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Verwirrung im Körper

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17.12.2002
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Verwirrung im Körper

12.07. Mittags. Herr M steigt die Treppe zur Tür von Frau U hinauf. Seine Zwangsneurosen sind mal wieder so schlimm wie nie zuvor. Die letzte Stufe vor der Tür geht er hoch und dann wieder runter. Im Gehirn von Herrn M herrscht Ratlosigkeit. Der Verstand meldet sich beim Großhirn: „Chef, diese Stufe sind wir bereits gegangen. Warum noch mal das Ganze?“
Großhirn: „Frag den Zwang. Der weiß Bescheid.“
Verstand an Zwang: „Warum zwei mal die gleiche Stufe gehen?“
„Man kann keine Stufe oft genug gehen.“, meint der Zwang nur.“
„Das sehe ich anders.“, erwidert der Verstand.
Zwang: „Mir egal. Großhirn, Fuß wieder eine Stufe nach oben setzen.“ Der Verstand mischt sich ein:
„Boss, dieser Befehl ist sinnlos.“
Zwang: „Chef, hör nicht auf ihn. Er weiß nicht, was er redet. Wenn du auf mich hörst, dann mach ich auch Überstunden.“
„Verstand, was sagst du dazu?“, fragt das Hirn.
Der Verstand ist empört. „Also, für diesen Quatsch mache ich keine Überstunden.“
„Siehst du.“, meint das Hirn zum Verstand.
„Fuß, einen Schritt nach oben.“
„Geht klar, Chef.“, entgegnet der Fuß. Nach diesem kleinen Zwischenfall setzt sich der Körper von Herrn M wieder in Bewegung Richtung Tür von Frau U. Als er davor steht, will er anklopfen. Da fällt ihm seine Krawatte ein. Kritisch prüft er ihren Sitz. Sie sitzt. Kollege Zwang meldet sich wieder zum Dienst: „Großhirn, bitte erneute Prüfung veranlassen.“
Großhirn: „Später vielleicht. Fürs erste sitzt sie.“
Zwang: „Ich will aber jetzt.“
Großhirn: „Dafür gibt’s dann aber Gehaltskürzung.“
Zwang: „Gut, dann lassen wir’s. Befehl zurück.“
Endlich klopft Herr M bei Frau U an. Diese tritt an die Tür. Sie schaut durch den Spion.
„Wer ist da?“, will sie wissen.
„Hier ist Müller.“, sagt Herr M. „Ich muss was mit Ihnen bereden.
Frau U bleibt skeptisch: „Worum geht’s denn genau?“
„Das lässt sich nicht so zwischen Flur und Wohnung bereden. Wollen Sie mich nicht erst mal reinlassen?“ Frau U macht widerwillig auf. Die Augen von Herrn M unterziehen Frau M einer genaueren Prüfung. Der Geschlechtstrieb ruft den Verstand an:
„Du, die sieht echt gut aus.“
Verstand: „Das tut im Moment nichts zur Sache.“
Geschlechtstrieb: „Das denke ich schon.“
Verstand: „Ich glaube nicht, dass du von denken eine Ahnung hast.“
Der Trieb ist beleidigt und zieht das Signal zur Anregung des Blutkreislaufes wieder zurück.
„Gehen wir ins Wohnzimmer.“, fordert Frau U den unangemeldeten Gast auf. Er folgt ihr bereitwillig und bewegt dabei seine Hand in Richtung seiner Hosentasche, wo er ein Klappmesser bereithält. Vernunft an motorisches Zentrum:
„Was hast du vor?“
Zentrum: „Ich weiß von nichts. Frag die Schizophrenie.“
Verstand: „Schizo, was hast du vor?“
Schizo: „Hö hö, das wüsstest du wohl gern, na? Warts einfach ab. Wird lustig, hö.“
„Die spinnt mal wieder komplett.“, denkt sich der Verstand nur. Die beiden Menschen sitzen nun auf dem Sofa. Frau U legt ihre Stirn fragend in Falten:
„Also, Herr Müller, was wollen Sie mir sagen?“
„Gut.“, setzt Herr M an. „Sie kennen doch den Herrn Burghardt.“ Das Langzeitgedächtnis appelliert darauf an das Großhirn.
“Wir kennen keinen Herrn Burghardt.“
„Frag das Kurzzeitgedächtnis.“, meint das Hirn. „Das kennt ihn bestimmt.“
Langzeit- an Kurzzeitgedächtnis: „Woher kennst du einen Herrn B?“
Kurzzeitgedächtnis: „Eigentlich kenne ich ihn gar nicht. Die Augen haben nur den Namen unten am Briefkasten gelesen.“
„Was redet der Mund dann da von ‚kennen’?“
„Frag die Schizo.“
Gedächtnis an Schizophrenie: „Schizo, was spielst du ab?“
Schizophrenie: „Alles nur Taktik. Eigentlich kennen wir den Herrn B auch nicht, aber das muss der Verstand ja nicht wissen.“
„...Sind ihnen denn in letzter Zeit einige Veränderungen an Herrn Burghardt aufgefallen?“, fragt Herr M und macht seine Hand bereit für das Messer in seiner Tasche.
Frau U schaut verwundert drein.
„Nicht, dass ich wüsste.“
Mittlerweile im Gehirn; Vernunft an Schizophrenie:
„Was hast du verdammt noch mal vor? Das Messer bleibt in der Tasche, klar?“
„Du hast hier gar nichts zu sagen.“, wehrt die Schizo ab. Jemand funkt in die Unterhaltung:
„Gehirn, ich muss dringend entleert werden.“
„Jetzt nicht. Es gibt gerade Wichtigeres als deine Entleerung.“
„Was gibt es bitte Wichtigeres als die Entleerung der Blase?“
„Unser Gast ist dabei, in Rage zu geraten. Er hat offensichtlich was vor. Nebenniere, bitte produzier Adrenalin und Noradrenalin.“
„Wie viel?“, will die Nebenniere wissen.“
„Volle Pulle!“ Die Blase schweigt wieder. Im Körper von Herrn M wird der Ausnahmezustand ausgerufen. Doch er lässt sich nichts anmerken und redet beiläufig weiter. Es kommt der Befehl vom Großhirn ans Bewegungszentrum:
„Hand, bitte Messer zücken und auf Frau U zu bewegen.“
Die Vernunft schaltet sich dazwischen:
„Dazu sehe ich überhaupt keinen praktischen Anlass. Es geht keine Bedrohung von dieser Frau aus.“
„Tut mir leid, ich habe meine Anweisungen.“, entschuldigt sich das Gehirn.
„Diese Frau wäre aber anderweitig sehr gut zu gebrauchen.“, argumentiert der Geschlechtstrieb.
„Sorry. Die Geisteskrankheit hat leider höhere Priorität.“
Jetzt wird die Vernunft langsam erzürnt:
„Schizo, welche Argumente sprechen deiner Meinung nach für diesen Akt des Grauens?“
„Was sind denn Argumente?“
„Gut. Warum machst du so was?“
„Ganz einfach. Weil wir verrückt sind und jetzt Bock auf einen Mord haben, ganz einfach.“
„Und warum?“
„Vielleicht, weil wir eine schwere Kindheit hatten?“
„Das ist noch lange keine Grund für diese Gräueltat. Ist dir überhaupt bewusst, in welche Zwangslage du den Gast bringen kannst?“ Dem Irrsinn reicht es.
„Ich habe jetzt kein Interesse an Diskussionen. Chef, fahr bitte die Hand aus.“
Großhirn: „Moment, ich habe da ein paar Störungen. Schalte um auf Kanal drei. Wer will mich sprechen?“
„Hier spricht die Erinnerung. Weißt du noch, was die Mutter von Herrn B mal gesagt hat?“
„Nein, was?“
„Du sollst nicht töten. Das steht in der Bibel.“
„Moment, da muss ich erst nachschauen.“, murmelt das Großhirn abwesend. Man hört es in seinen Bahnen klicken. „Stimmt, so ist es gespeichert. Als es das gesagt hat, kommt die unterdrückte Aggression hervor:
„Scheiß auf die Bibel. Ich habe mich das ganze Leben lang nur angepasst und untergeordnet. Damit ist jetzt Schluss. Zeit für Rache. Lass uns endlich mit der Arbeit anfangen.“
„Hör nicht auf sie. Sie hat sich nicht unter Kontrolle.“, ruft die Vernunft dazwischen.
Jetzt schreit die Aggression:
„Verdammt, ihr Spielverderber. Jetzt seid mal alle still. Ihr haltet nur den Betrieb auf.“ Das war wieder die Schizophrenie.
Großhirn: „Eigentlich haben sie ja recht. Ein Mord ist nichts Gutes.“
Aggression: „Nichts haben sie. Und vor allem: Was haben die schon für dich getan? Sie mit ihren Moralpredigten und Anstandsreden. Die haben doch nie was geleistet. Und wenn es spät wurde, waren sie die Ersten, die Feierabend gemacht haben.“
„Du hast Recht.“, stimmt das Großhirn zu. „Hand, bitte ausfahren.“
„Stop!“, schreien Verstand, Vernunft und Erinnerung im Trio.
Gehirn: „Ruhe da unten.“ Die rechte Hand schießt blitzartig mit dem Messer fest im Griff auf Frau U zu. Sie bekommt einen gigantischen Schreck. Zum Glück hat sie gute Reaktionen sowie genug Kraft, um sie fürs Erste zurückzuhalten. Somit gewinnt sie wichtige Lebenszeit. Genug Zeit für einen weitere Zwischenmeldung im Körper des potentiellen Mörders:
„Hier spricht die Abteilung für innere Sicherheit. Sie haben keine Befugnis, diesen Befehl auszuführen. Er verstößt gegen das Grundgesetz sowie sämtliche Konventionen.“
Das Gehirn gibt sich hilflos.
„Entschuldigung, aber der Befehl ist nicht in meiner Schaltzentrale entstanden. Er wurde in höherer Instanz beschlossen.“
Der Sicherheitschef wirft einen prüfenden Blick ins Innere der Hirns.
„Oh, das sieht nicht gut aus. Schwerer Befall von Wahnsinn. Harry:
„Hol den Krisenstab raus.“ Ein kleiner Helfer taucht zwischen den Gehirnwendungen auf.
Mittlerweile zittert Frau U vor Angst und Anstrengung. Lange wird sie nicht mehr durchhalten. Harry ist bereit für seinen Einsatz.
„Harry, unterbrich die Synapsenverbindungen zur Schizophrenie.“
„Kein Problem.“ Harry wirft den Anlasser der handlichen Maschine an. Die Hand von Herrn B kommt Frau U bedrohlich näher. Dass Gerät will leider nicht anspringen.
„Lass mich mal ran, Harry.“ Der Sicherheitschef übernimmt das Ruder. Das Messer berührt bereits den Ansatz vom Hals der Frau. Sie bekommt allmählich einen Krampf. Endlich läuft der Kasten. Mit zielgerichteter Präzision fährt der Chef die erkrankte Synapsenbahn mit einem Hochpräzisions-Mikropartikellaser in Flussrichtung ab. Es funkt und raucht im präfrontalen Kortex (Gehirnteil). Klein- wie Großhirn kennen sich nicht mehr aus. Der Wahnsinn schreit vor Schmerzen. Herr M zuckt zusammen und zieht seine Hand reflexartig vor dem verängstigten Opfer zurück. Rettung in letzter Sekunde. Frau U atmet erleichtert auf. Herr M fasst sich verwirrt mit der messerhaltenden Hand an den Kopf. Der Stich sitzt tief. Herr M ist tot. Frau U ist gerettet. Das war ein harter Einsatz für die Männer vom Gehirnrevier. Der Chef lobt seinen Angestellten:
„Gute Arbeit, Harry. Und hol schon mal den Wagen. Ich glaub, wir müssen raus hier.“
Frau U ist komplett am Ende.
„Jetzt brauch ich erst mal ein Bier.“
Mit diesen Worten verschwindet sie im Keller. Die Treppe war sehr rutschig.


Happy End?

 

Hallo Franky,

ich fand deine Geschichte so eine Mischung aus höchstwitzig und amüsant. Was du nicht ahnen kannst, ist, dass ich von jeher ein großer Fan dieser Geschichten bin, die einen menschlichen Blick ins Körperinnere werfen.
Ich glaube angefangen hat damals Otto mit seinen Sketchen, indem er kleine witzige Szenen im Innnern seines Körpers beschrieb.
Mir hängt seit mindesten 2 Jahren ein Plot im Kopf, der auch ausschließlich im Körper spielen soll und von daher fand ich deine Geschichte natürlich sehr spannend, weil ich es interessant fand, wie du es umsetzt.

Dabei ist mir eines aufgefallen, worüber ich mir bei meiner eigenen Geschichte schon den Kopf zerbrochen habe: in deiner Geschichte sind einfach zu viele Akteure als das man sich auf einen oder zwei bis drei näher einlassen kann.
Es bleibt kaum Zeit, dass sie sich von ihrer charakterlichen Struktur her entwickeln können, weil gerade, wenn man anfängt, sich an sie zu gewöhnen, taucht der Nächste auf und tut irgendetwas.

Dadurch bringst du eine etwas ungute Unruhe in deine Geschichte und man steigt nicht so tief mit ein, weil ja eh gleich noch wer auftaucht. Ich hoffe, du verstehst, was ich damit meine.

Es wäre vielleicht besser, wenn du weniger Protagonisten in deiner Geschichte als Handelnde hättest.
Wie auch immer grundsätzlich gefallen hat mir deine Story.

Aber nun zu einer für dieses Forum ja nicht unwichtigen Frage. Ich habe nämlich ein wenig Probleme gehabt, das Satirische deiner Geschichte zu erkennen. Vielleicht magst du mir das kurz aufzeigen, dann bin ich in der Lage, deine Geschichte unter deiner Intention besser zu erfassen und dazu auch kurze Stellung zu nehmen.

Lieben Gruß
lakita

 

Hallo Jo oder So

Danke für das halbe Lob.
Ich selbst finde auch nicht alles in diesem Werk so gelungen. Aber das hab ich alles spontan nach dem Mittagessen geschrieben und hab mir keine weiteren Gedanken über gewisse Unebenheiten gemacht, außer vielleicht Schreibfehlern. Ich finde, das macht das Ganze vielleicht auch ein bisschen interessanter. Mit dem ‚Wie nie zuvor’; da meinte ich, dass seine Neurosen noch schlimmer als das letzte Mal waren, also quasi wieder am schlimmsten, im Verhältnis zum letzten Mal (kapito? J) Einfacher kann ich’s nicht ausdrücken.
Wenn du mit lapidar ‚kurz und knapp’ meinst (gemäß Wörterbuch), so finde ich, dass das Ende vollkommen ausreicht. Der Leser weiß, dass der Mörder tot ist, die zu Ermordende gerettet (auch wenn sie am Schluss doch stirbt auf der rutschigen Treppe) und möglicherweise ein Happy End vorhanden ist, wenn man so will. Sonst noch Fragen?

PS: Dein Name ist sehr kreativ!

Bis dann,
Frank oder so

 

Hallo Lakita

Danke für deine positive Kritik. Hat mich echt gefreut, dass er dir dermaßen gefallen hat. Den Sketch von Otto, den ich auch genial finde, hatte ich beim Schreiben schon leicht im Hinterkopf verankert.
Weißt du sonst noch jemanden außer Otto, der sich mit so was befasste?
Die Sache mit dem ungeschriebenen Plot kenn ich. Das Beste ist, man setzt sich einfach mal hin und versucht, die Gedanken irgendwie umzusetzen, wenn auch nur stichwortartig. Denn im Kopf kann sich so ein Text nicht richtig entfalten.
Mit den Akteuren hast du schon bedingt Recht. Andernfalls weiß ich nicht richtig, wen ich weglassen könnte und wen ich näher ausleuchten sollte.
Was die Bezeichnung des Textes als Satire betrifft: Über die genaue Definition der Satire war ich nicht ganz im Klaren. Drum hab ich mal nachgeschlagen. Laut Lexikon ist die Satire
‚...eine Form der Kritik an individuellen, gesellschaftlichen und allgemeinmenschlichen Schwächen...’
Letzteres trifft auf meine Kurzgeschichte zu. Zwangsneurosen und abartige Triebe wie Mordlust zählen durchaus zu menschlichen Schwächen. Daher passt es schon.

Übrigens: Wenn du deine Geschichte wirklich nicht hinbekommen solltest, dann kannst du mir ja mal deinen Plot schicken, und ich versuche daraus eine Geschichte zu machen, mit weniger Darstellern; d.h., wenn du willst. Das Copyright würde bei dir bleiben. Ich wäre quasi dein Ghostwriter.

franksohler@gmx.de

 

:kuss:

Hallo franky,

Übrigens: Wenn du deine Geschichte wirklich nicht hinbekommen solltest, dann kannst du mir ja mal deinen Plot schicken, und ich versuche daraus eine Geschichte zu machen, mit weniger Darstellern; d.h., wenn du willst. Das Copyright würde bei dir bleiben. Ich wäre quasi dein Ghostwriter.

Sowas ist mir noch nie hier angeboten worden. Danke! Ich weiß im Moment noch gar nicht, was ich darauf antworten soll, denn, dass ich diese Plots in meinem Kopf noch überwiegend nicht umgesetzt habe, liegt schlicht am Zeitmangel und daran, dass ich mir größtenteils die Zeit nicht nehme.

Deine Frage, wer noch sowas gemacht hat, so ähnlich wie Otto, da fällt mir nur der Film von Woody Allen: "Was Sie schon immer über Sex wissen wollten aber nie zu fragen wagten" ein. Da gibt es eine Szene, die im Körper des Mannes stattfindet und die für meine Begriffe an hintergründigem Humor nicht zu übertreffen ist. (es geht schlicht um Sex mit einer Frau ;) )
Ich bin mir sicher, dass es aber in der Literatur davon noch mehr gibt. Bin aber nicht belesen genug, um dir da Tipps geben zu können.


Zu deiner Behauptung, dass deine Geschichte deswegen einen satirischen Inhalt hat, weil es sich um menschliche Schwächen handelt, kann ich dir nicht zustimmen. Zwangsneurosen und Mordlust würde ich nicht so umschreiben, sondern als Krankheit und Zwangshandlung umschreiben.
Aber auch darüber könnte man wohl trefflich streiten.

Was mir wichtig ist, dir klar zu machen, dass dies allein nicht ausreicht, eine menschliche Schwäche zum Anlass für eine Satire zu nehmen.
Dem Satiriker geht es ja nicht wertfrei ums Aufzeigen und Hindeuten auf eine menschliche Schwäche, sondern er beabsichtigt ja (wenn auch meist aussichtslos) damit eine Veränderung der Situation zu erlangen.
Das Hinweisen auf Missstände ist für meine Begriffe eher das Merkmal einer Satire. Missstände sind aus meiner Sicht aber immer Zustände, die auch anders laufen könnten.
Wenn du dir das Bein brichst, dann kämst du nicht auf die Idee über diesen Zustand eine Satire zu schreiben, wohl aber vielleicht kämst du auf die Idee darüber eine Satire zu schreiben, wie man verhindert, sich ein Bein zu brechen.
Zwangsneurosen per se und Mordhandlungen sind daher für mein Verständnis nicht satirefähig, wenn man die Kritik an der Tat oder der Krankheit selbst manifestiert.

Hoffe, ich habe mich verständlich machen können.

Ach so und noch ein Punkt zur Häufung deiner Akteure und damit Unübersichtlichkeit: vielleicht gelingt es dir, mit mehr zeitlichem Abstand ( so ergeht es mir meistens) nochmals den Text kritisch auf diesen Punkt hin zu beäugen.
Ich wollte dir auch mitnichten vorgeschlagen haben, dass du den Text kürzen sollst, sondern hatte es so gedacht, dass du den Inhalt auf weniger Protagonisten aufteilst.
Eine andere Möglichkeit wäre aber auch, (keine Ahnung, wie sich das dann liest) für jeden einzelnen Satz einen neuen Protagonisten aus dem Körper zu nehmen, so dass keiner ein zweites Mal auftaucht. Auf diese Weise versucht man als Leser sich gar nicht erst an die einzelnen Charaktere zu gewöhnen und deine Aussage wäre, dass eben unendlich viele Anteile im Körper bei einem Mord "mitreden".

Lieben Gruß
lakita

 

Hallo Lakita

Ein Danke reicht mir fürs erste.
Ich habe auch kaum Zeit, da ich noch zu viele andere Interessen und Pflichten habe, um allzu viel schreiben zu können. Aber ich denke, ich könnte es irgendwo unterbringen.
Die Szene von Woody Allen kenn ich auch, wo man im Inneren des männlichen Körpers sieht, wie der Penis bei Erregung ‚hochgekurbelt’ wird. Das fand ich auch den absoluten Bringer.

Ich hab verstanden, worum es dir geht und denke, du hast Recht. Vielleicht war ich beim Verfassen noch nicht ausreichend über die Merkmale einer Satire informiert. Eigentlich wollte ich auch mehr tiefenpsychologisch aufzeigen, was im Kopf eines Neurotikers und Mörders so vor sich geht, als den Menschen zu kritisieren. Auch Ratschläge, wie man am besten kein Mörder wird, wollte ich keinesfalls geben.
Komischerweise geht es mir ständig so, dass ich meinen Text keiner Kategorie so richtig zuordnen kann, ihn irgendwo reinstelle und dann von jemandem gesagt bekomme, dass er dort fehl am Platze ist.

Es wäre sicher interessant, noch mehr Akteure und diese dafür kürzer auftreten zu lassen. Dann allerdings könnte man die Geschichte auch „Verwirrung beim Leser“ nennen :). Ich werde trotzdem drüber nachdenken und gegebenenfalls einen Remix schreiben. Andernteils gefällt mir der Text auch so. Und ich muss ihn ja nicht verkaufen.

Was deinen Plot betrifft: Das Angebot steht. Würde mich echt freuen, deinen Text schreiben zu dürfen. Ich kann zwar nicht garantieren, ob er was wird (hab noch nie Auftragsarbeit gemacht), doch ich würde mich einfach mal daran versuchen. Ich würde es auch auf keinen Fall mehr bei 'Satire' reinstellen.
Mail einfach, wenns dir recht ist.

Netten Gruß,
Frank

 

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