Verkannte Tatsache
Stillschweigend und ganz heimlich, kaum vernehmbar näherte sich der kleine schwarze behaarte Ball. Fast kugelrund, unnatürlich rund und sehr kompakt. Aber mit Beinen, die seitlich wegstehen, fast verzweifelt versuchen diese mit dem Boden Kontakt zu halten. Auch kleine schwarze Knopfaugen waren wahrzunehmen, wenn auch nur schwer. Viel zu lange schienen die Haare, die stramm darüber hingen. Und der Schwanz, der nach hinten wegstand, der schien irgendwie viel zu kurz geraten zu sein. Wie abgetrennt. Vielleicht ein Unfall? Eine grausige Vorstellung. Diese sollte ich besser weglassen, denn das Kneuel hatte ja etwas witziges, was nicht reales, wie aus einem Zeichentrick. Und es ist auch der erste Blick, der mich am meisten interessiert und genau in jenem Moment fasziniert. Es konnte diesem Ding nichts schlimmes passiert sein, es wirkt so fröhlich.
Und aus diesem Grund, schnell wieder weg mit diesen negativen Gedanken. Denn es war doch dieser sich stillschweigend, ganz heimlich, kaum vernehmbar sich nähernde kleine schwarze behaarte Ball, der mich ablenkte. Mich weg zog von diesem schwierigen Gespräch, in das ich verwickelt war. Schlechtes Gewissen überrollt mich, sollte ich doch mit den Gedanken woanders sein. Schnell zurück zu dem Gespräch mit dir!
Wenn nicht der schwarze Ball wäre und meine innerliche Angst. In diesem Moment fällt mir, die Symbolik des schwarzen runden Dinges auf, von dem ich noch immer wie benommen war. Plötzlich sah ich in dieser Kugel nur noch „das Schwarze“. Das Schwarze, das auf mich zukommt, hat sich verwandelt in die Furcht mit dir weiter über dieses Thema zu sprechen. Ich weiß schon, wie das ausgehen wird. Ich werde überrollt werden. Zuerst vom Schwarzen Ball und dann, wenn ich lange genug abgelenkt worden bin, und ich mich auch noch rechtfertigen muss, überhaupt nicht bei der Sache zu sein und nie zu zuhören, habe ich ohnehin keine Chance mehr. Soll noch einmal irgend jemand auf diesem Planeten behaupten, ich sei weltfremd, würde Tatsachen nicht erkennen.
Ich werde die schwarze Karte ziehen und nicht einmal zu unrecht in diesem Fall und dann verlieren. Vielleicht dich und vielleicht auch für immer. So, ich sehe schon alles vor mir und ich weiß eben auch, wie die Geschichte endet. Aber ich werde es nicht erzählen. Ich rede schon seit langer Zeit nicht mehr. Ich hatte gleich damit aufgehört, nachdem du zu reden begonnen hast.
Gut dann, ich sehe also mittlerweile alles schwarz. Der Streit mit dir nimmt kein Ende und das schwarze Kugelding schleicht noch immer auf uns zu. Und was mache ich? Ich bin erstarrt, die Faszination ist der Angst gewichen und hat mich gelähmt. Warum bemerkst du das nicht? Ich kann nicht mehr sprechen, ich kann dir die Bedrohung, die ich fühle nicht zeigen und schon gar nicht meinen Mund öffnen!
„Lauf weg, lauf weg!“
Warum brüllst du mich auf einmal an, ich solle weglaufen? Deine Worte hallen in meinem Ohr, gleich wie eine Sirene. Ich bin noch immer bewegungslos, in meinen Ohren donnern deine Töne. Warum läufst du jetzt weg von mir?
Und plötzlich ist es dunkel, das Schwarze hat sich auf mich gestürzt. Die Kugel liegt jetzt auf mir und ich sehe das erste Mal die riesigen Zähne, die sich unterhalb den Augen und zwischen dem Gewirr aus Haaren versteckt haben. Riesige Eckzähne, die weiß glänzen, das ganze Gebiss, dieser, dieser ... Es ist das Maul einer Katze! Es ist ein Katze, die sich angeschlichen hat und mich jetzt in ihren Fängen hält. Du bist weggelaufen und schon sicher versteckt in unserem Unterschlupf hinter dem Küchenofen.
Ich kann nicht mehr schauen, ich fühle mich hilflos und ausgeliefert. Ich werde die Augen schließen. Ich werde abdunkeln. Das Dunkle, das mich die ganze Zeit fasziniert hat, hat mich in die Falle gelockt hat. Ich war die ganze Zeit schon blind, blind vor Faszination. Wieder einmal habe ich die Realität erkannt. Aber habe ich es nicht gesagt? Ich wusste, irgendwann wirst du weglaufen und ich werde aufgefressen.