Hi Nerine!
Na ja, das ist schon eine sehr kurze Kurzgeschichte, und so richtig eine Geschichte ist es auch nicht, da die "Handlung" quasi nur aus einem inneren Monolog besteht, in dem die/der Prot einen Zustand beklagt und zwar einen Rückblick einflechtet, der aber kein chronologisch geordneter Erzählfluss ist.
Das Grundmotiv finde ich grundsätzlich interessant. Der/Die Prot ( das Geschlecht sollte schon erkennbar sein, weil der Leser sonst die Gründe für die Enttäuschung nicht nachvollzieht - ein im Stich gelassener Liebespartner empfindet anders als eine enttäuschte beste Freundin ) hat immer zu dem Mädchen gehalten, als alle sie verloren geglaubt hatten. Als sie jedoch zu ihrer Familie zurückkehren kann, freut sich die Erzählperson nicht für sie, sondern wird von Eifersucht und Neid ergriffen, nach dem Motto "Und was ist mit mir? Wieso hast du mir nicht alles erzählt, wir waren doch die besten Freundinnen/Freunde". Gerade als sie Hilfe am dringendsten braucht, und wenn es nur über die Ferne durch bleibenden Telefon-, E-Mail-, oder Briefkontakt ist, wird die Freundin abgewiesen. Dann wäre deine Geschichte eine über verletzte Eitelkeit.
Oder meinst du es etwa anders? Ist die Familie vielleicht mit ein Grund dafür, dass sie so abgerutscht ist? Dann bekäme der Schlusssatz eine völlig andere, eine prophetische Bedeutung.
Um dem Leser die Motive und Gefühle der Erzählperson deutlich zu machen, musst du eine wirkliche Handlung erzählen, eine Entwicklung der Geschehnisse aufbauen. Stell dir vor, was für Szenen sich abgespielt haben müssen. Wie die Freundin vom Frauenarzt kam und gelogen hat, ihre Körpersprache aber seltsam niedergeschlagen wirkte. Oder die Abschiedsszene. Wie sie dem/der Prot fröhlich mitteilt, dass sie nun wieder bei der Familie sein darf. Wirkt die Fröhlichkeit gezwungen? Oder ist sie echt? Und wie ist die Familie so?
Alles Dinge, die einfach danach schreien, auserzählt zu werden. Mit anderen Worten: Danach, dass eine richtige Geschichte daraus gemacht wird.
Einzelheiten:
Dabei meinte sie vor ein paar Wochen, ihre Familie existiert nicht mehr für sie.
Hier verwendet man den Konjunktiv:
Existiere.
Sie war beim Arzt, ist nicht schwanger.
Auch hier ist der Konjunktiv angemessen:
Sie sagte, sie sei beim Arzt gewesen. Schwangerschaftstest negativ.
Liess sich nichts gefallen.
Wenn du nicht in der Schweiz wohnst, kommt hier ein
ß hin.
Ciao, Megabjörnie