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Verloren ist das kleine Mädchen auf dem Hochhausbalkon.

mob

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16.10.2009
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Verloren ist das kleine Mädchen auf dem Hochhausbalkon.

Verloren ist das kleine Mädchen auf dem Hochhausbalkon. Leise singt es die erste Strophe eines englischen Liedes –lalala – und trinkt warmen Pfefferminztee. Es ist dunkel und in der Platte gegenüber schillern die Lichter in vielen kleinen Fenstern. Gemütlich und kalt. Es zündet sich eine graue Zigarette an und raucht, obwohl es nicht rauchen sollte. Es raucht um ein kleines Mädchen zu sein, weniger verloren.

Sie heißt Nina. Immer wieder und zu oft ist es schief gelaufen. Robert ist lange her und immer noch präsent. Wie ein Präsent ist er gekommen und dann kaputt gegangen. Man sollte nicht an Dingen festhalten, denn sie gehen kaputt. Menschen auch. Der Vater und die Mutter sind ebenfalls kaputt gegangen. Erst der Vater, dann die Mutter. Sie starrt in die Lichter, kneift die Augen zusammen und versucht das Vergangene zu rekonstruieren.

Die Farben verschwimmen, das ist schön, sie fühlt sich entspannt. Schwach und ohne Verantwortung, sie schwebt. Jan hat sie aufgehoben, ganz zart, ihr Arm um seine Schulter. Er trägt sie über die Schwelle seiner Wohnungstür in die frische Morgenluft, in sein Auto, legt sie vorsichtig auf den Rücksitz und steigt vorne ein.

Höchste Zeit, sie nach Hause zu fahren. Er keine Lust mehr auf ihr Theater. Macht sich keine Sorgen; weiß, dass sie auch diesmal das Koks verträgt. Er will ihre Kopfschmerzen nicht, ihren Kater, ihr Selbstmitleid. Warum auch, es betrifft ihn nicht. Sie kennen sich doch fast gar nicht. Diesen Sonntag will er lieber joggen und vielleicht im Sonnenschein Brunchen. Abends dann Fußball gucken mit dem besten Freund. Im Wetterbericht wurden die ersten Frühlingstage vorhergesagt. Er ist groß, ziemlich attraktiv, mit dunkelbraunen vollen Haaren und blauen Augen, einem intensivem Blick. Er war schon in der Schule ein Gewinnertyp, der es geschafft hat hübsche Mädchen von seinen guten Noten abzulenken. Jetzt studiert er Medizin. Er hat Nina gar nicht nötig und hofft, dass ihn niemand sieht, wie er sie nachts aus seiner Wohnung trägt. Dass sie ihm anstrengend wird, hat sich schon am Anfang abgezeichnet. Er mag keine anstrengenden Menschen, auch wenn sie oft eine lustige Spielkameradin war, jung und schön. Er hasst ihre Wohngegend und ist froh, als er sie vor ihrer Platte absetzt.

Sie steht auf, noch schwankend. Im Spiegel sieht sie, dass ihre Lippe eingerissen ist und noch rot blutet, ihre Augen dunkel vom verwischten Make-up. So, stellt sie sich vor, sehen hübsche Nutten aus, wenn sie morgens aufstehen um ihre erste Zigarette auf dem Balkon zu rauchen. Wenn sie noch nur für sich sind, bevor sie sich frisch machen um auf den ersten Anruf von einem Freier warten. Es ist nicht mehr morgens. Es ist dunkel und kalt. Sie macht sich einen Pfefferminztee bevor sie auf den Balkon geht um zu rauchen.

 

Hallo mob,

Sehr nüchtern, sehr traurig.
Es gibt zwei Stellen, die etwas verwirren:

Der Wechsel von das zu die: "Es raucht um ein kleines Mädchen zu sein, weniger verloren.", "Sie heißt Nina."

Und dass Jan sie "ganz zart" aufhebt, obwohl sie ihm eigentlich egal ist.

Ja, nur meine Meinung.

Ich finde die geschichte sehr schön geschrieben und mir gefallen die Schilderungen mit dem Tee und Balkon.
Sehr stimmungsvoll.


Grüße,

f.

 

Es raucht um ein kleines Mädchen zu sein, weniger verloren.

den Satz verstehe ich nicht, "kleine Mädchen" rauchen doch idR nicht?

immer noch präsent. Wie ein Präsent ist er gekommen
Das wortspiel wirkt auf mich zu gewollt

Er hat keine Lust mehr auf ihr Theater.

und vielleicht im Sonnenschein Brunchen.
brunchen

Im Spiegel sieht sie, dass ihre Lippe eingerissen ist und noch rot blutet,
Wo hat sie sioch denn verletzt?

bevor sie sich frisch machen um auf den ersten Anruf von einem Freier warten
entweder:
komma um zu warten oder
und...warten

Ich finde es etwas verwirrend, ab der Stelle, ab der Nina die Vergangenheit rekonstruieren will, erwarte ich eigentlich einen personalen Erzähler, sprich Ninas Rekonstruktion, stattdessen bleibst du im auktorialen Erzählstil und gibst Sachen über Jan wieder, die Nina nicht wissen kann. Das stört mich.
Auch den Anfang finde ich überfrachtet mit dem "kleinen Mädchen" - ich erwartete ein Kind und der lange Titel, der die erste Zeile aufgreift.

Dennoch, zwischen den Zeilen empfand ich beim zweiten Lesen eine gewisse Atmosphäre, Stimmung, die mitschwang.

 

Hm, sehr hübsch, wirklich, aber wo steckt der Sinn?
Das habe Ich noch nicht begriffen. Vielleicht solltest du das ganze nochmal von vorne aufrollen und bei der Gelegenheit ein paar versteckte hinweise ü. die Hintergründe einfließen lassen . Ich mein ist Nina jetzt ne' Nutte oder nicht? Hilf mir beim verstehen,
Gruß,
Lenni

 

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