unmenschlich menschlich
Peregrin wachte auf. Er erhob sich und blickte in den Spiegel, der gegenüber von dem Bett angebracht war. Nachdem er sich 30 Sekunden betrachtete, stand er auf und ging ins Badezimmer. Er wusch sein Gesicht mit kaltem Wasser. Als Frühstück zündete er sich eine Zigarette an und genoss den Rauch, der sich seinen Weg durch die Luftröhre hindurch in die Lunge bahnte. Seine Klamotten hatte er die ganze Nacht über an, er brauchte sich nicht nochmal anzuziehen. Er versuchte, sich an den vorigen Abend zu erinnern, doch mehr als ein paar einzelne Bilder sind ihm nicht im Gedächtnis geblieben. Sein rechtes Bein fing an, auf und ab zu wippen, er wurde nervös. Er blickte auf seine Zigarette, nahm einen letzten Zug und drückte sie dann in der Spüle aus. Er biss sich leicht auf die Unterlippe, anschließend auf die Oberlippe, danach wieder auf die Unterlippe, ließ seinen Nacken kurz knacksen, um diesen zu entspannen. Der Nacken war immer noch verspannt. Er packte seinen Schlüssel, seine Zigaretten und sein Handy ein und ging aus der Wohnung, die Treppe runter, am Portier vorbei, durch die Eingangstüre des Hauses. Als er den Gehweg betrat, fühlte er sich gut. Seine Augen glänzten und der Duft des Regens, der die Straßen genässt hatte, übermittelte ihm ein Empfinden von Freiheit. Seine Beine bewegten sich, er lief die Straße herunter. Als er an einer Fußgängerampel auf das grüne Signal wartete, sah er auf der anderen Straßenseite eine Frau, die von der fast ewig dauernden roten Phase der Ampel genervt zu sein schien. Ihre Augenbrauen waren zusammenkniffen und nach unten verzogen, ihr Backenmuskel drückte die Haut nach außen und verstärkte ihren Gesichtsausdruck. Peregrin musste innerlich lachen, er dachte sich: „Fällt es einem eigentlich auf, wenn man so verbittert schaut?“ Er musste schmunzeln und als die Ampel auf grün schaltete, entsprang ihm ein Lächeln. Die Augen noch immer auf die Frau gerichtet. Als sie ihn erblickte, entwickelte sich ihre Miene innerhalb von Bruchteilen einer Sekunde in ein freundliches Grinsen, kurz darauf folgte ein Erröten, was wohl Verlegenheit bedeutete. Peregrin überquerte die Straße und fragte sich, wo er eigentlich hin wolle. Als er nach draußen gegangen war, hatte er kein konkretes Ziel, er dachte einfach nur, es sei richtig, die Wohnung zu verlassen. Er lief also weiter, in seiner Wohnung war nichts, was ihn zu ihr ziehen würde - trotzdem wollte er nicht ohne Ziel umherwandern - ;Sekunde für Sekunde erörterte er in seinen Gedanken, wie er die Zeit nutzen solle. Sobald ihm etwas einfiel, versuchte er, etwas Besseres zu finden, eine Sache, die mehr Spaß machen würde. An der nächsten Fußgängerampel angekommen, setzt er seinen Fuß über den Gehweg auf die Straße. Er setzt seinen anderen Fuß davor. Während seine Gedanken noch um ihn schwebten, drehte er seinen Kopf nach links. Sein Gehirn schaltete ab, Systemausfall. Ohne sich zu rühren blickte er frontal auf den LKW, der nur ein Meter von ihm entfernt war. Er hatte locker 60 Stundenkilometer drauf. Peregrin nahm die nächste Zehntel Sekunde kaum wahr. Dann flog er durch die Luft. Als er auf dem Boden aufkam, war er schon tot. Er dachte an nichts mehr.