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Vader
Vader
Auf dem kleinen Bett sah es aus, als hätte jemand das Staatsarchiv herbeigeschafft und in die Luft gesprengt. Es war über und über mit meist mehr und manchmal weniger amtlichen Formularen und Briefen übersät. Scheidungspapiere, Haus- und Besitztumspfändungsformulare, Diagnose einer ganzen Liste Ärzte, Abschiedsbrief einer erbosten Verflossenen.
In diesem Scherbenhaufen seines ehemaligen Lebens saß ein Mensch. Er war dürr, sein Haar stand wild in sämtliche Richtungen ab. Vom Leid der letzten Wochen ausgemergelt krümmte er sich vor Schmerz und Frust über die Ungerechtigkeiten, die ihm widerfahren waren, zusammen. Tränen rannen in schmalen Strömen über das zarte Gesicht. Die hageren Hände hatten sich um mehrere Blätter zu Fäusten geballt. Weiß traten die Knöchel durch die blasse Haut.
Er hob den Kopf, der verzweifelte Blick kroch über die kahle Decke, suchend.
„Hey du da oben!“
Keine Antwort. Seit Jahrhundeten wartete man darauf, dass eine Reaktion kam, wieso sollte dies gerade jetzt der Fall sein.
„Was hab ich getan? Du Pissnelke hast wohl Spaß daran, mich zu quälen?“
Stille.
„Kriegst dich nicht mehr ein vor Lachen, hm?“, schluchzte er gequält. „Aber du solltest eines wissen: Ich komm auch ohne dich zurecht. Leck mich! Over and out! Für immer.”
Mit einer Handbewegung, die das Auflegen eines Telefons darstellen sollte, stand die Gestalt auf und tappte schwerfällig zur Tür.
Ihr Weg führte sie in den Heizungsraum, direkt zu den riesigen Ölkanistern, die wie Elefantenkadaver in der Ecke lagen. Die Lunte steckte schon und war bis zur Tür ausgerollt.
Wie seine Mutter es ihm aufgetragen hatte, zückte der Junge ein Streichholz und entflammte das Ende der Zündschnur.
Das Knistern der Funken noch im Ohr verließ er das friedliche Einfamilienhaus und wandte sich der nächsten Bushaltestelle zu.
Die Sonne stand im Zenit, was zu dieser Jahreszeit zu unangenehmer Hitze führte. Vor Wochen hatte es das letzte Mal geregnet, das Gras begann zu vertrocknen.
Die kleine Flamme erreichte den Inhalt des Tankes und brachte ihn zum detonierten. Die Druckwelle erwischte Gartenzwerge, Haustiere und deren Besitzer.
Irgendwie ähnelte der Feuerball dem Gesicht eines zufriedenen, gütigen alten Mannes mit schneeweißem Vollbart. Er lächelte.
Der Bus hatte fünfzehn Minuten Verspätung.
Als er endlich ankam, drückte der Fahrer, ein kleiner, glatzköpfiger Herr, das Gas bis zum Boden durch.
„Keine Zeit anzuhalten. Habe verdammt viel aufzuholen. Tut mir nicht Leid!“, schien sein nicht wirklich überzeugend entschuldigendes Achselzucken ausdrücken zu wollen.
Dass der einzige Wartende ein geknickt wirkender Teenager war, schien dem Busführer die letzten Gewissensbisse auszutreiben.
Wieder eine lächelnde Wolke.
„That’s life, my son.“
Unmutig schlurfte der Junge los um den Weg zu Fuß zurückzulegen. Dabei musste er die Route, die er gekommen war, noch einmal beschreiten.
Er drängte sich zwischen den schreienden Feuerwehrmännern, den blutüberströmten Verletzten und den völlig überforderten Sanitätern hindurch.
„Wir haben das Feuer unter Kontrolle, Horst.“
„Ok, Hans, dann hilf bitte dem Mann hier.“
„Was fehlt Ihnen denn, mein Guter.“
„Mein Bein. Würden Sie es mir bitte suchen.“
„Kein Problem. Wie sah es denn aus?“
„Ähh, also es hatte einen Ober- und einen Unterschenkel, ein Knie. Ach ja, ein halbes Hüftgelenk hängt noch daran.“
Kein Sinn länger als unbedingt nötig zu bleiben. Nur dem Bärtigen an der Absperrung schien es zu gefallen. Zu jedem Laut des Schmerzes klatschte er wie ein kleines Kind begeistert in die fleischigen Hände.
Schon bald hatte der Knabe das Schlachtfeld verlassen und befand sich wieder in seiner ruhigen, aber verhassten Nachbarschaft.
Plötzlich fasste ihn jemand von hinten an die Schulter.
„Wohin des Weges, Kleiner? Komm mal in mein Auto. Da hab ich Schokolade und wir können ein wenig spielen“, flüsterte der Unbekannte und betonte das „spielen“ so anzüglich, dass es nicht ernst gemeint sein konnte.
„Das wird niemals funktionieren, Neger!“
Der Junge drehte sich um und begrüßte seinen langjährigen Freund mit einem leichten Knuff gegen die Schulter.
Der Name „Neger“ hatte sich zu einer Zeit, an die sich keiner mehr erinnern konnte, aus einem Grund, an den sich keiner mehr erinnern wollte, durchgesetzt. Obwohl „Neger“ eine Hautfarbe eines deutschen Durchschnittsbürgers besaß, nannten ihn sogar seine Eltern so.
„Was treibst n in so ner beschissenen Gegend, du Neger.“ Das „du“ wurde oft aus humoristischen Gründen angefügt. „Sind doch die Hälfte der Anwohner vom KKK.“
„Haha. Ich wohne hier. Und das schon seit 17 Jahren.“
Mit einem Grinsen im Gesicht fragte der Junge: „Ist heut was Besonderes los oder wieso hast deine Plantagenkleider für so nen schicken Fummel ausgetauscht?“
„Leck mich, Ma. Ich hab mich extra für dich so rausgeputzt. Du bist wegen des Videoabends da, oder?“
„War ich da eingeladen?“
„Ja schon. Hast du was Wichtiges vor oder wie? Kannst ja gleich da bleiben.“
„Wollte eigentlich zu meiner Mutter.“
„Zu der Schlampe? Die kann dich doch mal. Komm rein und genieß die Show. Wenn du nett bist, gibt es auch einen Nachtisch.” Wieder dieses übertrieben anzügliche Grinsen.
„Na gut.“ Obwohl er es nicht leiden konnte, dass jemand seine Mutter „Nutte“ oder „Schlampe“ nannte, konnte er nicht widersprechen. Das ging auf deren lange Liste ausprobierter Berufe zurück. Manchmal hasste er sie deswegen und auch wegen der anderen Dinge, die sie ihm angetan hatte. Aber immerhin hatte er sogar seinen Spitznamen von ihr. Genannt wurde er „Ma“, wegen seines Namens „Manuel“ und seiner Anhänglich- und Abhängigkeit an und von seiner Mutter.
In Negers Keller war es angenehm kühl. Schon vor Jahren hatte die Heizung den Geist aufgegeben. Deswegen war Neger im Sommer totenblass, im Winter dagegen hatte er oft eine gesunde Bräune, da er, um nicht zu erfrieren, aus seinem Loch kriechen musste.
Riesenfernseher, Couch samt Sitzkuhlen, heruntergelassene Rollläden, DVD-Player, Surround-System, Chips, Cola. Fast alles für einen richtigen Videoabend war vorhanden.
Fachmännisch erkannte Ma: „Alk?“
„Kühlschrank.“
„Ich geh.“
Wodka, Tequila, Bier, Jägermeister, Bier, Bier, Berentzen, Bier, Bier, Bier.
Vollbeladen kroch Ma die Treppe herunter. Während er Spirituosen und Gerstensaft in Sofagriffreichweite verteilte, meinte er: „Wann kommt der andere?“
„So in einer Viertelstunde. Aber wie ich den kenne, kann man mit einer halben Stunde rechnen.“
„Jaja.“
Die Zwei blickten sich mit verklärten Mienen an. Voller Überzeugung war ihr Freund ausnahmslos immer pünktlich fünfzehn Minuten zu spät. Ob zum Unterricht, zu Verabredungen, zu Arztterminen. Es war keine Vergesslichkeit, keine Herausforderung. Eher kam es einer Philosophie, einer Lebenseinstellung gleich.
Auf die Sekunde unpünktlich klingelte es an der Tür.
„Ist offen!“, schrie Neger.
Zwei Füße kamen die Treppe heruntergestapft, der Körper des Menschen war noch hinter der abgeschrägten Decke verborgen.
„Rob. Willkommen in meinem bescheidenen Heim. Trete ein, wenn du Gaben mit dir bringst und die DVDs sich in deinem Besitz befinden. Ansonsten mögest du dich schleunigst wieder verpissen.“
Rob erreichte den Treppenabsatz und betrat das Zimmer. Seinen Spitznamen hatte er von einem Prominenten, mit dem er ein Hobby teilte: Rob Zombie. Über die Jahre war aus der reinen Zuneigung zu gewaltverherrlichenden Untotenstreifen ein Lebensinhalt geworden. Rob stakste beim Gehen, als würden seine Muskeln langsam verwesen, zeigte niemals Emotionen in seinen Zügen und vor allem aß er seine Steaks immer blutig. Dazu kam eine Untoten-Gesichtsbemalung wie die von Michael Jackson in „Thriller“. Trotz seines ausgefallenen Auftretens war Rob eher der Typ Jugendlicher, der lieber in der Menge unterging, bei seiner Maske allerdings ein schweres Unterfangen.
„Tag Neger. Ma.“, grüßte Rob mit kratziger Stimme und einem Blubbern im Hals.
„Hoi. Wie siehst du denn aus?“, fragte Neger.
„Wie immer.“
„Du brauchst Hilfe, professionelle.“
„Der Psychologe hat mich rausgeworfen. Er hat’s nicht ausgehalten.“
„Hast du die DVDs dabei?“
„Hab ich.“
„Dann wollen wir mal anfangen, sonst werden wir dieses Wochenende nicht mehr fertig.“
„Was gibt’s denn?“, warf Ma neugierig ein.
„Was, das hast du nicht mitgekriegt?“, antwortete Rob.
„Nä.“
„Es gibt Star Wars.“
„Welchen Teil?“
Wissend sahen sich Neger und Rob an. Dann wand sich Neger wieder Ma zu und verkündete mit donnernder Stimme: „ALLE.“
799 min Laufzeit
49 min Pinkelpausen
21 min Suche nach Kopfwehtabletten
62 min Aufwischen von Erbrochenem
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931 min später
Der Kellerraum sah aus, als hätte man 20 wilde Barbaren darin bis zur Alkoholvergiftung abgefüllt. In Wirklichkeit waren es nur drei gewesen. Richtig barbarisch waren sie anfangs ebenfalls nicht, was sich jedoch mit zunehmendem Alkoholspiegel in ihrem Blut einstellte.
Leere Blicke, hängende Mundwinkel. Eine ungesunde Menge Schlafmangel und die Überbelastung der Augen hatten sichtbare Spuren hinterlassen.
„Neger?“, murmelte Ma seinem Freund zu, da Rob längst eingeschlafen war.
„Hm?“
„Ich glaub, irgendwas stimmt mit mir nicht.“
„Hmm?“
„Zwischen Episode fünf und sechs hat’s so n Klick gemacht. Seitdem ist was anders. Ich weiß nur nich genau, was.“
„Ich denke, dass ich im Moment nicht denken kann. Ruhen wir uns erst mal aus und reden später.“
Augenblicklich kippte Mas Kopf zur Seite. Selbst das berüchtigte Astronautenbelastungstraining der NASA kam in Sachen Anstrengung nicht gegen einen Star Wars Marathon an.
Vom Beispiel seines Freundes inspiriert glitt auch Neger in den dunklen Strudel des Schlafes.
Als er erwachte, war er alleine in seinem Zimmer.
Fast der gesamte herumliegende Müll war fortgeschafft und der Kotzegeruch mit Raumspray und billigem Moschusdeo überdeckt worden.
Mit einem gewaltigen Pochen und Klopfen im Schädel und einem flauen Gefühl im Magen, erhob sich Neger mühsam. Gerade, als er vom Restalkohol verwirrt die Treppe erklimmen wollte, kam ihm Rob entgegen.
„Na, auch schon wach?“ Weiterhin achtete er penibel darauf, möglichst tot zu klingen.
„Ich hatte gerade gehofft, man hätte euch auch mit auf den Müll gekippt.“
„Bastard. Ich hab hier sauber gemacht. Du solltest mir besser die Füße küssen, sonst kipp ich den Scheiß wieder her.“
„Reiß dir kein Ei ab.“
„Sag mal, hast du eigentlich Ma gesehen?“
„Hab bis eben geschlafen. Ist der schon abgehauen, oder wie?“
„Ja, wahrscheinlich zu seiner Ma.“ Amüsiert über diesen Wortwitz ließ Rob ein Gluckern durch seinen Hals wandern.
„Er meinte gestern, ihm ginge es nicht besonders.“
„Ich ruf mal bei ihm zuhause an und frag, was los ist.“
„Tu das. Ich geh mich erst einmal frisch machen.“
Als Neger das Klo wieder verließ, den Umständen entsprechend frisch, röchelte Rob aus dem Flur hinab: „Neger?“
„Ja?“
„Ma ist nicht zu Hause. Es geht niemand ans Telefon. Nur das Freizeichen. Ich spurte los und such ihn. Vielleicht ist er auf dem Weg eingepennt. Räum du den Rest auf. Wir sehen uns dann morgen.“
„Ja, hau nur ab. Und ruf mich an, wenn du ihn gefunden hast. Küss die Hand.“
„Sers, du Neger“, verabschiedete sich auch Rob.
Krachend fiel die Haustür ins Schloss.
Während er auf Robs Anruf wartete, versuchte Neger etwas zu sich zu nehmen. Allerdings hatte der Alkohol seinem Magen ganz schön zugesetzt und so brach er das Vorhaben nach wenigen Bissen Marmeladenbrot ab.
Trotz seiner Übelkeit sprintete Neger zum Telefon, als es wenig später läutete.
„Rob?“, keuchte er außer Atem.
„Nee, Versicherungsbüro Kurz und Klein. Ich rufe wegen Ihrer Beziehung zu einem gewissen Manuel Schlinger an. Sie kennen ihn?“
„Ja, was ist mit ihm?“
„Wie soll ich sagen, gestern Mittag ist das Haus seiner Familie explodiert und seitdem sind alle Familienmitglieder wie vom Erdboden verschluckt. Haben Sie ihn vielleicht gesehen.“
„Tut mir Leid, ich kenne ihn, bin ihm aber schon seit Wochen nicht mehr begegnet“, log Neger ohne den Anflug von Gewissenbissen. Anscheinend war Ma von seiner Mutter ein weiteres Mal in Schwierigkeiten gebracht worden.
„Seit Wochen?“
„Seit Wochen.“
„Tja, also eben ... sicher?“
„Total.“
„Nun ja, die Nachbarn sagten, Sie wären dort öfter ein und aus gegangen.“
„Mein Nachbar sagt, die Zeugen Jehovas würden Jungrauen opfern und deren Blut trinken.“
„Ja ja ... tun die das denn nicht?“
„Sind Sie vom Mars oder was?“
„Oh verdammt ... dann hab ich die Kerle, die bei mir geklingelt haben wohl umsonst vermöbelt."
"Mmmm, wird so sein."
"Also gut, ich muss dann einige Entschuldigungsanrufe tätigen. Auf Wiederhören."
Erstaunt über so viel unverschämte Dummheit drückte Neger den Hörer auf die Gabel. Da sich seine Sorgen, die er sich um Ma machte, gerade bestätigt hatten, beschloss Neger auf eigene Faust loszuziehen und den Unglücksraben zu suchen.
Glücklicherweise hielt das gute Wetter der Vortage an.
Negers erste Anlaufstelle war eine nahe Brücke, unter der sich die drei Freunde des Öfteren trafen und ein wenig herumgammelten. Außerdem wohnte dort Lazarus, ein obdachloses Waisenkind. Lazarus hatte zwar noch nie in seinem Leben mehr als fünf Euro gleichzeitig besessen, war aber immer zu Späßen aufgelegt.
Neger drückte sich zwischen einigen Bäumen durch, hüpfte im Zickzackkurs um einige hundert Hundehaufen und kroch unter das Fundament der Brücke.
„Lazarus?“, rief er in die Schwärze, die sich vor ihm auftat.
„Was soll’n der Scheiß? Hier drüben.“
„Ist Ma vorbeigekommen? Hast du ihn gesehen?“
„Ma?“
„Der Typ mit der komischen Mutter.“
„Ach der ... ja der ... ähhh.“
„War er hier?“
„Nä, hab ich schon seit Wochen nicht mehr erspäht. Wieso suchst du ihn?“
„Bei ihm ist offensichtlich irgendwas durchgebrannt und wir vermuten, jetzt irrt er irgendwo herum und blamiert sich oder noch schlimmer, er blamiert uns.“
„Wenn das so ist, könnte ich dir meine Hilfe anbieten. Ich habe im Moment eh nichts zu tun.“
„Hattest du jemals irgendwas zu tun?“
„Ist das eine Anspielung auf meine Lebensweise? Wenn ja, dann find ich das nicht gerecht. Ich arbeite genauso hart wie du.“
„Also gar nicht.“
„Genau.“
„Hast du jetzt Zeit oder nicht?“
„Klar hab ich.“
„Ok, komm mit.“
Zusammen wühlten sie sich aus dem Loch und standen unschlüssig, aber sichtlich motiviert, in der Gegend herum.
„Wohin?“, fragte Lazarus.
„Keine Ahnung.“
„Wo könnte er denn sonst so sein?“
„Es gibt zwei Möglichkeiten, die mir spontan einfallen: Entweder er hat sich mit seiner Mutter aus dem Staub gemacht oder er hängt am Spielplatz rum.“
„Ich geh zum Spielplatz, du siehst bei ihm zu Hause nach.“
„Obwohl ich denke, dass ich mir das sparen kann, machen wir es so. Am Besten treffen wir uns wieder hier.“
„Ok, wenn ich ihn finde, ruf ich dich von ner Telefonzelle aus an.“
„Gut, dann wollen wir mal.“ Neger machte einige Schritte in Richtung Straße, merkte dann, dass Lazarus sich nicht vom Fleck rührte. „Wo bleibst du?“
„Wegen dem Anruf ...“ Verlegen starrte Lazarus auf seine Füße.
„Schon gut. Hier hast du drei Euro. Und beeil dich!“
Das Haus selbst und die nahe Gegend darum herum boten einen traurigen Anblick: Vom dem Gebäude selbst standen nur noch die Grundmauern, der Garten sah aus wie man sich einen Vorgarten nach einem Atomkrieg vorstellt. Berge von zusammengeräumtem Schutt und Müll lagen auf dem Asphalt der Straße. Die Hecke, die früher vor neugierigen Blicken schützte, war nach außen auf den Boden gedrückt und teilweise abgebrannt oder abgerissen.
„Hier scheint er nicht zu sein.“
Ein Augenblick genügte um zu wissen, dass sich Ma nicht in den Trümmern aufhielt.
Als nächstes Ziel suchte Neger den örtlichen Tante Emma Laden aus, von dem die drei Freunde Zigaretten, Alkohol und ungesunde Nahrungsmittel bezogen. Da sie für ihr Alter verhältnismäßig viel davon einkauften, bekamen sie bei dem ständig breiten Mittzwanziger, der dort als Kassierer fungierte, Mengenrabatt. Diese Tatsache hatte sie schon früh an das kleine Geschäft gebunden.
Auf dem Weg dorthin versuchte Neger krampfhaft Rob mit dem Handy zu erreichen, was sich jedoch als überflüssig erwies, da dieser längst vor dem Laden auf ihn wartete.
Von weitem rief Rob ihm entgegen: „Wo hast du so lange gesteckt?“
Keuchend erreichte Neger seinen Kumpel, musste allerdings erst einmal durchschnaufen, da er die letzten hundert Meter gerannt war.
„Was *röchel* gibt’s *röchel* denn *röchel*?“
„Ich hab mit dem Verkäufer geredet.“
„Und? Was hat er gesagt?“
„Er meinte, dass Ma da gewesen sei, vor ungefähr zwanzig Minuten. Erst war er alleine, dann sei der Penner von unsrer Brücke dazugekommen und sie seien gemeinsam weitergezogen. Viel mehr konnte ich nicht aus ihm herauskitzeln. Der Kerl hat sich vor Lachen kaum halten können, weiß der Himmel wieso.“
„Hat er erwähnt, wo sie hinwollten oder wieso Lazarus da war.“
„Also Lazarus war da, weil er für drei Euro ein Sandwich kaufen wollte. Keine Ahnung welcher hirnverbrannte Vollidiot ihm die gegeben hat. Und durch das Gelächter hab ich gehört, sie wollten zum Segelflugplatz.“
„Bleibt nur noch eins zu tun: Kippen holen und ab zum Flugplatz.“
Verärgert, dass der Verkäufer sie im Drogenrausch nicht erkannt hatte, liefen sie los.
„Was fällt dem Drecksack eigentlich ein, uns nicht zu seinen Stammkunden zuordnen zu können. Wenigstens haben wir zum Ausgleich Chips und Bier geklaut.“
„Ganz recht, mein Neger“, nuschelte Rob an der Zigarette und der Flasche vorbei, die in seinem Mund steckten.
Bis zum Landeplatz waren es gute vier Kilometer. Weil allerdings keine Busse um diese Uhrzeit mehr fuhren, mussten die beiden den ganzen Weg zu Fuß zurücklegen.
Langsam begann es zu dunkeln, die Sonne verschwand hinter dem Horizont.
„Rob?“, sagte Neger mit unheilverkündender Stimmlage. „Meine Schachtel ist leer. Könnte ich vielleicht von deinen eine haben.“
„Nein.“
„Wie nein?“
„Nein.“
„Du kannst mich doch nicht so dreist im Stich lassen.“
„Kann ich sehr wohl.“
„Mmmm.“
Einige Minuten verstrichen ohne Konversation.
Dann ergriff Neger wieder das Wort: „Rob? Mein Sixpack ist leer. Könnt ich vielleicht eine Flasche von deinen haben?“
Rob sah ihm tief in die Augen und jagte ihm den Rest der Strecke mit Höchstgeschwindigkeit und gefletschten Zähnen hinterher.
Die Scheinwerfer waren vor Stunden ausgeschaltet worden, da im Normalfall in der Nacht niemand landen wollte. Und sollte es trotz allem einmal eintreten, dass jemand notlanden musste, so hatte dieser jemand Pech gehabt, denn einen Hausmeister gab es auch nicht.
Allein in einem kleinen Gebäude brannte noch Licht.
„Er kann eigentlich nur dort drin sein.“
„Stimmt. Lass uns nachsehen.“
„Geht klar.“
Zusammen schlichen sie gebückt zu dem Häuschen, drückten sich an der Wand entlang zum nächsten Fenster. Drinnen sprach eine Person vor sich hin, ab und an warf eine andere etwas ein, schwieg aber ansonsten und lauschte.
„Wir müssen näher ran, ich kann kein Wort verstehen“, flüsterte Neger Rob zu.
Die beiden quetschten sich weiter an der Mauer zu einer kleinen Lüftungsluke, die in den beleuchteten Raum führte. Jetzt erreichte das mysteriöse Gemurmel eine ausreichende Lautstärke, so dass man einzelne bedeutungsschwangere Worte verstehen konnte.
„ Brabbl sabbl brumml Sternenzerstörer mumml hipps Galaxie bribsl“, erklang unverwechselbar Mas Stimme.
„Was sagt der Vollidiot?“, fragte Rob leise.
„Ich geh mal nachsehen, was da drinnen los ist“, entgegnete Neger.
Vorsichtig bahnte er sich seinen Weg zur Eingangstür, griff nach der Klinke. Die Tür führte in einen winzigen Vorraum. Innen war es kühl, einige Metallschränke für die Hobbypiloten standen in der Gegend herum.
Neger hielt den Atem an und lauschte.
„Aber mein Lord, es dauert noch bis man Sie abholt. Wir können das Risiko nicht eingehen, dass Sie in die Hände der Feinde fallen. Wir müssen uns einen sicheren Ort suchen, an dem wir gefahrlos warten können“, drang Lazarus Stimme durch das Holz der Trennwand.
„Es ist erbärmlich wie du dich vor diesen Schwächlingen verstecken willst. Ich fürchte niemanden. Wir bleiben hier und das ist ein Befehl“, sagte Ma.
„Wie Sie wünschen, mein Lord.“
In der Gewissheit, seinen Freund gefunden zu haben, richtete sich Neger auf und stieß die Tür zu dem Raum, aus dem die Stimmen kamen, auf. An Rob gerichtet rief er nach draußen: „Alles klar hier drinnen, kannst reinkommen.“
Doch als er einen Blick in den Raum warf, hätte er nicht mehr erstaunt sein können. Erstarrt blieb er im Durchgang stehen und starrte auf das skurrile Bild: Lazarus kniete auf dem Boden, hielt ein Plastikgewehr auf ihn gerichtet und eine Gestalt thronte würdevoll auf zwei aufeinandergestellten Holzstühlen. Diese Person hatte zwar Statur und Größe von Ma, verbarg ihr Gesicht allerdings hinter einer schwarzen Darth Vader Plastikmaske. Ihre Hände lagen ruhig auf den Armlehnen und sie starrte in Negers Richtung.
„Ich habe dich erwartet.“ Sogar das typische Asthmaröcheln des dunklen Lords wurde imitiert.
„Herzlichen Glückwunsch, du Vollhorst. Ich hab mir schon Sorgen gemacht. Euer Haus ist in die Luft geflogen und niemand kann deine Familie finden.“, antwortete Neger aufgebracht.
„Ja, die Zerstörung des Todessterns ist tragisch und das Geheimnis meiner Familie wird wohl nie gelüftet werden. Allerdings bin ich mir sicher, dass du nicht wegen solcher Belanglosigkeiten hier bist?“
„Ich bin hier um dich mitzunehmen, irgendwann musst du ja schlafen und was essen.“
„Es war meine eigenmächtige Entscheidung, eurer Lächerlichen Bruderschaft abzuschwören. Schwäche ist das einzige, was eure Lehrer euch lehren. Mitleid, Beherrschung. Die wahre Macht liegt bei uns.“
„Was laberst du eigentlich für einen Müll?“
„Ich spreche davon, die Macht wirklich weise zu nutzen.“
„Drecksack! Komm jetzt oder ich werd dich mitschleifen müssen.“
In diesem Moment klingelte Mas Handy und Rob, der in der Tür stand und den Ernst der Lage noch nicht begriffen hatte, meinte: „Alter, dein Handyklingelton hört sich an, wie R2D2 mit Durchfall.“
Obwohl mehr als ein Körnchen Wahrheit in dieser unkompetenten Aussage lag, brachte sie die Situation zum Überlaufen. Mit wehendem Umhang, gefolgt von Lazarus, verschwand Ma durch die Hintertür und spurtete in Richtung Waldrand. Dieser umgab den Flugplatz beinahe komplett, nur die Zufahrtsstraße unterbrach das Grün.
„Warte!“, schrie Neger und nahm, nicht ohne Rob vorher einen bösen Blick zuzuwerfen, die Verfolgung auf. Schuldbewusst sprintete am Ende dieser Kette auch Rob mit.
„Dies ist weder Ort noch Zeit für unseren Kampf. Sei dir gewiss, wir sehen uns wieder.“ Mit diesen Worten schlüpfte Ma samt Begleiter ins Dickicht und die Dunkelheit. Allein das leise Traben ihrer Schritte war einige Sekunden lang zu hören, dann löste sich die letzte Spur auf. Eine Verfolgung schien aussichtslos, trotzdem wagten Neger und Rob einen Versuch.
„Hey Rob.“, sagte Neger nachdem sie den beleuchteten Teil des Waldes verlassen hatte. „Hast du einen blassen Schimmer, wo der Kerl hin wollte?“
„Ich rieche ihr Fleisch in dieser Richtung.“ Entgegnete Rob, der die Geräusche des brechenden Unterholzes wieder vernommen hatte. Wie ein Jagdhund wetzte er weiter, sodass Neger alle Mühe hatte, mit ihm Schritt zu halten.
Sie passierten einen Radweg, mehrere Felder und erreichten letztendlich wieder die Ortschaft. Es brannten alle Straßenlaternen, jedoch waren keine Autos unterwegs, denen dies geholfen hätte.
Ihr kleiner Stammladen machte gerade dicht, der Verkäufer vergaß abzuschließen und schlief an die Tür gelehnt, den Schlüssel im Schloss, ein. Im Normalfall hätte nichts Neger und Rob davon abgehalten, das Zigarettenregal leer zu räumen. Doch jetzt war es anders.
„Er will zum alten Bahnhof!“, rief Neger, der einen flatternden schwarzen Mantel eine Straße weiter um die Ecke biegen sah.
„Boaaa, ich kann nicht mehr. Irgendwann geht auch einem Untoten die Puste aus.“
„Jetzt komm, pack dich an den Eiern und lauf.“
„Du musst mich vergessen, Neger! Nur unsere Mission zählt.“
„Idiot. Wir sehen uns dann am Bahnhof.“
Während Rob sich schwer atmend auf den Asphalt setzte, stürmte Neger weiter um nicht den Anschluss zu verlieren.
Mas Ziel war tatsächlich der verlassene Eisenbahnparkplatz. Doch als Neger ankam, war der Schmalspur-Vader nirgends zu entdecken.
Behutsam schlich sich der Junge in die Mitte des Platzes vor, wo ein umgekippter Wagon ruhte. Um ihn herum war alles in Dunkelheit versunken.
Neger stolperte über im Unkraut verborgene Schienen vorwärts als plötzlich eine Lampe den oberen Teil des Wracks mit Licht überflutete. Darauf stand mit gespreizten Beinen Ma in seinem Kostüm und deutete auf ihn.
„Du niederträchtiger Wurm. Wenn es denn dein Wille ist, lass uns den Kampf jetzt, hier entscheiden.“, donnerte Ma.
„Ich will dich doch bloß wieder zurückholen.“
„Ich betone noch einmal: Aus freien Stücken bin ich, was ich bin. Ohne fremde Hilfe habe ich mich vom Joch eures sogenannten „Ordens“ befreit. Und jetzt wirst du die gleiche Wahl haben wie ich: Komm mit mir“, Ma hielt Neger erwartungsvoll seine rechte Hand hin, „oder stirb.“
„Hättest du dich vor ein paar Stunden gehört, du hättest vor Lachen das Heulen gekriegt.“
„Du hast deine Entscheidung also getroffen.“ An die Schatten rechts des Waggons gerichtet befahl er: „Commander Lazarus. Würdest du unserem Gast bitte sein Schwert reichen!“
Der Obdachlose trat aus der Finsternis, marschierte zu Negers Position und legte ein Plastiklichtschwert vorsichtig vor dessen Füße.
„Lass uns beginnen, ich habe nur noch wenig Zeit.“
Währenddessen hechelte Rob weiter, hatte sich jedoch schon nach kurzem verlaufen, da er sich in der Gegend nicht sehr gut auskannte. Hilfesuchend blickte er sich nach allen Seiten um, allerdings war keine Menschenseele auffindbar, die ihm den Weg hätte erklären können.
So lief er einfach kreuz und quer durch Seitenstraßen und Gärten auf der Suche nach Hinweisen, wo der Bahnhof liegen könnte.
Kurzentschlossen hämmerte er an die nächstbeste Tür, bis seine Hände anfingen zu schmerzen.
„Mach die scheiß Tür auf, es ist ein Notfall!“, schrie er.
Als er sich schon der Nachbarhaus zuwenden wollte, öffnete ein schmales Knäblein die Wohnungstür einen Spalt weit und spähte missmutig heraus.
„Wenn nicht ein Düsenjet in meinen Garten gestürzt ist, dann ist es kein Notfall. Und? Höre ich Feuer, Schmerz und Sirenengeheul? NEIN!“
Bevor er die Tür wieder schließen konnte, schob Rob einen Schuh in die Öffnung und fragte: „Kannst du mir sagen, wo der Güterbahnhof ist? Es ist wirklich dringend.“
„Na ja, gut. Also du gehst erst da vorn hin, dann rechts, um das Silo und den Weg runter, am Weiher halbrechts und durch die Büsche.“
„Links oder rechts ums Silo?“
„Egal und jetzt lass mich in Ruhe. Ich hab sturmfrei und die halbe Pornoabteilung der Videothek ausgeliehen.“
„Du sagtest gradaus, links, Silo, die Büsche runter, am Weg halbrechts durch den Weiher?“
„Ja, ähh ... Nein, du Trottel. Warte, ich zeig’s dir. Ist ja bloß ne Minute weg.“
Der Junge stapfte aus dem Haus und zog die Tür hinter sich zu.
„Willst du dir nicht was anziehen?“
„Nee, der Bademantel ist genug.“
„In Anbetracht dessen, dass du nicht darunter trägst, solltest du ihn aber wenigstens zu machen.“
„Oh.“
„Was soll denn der Schwachsinn? Ich will nicht gegen dich kämpfen!“, meinte Neger, doch sein Kontrahent stand ihm schon mit gezücktem Kunststoffschwert gegenüber.
„Das hättest du dir vorher überlegen sollen!“
Während Ma seinen Feind, der mittlerweile auch zur Waffe gegriffen hatte, umkreiste, zog sich Lazarus in die Schatten zurück.
„Greif an!“ Kühle Berechnung schwang in Mas Stimme mit. „Nein? Dann mach dich bereit!“
Der erste Hieb prasselte von oben auf Neger ein, dann kamen zwei schnelle von den Seiten. Hastig machte der ein paar Schritte zurück und konterte die Schläge.
„Was soll das?“
„Es ist nichts Persönliches.“
„Erkennst du mich denn nicht mehr? Ich bin es, Neger!“
Rasch folgte eine Serie schwacher Schläge, die offensichtlich bewirken sollten, dass der Gegner ermüdete.
Nach einer Weile ging Neger langsam aber sicher die Puste aus.
„Warte“, keuchte er. „Lass uns reden.“
„Wir haben lange genug geredet. Zwischen deiner und meiner Welt liegen einfach zu viele Unterschiede. Wir können nicht friedlich nebeneinander leben.“
Mas Schwert traf Neger hart an der Hand.
„Fuck, du dämlicher Spinner!“, schrie Neger vor Schmerz auf und riss sein Lichtschwert in die Höhe um den nächsten Hieb abzufangen.
„Du glaubst wirklich, dieser Scheiß hier ist Realität?“, außer sich vor Wut hob Neger die freie Hand. „Dann friss das!“
Obwohl Neger sich sicher war, dass nichts passieren würde, wurde Ma von den Füßen gerissen und einige Meter weit durch die Luft gewirbelt. Ob er gesprungen war oder eine unerklärbare Macht ihn erwischt hatte, war nicht ersichtlich.
„Du kämpfst mir solchen Mitteln? Kannst du haben!“, Vader schleuderte mehrere Meter entfernte Kieselsteine gegen seinen Kontrahenten. Dazu reichte ihm ein einfacher Wink.
Völlig paralysiert starrte Neger au die Bocken und bekam sie volle Breitseite ein Gesicht. Blut ran aus seinem Haaransatz.
„Du Bastard, das büßt du mir!“, rief Neger erzürnt und hämmerte mit seinem Plastikrohr auf sein Gegenüber ein. „Du Schwein!“
Ein Schwung trat die schwarze Vader-Maske. Risse entstanden und zogen sich über das ganze Gesicht. Einzelne Stücke bröckelten zu Boden.
„Du verdammter Jedi!“ Mit einem Aufschrei entriss Vader Neger das Schwert durch pure Gedankenkraft und setzt zum finalen Schlag an.
„NEIN!“ Mit letzter Kraft versuchte Neger die Hände vors Gesicht zu reißen, doch Vader war schneller.
Schwer stürzte Neger ins Gras und blieb reglos liegen. Um seinen Kopf bildete sich eine Blutlache, Atemgeräusche waren nicht zu hören.
Direkt hinter dem Geschlagenen standen Rob und der Junge in dem Bademantel.
„Neger? Ma?“ Entsetzt starrte Rob auf die riesige Wunde in Negers Kopf. „Was was was ...“
„Du kommst zu spät.“, sagte Vader und wand sich um. „Versuch es gar nicht, du besitzt nicht die Gabe die Macht zu kontrollieren.“
Damit ging er auf den hinteren Teil des Bahnhof zu.
Ohne zu zögern hechtete Rob ihm hinterher und packte ihn am Saum seines Mantels.
„Bleib hier, wir haben noch etwas zu klären.“, schrie er und deutete auf seinen gefallenen Freund. „Ich werd dich direkt in die Klapse liefern, du Geisteskranker!“
Ein weiteres Wedeln mit dem Handgelenk und Rob segelte in einen nahegelegenen Busch.
„Erledige diesen Abschaum!“, ordnete der dunkle Lord an und sein Begleiter folgte dieser Anweisung unverzüglich. Er stellte sich über sein Opfer, setzte einen Fuß auf seine Brust und richtete die Mündung der Waffe auf es.
„Tu’s nicht, Lazarus! Erstens ist das Gewehr nicht echt und zweitens schlag ich dir die Zähne ein, wenn du nicht von mir runter gehst. Du hast die Wahl.“, sagte Rob drohend während Vader sich immer weiter von ihrer Position entfernte. „Du hast es so gewollt!“
Mit einem Aufschrei griff Rob nach der Plastikkanone und wirbelte sie herum, so dass sie auf Lazarus Gesicht zielte. „Ich komm mir so dämlich vor. Mit ner Spielzeugknarre.“
Der Laser brannte sich frontal durch den Kopf des Penners. Die Luft roch nach verbranntem Fleisch. Kraftlos sackte die Leiche in sich zusammen, verlor den Halt und stürzte zu Boden.
Trotz eines ziemlichen Schocks erkannte Rob seine Chance und feuerte Darth Vader eine Salve hinterher, von der jedoch kein Schuss traf. Gekonnt ließ dieser sein Schwert kreisen und die Strahlen prallen von der Klinge ab und setzen einige trockene Pflanzen in Brand.
„So leicht wirst du mich nicht los.“
Direkt vor Vaders Fingerspitzen manifestierten sich elektrische Entladungen und ein starker Energiestoß fuhr auf Rob über. Sein Körper war von einem blauem Schein umgeben, als er von der Welle erfasst wurde, wurde geschüttelt und verbogen.
Kurz bevor er das Bewusstsein verlor, konnte Rob noch ein unnatürliches Leuchten am Himmel erkennen, aus dem ein imperiales Transportschiff gen Boden sank. Es hatte die Einstiegsluke geöffnet, bereit die rechte Hand des Herrschers der Galaxis aufzunehmen.
Als Rob wieder erwachte, konnte er zuerst kaum mehr als ein paar verschwommene Schatten aus der Umgebung filtern. Langsam klärte sich sein Sichtfeld jedoch und eröffnete ihm eine Hand, die im entgegengestreckt wurde um ihm aufzuhelfen. Es war die des Bademantelträgers.
„Danke, Mann. Hast du den Scheiß grad eben gesehen? Das war ja der Wahnsinn!“
Doch der Junge reagierte nicht, wie es normal der Fall wäre.
„Wolltest du jetzt nicht irgendwas antworten.“
„FLEISCH!“, knurrte der Kerl unwirsch und senkte sein verfaultes, aufgeschwemmtes Gesicht gefährlich nahe an Robs Kehle. Dieser stieß den zuckenden Körper angewidert von sich weg und sprang auf.
Hunderte blutunterlaufener Augenpaare starrten hungrig auf seine nackten Arme. Verwesende Gliedmaßen schabten über den rauen Untergrund.
„Irgendwas läuft hier ganz und gar nicht so, wie es sollte.“
DAS ENDE