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Verdammter Valentinstag!
Gute Musik, alle meine Freunde, das beste Bier. Alles war wie immer freitagabends im 8er. Mit den besten Freunden ein paar Bierchen kippen und zum Sound von Rock’n Roll, Metal und Indie - okay, Electro war auch dabei - einfach nur tanzen und abgehen, seine Jugend und sein Leben genießen. Das war’s, um das ist es jeden Freitag von neun bis vier gegangen. Alles war super, es konnte nicht besser sein.
Obwohl? Irgendetwas fehlte. Mhh... was war das noch, was vor Drugs und Rock’n Roll kam? Ach ja!! SEX!!! Exakt das fehlte zu dem Lifestyle, den wir lebten, oder anders ausgedrückt, einfach eine nette Freundin. Es wollte einfach nicht klappen. Achzehn Jahre, Jungfrau. Zum verzweifeln! Naja, wenigstens war ich nicht allein, zu viert waren wir mit diesem Problem. Doch aufgeben? Niemals! Jeder hatte seine eigene Methode, um eine abzukriegen
Lubert besoff sich einfach so heftig, dass er irgendwann einschlief und hoffte, es komme ein nettes Mädel vorbei und nimmt ihn, vor lauter Mitleid, oder so ähnlich, einfach mit nach Hause.
Nicht sehr effektiv diese Methode, muss man zugeben. Aber dennoch beliebt, denn Holger folgte dieser auch.
Erwin hingegen machte das anders. Naja der erste Teil stimmte mit den anderen überein, er besoff sich erst aufs übelste, bis ihm alles scheißegal war und sprach dann einfach jedes Wesen, dass irgendwie weiblich aussah, nicht nur an, sondern brachte ihr all seinen Scham entgegen, den er mobilisieren konnte. Das äußerte sich dann in etwa so:
- Heee! Servus, ich bin da Erwin, wie heißt’n du?? [ihr ins Ohr schreiend; sie heftig umarmend]
- Äh, ich bin die Andrea.
- Booaah! Andrea! So ein schöner Name, echt hey! Und was machst du hier so?
- Ja, ähh, tanzen, Leute treffen und so halt.
- Wooow, hast du schöne Augen!! Voll Blau, ey!
- Eigentlich sind die grün... naja ich schau dann mal wieder zu meinen Freunden, da hinten...
- Okay, bis dann, Andrea!! [dreht sich her zu mir] Is’ doch ganz gut gelaufen! So weiter,
Chicks aufreißen, oder man!?!
Tja, auch eine Methode. Wenn ich’s mir recht überleg, besser als meine. Denn wenn mir ein Mädchen gefiel, bin ich ihr erst einmal Monate lang - nicht „nachgerannt“ - aber so ähnlich, auf jeden Fall traute ich mich nie, ihr zu sagen was Sache war.
Genau so war es wiedermal in dieser Zeit. Rebecca war ihr Name. Sechzehn Jahre, ich achtzehn. Viereinhalb Monate war ich schon an ihr „dran“. Fast jeden Freitag mit ihr geredet, war immer gut und unterhaltend. Aber jeden Freitagnachmittag auf eine Umarmung, nette Geste, oder sogar ein Küsschen gehofft. Alles blieb aus. Einfach keinen Mut dafür, egal ob ein oder acht Bier.
An einem Freitagabend, im Februar, kurz vorm Valentinstag redete ich wieder mit ihr. Sie sagte, über eine Rose von mir würde sie sich schon sehr freuen. Oh, Mist! Ich Idiot! Der Rosenverkauf der Schule war natürlich schon vorbei, heute wäre der letzte Tag gewesen. D’oh!
Das ganze lief so, dass man sich die Tage vor dem 14. Ein ausgeschnittenes Papierherzchen bei der SMV für ca. 2,50 Euro kauft, Empfänger und Absender drauf schreibt und wieder dort abgibt.
Und jetzt? Was tun? Ich kam nach Hause in der Nacht und zerbrach mir Stunden darüber den Kopf, was ich jetzt machen sollte. Dann nach etwa zweieinhalb Stunden DIE Idee: Das Papierherzchen fälschen! Ja! Das ist es! Das war die Lösung. Gleich am Montag würde ich mir ein Herz von einem Freund, ausleihen, zum örtlichen Schreibwarenladen hetzen und fragen, ob sie Papier in der Farbe, oder in einer möglichst ähnlichen Farbe haben. Schnell mit dem Rad wieder nach Hause, am Schreibtisch das Original als Schablone nutzen und ausschneiden. So einfach wäre es gewesen, wenn nicht die verdammten Wörter „VON:________“ und „AN_________“ darauf gedruckt gewesen wären. Das war eine wahre Detailarbeit und so schwierig! Ich weiß nicht wie lange und wie viele Versuche ich brauchte, aber irgendwann hab ich es dann doch geschafft. Jetzt gab es nur noch ein Problem, das nicht zu lösen war: Der Schreibwarenladen hatte leider nur eine möglichst ähnliche Farbe. Bei genauem Betrachten und Vergleichen mit dem Original würde ich auffallen. Tja das Risiko musste ich wohl eingehen. Noch einen Gruß drauf, der von Herzen kam: „Für das feinste Mädel“ und abgeben.
Damit würde sich alles bestimmt von selbst regeln, sie würde merken, wie gern ich sie hatte und dann war alles klar. So ein ausgeklügelter Plan konnte nicht schiefgehen, das perfekte Verbrechen.
Valentinstag. Ich mied die Rosenverteiler. Den ganzen Tag. Nachmittag im Chat dann traf ich sie. „Danke für die Rose, Tom“. Okay für den Anfang ist ein Dankeschön und ein Lächeln von ihr, das sich in meinem Kopf bildete, gar nicht schlecht. Nun heißt es wohl abwarten. Und warten. Zwei Wochen vergingen, ich wartete. Ich wartete auf die erhoffte Veränderung des Verhältnisses mit ihr.
Rein gar nichts veränderte sich. Alles war wieder so wie immer am Freitag in unserer Lieblingsdisko. Die ganze Arbeit für nichts! Kopfzerbrechen und Nervosität, alles umsonst. Wieder ein Stückchen vom eh schon porösem, bröckeligem Herzen abgebrochen.
Jaaa so war’s, hört sich schnulzig an, war aber leider eben so.
Was soll’s, so wendete ich mich eben wieder meiner einzigen wahren Liebe hin: Dem Rock And Roll. Und dem Bier, nicht zu vergessen, aber um Herzschmerz zu vergessen immer noch eines meiner besten Hausmittel! Bin eben ein Bayer.
Und wie Gitarrist von KISS, Paul Stanley, schon sang: She broke my heart and I still can feel the pain...