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Vollkommene Verführung
Ohne das Sterben ist die Lust eine reine Zeitverschwendung.
Die Vergänglichkeit des Lebens erst macht aus dem kurzen Vergnügen eine tiefgreifende Erfahrung. Wer es noch nicht ausprobiert hat, sollte es einmal wagen.
Ich verstehe Ihre Zweifel, Ihr Unbehagen – immerhin geht es um eine schwerwiegende Entscheidung, eine dramatische und lebensverändernde.
Lassen Sie mich Ihnen ein wenig unter die Arme greifen – so kurz vor Weihnachten. Sehen Sie es als ein Präsent einer offenherzigen Seele.
Hör zu – du Arschloch! Ich rede mit dir! Komm mit, oder lass es! Und hör gefälligst auf, mich so anzustarren.
Wenn du es nicht wirklich willst, dann hau´ ab! Verschwinde und belästige mich nicht mit deiner abscheulichen Anwesenheit.
Du glaubst, du bist cool? Abwarten!
Los! Steig´ ein! Nimm´ Platz und hör auf zu grinsen! Es steht dir nicht.
Wundere dich nicht über den Lärm. Es ist ein alter VW mit einem schwergängigen Getriebe. Natürlich sind dir die Flecken schon aufgefallen. Benutze einfach deine Fantasie.
Rauchst du? Ja, nein? Fick dich! Ich muss mir jetzt unbedingt eine anstecken. Das weitet die Poren und ich kann besser denken.
Ist für mich auch das erste Mal, dass ich einen Zuschauer dabei habe. Ha, das ist wie Holz mitnehmen in den Wald, verstehst du? So, als ob ... ach, Scheiß drauf! Du weißt, was ich meine.
Da vorne – siehst du das Haus. Das Gelbe – du Eierkopf. Genau. Da vorne wohnt die glücklichste Familie Deutschlands. Nein, kein Scheiß! Ehrlich, Mann! Da gibt es doch so ne Sendung – die verdammt glücklichste Familie Deutschlands und die haben gewonnen. Ein halbes Jahr war Spektakel um sie – unmöglich, näher, als zweihundert Meter ranzukommen. Aber jetzt – ja, jetzt ist es still um sie geworden.
Zeit, mein Lieber, ist unser Verbündeter.
Du willst wissen, wer sie sind? Du willst wissen, wie sie heißen und was sie so treiben?
Ich sag´ dir mal was: Zuviel Wissen macht dich anfällig für Schwächen – und Schwäche ist so ziemlich das Letzte, was du dir leisten kannst, kapiert?
Aber, ich zeig dir mal das Foto von der Kleinen. Da geht dir das Herz auf, was?
Ja, hast du gut erkannt. Sie ist jung, gerade mal vierzehn – ein richtiger Wonneproppen. Jazzdance und so´n Müll, kann sich bestimmt verbiegen wie ne Gummistange. Kannst du dir überhaupt vorstellen, was ich meine, du Schwanzlutscher? Stell´ dir nur mal vor, was du mit der alles anstellen kannst. Hä? Dämmert´s dir allmählich?
Versteh´ mich nicht falsch. Normalerweise steh´ ich schon auf etwas reifere Frauen, aber wenn alle Gesetze für dich nicht mehr gelten – und das tun sie nicht, sobald du die Macht übernommen hast, sobald du ganz alleine auf dich gestellt dem größten Abenteuer der Menschheit ins Auge blickst. Wenn niemand dich aufhalten kann. Keiner sich dir in den Weg stellen kann – dann bist du der Chef, verstehst du, was ich meine? Das ist Macht. So etwas lernt man nicht in der Schule und auch nicht, wenn man sich an die Regeln hält. So etwas lernt man nur, wenn man die Grenzen des Lebens auslotet. Du musst zum Grenzgänger werden.
Aber genug gequatscht!
Steig aus! Na, los! Mach schon, oder willst du zum Vorspiel dazugehören? Nein? Dacht´ ich mir doch.
Du fragst dich sicherlich, wie wir unbemerkt rein kommen. Du wirst es nicht glauben – durch die Tür natürlich, du Dämel. Benutz mal dein Schrumpfhirn oder die Klingel, je nachdem, was erfolgversprechender ist.
Nervös? Du zitterst ja. Herrgott! Ist das denn die Möglichkeit. Du sollst doch bloß die Klingel drücken – mehr nicht. Ich hab´ doch nicht verlangt, dass du jemanden den Arm brechen sollst, oder? Das heben wir uns gefälligst für später auf.
Also wenn du das schon nicht auf die Reihe bekommst, wie willst du denn die Nacht überstehen? Du kippst mir ja jetzt schon aus den Latschen.
Komm´! Geh zur Seite!
Ist kein Problem. Ich mach´ das schon!
Na, siehst du? Alles kein Problem.
Es klingelt. Schöner Klang – findest du nicht. Es klingt so fröhlich, so einladend. So, als ob sie wüssten, dass wir zu Besuch kommen.
Nun mach mal nicht so ein Gesicht!
„Hallo?“
„Ja – Guten Abend. Entschuldigen Sie die Störung. Wir – also ich und mein Freund hier hatten eine Reifenpanne und wollten fragen, ob wir vielleicht ihr Telefon benutzen könnten, um den Pannenservice anzurufen.“
„Äh, ja, aber natürlich. Selbstverständlich. Warten Sie einen Moment. Wir haben so ein Schnurloses.“
Schnurloses – so ein Mist, verdammter! Aber kein Problem, das kriegen wir schon hin! Hörst du? Das ist das A und O bei der ganzen Geschichte. Flexibilität. Du musst ständig bereit sein, auf das Unerwartete zu stoßen, kapiert. Ich meine, wenn ich jetzt so ein Schisser wäre wie du, wäre ich jetzt ganz schön frustriert. Würde herumjammern und den Schwanz einziehen, aber da ich clever bin und flexibel, kann ich damit umgehen und reagieren.
Das ist wichtig. Immer positiv denken. Wenn ich dich so ansehe, dann könntest du ne gehörige Portion Selbstbewusstsein gebrauchen. Bist bestimmt so´n Stubenhocker, der stundenlang alleine vor dem Rechner sitzt und ...
Still! Sie kommt.
„Bitte sehr. Haben Sie die Nummer? Ich kann Sie ihnen raussuchen.“
„Danke. Es geht schon. Au verdammt! Jetzt habe ich es doch glatt fallengelassen. Ich stehe wohl noch unter Schock! Schauen Sie nur, wie meine Hände zittern.“
„Ach, du liebe Güte. Sie Ärmster. Sie brauchen eine Decke und etwas Warmes zu trinken. Ich mache Ihnen einen Tee, der wird sie wieder auf Trab bringen.“
„Sie sind zu gütig.“
„Ich bitte Sie! Das würde doch jeder an meiner Stelle ... “
Jetzt schau mich nicht so vorwurfsvoll an. Herrgott! Was habe ich mir da bloß eingebrockt. War doch nur ein leichter Schlag – und wir sind drin, oder? Das ist doch die Hauptsache. Und jetzt mach dich mal nützlich und fessle sie.
Womit?
Ist das dein Ernst? Ich meine, wie konntest du überhaupt erwachsen werden, wenn du noch nicht mal fähig bist, die kleinsten Dinge selbst zu erledigen.
Nimm den Gürtel oder reiß ihr ein Stück vom Kleid ab. Ist doch lang genug und sie wird´s eh nicht mehr brauchen.
Nur keine falsche Scheu! Die bekommt nichts davon mit – vorerst zumindest.
Hübsche Beine hat sie, findest du nicht? Schön fest und weiblich und so. Spürst du es nicht auch in dir drin – das Verlangen, sie jetzt auf der Stelle zu nehmen?
Stell dir vor, du wärst allein mit ihr: Was würdest du nicht alles mit ihr anstellen können? Was würdest du nicht alles mit ihr anstellen wollen?
Halt dich zurück, Kleiner! Wir müssen uns noch um den Rest der Familie kümmern. Erst die Arbeit, dann das Vergnügen.
„Sind Sie endlich fort, Susanne? ... Wer sind Sie? Scheiße! Susanne! Was ist mit dir? Was haben Sie mit ihr angestellt? Schweine!“
„Sie ist okay! Kein Grund sauer zu werden. Ist nur etwas schläfrig geworden. Hey! Lassen Sie den Quatsch! Legen Sie das wieder hin!“
Scheiße! Steh´ nicht so blöd da rum! Der kloppt mir den Schädel mit so´m Scheiß Nudelholz ein.
Verdammt! Jetzt wird es echt unangenehm. Eigentlich wollte ich nicht mit der Knarre ... aber der Typ ist echt irre.
Boah! War das laut! Jetzt pfeift mir der Schädel. Dir auch? Oh, Mann! Ich glaube, ich blute – oh, verdammt, ja! Ich blute. So ein Mist!
Los komm´ schon du Traumtänzer. Der kann dir nix mehr tun. Der hat ´n Loch im Kopf.
Wir müssen die Kleine finden, bevor sie die Bullen alarmiert.
Sie ist nicht hier! Im Wohnzimmer ist niemand mehr. Schau´ hinter der Couch nach! Hinter den Gardinen! Unterm Tisch! Irgendwo muss sie doch sein!
Sie ist weg, ja? Bist wohl ´n ganz schlaues Kerlchen.
Das seh´ ich auch, dass sie nicht hier ist. Aber sie kann noch nicht weit weg sein. Los schau oben nach!
Was lachst du? Findest das wohl komisch, hä?
Es läuft nun mal nicht immer alles glatt, aber das ist auch die hohe Kunst, verstehst du?
Man betritt fremdes Terrain – einen unbekannten Ort und überall lauern Gefahren und Stolpersteine - nur, du musst dir vorher im Klaren sein, wie du dich verhalten wirst. So jemand, wie du, der stolpert hinein und guckt dumm aus der Wäsche, wenn es außer Planmäßig abläuft.
Soll ich dir was sagen? Du siehst aus, als schnappst du völlig über, ehrlich Mann!
Hör auf zu lachen, du Idiot! Glaubst wohl, ich habe das hier nicht im Griff, hä?
Aber pass auf!
Pass auf!
Ich werde jetzt ein kleines Feuerchen legen und dann verschwinden wir. Das ist mein Plan. Ein paar Flammen über die glücklichste Familie Deutschlands und schon sind alle Spuren verwischt.
Los! Gib´ mir deine Hand! Ich helfe dir rauf und dann können wir loslegen!
Shit! Ist das nicht das Nudelholz von vorhin. Was hast du damit vor? Na das nenn´ ich mal ´ne Überraschung.
Shit, shit, shit! Mein Schädel! Au, verflucht! Was ist bloß mit meinem Schädel passiert?
Und weshalb kann ich mich nicht bewegen? Meine Arme. Meine Beine.
Hey, Kleiner! Wie stehen die Karten? Kannst du mir sagen, was los ist?
Ach, gefesselt, sagst du. Na, ist ja prima. Dann bind mich gefälligst los, du Spatzenhirn!
Geht grad nicht, hä? Wieso nicht? Soll ich dir vielleicht noch erklären, wie das geht?
Und warum – zum Teufel – fühle ich mich so ... so beschissen? Als hätte ich Malaria oder so´n Scheiß!
Echt! Es fühlt sich so ... so Scheiße an!
Was sagst du? Ein Messer ... in meinem ... Au verdammt!
Da steckt ja ein Messer in meinem Bauch. Wie kommt das denn dahin? Hol´ es raus. Hol es ... verdammt! Warte! Nein! Ich glaube, das ist keine gute Idee. Hol´ einen Arzt! Das ist besser. Hol´ einen verdammten Arzt!
Jetzt brat mir doch einer einen Storch. Du warst das? Ha, das gibt´s doch nicht. Du hast mich abgestochen. Du verdammt blödes Arschloch hast mich abgestochen ... hast mich wie eine Weihnachtsgans abgestochen.
Wenn ich dich in die Finger kriege ... wenn ich mit dir fertig bin ... dann ... Mann! Finger weg von dem Messer, oder willst du, dass ich verblute?
Okay, langsam!
Ich habe kapiert. Verdammt! Hör auf, daran herumzuspielen! Das tut höllisch weh! Okay?
Ich hab´s kapiert! Du bist jetzt der Herr im Ring, richtig? Du hast die Macht! Du bist der Chef! Okay, okay!
Lass uns vernünftig darüber reden! Wir sind doch zwei erwachsene Menschen.
Was hast du jetzt vor?
Los sprich mit mir! Was hast du blödes Arschloch mit mir vor? Oh, verdammt! Entschuldige! Ich wollte dich nicht beleidigen ... ich ... siehst du, wohin das führt? Jetzt bin ich völlig von der Rolle. Oh, Mann!
Willst du Geld, Mann? Ne Frau? Irgendetwas? Ich kann´s dir besorgen, ehrlich! Ich lutsch deinen Schwanz, aber lass mich gehen, verdammt!
Hey, was ist das? Ist das nicht: Weihnachtsmucke? Klingt nicht übel. Aber, muss das unbedingt so laut sein? Man versteht ja sein eigenes Wort nicht mehr. Hey! Du Scheißtyp! Mach die Musik leiser! Hast du ´nen Knall?
Hey – verdammt -, das war nur´n Scherz, okay? Ist alles paletti.
Du hast was für mich im Keller gefunden. Ist ja ´ne tolle Sache. Ein Weihnachtsgeschenk? Scheiße! Ich will gar nicht wissen, was es ist. Lass gut sein, hörst du! Ich mache einfach die Augen zu, dann muss ich es mir nicht ansehen, oder?
BRAAAAAAAIIIIAAAAOOOO!
Fh ... fh ... eifhe Daf war ein Hammer, riftig?
...
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Verdammt, ich lebe ja immer noch. Was ist bloß los mit dir? Hat dich der Mumm verlassen? Sieh mich nur mal an, wie ich aussehe. Diese Stummel waren mal meine Beine. Oh Gott!
Was hast du mit mir angestellt? Wo sind meine Beine? Ich kann sie nicht sehen. Hey, Mann! Ich rede mit dir! Was hast du mit meinen Beinen gemacht?
Oh – sieh´ nur! Das ganze Blut! So ´ne Sauerei. Das ganze beschissene Blut hängt an deinen Klamotten.
Entschuldige, wenn ich dich beim Essen gestört habe, ehrlich, Mann! Kommt nie wieder vor. Aber, wo verdammt sind meine Beine? Was hast du mit meinen Beinen gemacht?