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Verhängnisvolle Neugier

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14.12.2009
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Verhängnisvolle Neugier

Verhängnisvolle Neugier

Ich wache mit einem dröhnenden Kopf auf. Während ich die Augen immer noch geschlossen habe, denke ich: Mist, heute ist wohl wieder Föhnwetter. Und das Kopfkissen ist mir auch vom Bett gefallen. Langsam öffne ich die Augen und blicke in die Dunkelheit. Dann spüre ich, dass ich auf dem Boden liege. Was ist denn jetzt los? Zitternd taste ich um mich herum, doch ich kriege nichts zwischen die Finger, weder mein Bettgestell noch meine Hausschuhe. Wo bin ich? Was ist passiert? Ich setze mich auf, stosse den Kopf an und bleibe stöhnend liegen. Langsam fällt es mir wieder ein. Es hat alles mit diesem Haus zu tun. Ich versinke in der Erinnerung:

Schon wieder hat sich etwas bewegt. Ich sehe genauer hin. Der Vorhang hat sich bewegt, da bin ich mir ganz sicher. Jetzt ist wieder alles still.
Ich setze mich hin, schaue aber immer noch zum Haus hinüber. Ich sehe nur dunkle Fenster mit zugezogenen, roten Vorhängen. Immer. Das ganze Jahr über. Noch nie habe ich ein Fenster ohne Vorhänge, geschweige denn hinein gesehen. Wer wohnt wohl dort? In diesem düster wirkendem Haus? Auch die Nachbarn haben noch nie jemanden aus dem Haus kommen sehen. Sie wissen nicht einmal genau, wer in diesem Haus wohnt. Ein alter Mann, sagen die einen, mit blutroten Augen. Eine Familie, die anderen. Ich selber habe auch darüber nachgedacht. Neugierig habe ich alle Nachbarn ausgefragt, auch die Bauherren dieses Hauses, um eine Information zu kriegen. Doch niemand weiss etwas Genaues.
Eine Haarsträhne fällt mir ins Gesicht, ich streiche sie mir hinter die Ohren.
Es ist irgendwie unheimlich. Ich habe auch gefragt, ob sie schon einmal auf die Idee gekommen sind, zu läuten. Ja, war die Antwort. Ein kleiner Junge hat einen Klingelstreich gemacht und am nächsten Tag ist er verschwunden.
Langsam wird es dunkel. Der Himmel verfärbt sich dunkelrot. Ich gebe die Grübeleien auf und gehe in die Küche, um mir etwas zum Essen zu holen.

Erneut sitze ich da und schaue zum Haus hinüber. Da sehe ich, dass die roten Vorhänge weiter offen sind. Nun, wenigstens habe ich Beweise, dass jemand in diesem Haus wohnt. Und ich glaube auch nicht, dass es ein Gespenst oder Geist ist, wie sich ein paar erzählen. In diesem Haus lebt ein Mensch aus Fleisch und Blut, da bin ich mir sicher.
Vor dem Haus wirbeln rote Blätter umher. Eine kleine Katze spielt mit ihnen. Sie jagt sie und überschlägt sich dabei fast. Ich seufze auf.
Was wäre, wenn...nein, das geht nicht. Warum nicht? Ich könnte es doch wenigstens versuchen. Das wäre es wert. Aber der kleine Junge, der verschwunden ist? Hat es wirklich etwas mit diesem Haus zu tun? Ich könnte ja etwas Kleines mitbringen. Und meine Neugier wäre auch befriedigt. Wenigstens ein bisschen. Okay, morgen mache ich es. Dann habe ich Zeit. Morgen.

Nervös stehe ich vor dem Haus. Es ist nur ein Knopf, da musst du drauf drücken und warten, und wenn niemand kommt, kannst du wieder zurück gehen. Du hast es dir versprochen. Ich presse den Korb mit dem Kuchen an mich, dann nehme ich all meinen Mut zusammen und drücke auf die Klingel. Na also, war doch gar nicht so schwer.
Vom Innern des Hauses höre ich Schritte. Doch niemand kommt und macht mir auf. Nachdem ich etwa drei Minuten so dastehe, komme ich mir blöd vor und mache mich auf in meine Wohnung.
Am Abend lege ich mich hin und denke: Schade, dass niemand aufgemacht hat. Es hätte mich schon interessiert, wer jetzt dort wohnt.

Du hast die Unverschämtheit besessen, mich zu stören. In meinem ganzen Dasein hat das erst jemand gewagt!
Ich zucke zusammen und werde aus meiner Erinnerung gerissen.
Wer hat da gesprochen? Und gewagt? Ist das, weil ich geklingelt habe?
Erst jemand hat es gewagt? Damit ist doch wohl nicht der kleine Junge gemeint, der verschwunden ist, nachdem er geklingelt hat? Das ist doch nur eine Geschichte, oder? Plötzlich sehe ich rot. Das kann nicht wahr sein!
Dann höre ich ein Schlürfen.
Du kannst doch wohl nicht beurteilen, was eine Geschichte ist und was nicht? Vielleicht bist du ja auch bald nur noch eine Geschichte.
Danach wird es wieder still. Ich ertaste den Raum um mich herum. Da...ja, da ist etwas. Ein Türgriff? Ich ziehe daran. Das Türchen, oder was es auch immer ist, lässt sich aufziehen! In mir keimt Hoffnung auf. Ich zwänge mich vorsichtig durch den Spalt und ertaste einen Gang. Langsam krieche ich durch den Gang, der für mich genug Platz lässt. Ich merke, wie er ansteigt und stosse daraufhin den Kopf an. Der Weg ist versperrt! Ich spüre eine Platte. Vielleicht lässt die sich aufstossen! Ich drücke dagegen, schiebe die Platte weg und klettere durch die entstandene Öffnung hinaus. Draussen ist es dunkel, die Sterne leuchten rötlich.
Plötzlich höre ich ein Geräusch hinter mir und alles wird schwarz.

 

Hallo Tanja,

herzlich willkommen hier!

Aus einem bestimmten Grund komme gleich auf das Ende deines Textes:

Ich gehe davon aus, dass diese Geschichte keine Fortsetzung hat. Somit ist der Ich-Erzähler tot. Sonst hätte er ja das Geheimnis des Hauses gelüftet.
Wenn der Ich-Erzähler stirbt, ist das für die Glaubwürdigkeit einer Geschichte (ja, selbst SF oder gar Arzt-Romane müssen glaubwürdig sein, wenn der Autor damit Erfolg haben will) nicht gerade förderlich, um es mal milde auszudrücken.
Überlege dir, ob du in dieser Geschichte nicht die Er-Form (3. Person) benutzen willst.

Gruß

Asterix

 

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