliche Expedition, deren Ziel und Akteur erst am Ende enthüllt wird.

Möglicherweise kannst du auch versuchen, von Anfang an klar zu stellen, dass es sich um ein kleines Kind handelt, das an den Lichtschalter kommen will. Der trotzige Gedanke am Ende ist dann zwar keine Pointe mehr, kommt aber als Schlusswort dennoch sehr gut.

In jedem Fall solltest du auf ein wenig mehr Stimmigkeit achten. Ob ein drei- oder vierjähriges Kind wirklich so und so denkt, ist eigentlich nicht das Problem; es geht darum, die Sache so darzustellen, dass sie uns als Lesern stimmig vorkommt und wir sagen: ja doch, ein Vierjähriger könnte so denken.
Gib deiner Geschichte ein wenig Fleisch auf die Knochen, die Grundidee ist hübsch und es ist schade, wenn du über das Zusteuern auf ein Ende die Geschichte selbst vergisst.

Liebe Grüße und lass dich nicht entmutigen,
ciao
Malinche

 

hallo efelina

Wenn du die Geshcichte verschoben haben möchtest, musst du einen Moderator anschreiben. Tatsächlich finde ich die kg in Alltag nicht gut aufgehoben. Seltsam ist die Geshcichte auch nicht unbedingt, in meinen Augen wäre sonstige am passendsten. Schreib mir einfach eine PM

grüßlichst
weltenläufer

 

Hallo Malinche.
Das meinte ich eigentlich mit kreativer Kritik. Du hast mir jede Menge Denkanstoesse gegeben, die mich sehr interessieren. Viele Ansatzpunkte, die ich vielleicht sogar umsetzen kann. In der Tat weiss ich ja auch, dass ich noch jede Menge lernen muss. Auch beim Lesen der ganzen Beitraege stolpere ihc immer wieder ueber Begriffe, die ich gar nicht kenne. (Was zum Beispiel ist eine Rahmenhandlung????????)
Und deshalb bin ich auf meine "Leser" angewiesen, weil ich allein ja gar nicht weiss, wo ich da ansetzen soll.
Selbstverstaendlich fand ich meine Geschichte so gut, dass ich eigentlich dachte, dass man mit sowas den Pulitzer-Preis gewinnen koennte. Dass ihr mir hier andere Wege aufweist, das finde ich sehr lehrreich (altmodisches Wort irgendwie), wenn nicht sogar aufregend. Dankedankedanke.
Danke auch dir Weltenlaeufer, ich werd mal bei "Sonstiges" nachfragen, ob die mich da wollen.
Bleibt meinen Beitraegen gewogen.
Eva

 

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