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Vom Rauchen und Wichsen

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15.03.2009
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Vom Rauchen und Wichsen

Mittlerweile hab ich schon nach dem Wichsen das Bedürfnis eine zu rauchen. Ich liege nackt und verschwitzt in meinem Bett und wische das Sperma von meiner Hand ins Laken. Die Schachtel Marlboro auf meinem Nachttisch ist schon lange leer. Mich trennen nur vier Treppen vom nächsten Automaten, aber ich bleibe liegen. Ich will mich nicht anziehen, will nicht aufstehen, will das Gefühl der absoluten Überlegenheit gegenüber dieser Welt nicht verlieren. Der Gedanke unsterblich zu sein lässt mich laut auflachen und ich bin mir der Absurdität meines Handelns durchaus bewusst.

Irritiert richte ich mich auf und sortiere meine Gedanken. Fühle meinen trainierten Körper, streichle meine Brust, massiere meinen Bauch. Ich überlege ob ich noch irgendetwas zu trinken habe. Wein. Bier. Whisky. Irgendwas um nicht herunterzukommen, um diesen Moment noch länger zu halten, um nicht mehr in die Wirklichkeit zurückkehren zu müssen. Nichts, als ein tropfender Ausguss.

Sie bumst wie der Teufel. Noch besser; sie will es überall rein haben, sogar zwischen die Brüste. Sie schluckt das Sperma als wäre es ein Allheilmittel. Genüsslich leckt sie sich danach die Finger noch ab und schaut mich frech und angriffslustig an. Sie spielt mit mir, das weiß ich. Es ist mir egal. Sie ist nur Fiktion in meinen Gedanken. Aber das reicht vollkommen aus.

Langsam verlässt mich das heroische Gefühl und ich merke, dass ich pissen muss. Ich lass es einfach laufen. Auf eine beängstigende Art macht es mich an, so in meinen Exkrementen zu liegen. Warm läuft es mein Bein herunter und sammelt sich in der Kuhle im Bettzeug, die durch mein Körpergewicht entstanden ist.

Ich bin nun vollkommen wach. Konzentriert. Tatendrang durchzuckt jeden meiner einzelnen Muskeln. Es ist spät. Die Nacht hat ihren dunkelsten Augenblick. Ich stemme mich hoch und gehe zum Fenster. Im Nachbargebäude brennen nur vereinzelte Lichter. Die Straße liegt ruhig und friedlich unter mir. Jungfräulich und unberührt, genau wie ihr Betrachter. Ich öffne die Balkontüre und lehne mich hinaus. Sofort spüre ich den kalten, scharfen Dezemberwind auf meiner Haut. Dann passiert es plötzlich, einfach so, ohne erkennbaren Grund. Ich bin nur noch ein Beobachter meiner selbst. Ich realisiere, wie sich mein Mund öffnet, wie ich tief einatme, wie ich meinen gesamten Körper anspanne und es laut und mit tiefer, heiserer Stimme aus mir heraus brülle: „Hey ihr arschgefickten Spasten! Ich habe gerade auf die ganze Welt gewichst. Ich hab euch Hurensöhne so richtig vollgespritzt. Und ihr fandet es geil. Ihr notgeilen Verlierer. Ihr Marionetten!“

 

Dieser Text ist ehrlich und unmittelbar. Allerdings nur bis zum letzten Absatz, der alles davor Geschriebene entwertet – bitte streiche ihn ersatzlos. Der Text spricht von der Einsamkeit und Träumen eines Mannes und wie er damit fertig wird: Alkohol, Zigaretten und Wichsen. Mitten in der Stadt, der großen Freiheit zu tun und zu lassen, was einem beliebt. Sehr schön.

 

Hallo Flashko,
wahnsinig dicht geschrieben, kein überflüssiges Wort. Gefällt mir.
Nur eine kleine Sache:

Sie bumst wie der Teufel persönlich
Der Teufel ist männlich. Ich würde also zumindest dieses "persönlich" streichen, oder einen anderen Vergleich einsetzen.
Der letzte Absatz ist nicht notwendig. Es sei denn, du willst unbedingt eine Gesellschaftliche Reaktion auf deinen Helden darstellen.
Gruß
Asterix

 

Hallo Flashko!

Es muss ja immer alles grellbunt sein, damit es sich von der Masse abhebt, die ebenfalls grellbunt ist. Bald muss man neue Wörter erfinden für das Wichsen, den Sex, die Exkremente und so fort, dann, wenn sie nichtmehr wirken.

Ich fände deinen Text schön, wenn er auch funktionierte, wenn du all diese Grellbuntwörter rausstreichen würdest.

Im Gegensatz zu den anderen finde ich den letzten Absatz durchaus okay. Es ist dem Protagonisten ganz einfach egal, was passiert: Es geht nur ums Grellbunte.

Naja. Textmäßig kann man noch viel bügeln. Paar Sachen:

Ich realisiere wie

Komma nach "realisiere".

Tatendrang durchzuckt jeden meiner einzelnen Muskeln.

Jeden einzelnen meiner ...

Man hört das drehen

Drehen

Schöne Grüße,

yours

 

Vielen Dank euch allen! Ich habe den letzten Teil gestrichen, es scheint ja auch so gut zu funktionieren!

Grüße, Fabian

 

Hey Flashko!

Hab jetzt die Geschichte nur wegen des Titels gelesen, nicht etwa wegen dem Wörtchen "Wichsen".
Ne Geschichte von mir hat von der Form her so einen ähnlichen Titel, das wars auch schon.

Zu deiner Geschichte: Vielleicht fehlt mir ein bestimmtes Körperteil, um das hier gut zu finden. Für mich ist das unvollständig, vielleicht ist es direkt und ehrlich, aber das Drumherum fehlt, jemand wichst sich einen, raucht, macht das Fenster auf und ferrisch.

Es ist ziemlich gut geschrieben, also stilistisch konnte ich deiner Geschichte viel abgewinnen, dein Stil ist sehr klar und deutlich, ich mag ihn, aber dein Text ist nur ein kleines Stimmungsbildchen und mehr nicht, ich hätte gerne mehr gelesen, sieh's als Kompliment.

JoBlack

 

Also der Text ist absolut spitze. Du hast wirklich sehr dicht geschrieben, hast alle Sinne angesprochen und man konnte sich in seiner Phantasie wirklich die Dinge ausmalen.
In einem muss ich Dion aber recht geben. Der letzte Absatz entwertet den Rest.
Gratulation zu einem solchen Text.

Gruß
KYrios

 

Kyrios, der letze Absatz, den Dion meinte, ist längst weg.

 
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Hallo Flashko,

nüchterne Sprache, die Welt eines Loosers, die immer so ein wenig den Geist von Charles Bukowski atmet (vermutlich unvermeidlich, wenn man so was schreibt), und dann ist der Text auch genau so, wie man es erwartet (und ein wenig befürchtet). Ich fand es nicht so umwerfend, vielleicht, weil ich schon zu viel in der Richtung gelesen habe, und irgendwann ist es so öde und langweilig, darüber zu lesen, wie jemand herumwichst, sich in seinem Dreck suhlt, vielleicht hin- und wieder mal Schlampen bumst, keine Kohle hat, raucht und säuft und die ganze beschissene Welt verachtet. Fehlt nur noch, dass im Radio Mahler läuft.

Der Unterschied ist immer der, dass man es Bukowski Texten irgendwie abgenommen hat. Aber halt nur denen.

Bin trotzdem gespannt auf deine nächste Geschichte. Oder vielleicht gerade deshalb ;-)

Herzlich willkommen hier am südlichen Ende der Couch.

Rick

 

naja, weil das, was den Prot umtreibt weniger mit der Gesellschaft zu tun hat, sondern nur mit sich selbst, einem pubertären Jugendlichen
(nicht wertend gemeint)

Gruß Schmidt

 

Ist ja witzig! Warum glaubst du, dass der Prot ein Jugendlicher ist? (Ist eine ernstgemeinte Frage, dass finde ich jetzt wirklich interessant!)

Und zur Gesellschaft: Der Prot lebt doch hier in einer Welt, die er nüchtern nicht ertragen kann, bzw. sie so nicht ertragen will. Durch den imaginären Sex versucht er seine Individualität zu finden, und nicht, wie die meisten Menschen in seiner Umgebung, einfach nur vor sich hinzuleben (siehe den Schlusssatz).

 
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Warum glaubst du, dass der Prot ein Jugendlicher ist?
deswegen:
Die Straße liegt ruhig und friedlich unter mir. Jungfräulich und unberührt, genau wie ihr Betrachter. Ich öffne die Balkontüre und lehne mich hinaus.[...] „Hey ihr arschgefickten Spasten! Ich habe gerade auf die ganze Welt gewichst. Ich hab euch Hurensöhne so richtig vollgespritzt. Und ihr fandet es geil. Ihr notgeilen Verlierer. Ihr Marionetten!“
"jungfräulich und unberührt" ist kein Mann, sondern ein unerfahrener Jugendlicher.

"archgefickte Spasten" hört sich auch schwer danach an.
Irgendwann, spätestens wenn oder bevor man selber Kinder kriegt, setzt man sich auch mal mit dem Thema Spastiken bei Kindern auseinander und dann benutzt man das nicht mehr als Schimpfwort(ist nicht vorwurfsvoll gemeint, nur so als tatsache)

Einen Gesellschaftsbezug kann ich nicht leugnen, aber den gibt es immer.
Speziell in Deinerr geschichte bleibt mir der aber ziemlich unklar, allein Beschimpfungen machen nichts deutlich

Andererseits erinnert mich die Wut des Prots an die eigene punertäre Phase.
dafür ist die geschichte ganz gut.
Gruß Schmidt

 

Erstaunlich. Einfach erstaunlich. Würde man einen Contentfilter über deine Story laufen lassen, so ließe das Ergebnis fast nur das Urteil "Schund" zu.
Dein Schreibstil gefällt mir allerdings sehr gut. Außerdem hat mich die Geschichte teilweise von einem (Ab)satz auf den anderen überrascht.
Einfach toll, wie du das Innenleben des Protagonisten darstellst.

 
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Nimm es mir nicht übel, Flashko,

aber für mich ist dieser etwas längere Absatz, denn mehr ist es ja nicht, der klassische Fall eines Textes, in den wesentlich mehr hinein interpretiert wird, als an literarischer Substanz vorhanden ist. Auch bei mehrmaligem Lesen kann ich nichts anderes entdecken, als einen pubertären Wichsfleck, ein verbruntztes Bettlaken, und etwas Zigarettenasche vom homophoben Marlboro-Mann. Was daran eine Geschichte sein soll, kann ich beim besten Willen nicht nachvollziehen.

Manuela

 

Hallo Flashko

mir gefällt die Sache. Die Geschichte ist direkt und ehrlich, hat Dion ja schon gesagt. Die Worte sind so gewählt, wie sie auch der Prot wählen würde, das ist genau richtig.
Rick erkennt überall Bukowski :)
Aber es ist nicht Bukowski, weil die Zeit eine andere ist. Es erinnert an Buck, ja. Aber so wie Bukowski Geschichten keinen mehr schocken, (man muss schon Feuchtgebiete lesen, um von Abartigkeit geschockt zu werden) schockt auch diese Geschichte nicht. Und ich glaube auch nicht, das Flashko schocken wollte, sondern erzählen. Buck ist alt, der Prot hier ist jung, wie jung auch immer, aber er ist jung, Buck ist hässlich, der Prot hier (hält sich wenigstens) für attraktiv. Und es ist eine ganz andere Zeit, in der Alkoholismus unter Jugendlichen ganz normal ist, Drogen und Perveritäten. In der Dichte der Großstädte wird man nicht mehr überwacht, kontrolliert. Man lebt anonym und kann, spätestens in den eigenen Vier Wänden, tun und lassen was man will. Der PRot hier ist frei und lebt es aus, er findet heraus, wie weit er selbst geht.

lieben Gruß

 

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