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Verlust

DP

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25.05.2001
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Verlust

Für Anne

Eine kleine Ente lebte in einer Entengemeinschaft. Sie war nicht gerade die klügste unter den Enten ihres Alters. Sie wurde von ihnen dennoch akzeptiert und geachtet. Sie hatte mit ihnen Spaß und alle unternahmen eine Menge aufregender Dinge zusammen.
Nur die älteren, „reiferen" Enten nahmen sie nicht ernst. Sie stellten sie von Anfang an dumm dar. Sie gaben ihr keine Chance sich zu beweisen. Einige Jahre stand sie diese Schikane aus und bewies, dass sie intelligent war, indem sie in fast allen Leistungen den Durchschnittswert erreichte und anderen sogar bei einigen Dingen behilflich war.
Die älteren Enten hörten dennoch nicht auf sie zu ärgern. Langsam fiel das Interesse der kleinen Ente, etwas für andere zu tun. Sie wollte bloß in Ruhe gelassen werden, damit sie das Leben ohne Gehässigkeiten und Kummer genießen konnte.
So wuchs sie nun heran. In all den Jahren ist sie mit diesem System durchgekommen. Ihre Erfolge in den Kenntnissen einer Ente sanken dennoch auf ein Minimum herab.
Weil sie die Dinge nun nicht mehr so schnell verstand, schnauzten die älteren Enten sie an, dass sie dumm, blöd und unfähig sei. Sie begannen ihr das direkt ins Gesicht zu sagen; es kränkte sie so sehr, dass sie sich zurück zog und nachdachte. Sie gab sich oft selbst die Schuld an den Geschehnissen und nahm sich vor etwas daran zu ändern.
Also widmete sie sich wieder ihren Freude und der Arbeit und schaffte somit annehmbare Erfolge. Nur in einer Sache versagte sie jedesmal: Im Nestbauen.
Eines Tages verlangten die älteren Enten von den jüngeren, dass sie ein Nest bauen sollen. Die Verachtung noch nicht abgelegt und mit dem Wissen im Hinterkopf, dass die kleine Ente versagen wird, bestimmten sie, dass die kleine Ente anfangen sollte. Sie versagte natürlich und alle Enten lachten über sie. Keine Ente konnte mehr vor Lachen ein Nest bauen und es musste aufhört werden. Am folgenden Tag sollte die kleine Ente wieder ein Nest bauen, weil sie dies aber immer noch nicht konnte, versagte sie wieder. Dieses mal lachten nur noch die älteren Enten, denn die jüngeren konnten nicht glauben, dass die erwachsenen und angeblich reifen Enten so grausam sein können. Am folgenden Tag wurde die kleine Ente wieder aufgerufen ein Nest zu bauen. Doch an diesem Tage baute sie ein Nest. Sie baute immer weiter, es wuchs und wuchs. Immer mehr Zweige fügte sie zu ihrem Kunstwerk hinzu, bis sie eins der schönsten Nester, die jemals erblickt wurden, gebaut hatte. Und dieses Nest war äußerst stabil und übertraf die Erwartungen aller. Die älteren Enten waren so perplex, dass sie sich nicht zu helfen wußten und befahlen, dass die kleine Ente sofort wieder ein viel größeres Nest bauen soll. Auch das konnte die kleine Ente zeigen, doch die älteren Enten gaben nicht auf und wollten ein noch größeres Nest sehen. So ging es nun immer weiter. Doch irgendwann waren die Kräfte der kleine Ente verbraucht. Als die älteren Enten das bemerkten, lachten sie laut los und bezeichneten die kleine Ente als blöd, dumm, doof, arrogant, einfältig, lernunfähig und auf noch andere nicht zu erdenkende Arten.
Sie brachen damit ein Herz und eine Seele. Diese Beleidigungen hat nicht ein einziges lebendes Wesen verdient. Traurig, weinend und unbeachtet zog sich die kleine Ente von dem Platz der Erniedrigung.
An den folgenden Tagen fehlte sie. Einige dachten sie sei krank, andere dachten sie würde sich schämen. Die älteren Enten jedoch hatten noch nicht einmal bemerkt, dass sie fehlt.
Doch sie war nicht krank. Auch die Scham hielt sie nicht zurück zu den anderen zurückzukommen,....


...sie hatte sich auf den Weg gemacht, um andere Enten zu finden. Enten die verständnisvoller sind und ihr eine gerechte Chance geben würden. Mit erhobenen Kopf und einer Menge Selbstbewußtsein und Hoffnung schritt sie mutig ihrer Zukunft entgegen...

Ob sie Erfolg gehabt hat, kann man nicht sagen. Diese Geschichte wird von der Zeit geschrieben.
Man kann nur hoffen, dass die Zeit gnädig mit der Ente umgehen wird.
Diese Geschichte darf und wird hoffentlich nur mit einem guten Schluß enden.

 

Das mögen wir ihr wünschen! Auch, dass sie von keinem Jäger abgeknallt wurde, von keinem Fuchs gefressen wurde oder Zahnweh bekam.

Eine sehr reizvolle Variante des "Hässlichen Entleins", dessen Moral mir nicht ganz klar ist. Wenn ich die Ente gewesen wäre, mich hätten die alten Säcke nach dem ersten Nest am Bürzel lecken können!

Die Welt der Enten, und da stimme ich dir zu, ist knallhart und Mobbing ist auch in dieser einst so friedvollen Welt ein ständig wachsendes Problem.
Vielleicht wird dieser Missstand mit der nächsten Entenreform des Bundestages ausgeräumt - dafür lasst uns beten!

Ein fröhliches Quak und Weidmannsheil sendet dir,
Rainer

 

Wenn das schlagfertig war - bedaure!
Du hättest nun durchaus die Gelegenheit gehabt zu erklären, was genau du mit der Geschichte eigentlich aussagen wolltest.
Hast du nicht und deshalb nehme ich an, dass dir nicht wirklich viel daran liegt. :(

 

Also Rainer, diesmal muss ich dir widersprechen!
Ich finde die geschichte gut, zumindest vom Thema her, die Art der Erzählung hätte der Autor wohl etwas besser rüberbringen können.
Ich finde aber das der Sinn der in der Geschichte steckt sehr leicht erkennbar ist. Das einzig etwas verwirrende dabei ist, das es sich um Enten handelt und nicht um menschen. Das finde ich gerade so gut daran.
Die Story soll meiner meinung nach eine Gesellschaftskritik sein, die ihre berechtigung hat.
Es ist doch mittlerweile bei uns an der Tagesordnung, das Gruppen ein einzelnes Wesen fast bis zum Selbstmord treibt. Das beginnt doch schon im Kindergarte, geht in der Schule weiter und endet erst bei der Beerdigung und nicht mal da ist immer Schluss damit.

Fazit: Sarkasmus ist hier nicht angebracht, sondern hauptsächlich lob, dass sich jemand getraut hat dieses Thema, wenn auch etwas verschlüssselt in Angriff zu nehmen!

 

Er wagt es...??? :D

Mir gefiel die Geschichte trotzdem nicht, Aber wenn sie dir zusagt, okay! Da sieht man halt wieder, dass Geschmäcker doch verschieden sind...

 

@Hennaboindl

Danke!

@Rainer

Gut, ich weiß nicht, ob die Erklärung nun zu spä ist, aber bitte:

Als ich in der 9. Klasse war, war ein Mädchen in meiner Klasse, die freundlich, nett, gutausehend, aber dafür nicht die Allerbeste war. Mein Chemielehrer hatte sie irgendwann mündlich getestet. Sie hatte eine 6 bekommen. In der nächsten Stunde war sie wieder dran und hatte wieder eine 6 bekommen. In der dritten Stunde war sie wieder dran, hatte aber zuvor gelernt. So kam es, dass sie die Fragen zu Beginn beantworten konnte, doch als unser Lehrer immer weiter gefragt hatte, wußte sie keine Antworten mehr. Sie hatte eine 5 bekommen.
Zwei Tage später hatte sie mittem im Schuljahr die Schule gewechselt.

Ich hoffe jetzt verstehst du denn Sinn der Geschichte. Es ist ein Andenken.

 

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