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Vermisst: Hasso

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Vermisst: Hasso

Vermisst: Hasso

Sommer 2006. Ein Erbeben in Mexiko hat 200 000 Menschen
dahingerafft.
Ein Fernsehstudio. Die Spätausgabe der Nachrichten.
Nachrichtensprecher (Wickert):

“Mein Damen und Herren, wir schalten jetzt direkt ins Erdbebengebiet zu unserem Korrespondenten Markus Schlupp.“
Wickert dreht sich nach links zum TV-Bildschirm, auf dem Schlupp zu sehen ist.
“Hallo Markus, gibt es zur Stunde aktuelle Zahlen? Wie viele Menschen sind bei dem Erdbeben umgekommen?“

Schlupp, mit einem Mikrofon bewaffnet, umgeben von Trümmern und Leichen. Verletzte Mexikaner, die am Boden liegen, wimmern und stöhnen, von Schmerzen gepeinigt. Schlupp:
„Nun ja, es gibt noch keine gesicherten Erkenntnisse, man schätzt, das allein hier in Mexiko Zweihunderttaus....“

Wickert unterbricht Schlupp:
„Ja ja. Ähh, Herr Schlupp, sind denn auch Deutsche unter den Toten? Gibt es Hinweise über Deutsche, die verletzt sind? Waren Erholung suchende Deutsche im Erbebengebiet.“

Schlupp:
„Zur Stunde liegen keine Erkenntnisse vor. Mir ist lediglich bekannt, das ein deutscher Schäferhund möglicherweise unter den Opfern ist.“

Auftritt älteres Ehepaar, Urlauber aus Bad Honnef. Der Nachrichtensprecher stellt das Paar vor:
„Das ist die Familie Dödels, die sich zur Zeit des Erbebens in einer nahe gelegenen Ferienanlage befanden.“
Schlupp hält Erwin Dödels das Mikrofon hin.
„Ja, mir hänn da gwese, und plötzlich is alles zsammegfalln, des gansä TROPICAL MECICANA is zsammegstürzt und unsä Hasso, unsä Schäferhund, is wegglaufe und seitdem hänn mir den Hasso nimmä gsähä. Mir sind völlig am End.“

Schlupp:
„Ein erschütternder Bericht, meine Damen und Herren. Beten wir dafür, das Hasso wieder auftaucht.“

Von links torkelt ein einarmiger, blutüberströmter Mexikaner ins Bild. Mexikaner, röchelnd:
„Help me , please help!“
Der Mexikaner versucht, sich an Schlupp festzuhalten. Schlupp stößt ihn rüde von sich.
„Ja Herrgott noch mal , gehen sie doch aus dem Bild!“
Schlupp wendet sich wieder zur Kamera.
„Und so können wir nur hoffen, das Familie Dödels ihren geliebten vierbeinigen Freund wiederfinden wird.“

Einige Mexikaner, verstümmelt, blutend und wimmernd, gehen ins Bild. Schlupp gibt den Mexikanern Fußtritte und schreit:
“Ja kann man mir mal diese Mexikaner vom Hals schaffen, verdammt nochmal! So kann ich nicht arbeiten.“
Im Hintergrund sieht man die Dödels in den Trümmern der Hotelanlage TROPICAL MEXICANA graben.

Und so weiter.
Hubschraubereinsatz. Suche nach Hasso. BKA-Beamte. Kanzler Schröder beruft Sondereinsatzkommando nach Mexiko, um Hasso zu finden. Krisenstab. Außenminister Fischer sagt, er kann vor lauter Sorge nicht mehr schlafen. Hasso wird schließlich wiedergefunden. BILD titelt
HASSO ÜBERLEBTE ERDBEBENHÖLLE
Familie Dödel überglücklich
(Foto von Hasso mit Familie. Bundespräsident Köhler überreicht einen Hundekuchen. )
Die Euphorie der Medien schwappt auf die Wähler über, Schröder wird erneut zum Kanzler gewählt.

 

Jetzt hab ich mich schon fast gefreut, mal wieder eine halbwegs bissige Satire zu lesen, und dann sowas:

Und so weiter.
Hubschraubereinsatz. Suche nach Hasso. BKA-Beamte. Kanzler Schröder beruft Sondereinsatzkommando nach Mexiko, um Hasso zu finden. Krisenstab. Außenminister Fischer sagt, er kann vor lauter Sorge nicht mehr schlafen. Hasso wird schließlich wiedergefunden. BILD titelt
HASSO ÜBERLEBTE ERDBEBENHÖLLE
Familie Dödel überglücklich
(Foto von Hasso mit Familie. Bundespräsident Köhler überreicht einen Hundekuchen. )
Die Euphorie der Medien schwappt auf die Wähler über, Schröder wird erneut zum Kanzler gewählt.

Mußtest Du aufs Klo, oder was? Warum plötzlich dieser stichwortartige Stil? Ist Dir die Lust vergangen? :shy:

 

hallo du holzbildhauer

also die idee wäre eine klasse basis für eine gute story - gar kein zweifel.

alle 200.000 toten sind unwichtig - nur die deutschen zählen! selbst wenn es nur ein hund ist.

leider ist die umsetzung eher schwach, insbesondere der zweite teil im telegrammstil. schade!

den titel finde ich unpassend, weil er die pointe vorwegnimmt: hasso ist bei uns ein sehr bekannter name für einen großen hund. wie wäre es mit "mexico geht unter", oder "die deutsch-mexikanische freundschaft"?

Beste grüße
ernst

 

Hallo Inorbit

Lass dir da bloß nichts wegen des Titels einreden. Der ist gut, so wie er ist. Dass es sich bei dem Vermissten um einen Hund handelt, erfahren wir ja gegen Mitte des Textes, kann also keine Pointe sein.

Ich bin eher geneigt Häferls Punkt zuzustimmen. Das Ende wirkt einfach nur rangebabt. Da wäre eine 24-Stunden-Sonder-Berichterstattung(in gekürzter Form, aber nicht ganz so stark) von den Rettungsmaßnahmen effektiver gewesen.

Insgesamt fand ich sie schon ganz gut, deine Satire. Vielleicht etwas ungeschliffen und kantig an manchen Stellen:

Von links torkelt ein einarmiger, blutüberströmter Mexikaner ins Bild. Mexikaner, röchelnd:
Das fand ich reichlich derb mit dem Holzhammer. Da kommen noch ein zwei Stellen, die ähnlich fies sind. Vielleicht ließe sich das noch etwas hintersinniger formulieren.

Ansonsten: schön :D

gruß
Hagen

 

Hallo Inorbit,

bin ein wenig ratlos wegen deiner Satire. Einerseits freu ich mich, dass du eine Geschichte geschrieben hast mit eindeutig satirischem Charakter, ohne Frage. Da dies hier im Satireforum alles anderes als eine Selbstverständlichkeit ist, wäre dein Text ja schon ein Grund zum Jubeln, jedoch sträuben sich mir die Sinne dazu.

Deine Satire ist für mir viel zu schlicht gestrickt, viel zu durchschaubar, zu eindimensional. Mir hat Ernst Clemens mal irgendwann zu Recht unter einer Satire vorgeworfen, dass ich nicht mit dem Florett zusteche, sondern, so dann der zuende gedachte Satz, wohl mit dem normannischen Schwert dreinschlag. So geht es mir mit deinem Plot, er ist vorhersehbar wie der Titel und das nimmt deiner Story jeglichen Reiz, sie mit dem Behagen zu lesen: und was kommt nu? ;)

Lieben Gruß
lakita

 

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