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Verschlußsache
VERSCHLUßSACHE
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14.November
Beschissen kaltgeworden in den letzten Tagen. Der Rest warmer Luft hat sich wohl vergnüglich in den Süden verpißt, so daß mir wohl nichts anderes zu tun bleibt, als dumm weiter zu frieren. Bei der Näße ist der Kälteschutz ein Witz! Noch einen Tag neben Uffz Schneider und ich begehe einen Mord. Ich schwör's!
16. November
Aus meinem minutiös geplantem Anschlag wurde nichts. Schneider liegt mit Lungenentzündung im Lazarett ( der Idiot hat volltrunken Schneemann spielen wollen. Keiner hatte etwas dagegen... ) und ich hab' erstmal meine Ruhe. Der Rest der Bande ist bis übermorgen noch auf Streife.
17. November
Frei. Klirrende Kälte, aber Kaiserwetter! Bin mit dem Wolf rauf auf die Hügel gefahren, um die Landschaft zu genießen. Durch urig verknorrte, wuchtig und wildwuchernde Wälder, entlang der vielen kleinen Gebirgsbäche, die schneidend klare Luft in den Lungen, hoch in die bosnische Einsamkeit. Wären nicht die zerschossenen Dörfer, Panzerwracks und herumstreunenden Milizen, man könnte meinen, in diesem Land sei die Zeit stehengeblieben. Es ist so ruhig, wie es in Deutschland kaum sein kann. Kaum Autos, schon gar nicht hier. Den Menschen traut man zu einem Buch entsprungen zu sein. Jedes Gesicht gänzlich mit seiner Geschichte verwachsen. Nichts ist aus ihren Zügen herausgewaschen, jeder Charakterzug in Falten und Form gemeißelt. Jeder einzelne unverkennbar. Die Natur trotzt unberührt und unbestürmt seinen Bewohnern und hat sich - wenn man von so etwas wie einem Naturgeist sprechen darf - ihr eigenes starkes Leben bis heute erhalten. Wenn nicht hier, wo dann, sollte ich Goethes oder Hölderlins unbändige Liebe und Glauben an die Mystik und die Wege der Kräfte ebenso spüren wie diese? Wo sonst könnte ich mich in dieser Einsamkeit verlieren, ohne mir verloren vorzukommen? Wo sonst, wenn nicht hier, lernt man wirklich zu Glauben?
18. November
Zuviel Arbeit, will nur noch schlafen.
21. November
Streß, Streß, Streß.. Das ganze schimpft sich Armee, aber nichts funktioniert! Die Hälfte der Fahrzeuge entweder total im Arsch, seit Wochen in der Inst., und/oder irgendwelche 0815 Ersatzteile werden ständig falsch verschickt. Wenn der Laden vor zwanzig Jahren im selben Zustand war, bin ich dankbar dafür, daß es sich der Russe mit dem Krieg noch mal anders überlegt hat.
23. November
Brief von Ida. Selbes Zeug, ihr tät es leid, bla, bla. Hätte sie sich auch sparen können, das bißchen Ehrlichkeit finde ich auch an einer toten Ratte. Hab mir zwar gedacht, daß es so kommen würde, aber nicht mit diesem schleimigen Wichser. Große Liebe, ha! Sie weiß nicht mal wie man Liebe schreibt!
24. November
Volltrunken. Vier Mal gekotzt. Einmal noch und mein Magen kommt hinterher.
26. November
Die Pornoheftchen helfen auch nichts. Muß ständig an Ida denken.
27. November
Gott, wie ich mich nach richtigem Toilettenpapier sehne! Vierlagig, samtweich. Meinetwegen auch parfümiert, Hauptsache nichts mehr, was einem wie Schmirgelpapier den Arsch aufreißt! Werde Timo fragen, ob er mir ein paar Rollen zuschickt.
28. November
Schneider wieder da. Und verdammt, er kommt als Tastfunker auf meinen Panzer! Frank war nicht umzustimmen, zu viele Männer krank. Die Nächte alleine treiben mich schon in den Wahnsinn, aber ZWEI WOCHEN!! Mit Schneider auf Streife, machen aus mir mit Sicherheit einen willenlosen Zombie! Danach bin ich reif für Heimaturlaub! Scheiß auf's Verkürzen, wenn ich dann nicht wegkomme werde ich WIRKLICH gewalttätig..
1. Dezember
Morgen früh geht's los. Panzer in Ordnung, die Jungs gut drauf. Schneider konnte die letzten Tage sogar sein Maul halten, weil er wußte was ihm sonst blüht. Hat gekuscht wie ein zahmer Welpe. Wollte noch mit Ida telefonieren, einfach ihre Stimme hören, hab aber nach dreimaligem Tuten aufgelegt. Verdammt, es tut einfach zu weh!
2.Dezember
Auf Fahrt. Alle sind konzentriert aber locker. Derbe Sprüche und alte Geschichten über BV. Mußte die Lautstärke sogar runterstellen, damit mir bei Schulz gellendem Gelächter nicht die Trommelfelle zerfetzten. Gerade erzählt er Schneiders letztes Abenteuer. Wie dieser ernsthaft behauptete, er könne sich nackt ins Schneetreiben stellen und sich in einen wunderschönen Schneemann verwandeln, einzig seine Möhre solle man noch sehen! Alle hielten sich den Bauch vor Lachen und selbst Schneider konnte sich nicht dagegen wehren. Wenn Schulz anfängt zu Schauspielern, ist er einfach nicht mehr zu bändigen. Z.Z. genieße ich einfach die Gegend. Sie ist umwerfend!
-Abends: Wachen aufgestellt und genieße Dosenfutter. Hab mir das mit Ida noch einmal durch den Kopf gehen lassen. Sie war in den letzten Monaten -auch schon vor dem Einsatz- viel zu viel allein. Und weiß Gott, dieses liebenswerteste aller Biester haßt nichts so sehr wie Einsamkeit. Ein freier Vogel fliegt. Aber warum mit Kai?! Scheiße, Kai ist einer von den Typen, die nichts auf die Reihe bekommen, nichts selber können, alles besser wissen und sich dabei wie ein König fühlen. Hätte sein Vater ihm keine Wohnung besorgt, der würde sich immernoch von Mutti den Arsch abwischen lassen. Sehr sexy... Wahrscheinlich hat er bei ihr diese Beste-Freunde-Ich-Versteh-Dich-Nummer abgezogen. "..ich weiß wie alleine Du Dich fühlst..", "..ich weiß genau wie bockig er manchmal ist..", "..klar, ständig will er mit dem Kopf durch die Wand und Kompromisse? Pah, er und Kompromisse?!" Und natürlich das ewige Number-One-Single-Wonder: "Hey, es ist völlig okay zu weinen!" Wie ich ihn hasse! MEINE Ida in SEINEM Arm und dazu sein dummes, selbstbewunderndes, schmieriges Lächeln!
Sie verdient besseres!
3. Dezember
Mittags erste Station in T. Die Bewohner waren zwar wie immer freundlich und zuvorkommend, aber irgendwie angespannt. Hab Lutz gefragt, ob er was raus bekäme, konnte aber auch nichts erfahren. Würde mich wirklich nicht wundern, wenn die wiedereinmal vor uns von einer Miliz gehört hätten. Hoffe, daß der Franzmann schlauer ist. Hab den Männern gesagt, sie sollten ihr drittes Auge offenhalten.
4. Dezember
Die Wettergötter haben sich gegen uns verbündet. Wind, Schnee und Nebel sind so stark, daß man nicht die Hand vor Augen, geschweige denn, den Abhang an der Straße sieht. Lutz hat sein Möglichstes gegeben und ist auf Nachtsicht weitergekrochen. Kommen also erst morgen zum Camp. Hab Schneider gefragt, ob er nicht kurz sein Möhrchen erfrischen wolle, bekam aber nur das Gegröle der Anderen mit. Lutz leistete sich mit Schulz über Luke eine erbitterte Schneeballschlacht. Hoffe die Jungs sind gesünder als Schneider.
5. Dezember
Endlich bei den Franzosen angelangt. Aufgetankt, Bäuche voll gefressen, Französische Playboys gekauft, zwei Stunden ausgeruht, nochmal versucht Ida anzurufen, aber diesmal nahm sie nicht ab. Warum auch immer. Die Franzosen wissen über eine Miliz auch nicht mehr als wir, hören aber schon seit Wochen Gerüchte darüber, daß die Gegend sehr unsicher geworden sein soll. Schicken uns ein Patroullienfahrzeug als Verstärkung mit. Schulz und Lt. Phillip, der sogar recht gut Deutsch spricht, erzählen sich gegenseitig Nationenwitze in denen jeweils die andere Seite schlecht dasteht. Wußte nicht, wie schlimm wir Deutschen doch sind..
6. Dezember
Nikolaus gefeiert und spärlich bekleidete Frauen mit Weihnachtsmützen im Panzer aufgehängt. Schulz und Phillip gehen die Witze wohl nie aus..
7. Dezember
Alle etwas angespannt. Zum einen schneit es schon wieder wie der Teufel und außerdem meinte Lutz er habe in der Nacht Stimmen gehört. Die Franzosen wollen nichts mitbekommen haben, standen aber auch etwas von uns entfernt. Trotzdem waren sie heute morgen nicht mehr so aufgekratzt. Versucht mit Schulz' Handy nochmal Ida anzurufen, hatte aber in dieser Ödnis keinen Empfang.
8. Dezember
Verdammt! In Z. angekommen, aber keine Menschenseele angetroffen! Einsam und ausgestorben, sieht so aus, als sei die ganze Stadt geräumt worden. Die Franzosen sind losgefahren um die Nachbardörfer zu durchsuchen. Versucht das Camp zu erreichen, aber entweder haben die nur Trottel am Funk, oder unsere Geräte spinnen mal wieder. Werd sie mal ausbauen.
-Abends: Scheiße! Ganz große Scheiße! Das 90er angeschmort und das 80er tuts einfach nicht. Karte in Ordnung, Sicherung in Ordnung, Platinen und Stecker sehen sauber aus, aber es gibt keinen Mucks von sich. Schneider kriegt's auch nicht hin. Warten auf die Franzosen. Langsam sollten sie kommen. Hab den Männer befohlen den Panzer diesmal WIRKLICH abzutarnen und keine von diesen Patchwork-Arbeiten zu hinterlassen, wo guter Wille, aber zu wenig Büsche am Werk waren. Außerdem Zweier-Wachen. Mal schauen, ob Lutz sich doch nur etwas eingebildet hat.
-Nachts: Die Franzosen sind wieder da. Sind förmlich in den Ort hineingekrochen. Zwei Stunden mit Phillip gesprochen. Entschuldigte sich dafür erst so spät zu erscheinen, aber zum einen hätte die Suche und Fahrerei bei dem Wetter sehr viel länger gedauert als gedacht, und zum anderen seien ihm beide Funkgeräte hops gegangen. A. und R. seien genauso verlassen, wie Z. In den Hütten etwas außerhalb von R. hätten sie allerdings noch einen wimmernden alten Mann mit dessen halbtoten Hund angetroffen, der jedoch nicht viel mehr von sich gegeben habe, als: "Wurdalaki.. Wurdalaki.." Die Fragen nach den Dorfbewohnern habe er schlichtweg ignoriert und sich, mit unvermuteten Kräften, gegen alle Versuche gewehrt ihn mitzunehmen. Als ich Phillip von meinen eigenen Funkschwierigkeiten erzählte, fluchte er nur leise vor sich hin und meinte, daß käme schon in Ordnung. Ich denke, nicht mal er selbst nahm sich das ab. Da die Handfunken auf kurze Entfernungen noch funktionieren ( sind eigentlich für mehrere Kilometer, aber hier taugen sie nur für ~dreihundert Meter ), haben wir sie auf den Panzern verteilt, um Kontakt zu halten. Verdammt, woher haben die Milizarschlöcher Störfunk? Und wer oder was ist Wurdalaki? Der Hund? Ein verlorener Sohn?
-3 Uhr? Schulz hat mich leise geweckt, muß doch noch eingeschlafen sei. Rotlicht, alles still. Ich versuche etwas zu sagen aber er hält mir den Mund zu. Ich verstehe nicht, was er will. Plötzlich ein Laut. Wimmern, Kreischen, Jaulen. Kann nicht genau sagen was es ist. Wölfe mit einer Portion sterbenden Pferdes? Pause. Dann wieder, mal lauter, mal leiser. Ich forme etwas mit meinen Lippen. Schulz zeigt mir zehn Minuten. Ich schaue mich um. Die Luken dicht sind. Was Lutz und Schneider machen, kann ich nicht sehen. "Funk?" zeige ich. Schulz schüttelt den Kopf. Sehe nichts durchs Peri und die Wärmebildkühlung wäre zu laut. Deute mit zwei Fingern auf meine Augen und Schulz winkt ab. Nichts gesehen. Etwas schabt am Panzer, pocht. Hier drinnen hallt es laut und metallisch nach. Fühle mich wie ein Kind bei Zelten, nur viel schlechter. Leise über BV:
"Schneider? Lutz?"
"Ja"
"Bin wach und hör' den Scheiß. Ganz schön spooky, wa?"
"Seht ihr was?"
Wieder Kratzen und Pochen.
"Einen Dreck seh' ich. Aber bei dem was ich hör', will ich glaub' ich auch nichts seh'n"
"Geht mir genauso. Klingt ganz und gar nicht nach verfickter Miliz"
"Also Jungs, wer oder was immer das ist, ich habe keine Lust hier weiter auf heißen Kohlen zu sitzen. Auf drei braten wir ihnen eins über. Dann: Motor an, Dauerfeuer und ab dafür! Die Franzmänner werden schon merken, daß wir uns verpieseln. Alles klar? Irgendwelche Einwände?"
"Scheiß Plan, aber ein Plan"
"Einverstanden"
"Jep"
"Eins.."
Hände an den Richtklinken.
"..Zwei.."
Draußen knallt die dicke Berta der Franzosen los.
"Verdammt noch mal, DREI!!!"
Die Waffen fliegen raus, Schüsse sprengen die Luft. Lutz setzt mit dem Panzer los, Schneider knallt mit der MP, ich schwenke den Turm. Mehr zur Drohung. Kurzes Schußgewitter am MG, dann wieder Stille. Nichts zu sehen nichts zu hören. Schalte das WBG an und warte bis es hochgefahren ist. Schulz gibt noch ein paar Salven ins Blaue ab, aber anscheinend ohne Erfolg. Das Wärmebild zeigt mir nichts, alles mehr oder weniger dunkelgrün. Kein Mensch, kein Fahrzeug, kein Tier. Nur die langsam wandernden Schatten der Bäume.
9. Dezember
Morgens, seltsame Stimmung. Haben das ganze Dorf und den umgebenden Wald auf den Kopf gestellt, aber keine Spuren, keine verlorenen Gegenstände gefunden. Eben nichts was auf unsere nächtlichen Besucher deuten würde. Diese Wichser hausen eben schon seit Jahren im Wald, sind gut drauf. Besprechung mit Phillip. Funk zum Camp ist immernoch unterbrochen, hielten es also eigentlich beide für die beste Idee umzukehren, um mit ein wenig französischer Luftunterstützung und ein paar mehr Panzern bei der Miliz anzuklopfen. Aber irgendwas in mir sträubte sich dagegen. Die haben uns gestern Nacht lediglich gehörig Angst gemacht; kein Schuß, keine Panzerfaust, keine gottverdammten Stinger. Die brüten was aus und wollen uns nur nicht hier haben. Scheiße, bin manchmal einfach zu neugierig, aber Phillip geht's ähnlich. Wollen das mit unseren Männern durchsprechen.
-Mittags: Hey, begeistert ist keiner, aber die Jungs zieh'n mit. Schneider, der Idiot, möchte schließlich auf Teufel-komm-raus irgendjemandem einen reinbraten ( mein Gott, seine Mutter muß bei ihm wohl alles falsch gemacht haben..), Lutz ist sowieso wahnsinnig ( zuckte nur mit den Achseln und meinte: "Sind wir Soldaten oder süße Pippi-Mäuschen?" bin von ihm aber auch nichts anderes gewohnt ). Schulz bleibt, weil er es haßt gefoppt zu werden (..grade er..). Naja, um Phillips Trupp steht's ähnlich, haben aber 'ne Münze geworfen und ich hab' verloren. Wie immer..
-Nachmittags: Phillip aufgebrochen. Bäuche vollgeschlagen, blieben dafür aber sicherheitshalber im Panzer. Man weiß nie. Schneider kann sein Maul nicht halten, liegt hoffentlich am Druck. Da tut 'Heldspielen' gut. Werden heute Nacht das WBG durchlaufen lassen, die wissen eh', wo wir sind. Diesmal geben wir ihnen ordentlich eins auf die Mütze!
-Nachts: Zwei von ihnen sind AUF dem Panzer! Scheiße, keine Ahnung wie die an uns vorbei gekommen sind. Bewegen sich wie Tiere da oben. Scheiße, selbst mein Hund klingt menschlicher! Dazu dieses verdammte Gebrüll, haben die halbtote Tiger auf Drogen?? Langsam wird's WIRKLICH ungemütlich. Aber solange ihre Freunde keinen Dosenöffner mitbringen, haben wir den 20mm-Trumpf in der Hand.
-Stellungswechsel. Entweder die springen von selbst ab, oder Lutz sorgt dafür!
-Mein Gott, langsam bin ich echt angepißt!! Lutz ist gefahren wie ein Henker. Ich dachte der Panzer bricht auseinander und die hocken da immernoch und kratzen den Lack ab. Sonst nichts zu sehen, nur zu hören. Jetzt wär genau der richtige Moment, um Phillip beweisen zu lassen wie gut der Franzmann schießen kann! So heißt's erstmal abwarten und teetrinken. Will nicht, daß die Bastarde uns mit 'ner Granate begrüßen. Schulz dreht ständig den Turm und ist ganz wild darauf, daß er einen vor's MG bekommt. Er haßt es, gefoppt zu werden!
-FUCK!! Erst reißen Mr. and Mrs. Unbekannt mit unglaublichen Kräften an den Luken - ich könnte schwören, die 100 Kilo Stahl hätten sich verbogen - machen dazu Geräusche, für die jeder Horrorfilm tausend Oskars bekäme und dann.. ..nichts!!!. Einfach gottverdammt rein garnichts!! Kein Mucks, keine Regung, einen Scheißdreck!
Bin gespannt, was die aushecken.
-Dämmerung. Immernoch ruhig. Die Jungs sollen schlafen.
10. Dezember
Die Luken SIND verbogen, die Griffe abgerissen. Was auch immer hier los ist, wir kommen erst mit Verstärkung wieder. Will nicht riskieren, daß die uns heute Nacht den ganzen Panzer aufreißen. Wenn wir durchfahren sind wir schon morgen abend im Camp.
-Absolute Dunkelheit, aber ich sehe sie. Der Wald ist voll von ihnen. Neben Phillips Panzerwrack, auf den Ästen, zwischen den Wurzeln. Überall dunkle Fratzen.
-Weiß nicht wie lange Schneider noch hat. Schlägt wild um sich und spukt genug Blut um drin zu ersaufen. Kostet uns unglaubliche Kräfte ihn davon abzuhalten, sich im offenen Bauch herumzuwühlen. Schreit und kreischt wie die. Schulz schießt was das Zeug hält. Hier türmen sich die Leichen.
-Schneider tot. Hat Lutz angesprungen und das Gesicht zerfleischt. Hab ihn abgestochen wie ein Schwein! Scheiße!!!!!
-Lutz lacht nur und faselt unverständliches Zeug. Sein Gesicht ist Matsch. Alles an ihm ist Matsch.
-Lutz tot. Wollte mich anfallen. Mein linker Arm im Arsch.
-Ruhe. Tritt ein und lasse alle Hoffnung fahren! Das war der letzte Schuß.
So also sind die letzten Sekunden?Minuten? meines Lebens: Zitternd und weinend vor Angst. Gott vergieb mir, wenn ich sterbe, dann nicht so!
-Hab's bis zur Lichtung geschafft. Liege nackt im Schnee. Mein Blut war mir zu warm. Alle stehen um mich herum und lachen und heulen und lachen und kreischen und reden auf mich ein. Der Herr ist mein Hirte! Alle sind sie da! Nur Ida fehlt! Ida, liebste Ida! Liebe meines Lebens! Lach nicht Fleisch! Lacht nicht Zombies! Fürchtet meine Klinge, denn sie ist gegen mich selbst gerichtet! Ihr habt keine Macht über mich! Hinfort mit euch Schatten! Ihr seid tot, ihr seid alle tot! Hört auf zu lachen! Der Herr ist mein Hirte! Es kriecht in mich hinein! Die Lust und das Fleisch! Ida, Liebe, Ida! Hilf mir! Bleib! Wo bist Du Ida? Warum kann ich Dich nicht sehen? Nutte! Nein! Doch! Nein, verdammt! Nichts liebe ich mehr als Dich! Gott ist mein Zeuge: Ida, ich liebe Dich!
Letzter Gruß
Es dämmert. Mein Gott, es dämmert! Die aufgehende Sonne taucht alles um mich in ein sanftes Traumrot, faltet ihre weißgoldenen Arme in Gottes Auftrag um die Welt, birgt sie in Frieden. Die Bäume! Die Bäume, deren kahle Äste den Strahlen kaum Widerstand bieten, zerstreichen sie lediglich zu geregelten Formen und einer Korona der Unschuld! Der viele Schnee! Fängt das Licht unberührt in seinen Kristallen, gibt es noch schöner, noch glänzender ab, faßt es in eine allerreinste Heiligkeit!
Und doch spendet mir die Sonne keine Wärme. Ida fehlt mir. Meine Ida. Tausend meiner Tränen zu ihrem Glück! Tausend meiner Tode für ihr Seelenheil!
Keine Ida!
Das Paradies muß eisig kalt sein.