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Von der Bescheidenheit

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06.12.2004
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Von der Bescheidenheit

Als sich die Kinder um Spielzeug (ich glaube, es war ein Plüschelefant, auf jeden Fall ein Stofftier) stritten, saß Manfred kreuzbrav da, weshalb die Eltern entschieden, dass er der Besitzer der umkämpften Kostbarkeit werden sollte. Auch in der Schule drängelte sich Manfred nie sinnlos nach vorne, als man irgendwohin pärchenweise ging. In Sport, beim Sprinten war er schnell, aber niemals der Schnellste - immer zweiter, dritter, vierter.

In Mathe, in Physik, da laß er vor dem Unterricht mehr als erfordert und ließ den Lehrer durch seltene, kurze Antworten durchblicken, daß er mehr wusste, als man fragte, ohne in den zweifelhaften Ruf eines Strebers zu kommen. Später dachten die Lehrer, er hätte Potenzial, den er ungern zeigte, in Wahrheit aber arbeitete er daran, dieses Gefühl in ihnen zu erwecken.

Als er die Schule mit höchstem Erfolg beendet hatte, beschloss er, ein Offizier zu werden - und weil seine Vorgesetzten seiner Art wegen dachten, er sei zuverlässiger und aufrichtiger als andere, ihren Ehrgeiz offen verkündende Soldaten, wurde er auch schon bald ein General.

Als solcher nahm er an einer Militärverschwörung teil, wollte sie aber nicht anführen, und wurde dementsprechend auch nicht Diktator, sondern bloß einer seiner Helfeshelfer. Still wie Manfred war, überlebte er auch die Säuberungen, die der frischgebackene Autokrat nach seiner Machtergreifung unter den ehemaligen Mitverschwörern veranstaltete. Später fiel auch der einem Attentat zum Opfer.

Nach einer Mischung aus Trauer und Erleichterung trat unser Manfred mit allgemeiner Zustimmung als der Unbefleckteste unter den Politikern seine Nachfolge an. Sofort befahl er den Bau einer Pyramide für sich, die nicht ganz so groß wie Kheopsens, aber doch schon etwas höher als Khephrens werden sollte - denn einer wie Manfred hatte Anspruch auf eine ordentliche Bestattung.

Statt seiner ließ er aber diesen Stoffelefanten in sein Sarkophag legen, während all die Medien Lügengeschichten über seinen Tod verbreiten mussten - er selbst aber verbrachte den Rest seines Lebens auf einer kleinen Südseeinsel mit sich und seinem betont-bescheidenen Palast zufrieden.

 

Hallo Anton,

deine Geschichte hat mir sehr gut gefallen, weil sie von einem typischen Opportunist und Mitläufer handelt, von dem die Öffentlichkeit nichts mitkriegt, weil er alles kalkuliert. Nein - er ist sogar schon so geboren! so funktionniert das also in der Welt der Mächtigen...

Es ist dir so gut gelungen, ein Bild von der Falschheit in der Welt dieser Mächtigen zu zeichen, dass ich richtig Agressionen gegen Manfred habe!


Manche Fehler sind dir unterlaufen, so dass ich ein paar Sätze zweimal lesen musste, um rauszufinden, was da nicht stimmt

Zitat:

Als sich die Kinder
und
als man sich irgendwohin pärchenweise
Wenn - oder?

"Helfersehelfern" - heißt das nicht Helfeshelfer? Auf jeden Fall muss das "n" am Ende weg.

las er vor dem Unterricht mehr, als erfordert, und
- mindestens das erste, wenn nicht auch das zweite Komma weg!

Seltsam wird die Geschichte für mich vor allem durch die vermischten Zeitepochen - zuerst denkt man es handelt im Heute, dann kommt die Pyramide ins Spiel und am Schluss berichten die Medien über ihn...

statt seiner ließ er diesen Stoffelefanten in sein Sarkophag legen
ich fände besser "jenen" Stoffelefanten

Gruß, juhulala

 

noch ein Komment zu Titel:


Ziemlich großkotzige Bescheidenheit - oder?! ;)

juhulala

 

Hallo Anton!

"Als sich die Kinder um Spielzeug (ich glaube, es war ein Plüschelefant, auf jeden fall ein Stofftier) stritten, saß Manfred kreuzbrav da" - Wenn du es so schreibst, kann Manfred selbst kein Kind sein. Als sich die anderen Kinder stritten.
Klammern sind generell unschön, das kannst du auch anders lösen.
Außerdem: Wer ist "ich"? Der Erzähler? Warum weiß er dann nicht, um was es sich handelt?
Auf jeden Fall.
Mein Vorschlag: Als sich die anderen Kinder um ein Stofftier stritten, saß Manfred kreuzbrav da.

"durch seltene, kurze Antworten durchblicken," - WW durch. Passt ohnehin so nicht: Ließ ihn durch Antworten durchblicken. Ich empfehle weniger Nebensätze.

"Potenzial, den" - Das Potenzial, nicht der.

"beschloß" - Da du beim Potential der neuen Rechtschreibung folgst, beschloss.

"einer seiner Helfershelfern." - Einer seiner Helfershelfer.

"Statt seiner ließ er aber diesen Stoffelefanten" - Auf einmal weißt du doch so genau, daß es ein Elefant war?

Also ich finde diesen Text scheußlich. Du zählst da ein paar Begebenheiten aus Manfreds Leben auf, das ganze ziemlich abstrakt (die Pyramiden!), aber mehr auch nicht.

Grüße
Chris

 

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