Jeder zweite Mensch scheint Romane zu schreiben und diese bei Verlage einzureichen. Dies führt zu Unmengen von Einsendungen und die Chance, dass der Spreu vom Weizen getrennt werden kann, wird schwer, schwer, schwer.
Ja, natürlich wird es schwer. Ich hab doch gesagt: Die Vorauswahl übernehmen heute die Agenturen.
Aber es findet ja weiter eine Vorauswahl statt.
Die Verlage und Agenturen stecken sich nicht Finger in die Ohren, machen die Augen zu und singen "Lalala, wir nehmen gar nichts mehr".
Die meisten Verlage geben nicht einmal eine vorformulierte Absage heraus – wenn man nach einer bestimmten Zeit nichts hört, muss man dies als solche werten. Toll!
Ja, weil eben so viel Mist kommt ... Verlage sind auch nicht dazu da, um abgelehnten Autoren Feedback zu geben. Dafür gibt es Arbeitsgruppen.
Autoren sind furchtbar enttäuscht, wenn ein Verlag nur sagt: Wollen wir nicht. Da wollen sie eine Begründung. Wenn sie eine Begründung kriegen, fangen sie an mit den Lektoren zu streiten. Wenn ich Lektor wäre, würde ich auch niemandem die Absage begründen. Einfach nicht mein Job. Nur Konfliktpotential.
Wie viel Schrott es andererseits auf dem Markt gibt (hier im Forum häufig genug erwähnt), weißt du selbst. Und bitteschön, der lässt sich offensichtlich wunderbar verkaufen. Wo ist da das Qualitätsnadelöhr?
Also "Schrott" ist immer subjektiv. Bücher sind auf dem Markt, weil jemand gesagt hat: Damit kann ich Geld verdienen. Dann hat er dem Autor das Geld "vorgelegt" (daher Verlag) und in seinen Roman investiert.
Wenn einer von deinem Roman sagt: Ich glaube an ihn, ich werde Geld in den Autor investieren, dann ist das ein "Qualitätsnadelöhr".
Man kann dann subjektiv sagen: Ich glaube die Romane, die auf dem Markt sind, sind schlecht! Da sind wir im Geschmacksbereich.
Ich sehe bei vielen Autoren häufig den Satz "Es ist so viel Scheiße auf dem Markt, da ist auch noch Platz für meinen Roman" - ich bin da skeptisch. 1.) Ist oft der "veröffentliche Schrott" noch wesentlich besser als der unveröffentliche Schrott. Und 2) ist der "veröffentliche Schrott" meistens klar in einem Genre, während der unveröffentliche Schrott oft sowas ist wie "Entwicklungsroman, persönliches Schicksal usw." - also das ist wirklich was "böses Industrielles", dass die Buchindustrie eben Sachen mag, auf die sie einen Stempel kleben kann, und "unveröffentliche" Autoren sich gern damit rühmen, etwas zu schreiben, dass in "keine Schublade" passt (es passt meistens schon in eine, es ist nur eine unaufgeräumte, in der in den Ecken gebrauchte Taschentücher liegen und in die keiner gerne reinfassen will).
Meinst du mit „arbeite an dir“, eine buchmarktgerechte Schreibe erlernen?
Mit "arbeite an dir" meine ich: Versuch so zu schreiben, dass du Leser von deinem Text begeistern kannst. Wenn das "buchmarktgerecht" ist, dann ist das buchmarktgerecht.
Wenn du einen Text schreibst, den du toll findest, sonst aber keiner - hat er dann "Qualität"?.
Ich mein eigentlich nur: Wenn du eine Absage kriegst, arbeite am Text, nicht am ganzen "Drumherum".
Es gibt Foren, da sind Autoren, die haben hier 2 schwache Texte eingestellt, und in dem anderen Forum "arbeiten" sie jahrelang am großen Welterfolg als Schritsteller. Wie sie sich vermarkten wollen, was es für Themen gibt, was es für andere Autoren gibt, was es für Trends gibt, alles mögliche, nur geht es null ums Handwerkliche, sondern so eine Marketing-Industrie-Phantasie, wie man mit irgendwelchen Tricks und Skandalen und Twitter und Facebook zu einem Bestseller-Autor wird.
Und über das eigentlich Handwerkliche, das Schreiben, wird immer so ein Tüchlein gehängt. Furchtbar.
Ich denke: Wenn man wirklich herausragend schreiben und erzählen und eine Geschichte konstruieren kann, wird man auch Erfolg haben. Das können nur wesentlich weniger Menschen als sie selbst von sich annehmen (jeder 2. schreibt einen Roman und nur jeder 200.000 sollte es).
Ich glaube nicht: Jede Art von Qualität setzt sich durch. Sondern eine Qualität, die ein ausreichend großes Publikum anspricht.
Das heißt nicht, dass man nur trivial schreiben sollte für die Masse, das ist Quatsch. Aber Augen zu und durch und man schreibt etwas und beschimpft dann das Publikum, dass sie es nicht mögen oder die Industrie, dass sie das Genie nicht entdeckt - Qualität ist subjektiv und viele reden sich selbst ihre Texte schön, kann man alles hier im Forum in so einem Mikrokosmos sehen.
Ich selbst habe übrigens jetzt, ohne mich beworben zu haben (Kontakt über die Leseprobe auf meiner Autorenhomepage), ein Angebot für meinen neuen Roman von einem der größten Publikumsverlage bekommen. Meine Mutter hätte dazu gesagt: Mehr Glück als Verstand.
Dann viel Erfolg, wenn's klappt.
Ich würde mit solchen Jubeläußerungen immer warten, bis ich das Ding in einem Thalia auch in den Händen halten kann.
Ich fürchte da zerschlägt sich immer so viel, dass man mit solchen Aussagen warten sollte.
Wenn das alles klappt und du da mit Leseprobe und so - dann ist das toll für dich.
Es ist durchaus möglich, wenn ich mal in anderen Foren schau, da sind einige von Hobby-Schreibern zu hauptberuflichen Schriftstellern geworden, aber eben grade mit solchen "marktgerechten" Romanen, auf die man ein klares Etikett, einen Markennamen kleben kann.
Und man muss auch sagen: Die Leute kommen auch nicht aus dem "Nichts", sondern die sind sehr engagiert, sehr hinter dieser Idee her. Abi, Studium, Brotberuf, Autor. Da ist wenig Romantisches dran. Und wenn die nicht "Schriftsteller" geworden wären, hätten sie mit dem Ehrgeiz auch alles mögliche erreichen können.
Die Idee "Schriftsteller" zu werden, zieht natürlich auch viele Leute an, die eben diesen Ehrgeiz und diese Zielstrebigkeit nicht aufbringen können (und ohne das wird es nochmal sehr viel schwerer, fürchte ich).
Andere Leier wäre noch mal die ganze staatlich geförderte Schriftstellerei über Leipzig/Freiburg/Heidelirgendwas, Institute, Stipendien, Goethe-Institut, deutsches Haus, Stadtschreiberei, Bachmannpreis usw.
Kann man sich mal den Spaß machen und Lebensläufe von solchen Stipendien-Autoren googeln. In was für Töpfe da alles gegriffen wird.
Wenn man da erstmal drin ist, bleibt man auch drin, weil Stipendien gerne an Leute verliehen werden, die anderswo schon mal ein Stipendium hatten, weil niemand sich daraum reißt, selbst Qualitätsentscheidungen zu treffen.
Aber das geht jetzt auch alles viel zu weit weg.
Ansonsten hast du natürlich recht: Schreiben ist in erster Linie Handwerk und das will gelernt sein (wollte ich zu Beginn meiner Schreiberei auch nicht akzeptieren) und in zweiter Linie Arbeiten am eigenen Stil und auch das braucht Zeit.
Dann ist doch gut.