Vakuum
Ich trug meine Last voller Liebe. Voller Liebe zum Schmerz. Ich drückte mich in die Helligkeit des Raumes. Und das Licht desinfizierte mich. Ich war völlig keimfrei und hielt mich in einer wässrigen Lauge verschlossen. Luftdicht verpackt um nicht zu schimmeln. Doch ich atmete noch, und mein Atem stieg in trägen, fettigen Blasen an die Oberfläche.
Selten durchbrachen einzelne Gedanken meine innere Finsternis. In mir war einfach nichts. Ich war leer. Die periodisch auftauchenden Gedankenfetzen berührten mich nicht. Da sie im nächsten Augenblick verschwanden. Ich besaß keine Erinnerung.
Völlige Dunkelheit hatte sich in meinem Inneren ausgebreitet, während außen vierundzwanzig Stunden am Tag weiße Lampen brannten. Ich hatte die Augen verschlossen, verklebt und fühlte nichts. Ich befand mich verknotet in meinem mütterlichen Glas. Es gibt keine zweiten Chancen.
Ohne es zu bemerken, brach meine Welt auseinander. Mein Rezidenzglas zerbrach und meine Lauge ergoß sich über den Untersuchungstisch.
Auf dem feuchten Holz liegend, öffnete ich zum ersten Mal die Augen. Sog plötzlich Luft ein und stiess sie pfeifend wieder aus.
Das Licht schnitt grausam in meine Augen. Ich schloss sie gewaltsam und zog meine Glieder an.
Das Holz war ungewohnt hart und meine Knochen schmerzten. Sie schienen sich durch meine fahle Haut hindurch in den Tisch zu bohren.
Mein Herzschlag durchdrang die Tischplatte. Ich weiss nicht, wie lange ich in diesem Schmerz dalag. Nichts änderte sich. Nichts verging.