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Verzweiflungstat
Verzweiflungstat
Mit zitternden Fingern öffnete Frank den Briefumschlag mit der Aufschrift Albano-Ass Club. War dies endlich die lang ersehnte Einladung, die ihn in die bessere Gesellschaft einführen würde? Wie oft hatte er sich bei Trabrennen vor dem Eingang des Albano-Ass Clubs aufgehalten, um wenigstens mal einen Blick auf die geschlossene Gesellschaft des VIP-Clubs werfen zu dürfen. Vorsichtig faltete Frank den Briefbogen auseinander und blickte voller Hoffung auf das Geschriebene. „Ich habe es geschafft!“ Mit Tränen in den Augen tanzte Frank durch sein Büro. „Wir freuen uns, Sie als neues Mitglied im Albano-Ass Club begrüßen zu dürfen.“ Frank las die Zeile immer wieder laut vor und lächelte dabei stolz über das ganze Gesicht. Am Ende des Briefes klebte eine rote Karte. Sie sah aus wie eine EC-Karte, nur das mit großen goldenen Buchstaben die Worte VIP und Albano-Ass Club aufgedruckt waren.
Frank fuhr mit seinem Wagen auf die Schranke zu und hielt seine neue VIP-Karte aus dem Seitenfenster. Der Pförtner nickte kurz und öffnete die Schranke. Ein wohliges Kribbeln stieg in Frank auf, denn bisher hatte er immer unten auf dem Massenparkplatz stehen müssen. Vorsichtig lenkte Frank seinen Mazda durch die Allee. Auf der linken Seite erblickte er einen wunderschönen Parkplatz, der mit Bäumen gesäumt war. VIP-Parkplatz stand auf einem großen Schild. Er parkte seinen Wagen zwischen zwei edlen Limousinen und stieg aus. Mit der Handfläche strich er über den Lack seines frisch polierten Wagens, der auf diesem schönen Parkplatz jetzt noch edler als zu Hause wirkte. Mit schnellen Schritten ging er auf das große Tribünengebäude der Trabrennbahn zu. Mit dem Fahrstuhl fuhr er bis ins dritte Obergeschoss. Von hier oben hatte er einen wunderschönen Blick über das Geläuf. Vor ihm lag ein langer Gang, der Club befand sich am hinteren Ende. Frank erblickte wie schon so oft die große Einganstür des Clubs. Die edle Holztür trug ein breites Schild mit der Aufschrift: „Geschlossene Gesellschaft“. Heute bleibst Du mir nicht verschlossen, dachte Frank und drückte den Türgriff hinunter. Der Geruch von Essen und Tabakrauch schlug ihm entgegen. „Kann ich Ihnen helfen?“, fragte eine junge Frau, die links neben ihm an einem runden Tisch stand. Nervös zupfte Frank seine rote VIP-Karte aus dem Jackett und legte sie auf den Tisch. „Herzlich Willkommen im Albano-Ass Club! Bitte setzen Sie sich noch einen Moment an die Bar, unser Herr Schlüter wird Sie dann abholen und zu Ihrem Tisch begleiten.“, sagte die Frau freundlich.
„ Danke!“, antwortete Frank und ging langsam auf die Bar zu.
An der Bar saßen noch vier weitere Personen. Ein junges Paar, das sich gerade ganz intensiv mit den Starterlisten beschäftigte und zwei ältere Frauen, die sich angeregt über die neusten Gucci-Taschen unterhielten. Frank war etwas unsicher, aber trotzdem unbeschreiblich glücklich heute in diesem Club zu sein. „Möchten Sie einen Prosecco trinken?“, fragte die Barkeeperin und lächelte Frank mit ihrem perfekt geschminkten Mund an. Er nickte kurz und blickte wieder durch den Raum. Dieser Club war wirklich sehr vornehm eingerichtet. Die breiten, hochlehnigen Sessel waren mit rotem Samt ausgeschlagen und… Plötzlich blieb sein Blick auf einer wunderschönen Frau haften. Sie hatte langes braunes Haar, ein sehr hübsches Gesicht und eine weibliche Figur. So eine Frau hatte Frank sich immer gewünscht, leider hatte es das Schicksal bisher nicht gut mit ihm gemeint. Seine bisherigen Beziehungen waren alle nicht von langer Dauer gewesen und die Partnerinnen auch nicht gerade attraktiv. Die dunkelhaarige Schöne hatte seine Blicke bemerkt, lächelte und kam langsam auf ihn zu. Frank wurde es heiß und kalt zugleich.
„Hallo, ich bin Vivian.“, sagte die Schöne mit sanfter Stimme.
„Ich bin Frank… Möchtest Du Dich setzen?“, antwortete er unsicher. Vivian nahm Platz und er spendierte ihr einen Drink. Es wurde ein wunderschöner Abend.
Mit einem lauten Piepton riss ihn der Wecker aus dem Schlaf. Noch ganz benommen rieb er sich die Augen. Der viele Alkohol und die Tabakluft des letzten Abends hatten ihm schwer zu schaffen gemacht. In seinem Kopf hämmerte es und seine Augen brannten. Außerdem gesellte sich noch ein flaues Gefühl in der Magengegend dazu. Das Leben als VIP war doch anstrengender als gedacht.
Das kalte Wasser aus der Dusche ließ Frank wieder richtig wach werden. Mittlerweile war es spät geworden. Hastig packte er seine Unterlagen zusammen und lief aus dem Haus.
Den ganzen Arbeitstag über dachte er an den Abend im Club, an die schöne Vivian und die tollen Menschen die sie ihm vorgestellt hatte. Es waren sogar Doktoren und Rechtsanwälte dabei gewesen. Frank spürte wieder dieses Kribbeln, er konnte es kaum erwarten wieder in den Club zu gehen.
An diesem Abend hatte er sich besonders schick gemacht, schließlich traf er sich heute wieder mit Vivian. Als er den Club betrat lächelten und winkten ihm seine neuen Freunde schon zu. Stolz schritt er durch den Club und setzte sich dazu. Vivian war auch schon da und lächelte ihm mit ihren verführerischen Lippen zu. An diesem Abend wurde er in die Geheimnisse der Pferdewetten eingeführt. Natürlich wollte er seine neuen Freunde beeindrucken und so setzte Frank gleich bei seinen ersten Rennen dreistellige Beträge. „Das macht doch nichts, am Anfang muss man eben etwa Lehrgeld zahlen.“, sagte einer der älteren Doktoren und klopfte Frank auf die Schulter. Mittlerweile hatte er nämlich schon bei fünf Rennen auf das falsche Pferd gesetzt.
„ Für heute habe ich genug gewettet.“, sagte er mit leiser Stimme und blickte unsicher in die Runde. Plötzlich stand Vivian auf, nahm einen Wettschein und hauchte ein Küsschen auf das Papier. Mit einem verführerischen Blick reichte sie es Frank und sagte: „ Mit diesem Schein hast Du bestimmt Glück.“
Es war drei Uhr, als er endlich wieder zu Hause war. Erschöpft ließ er sich in sein Bett fallen und dachte nach. Natürlich hatte er an diesem Abend viel Spaß gehabt, aber das viele Wetten und die Getränke waren doch ganz schön ins Geld gegangen. Wie gut das die Kreditkartenrechnung erst in einem Monat kommt, dachte Frank und schloss die Augen.
In den nächsten Wochen glich ein Tag in Franks Leben dem anderen. Morgens stand er mit einem Kater und einem schlechten Gewissen auf und kam zu spät ins Büro. Den Tag über arbeitete er unkonzentriert und seine Gedanken kreisten nur um die schöne Vivian, seinen neuen Freundeskreis und den Club. Abends saß er dann pünktlich um sechs im Albano-Ass Club und bestellt Champagner für sich und Vivian. Manchmal gab er auch den anderen schönen Frauen Champagner aus. Das gehörte sich so, in seinem neuen Freundeskreis. Gegen sieben begannen dann die Pferdewetten. Die Trabrennen wurden auf großen Flachbildschirmen aus der ganzen Welt übertragen. Man konnte hier im Albano-Ass Club sitzen und sogar bei einem Trabrennen in England mitwetten. Diese Welt faszinierte Frank. Er verfiel dem Rausch des Glückspiels und des leichten Lebens mit Haut und Haaren. Sein Leben drehte sich seitdem nur um die geschlossene Gesellschaft des VIP-Clubs, alles andere war für ihn bedeutungslos.
Wie so oft in den letzten Wochen, saß Frank mit Kopfschmerzen vor seinem Computer. Das Büro hatte er abgedunkelt. Plötzlich klopfte es an seine Tür. „Herein.“, antwortete er mit schwacher Stimme. Die Tür wurde geöffnet und sein Buchhalter betrat zaghaft den Raum.
„ Ich muss mit Ihnen reden, Chef. Wir haben ein ernsthaftes Problem.“ Frank deutete auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch und blickte den Buchhalter fragend an. „ Eine unserer Maschinen ist ausgefallen und wir bräuchten dringend Ersatz um die Lieferzeiten einzuhalten.“ „Kein Problem, kaufen Sie eine Neue!“, antwortet Frank großmütig und wendete sich ab.
„ So einfach ist das nicht, Herr Jenrich. Wir haben kaum noch Rücklagen.“ Der Buchhalter räusperte sich und blickte Frank ernst an. „ Ich möchte mich ja nicht in Ihre Privatangelegenheiten mischen, aber Sie haben der Firma in den letzten acht Wochen 280.000 Euro Kapital entzogen. Darf ich Fragen wo Sie das Geld investiert haben?“ „Das geht Sie gar nichts an!“, antwortete Frank forsch und deutete zur Tür. „ In meiner Firma bestimme ich wo das Geld hingeht, merken Sie sich das Herr Möller! Und jetzt kaufen Sie die Maschine und lassen mich bitte in Ruhe!“
Nach drei Gläsern Champagner dachte Frank nicht mehr an das Gespräch mit dem Buchhalter und seine Laune besserte sich. Er war im Albano-Ass Club und saß in seinem breiten Sessel. Zu seiner linken saß Vivian und rechts hatte eine andere Schönheit platz genommen. Frank fühlte sich einfach unbeschreiblich gut, noch nie zuvor wurde er von solchen Frauen begehrt. „Heute findet das höchstdotierte Rennen der Saison statt.“ flüsterte ihm Vivian zu und streichelte dabei über seine Hand. „ Ich weiß noch nicht, ob ich solange bleibe.“, antwortete Frank hektisch und blickte auf seine Uhr. Er durfte bei diesem Rennen auf keinen Fall mitwetten, der Mindesteinsatz lag bei 5.000 Euro. Plötzlich setzte sich Vivian auf seinen Schoß und blickte ihn an. „ Du kannst doch noch nicht gehen! Gerade heute, wo ich doch noch etwas Besonderes mit Dir vorhabe.“ Diesem Angebot konnte er
natürlich nicht widerstehen. Schon seitdem er Vivian zum ersten Mal sah, träumte er von einer Nacht mit ihr. Und vielleicht hatte sie das mit „etwas Besonderem“ gemeint?
Der Abend verlief ganz erfolgreich für Frank. In zwei Rennen hatte er auf das richtige Pferd gesetzt und 5.000 Euro gewonnen. Beschwingt von soviel Glück, füllte er den Wettschein für das Hauptrennen aus. Vivian saß wieder auf der Sessellehne und beugte sich verführerisch nach vorn. Sie machte ihn mit Ihrem tiefen Ausschnitt ganz nervös, verstohlen riskierte er einen Blick. Frank bemerkte nicht, wie sich die anderen über sein Verhalten amüsierten. „Du möchtest nur den Mindesteinsatz setzen? Sei nicht so bescheiden, Du bist doch ein richtiger Mann oder nicht?“, sagte Vivian mit zarter Stimme. „Oh, da hab ich wohl die Eins vergessen, es sollte 15.000 Euro heißen.“, sagte Frank hektisch und füllte seinen Wettschein weiter aus. Vivian blickte hoch und zwinkerte den Anderen zu.
Das Glück blieb ihm an diesem Abend nicht treu. Er verlor seinen Einsatz im Hauptrennen und auch Vivian hatte sich heute frühzeitig ein Taxi genommen. Sie hatte plötzlich Migräne bekommen. Enttäuscht und auch ziemlich angetrunken wankte Frank zu den Toiletten. Er schloss die Kabinentür und ließ sich auf den geschlossenen Toilettensitz fallen. Die Enttäuschung und das schlechte Gewissen sorgten für einen dicken Klos in seinem Hals. Er konnte sich nicht mehr zusammenreißen, er schluchzte laut und hielt sich die Hände vor das Gesicht. Plötzlich hielt er inne, bekannte Stimmen drangen an sein Ohr. „ Ich könnte mich jedes Mal kringeln vor Lachen, wenn ich seinen Blick sehe.“ „Es gibt doch nichts Amüsanteres als diese Neureichen.“ „Am Besten hat mir gefallen, wie Vivi ihre Verführernummer gespielt hat, sie wird auch immer besser.“ „Ja, genau. Und der Trottel hatte vor Scham schon Schweißperlen auf der Stirn. Was für ein naiver Typ.“ Frank schluckte, es fiel ihm schwer nicht in Tränen auszubrechen. Es war offensichtlich, dass die Männer von ihm sprachen. Vorsichtig spähte er durch das Schlüsselloch, um wenigstens einen der Männer zu erkennen. „Bin gespannt, wie lange es noch dauert bis wir ihn los sind.“,sagte der Eine und ging zur Tür. Frank erkannte nur ein graues Jackett und eine schwarze Hose. Doch als sich der Mann bückte, um seine Schuhe zuzubinden, erkannte Frank sein Gesicht. Es war Stephan, einer der Rechtsanwälte. Den anderen Mann erkannte er nicht. Als die Tür des Wachraumes ins Schloss fiel brachen die Tränen aus Frank hervor. Er weinte bitterlich. Irgendwie schaffte er es, sich ungesehen aus dem Club zu schleichen. Die Blicke der Anderen hätte er jetzt nicht ertragen. Als er in seinem Bett lag, dachte er noch mal über alles nach. Wieder kullerten dicke Tränen über sein Gesicht. Er war zutiefst gedemütigt.
Mit verquollenem Gesicht saß Frank am nächsten Morgen vor dem Computer. Er hatte jegliche Lebensfreude verloren. Plötzlich klopfte es an seine Tür. „Herein.“, sagte er mit schwacher Stimme. Sein Buchhalter kam herein und setzte sich vor seinen Schreibtisch. „ Es fällt mir sehr schwer, Ihnen etwas zu sagen.“ „Nun machen Sie schon!“, antwortete Frank mürrisch.
„Um mich kurz zu fassen, die Firma ist pleite.“
„Was? Und das sagen Sie mir erst jetzt?“ rief Frank wütend und sprang auf.
„Bitte bleiben Sie ruhig, Herr Jenrich. Ich habe es doch immer wieder versucht. Ich habe Ihnen auch die Bilanzen und Kontoauszüge auf den Schreibtisch gelegt, aber Sie haben sie wohl nie gelesen.“ Plötzlich wurde es Frank schwarz vor den Augen und in seiner Brust spürte er einen stechenden Schmerz. Mit einem lauten Stöhnen brach er zusammen und knallte unsanft auf den Fußboden. Er sah noch wie Herr Möller in Panik zum Telefon griff, dann wurde es schwarz.
Die nächsten Wochen waren die schwersten in Franks bisherigem Leben. Aus dem erfolgreichen Unternehmer im besten Alter, war ein gebrochener Mann geworden. Zwar erholte sich Frank recht schnell von seinem Herzanfall, aber das tröstete ihn nicht darüber hinweg, dass sein Leben ein Scherbenhaufen war. Er stand vor dem Nichts. Seine Firma musste er verkaufen, sein Haus ebenfalls und von dem bisschen Geld was er noch hatte konnte er sich gerade mal eine kleine Mietwohnung in einem schlechten Stadtteil leisten. Frank Enttäuschung und Trauer über sein Schicksal wandelte sich jedoch nach und nach in blanke Wut. Und so fasste er in dieser Nacht einen folgenschweren Entschluss.
Harte Regentropfen peitschten in sein Gesicht. Er stellte den Kragen seines Mantels auf und senkte den Kopf. Nur noch ein paar Schritte, dann hatte er sein Ziel erreicht. Die Gegend jagte ihm Angst ein, doch war ihr Besuch die einzige Möglichkeit, sein Vorhaben in die Tat umzusetzen. Endlich konnte er die Leuchtreklame erkennen. „L-Amour!“ Da weiß man doch sofort, in welchem Milieu man ist, dachte Frank und schritt auf den Eingang zu. „Um halb drei vor dem L-Amour.“ hatte der Mann gesagt. Frank sah sich unsicher um. Dunkelheit umgab ihn, nur die flackernde Reklame des Nachtclubs warf etwas Licht hinein. Plötzlich tippte ihn jemand auf die Schulter. „Sind wir verabredet?", fragte eine tiefe Männerstimme.
„Ja, ich glaube schon.“, stotterte Frank.
„Haben Sie das Geld?“
„Natürlich, einen Moment noch.“ Etwas ängstlich wühlte Frank in seiner Manteltasche und holte einen zusammengefalteten Umschlag hervor. „Es sind genau 2.000 Euro. Sie können ruhig nachzählen.“ Der Mann nahm hastig den Umschlag an sich, reichte Frank einen kleinen Karton und verschwand ohne ein Wort in der Dunkelheit. Mit zitternden Fingern öffnete Frank den kleinen Karton und blickte hinein. Das schwarze Etwas, was er da erblickte, sollte ihn bei den VIPs des Albano-Ass Clubs für immer unvergesslich machen. Ein Lächeln huschte über sein blasses Gesicht.
Mit großer Sorgfalt band er sich am nächsten Abend seinen Schlips um. Er war sogar extra beim Frisör gewesen. Denn heute war sein großer Auftritt im Albano-Ass Club. Heute würde er den VIPs zeigen, dass man einen Frank Jenrich nicht so einfach fertig macht. Pünktlich um sechs klingelte sein Taxifahrer. Noch ein kurzer Blick in den Spiegel und dann stieg Frank, in einen dunklen Mantel gehüllt, ins Taxi. Auf dem Weg zur Rennbahn streichelte er fast liebevoll über die schwarze Aktentasche in seiner Hand. Und wieder huschte ein Lächeln über sein Gesicht. An der Tribüne angekommen, gab Frank dem Fahrer noch ein großzügiges Trinkgeld und machte sich auf den Weg zum Fahrstuhl. Behutsam drückte er den Knopf und fuhr ins dritte Obergeschoss. Mit langsamen Schritten näherte er sich der Eingangstür und warf einen verächtlichen Blick auf das große Schild mit der Aufschrift „Geschlossene Gesellschaft.“ Er atmete noch einmal tief durch und öffnete die Tür.
Seine ehemaligen Freunde aus der feinen Gesellschaft blickten Frank erstaunt und auch etwas mitleidig an. Schließlich sah er nicht besonders gut aus. Seit seinem letzten Besuch hatte er rapide abgenommen, sein Gesicht war blass und hatte tiefe Falten. Da erblickte er Vivian. Sie war immer noch genauso schön, aber ihr Blick, mit dem sie Frank musterte, wirkte auf ihn abschätzig und voller Ekel. Vorsichtig setzte er seine Aktentasche auf den Tisch und öffnete sie wortlos. Ein letzter Blick in die Runde seiner ehemaligen Freunde und dann geschah es. Mit einer schnellen Bewegung holte Frank den Revolver hervor und schoss auf Vivian. Sie flog mit einem lauten Schrei zurück und knallte auf den Fußboden. Panik brach aus. Die Menschen sprangen auf und stürmten zum Ausgang. Seelenruhig blickte sich Frank um und suchte sein zweites Opfer. In der Nähe der Bar wurde er fündig. Stephan trug sogar das gleiche Jackett, wie damals im Waschraum als er sich über ihn lustig machte. Mit einem Lächeln im Gesicht legte Frank an und traf sein Opfer mit tödlicher Präzision. Stephan hatte keine Chance. Die Kugel durchbohrte sein Herz und sein Körper landete unsanft neben einem Barhocker. Mittlerweile war der Club leer, draußen ertönte schon der Klang der Polizeisirene. Frank beugte sich über den leblosen Körper von Vivian und sah in ihr hübsches Gesicht. Sogar tot war sie noch wunderschön. Er hauchte ihr einen Kuss auf die Wange und flüsterte: „Wir hätten so glücklich werden können.“
Als die Polizisten den Club wenig später erreichten fanden sie drei leblose Körper vor. Ein Toter lag neben der Bar, es war ein Mann in den Dreizigern. Die beiden anderen Toten waren ein Pärchen, das eng umschlungen in einem der breiten Sessel saß.
- ENDE -