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Unterirdische Himmelsfahrt

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18.11.2004
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Unterirdische Himmelsfahrt

2012. Alles anders als geplant. Vor zehn Jahren dachte ich über den Job nach, den ich mal haben wollte. Vor sechs Jahren dachte ich: „Das wird sowieso nichts mehr.“ Und vor zwei Jahren dachte ich nur noch daran, wie absurd das alles war. Dritter Weltkrieg. Von heute auf morgen. Wie aus dem Nichts. Wie hat das alles angefangen? Ich weiß es nicht mehr. Eigentlich ist es auch egal, weil man sich auf die Gegenwart konzentrieren muss. „Wer in der Vergangenheit lebt, stirbt mit der Vergangenheit“, hatte mein Vater immer gesagt. Wohl wahr.
Jetzt leben wir alle unter der Erde, weil da oben nichts mehr leben kann. Alles verseucht von den vielen Atombomben. Gab es da nicht so eine Aussage von Einstein? Er wusste nicht, womit wir im dritten Weltkrieg kämpfen würden, aber womit wir im vierten kämpfen würden: mit Feuer und Steinen. War das nicht in etwa so? Schon möglich. Jedenfalls hatte er Recht. Er und noch einige andere, die es immer gewusst hatten. Einstein, Nostradamus, mein Onkel. Ja, die wussten es, aber miterleben mussten sie die Tragödie nicht.
Wir haben kaum noch sauberes Wasser und Essen sowieso keins mehr. Die meisten von uns sind todkrank, jedenfalls die, die nicht schon vor zwei Jahren gestorben sind. Die Frage ist nur: Wie soll es jetzt weitergehen? Über die Antwort habe ich oft und lange nachgedacht, aber es gab für mich eh immer nur eine einzige: Gar nicht. Es würde gar nicht weitergehen. In spätestens einem Jahr sind alle tot und dann ist dieser Planet so leer wie ganz zu Anfang, als Gott ihn erschuf. Schwarz und leer.
Na ja, immerhin müssen wir uns dann keine Gedanken mehr darüber machen von Außerirdischen getötet oder von einem schwarzen Loch eingesogen zu werden. Oder zu sterben, wenn die Sonne explodiert. Wie auch immer. Die Katastrophen haben wir immer im All gesucht, aber da waren sie gar nicht. Sie waren hier unten. Auf der Erde. Zu dumm nur, dass keiner so wirklich daran geglaubt hat. Oh, na ja, vielleicht sterben wir auch wegen der Erwärmung der Erde, Überflutungen, Wirbelstürme und so weiter und so fort. Indirekt natürlich auch unsere Schuld, aber was soll’s?
Nein, menschliche Dummheit hat keine Grenzen und Nachsicht war für uns schon immer leichter als Vorsicht. Aber jetzt ist das egal. Schließlich gibt es uns eh nicht mehr lange und da interessiert es doch keinen mehr, warum wir ausgestorben sind, oder?
Und das nur, weil irgendwer immer Gott spielen muss.

 
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Hallo Brynn,

ich finde deine kleine Geschichte nicht schlecht. Ein interessantes Thema und der erste Absatz lockt den Leser in den Text hinein. Hier gibt es nichts zu meckern.

Dann hat mir die Umsetzung jedoch nicht besonders gut gefallen. Ab dem zweiten Absatz, zweiter Satz erzählst du keine Geschichte mehr, sondern schreibst eher ein Essay. Alles rückblickend, Gedanken, Erklärungen. Aber keine Handlung. Dabei hätte mich schon interessiert, wie die Menschen unter der Erde hausen. Wie sind die Lebensbedingungen? Wie viele gibt es noch? Wie bestatten sie ihre Toten? Einfach ein bisschen mehr Information zum derzeitigen Zustand. Schön wären auch ein paar Infos zum/zur Prot. Wer ist er/sie? Was fühlt er? Wie hat er sich mit der Situation arrangiert? Diese Infos wären erstens interessant, zweitens würden sie den Leser mitleiden lassen. So hat das Ganze eher etwas Wissenschaftliches an sich. Der Leser betrachtet alles aus einer gewissen Distanz heraus; die Nachdenklichkeit oder vielleicht sogar Bestürzung, die du sicher mit dem Thema hervorrufen wolltest, kommen nicht auf - zumindest nicht in dem wahrscheinlich beabsichtigten Maß.

da interessiert es doch keinen mehr, warum wir ausgestorben sind, oder?
Und das nur, weil irgendwer immer Gott spielen muss.
Der Abschluss gefällt mir dagegen - wie der erste Absatz auch - sehr gut.

Viele Grüße
Kerstin

P.S.: "sowieso" wird als ein Wort geschrieben (kommt zwei Mal vor)

 

hi katzano,
danke für deine konstruktive Kritik, vielleicht schreibe ich ja bei Gelegenheit eine zweite Version, in der ich deine Vorschläge berücksichtige.
Brynn

 

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