Guten Tag, minddoodle,
Was will dieser Text?
Eine alltägliche Situation und alltägliche Gesprächsthemen sind dem Erzähler Anlaß, ein paar allgemeine Gedanken abzusondern. Sein Motiv scheint unbestimmter Weltschmerz zu sein, diese Unzufriedenheit vielleicht, die einen heimsuchen kann, wenn man satt ist, gerade keine Lust auf die Tischrundenthemen hat, Rohkost langsam an den Rändern braun wird und einem einfällt, alles müsse doch verdammtnochmal bedeutender sein. Und das müßte es tatsächlich: Der Text ist fade, dabei auf eine seltsame Art lächerlich und traurig, da der Erzähler davon auszugehen scheint, er habe irgendwie mehr verdient oder mehr zu bieten.
Ich lese unterschwellige Ablehnung, Eitelkeit und Langeweile. Nichts also, das geeignet wäre, mein Interesse zu wecken. Und eine Geschichte lese ich auch nicht, stattdessen verwaschene, unbeholfene Konstruktionen:
ein leiser Anschlag eines Klavierhammers auf dem Nagelbett des Lebens.
Das ist urkomisch. Zuerst stellte ich mir die lackierten Fingernägel des Lebens vor.
Ok, Du meinst wohl so ein Fakirbrett, aber was soll mir dieser Vergleich?
Naheliegend wäre natürlich hier die allerprofanste Deutung: Das (unschuldige) Neugeborene wird ins (grausame) Leben gestoßen. Aber sieh Dir mal ganz sachlich an, was Du da geschrieben hast:
Ein Klavierhammer ist aus hartem Holz und mit Filz belegt. Ich stelle mir also vor, er träfe, schwach angeschlagen, auf Nagelspitzen, und zwar naturgemäß auf mehrere zugleich. Ich will jetzt gar nicht auf die interessanten baulichen Veränderungen am Klavier eingehen, die nötig wären, um diesen Hammer auf ein Fakirbrett hauen zu lassen, aber: Einen Ton im musikalischen Sinne ergäbe das nicht, höchstens ein kratziges Nachgeräusch, wenn die Nagelspitzen den Filz oberflächlich anfleddern würden (bei Billignägeln oder ausgeleierter Klaviermechanik wäre das der Fall). Wirklichen Schaden könnten sie nicht anrichten. Ein sinnloses Vergleichsbild, finde ich. Wenn es nicht klingt, warum dann ein Klavierhammer? Wenn es nicht wehtut, warum dann ein Nagelbrett? Du könntest ebensogut schreiben: Wie das Auftreffen eines Korkens auf einen Karnickelzaun.
Ein Wimpernschlag. Schwärze. Das bin ich, die 38 Jahre sind vergangen wie im Flug. Ich bin niemand, aber nicht ein Niemand. Das würde man sich wahrscheinlich einreden, wenn man jemand anderes wäre. Das Leben hat mich hierher getrieben, mit all seinen Facetten.
Das liest sich wie ein Mix aus Blumfeld und Groschenroman. So viele abgedroschene Formulierungen auf einmal! Dieses Ausweichen auf
man, wo
ich gemeint ist: Warum? Und der letzte Satz ist stilistisch komplett zerwurstet.
man erdreistet sich Vermutungen.
Das ist verkehrt. Man erdreistet sich höchstens, Vermutungen anzustellen. Oder man stellt dreiste Vermutungen an. Wo hier allerdings Dreistigkeit sein soll, weiß ich auch nicht, da keine Vermutung geäußert wird.
Oder aber man verwirft den Gedanken, warum dieser Eindruck während des Essens stattfindet.
Das ist auch kaputt. Eindrücke hat oder bekommt oder macht oder erweckt man. Sie können auch bleiben oder hinterlassen werden. Es gibt so viel, das Eindrücke können! Aber sie finden nicht statt, auch nicht während des Essens.
Der Wissende steht unter Spannung. Immer noch Schwärze.
Weder Wissen noch Schwärze noch Spannung konnte ich hier irgendwo finden. Vielleicht hättest Du mehr über die Käsesorten schreiben sollen.
Gruß,
Makita.