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Viel zu lange nur geträumt.

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06.12.2004
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Viel zu lange nur geträumt.

„Du bist heute 45 Jahre alt geworden. Wie stellst du dir denn deine Zukunft vor?“ Alle sahen Michael an. Er stand vor dem Ende seiner Therapie.
Michael zuckte mit den Schultern. Seine Haut an den Händen war rissig und kleine rotblonde Haare standen in Büscheln von den Fingerknochen ab. „Du musst doch wissen, ob du vom Leben noch was erwarten willst!“ Michael fuhr sich mit der linken Hand durch das Haar. Er schaute auf einen imaginären Punkt nach oben, die Augen schmal, pustete er eine rote Locke aus der Stirn. „Ich habe gesoffen und jetzt bin ich trocken. Ich weiß nicht was ich ändern soll, damit es mir besser geht. Mir geht es gut, glaube ich“, sagte er schließlich. „ Ich habe Freunde gefunden, die mir aus dem Sumpf geholfen haben. Ich habe gelernt, Hilfe anzunehmen, nein, sie auch zu suchen!“
„Hast du einen Traum, den du dir erfüllen möchtest?“ Michael lächelt. Seine Augen weiten sich, „Ich habe schon viel zu lange nur geträumt. Jetzt lebe ich endlich.“ Leise fügte er hinzu: „Ich freue mich auf meine kleine Tochter.“

Einen Monat später starb er. Der Herzinfarkt überraschte ihn, als er alleine in seiner Wohnung war. Diesmal kam jede Hilfe zu spät.

 

Tjaja, so kann es gehen. Muss man halt mit rechnen, dass sich der Gehalt einer Geschichte, und sei sie noch so kurz, scheu in die hinterste Ecke verkriecht. Versteh mich nicht falsch, das ist nicht per se uninteressant, wenn es eigentlich bergauf gehen sollte, aber jäh ein schroffes Ende findet. Aber so eine Tragik erzählerisch umzusetzen, finde ich braucht es an Ausführlichkeit, so kurz kann der Leser keine Identifikation aufbauen.

Herzlich willkommen hierzuboard. :)

-- floritiv.

 

Hallo Oleandra,

Ja, was floritiv schreibt, stimmt: Der Text ist zu kurz, um eine Identifikation mit dem Protagonisten zu ermöglichen.
Ein anderes Problem ist aber dieser halsbrecherische Umschwung am Ende. Erst erzählst du recht ruhig, im Dialog und dann... springt das Tempus ins Präteritum und - Zack! - bekommt der Leser eine Wendung verpasst, mit der er nicht rechnen konnte und die er kaum, vor allem gefühlsmäßig, nachvollziehen kann.
Wenn eine Pointe darauf basiert den Rest der Geschichte schlicht zu widerrufen (War ja alles bisher nur geträumt!) kann das praktisch nicht gut gehen.


Gruß,
Abdul

 

Hallo,

Eine Identifikation mit Michael wollte ich nicht erreichen. Ich wollte nur erzählen, dass ein Suchtkranker es geschafft hat und dass er am Anfang seines neuen Lebens stand.
Die Wende sollte die Fliegenklatsche sein. Du bist eine Fliege und siehst sie nicht kommen.

Danke für Eure Anregungen. Ich denke drüber nach.

O

 

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