Viel zu lange nur geträumt.
„Du bist heute 45 Jahre alt geworden. Wie stellst du dir denn deine Zukunft vor?“ Alle sahen Michael an. Er stand vor dem Ende seiner Therapie.
Michael zuckte mit den Schultern. Seine Haut an den Händen war rissig und kleine rotblonde Haare standen in Büscheln von den Fingerknochen ab. „Du musst doch wissen, ob du vom Leben noch was erwarten willst!“ Michael fuhr sich mit der linken Hand durch das Haar. Er schaute auf einen imaginären Punkt nach oben, die Augen schmal, pustete er eine rote Locke aus der Stirn. „Ich habe gesoffen und jetzt bin ich trocken. Ich weiß nicht was ich ändern soll, damit es mir besser geht. Mir geht es gut, glaube ich“, sagte er schließlich. „ Ich habe Freunde gefunden, die mir aus dem Sumpf geholfen haben. Ich habe gelernt, Hilfe anzunehmen, nein, sie auch zu suchen!“
„Hast du einen Traum, den du dir erfüllen möchtest?“ Michael lächelt. Seine Augen weiten sich, „Ich habe schon viel zu lange nur geträumt. Jetzt lebe ich endlich.“ Leise fügte er hinzu: „Ich freue mich auf meine kleine Tochter.“
Einen Monat später starb er. Der Herzinfarkt überraschte ihn, als er alleine in seiner Wohnung war. Diesmal kam jede Hilfe zu spät.