Unten
Manolo blinzelte der aufgehenden Sonne entgegen, die das kleine Hotelzimmer rosa erleuchten ließ.
Seine kräftigen Hände fuhren über seinen satten Bauch.
Wieder eine Nacht in einem fremden Bett.
Er strich sich eine dunkle Haarsträhne aus der Stirn und betrachtete die kurvigen Konturen der Schönheit neben sich.
Schon bald würde sie seine Insel verlassen und ihre Erinnerung an ihn würde schneller verblassen, als die Urlaubsbräune ihrer Haut.
Sacht schlug er die Decke zurück, streifte sich Hemd und Hose über und verließ das Zimmer durch die Terrassentür, ohne sich noch einmal umzusehen.
Sein muskulöser Oberkörper atmete tief die salzige Luft des Meeres, während seine durchtrainierten Beine ihn schnell, über den Strand, zu der Angestellten Wohneinheit brachten.
Ein Blick auf das Souvenir einer kleinen Liebschaft zeigte ihm das er noch genügend Zeit hatte, um sich in aller Ruhe für den kommenden Tag in Szene zu setzen.
So duschte er ausgiebig, entschied sich seine Stoppeln am Kinn zu glätten und änderte seinen feurigen Blick, mit Hilfe von Kontaktlinsen, in ein sanftes Blau.
Abschließend schlüpfte er in seine Barkeepermontur und legte noch etwas Aftershave auf. Beim Griff nach seine Sonnenbrille hielt er kurz inne und betrachtete ein altes
Familien-Foto an der Wand, dann verließ er mit einstudiertem Hüftschwung seinen Wohnbereich und betrat das Hotel durch den Küchenzugang.
Seine Sonnengläser beschlugen im warmen Wasserdampf. Hastig nickte er den emsig arbeitenden Köchen zu und atmete flach den Geruch von gebratenem Speck und überreifen Früchten ein.
Mit einer raschen Bewegung öffnete er die Tür zum Foyer und wurde von einer frisch angereisten Touristengruppe empfangen.
Weibliche Augenpaare musterten ihn begierig, eine Hand streckte sich gar nach seinen glatten Armen aus.
Manolo lächelte mechanisch, änderte die Richtung und durchquerte den marmorierten Empfang.
Lautlos schob die Ausgangstür zur Seite.
Ohne den laut zeternden und davon flatternden Finkenvolk Aufmerksamkeit zu schenken, marschierte er zielstrebig der Gästegarage entgegen und wählte einem Roadster aus.
Lässig legte er den Arm auf das heruntergelassene Fenster und steuerte das Gefährt, aus dem noch schlafendem Dorf, zur Küstenstrasse hinaus.
Bald wichen seichte Sandstrände zerklüfteten Felsgestalten.
Manolo lächelte, trat das Gaspedal bis zum Anschlag durch und nahm die, vor ihm liegenden, Serpentinen mit portugiesischem Temperament.
Der Wagen schoss am höchsten Aussichtspunk vorbei.
Manolo wechselte das Pedal. Geruch von brennendem Gummi umnebelte ihn.
Mit festen Schritten lief er die paar Meter bis zum Aussichtsplateau zurück.
Grauer Sand und loses Gestein knirschten unter seinen Schuhen, als er die Absperrung vor dem felsigen Abgrund überstieg.
Der Wind zerrte an seinem Hemd. Er schloss die Augen, breitete die Arme aus.
Sein Schrei ging unter in dem Getöse des Meeres das sich sechshundert Meter unter ihm, im morgendlichen Sonnenschein, gegen schroffe Felsen warf.