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Unscheinbar

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15.07.2005
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Unscheinbar

Unscheinbar

Das Quietschen der Reifen noch immer in den Ohren, stehe ich wie versteinert mit erhobenen Händen da. Einer der Polizisten drängt mich schnell an die Wand und durchsucht mich. Mein Herz schlägt nicht schneller, denn ich habe noch nicht realisiert, was hier gerade passiert. Ich höre das Rufen der Polizei. Es kommt mir vor als würde ich träumen. Die blauen Lichter, die über die Wände tanzen, geben mir ein Gefühl der Bestätigung. Ich grinse. Der Polizist vor mir sieht mich verwundert und gleichzeitig wütend an. Er schreit mich an, aber seine Worte dringen nicht zu mir hindurch. Ich grinse einfach weiter. Fühle mich gut. Stark. Mächtig. Die Leute starren mich an. Ihr Blick verrät mir, dass sie mich für verrückt halten. Vielleicht bin ich es. Wahrscheinlich komme ich für meine Tat nicht einmal ins Gefängnis, sondern in die Psychiatrie. Aber das ist mir egal. Es wäre mir immer egal gewesen, aber ganz besonders jetzt.
Denn das war es mir wert. Als gleichwertig angesehen und einmal respektiert zu werden. Ich hatte den Augenblick der Überlegenheit richtig genossen.
Den Augenblick, als mich der beliebte Martin voller Angst ansah.
Den Augenblick, als seine Augen mich anflehten ihn am Leben zu lassen und den er sich für all das Leid, dass er mir zugefügt hatte, entschuldigte.
Den Augenblick, als ich abdrückte.
Das Blut. Sein schmerzverzehrtes Gesicht. Die entsetzten Schreie meiner Mitschüler. Einige fingen sogar an zu heulen. Nein, ich hatte ihn nicht erschossen. Ich wollte nur, dass er für all die Sachen bezahlt, die er mir über Jahre angetan hatte, deshalb schoss ich ihm nur ins Bein. Die Wut und die Verzweiflung, endlich konnte ich sie denen zeigen, die dafür verantwortlich waren. Erst gestern hatte mich Martin wieder einmal vor der ganzen Klasse gedemütigt, indem er den Mülleimer auf meinem Tisch entleerte. Kein einziger Schüler verteidigte mich. Alle hatten gelacht. Kein Wunder, ich war schon seit Jahren der Außenseiter in unserer Klasse. In Sport immer der Letzte der gewählt wurde, bei Gruppenarbeit immer allein. Der, der keinen einzigen Freund hatte. Der seelische Schmerz war unerträglich.
Die Polizei führt mich in einen Polizeiwagen und nimmt mich mit auf das Revier. Wir fahren an den vertrauten Gebäuden vorbei, scheinbar hat sich nichts verändert. Aber es scheint nur so. Rein äußerlich. Unter der Oberfläche brodelt es weiter. Es wird wieder Schüler oder Studenten geben, die noch viel mehr Opfer fordern. Die sogar den Tod anderer und ihren eigenen nicht als Hindernis sehen sich zu rächen. Die für dieses eine, kurze Gefühl der Überlegenheit das Leben sehr vieler Menschen ruinieren werden.
Es fängt an zu regnen. Ich beobachte die Wassertropfen, die an meiner Fensterscheibe hinunterlaufen. Der Wagen hält. Wir sind da. Ich steige aus. Ich fühle mich wie ein Held. Das ist ein kranker Gedanke, das weiß ich, aber es ist ein Gefühl.
Es wird ein Verhör folgen. Es wird nicht lange dauern. Ich werde gestehen. Die Polizei wird meine Eltern, meine Mitschüler, mein ganzes Umfeld über mich befragen. Alle werden sagen: „Von dem hätte ich das nicht gedacht, der wirkte immer so unscheinbar!“

 

Hi Chillaz,

und herzlich willkommen hier.
Natürlich ist Eskalation in Schulen immer noch in aller Munde. Und die brodelnde Aggressivität unter der unscheinbaren Oberfläche mag ein Klischee sein, aber es trifft eben auch häufig zu.
In sofern ist deine Geschichte stimmig, auch wenn sie mir zu nah an Bekanntem bleibt und nichts neues bringt. Dafür hast du dir auch räumlich für deinen Prot nicht genug Zeit gelassen. Wir erfahren, dass jemand ihn immer gemobt hat, dass er sich rächen wollte und das kurze Gefühl der Macht ausgekostet hat. Mehr leider nicht. Wie konnte er zum Opfer werden, warum konnte er sich nciht wehren, was hat ihn vorher so machtlos gemacht?
Also ein durchwachsener Einstand, rund aber nichts, das lange haften bleibt. Die Situation gut erfasst, es aber mE zu vordergründig gelassen.

Details:

Das quietschen der Reifen noch immer in den Ohren
Das Quietschen
Die sogar der Tod anderer
den Tod

Lieben Gruß, sim

 

Danke für eure Kritiken, wie ihr seht war dies meine erste Story und durch eure Kritiken sind mir auch so einige Fehler aufgefallen. Ich denke durch eure und weitere Kritiken werden meine folgenden Geschichten zumindest ein bisschen besser. Ich hätte diese Geschichte wirklich ein bisschen besser durchdenken, aber bekanntlich lernt man ja aus Fehlern.

Gruß, Chillaz :cool:

 

Ich habe die Story ein bisschen überarbeitet, hatte aber noch keine Zeit sie weiter zu ändern. Hoffe sie gefällt euch ein bisschen besser!

 

Hallo Chillaz,

ICh kenne die Original-version nicht, aber die zweite hab ich gern gelesen. Etwas tiefer kannst du vielleicht schon noch gehen, besonders wenn es darum geht, warum er sich gleichsetzt mit den amokläufern, bzw. warum er doch nicht bereit ist so weit zu gehen.
Sonst ist alles flüssig und schlüssig.
Gfoit ma ;)
liebe Grüße
ardandwen

 

Hi Chillaz,

auch ich kenne leider das Original nicht. Die jetzige Version ist geradlinig und vorhersehbar irgendwo, sie bringt nichts überraschendes oder mehr als einen Kratzer an der Oberfläche der Psyche des Protagonisten, hier könnte man durch geziehlte Rückblenden o.ä. eine bessere und tiefere Charakterisierung erreichen. Für einen ersten Versuch allerdings nicht schlecht! Ich freu mich auf weitere Geschichten von Dir. :)

schöne Grüße
Anne

 

Hallo Chillaz,

zunächst will ich sagen, dass ich mich zum großen Teil den Vorrednern anschließen kann. Das Thema ist bekannt, zig mal bearbeitet und du hast es nicht geschaft etwas Neues mit einfließen zu lassen, und trotzdem empfinde ich die Geschichte nicht als schlecht oder langweilig.

Platz für Verbesserungen ist geboten, nachdem du ja die erste Fassung an entscheidenden Stellen überarbeitet hast. Auch mich würde mehr Hintergrundwissen reizen, und auch ein näheres Eingehen auf die Psyche des Prots.
Teilweise hast du schöne Stellen drin, z.B. die mit dem Lächeln, als er dem Polizisten gegenübersteht.
Der Leser sollte mehr über sein Umfeld erfahren, und vielleicht könntest du bei den Demütigungen noch ein bisschen stärker auftragen. Da sind mir die Erklärungen etwas zu lasch.
Interessant fände ich es übrigens auch, wenn du in einem Rückblick eine sehr emotionale Szene mit dem Prot. schilderst, so als Gegenstück zu der offenbarten Kaltschnäuzigkeit. Vielleicht hat er eine bettlgrige Oma, der er aus der Bibel vorliest und an einer Stelle dabei weinen muss, oder sowas.

So, das wars auch schon, mehr bleibt nicht zu sagen, bis auf viel Glück bei Nummer 2.

 

Entschuldigung

Dankeschön für die Kritik und Entschuldigung wegen der späten Reaktion.
Ich hatte in letzter Zeit wenig Zeit.
Auch jetzt habe ich schon wieder keine Zeit mehr...

lg Chillaz :hmm:

 

Hi Chillaz,

auch ich kenne jetzt natürlich nur die "neue" Fassung Deiner Geschichte und mir fehlt sowohl ein wenig Spannung, als auch die Möglichkeit, mich richtig in Deinen Protagonisten hineinzuversetzen. Sehr schnell, fast ein wenig eilig, beschreibst Du die Verhaftung. Diese Verhaftung zusammen mit dem Titel, ließ mich schon nach wenigen Sätzen eine"Schul-Amoklauf-Geschichte" á la Erfurt vermuten. Es gab also für mich nicht einmal einen kleinen Überraschungsmoment - schade.

Sehr viele Kommatafehler sind mir noch aufgefallen, einer meiner Vorkritiker wies Dich schon darauf hin, glaube ich.

Lieben Gruß
al-dente

 
Zuletzt bearbeitet:

Holla Chillaz,

Mein Herz schlägt nicht schneller, denn ich habe noch nicht realisiert, was hier gerade passiert.
Zwar ein schöner Satz, dennoch sollte man immer beschreiben, was passiert und nicht, was nicht abläuft!

Die blauen Lichter die über
Lichter, die

Kein Wunder, ich war schon seit Jahren der Außenseiter in unserer Klasse. Der Streber.
Hier rückst du mir mit dem "Der Streber" zu sehr ins Klischee ab. Gute Noten schaffen meiner Erfahrung bei Mitschülern auch immer eine Art von Respekt. Ich würde ihn eher den stillen Aussenseiter sein lassen, den du sonst beschreibst.

Ja, hat mir gefallen, wie du zwischen der einen und der anderen Zeit gesprungen bist. Als Verbessungsvorschlag würde ich dir erstmal raten, die Peinigungsscene auszubauen, dadurch würde es an Itensität gewinnen.
Im Gegensatz zu Al-dente fand ich nicht, dass die Verhaftungsscene zu schnell beschrieben worden ist. Das gibt dem meines Erachtens noch mehr dieses Gefühl, dass nach dem Schuss in Martins Bein alles egal geworden ist.
Wie gesagt, die Vergangenheit müßte mehr dargestellt werden, um der Geschichte mehr Einzigartigkeit zu geben, weil so bleibt sie nur etwas, von dem man das Gefühl hat, es zigmal gelesen zu haben.

Eike

 

Dankeschön für deine Kritik. Die Kleinigkeiten konnte ich schon verbessern, aber um ggf. die Vergangenheit mehr zu schildern, lasse ich mir Zeit.

lg Chillaz:)

 

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