Mitglied
- Beitritt
- 05.09.2006
- Beiträge
- 14
verspielt und selig
In einem Sandkasten aus orangem Plastik, in einem Garten, der alle Farben eines Garten kennt und geräumig für spielerische Abenteuer, in einer Straße, die ruhig und mit großen Häusern, wo mehrere Zimmer durchquert werden müssen, um zum Ziel zu gelangen, in einer Stadt, die behütetet fünfzig Jahre nach dem Krieg floriert. Ebendort entwirft ein Kind ein Kanal-, Tunnel- und Teichsystem. Der Entwurf wird mit jedem Schüppenschub, mit jedem neuen Aufschauen.
Es ist Sommer und der Regen ein Fremder in diesen Tagen dort. Der gelbe Sand zerrinnt an der Oberfläche in der Hand. Der weiter unten taugt mehr. Das Kind ist so beschäftigt, dass alles andere stören müsste, es aus dieser Welt herausholen würde. So ernst, dass kaum jemand noch daran zweifeln kann, dass Kind habe keine Vorstellung von dem, was es macht. So selbstverständlich, als wäre der Sandkasten der zweit normalste Ort zu sein für das Kind, nach dem Bett. Ab und an hustet das Kind. Nicht schlimm, sondern beiläufig. Als die Sonne neulich nur so aussah, als schiene sie warm, hatte es wohl nicht auf den Rat der Mutter gehört, sich etwas anzuziehen.
Neben dem Kind sitzt noch jemand. Er war von der Straße herein gekommen und hatte sich behutsam dazu gesetzt, als wäre es nicht seine Absicht gewesen, überhaupt mit dem Kind zu reden. Nach einigem Zuschauen fragt er nach dem Namen des Kindes, während jenes ungestört wie eh und je seine Tunnel gräbt. Das Kind antwortet und spielt. Dann aber fragt es zurück, wie er denn hieße.
„Ich heiße Tod, das ist mein Name“. Das Kind verlangsamt sein Spiel und stoppt und fragt, warum. Er erwidert: „Hat nicht jeder einen Namen?“. Einen Moment lang Pause. Doch das Kind scheint die Antwort hinzunehmen und begibt sich wieder an sein Spiel. Und so geht es weiter. Die Blätter liegen behaglich im Sonnenschein, dessen Licht sich rötet gegen Abend.
„Darf ich mitspielen?“ fragt der Tod nach einer Weile. Das Kind meint ja. Allerdings macht es keine Anstalten den Tod einzuweisen oder so etwas. „Was soll ich machen?“ Das Kind zuckt mit den Achseln. Es ist auch gar nicht mehr soviel Platz zu bespielen im Sandkasten. Von einem kurzen „da“ und „so“ doch noch angeleitet, fängt der Tod zu graben. Wenn er nicht wusste, wie es weiter gehen sollte, ahmte er einfach die Bewegungen und Überlegungen des Kindes nach. Und irgendwann dann rief die Mutter nach dem Kind.