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Von Drachen und Wind

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23.01.2007
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Von Drachen und Wind

Ihr kleiner Körper sah zerbrechlich aus und leicht wie eine Feder, trotzdem sank sie tief in das Kissen ein. Ich sagte, dass heute ich als Schwester bei ihr sei, weil eine Kollegin krank geworden war. Sie nickte nur. Als ich sie nach ihrem Namen fragte, antwortete sie mit brüchiger Stimme »Maria«.
Ich bot ihr an, einen Kakao von der Station zu holen. Sie sagte ja, sie würde gerne einen haben, aber es könne sein, dass er wieder rauskäme.
»Wir können es ja mal probieren.« Maria lächelte.
Ich ging in die Küche, besorgte eine Tasse, schüttete Kakaopulver hinein und achtete darauf, dass die Milch nicht zu heiß war. Zurück im Zimmer setzte ich mich auf die Bettkante. Maria blickte durchs Fenster, es war Herbst und Blätter wirbelten durch die Luft.
»Du bist nicht wie die anderen. Oder wie Mama. Sie bringt mir keinen Kakao. Sie fragt immer nur, wie es mir geht und weint viel. Ich glaube, sie ist traurig, weil es mir schlecht geht.«
»Naja, sie macht sich sicher Sorgen«, sagte ich.
»Ich will nicht, dass sie sich Sorgen macht.«
»Warum denn nicht?«
»Keine Ahnung. Sie soll lachen und nicht traurig sein.«
»Hast du ihr das mal gesagt?«
Sie schüttelte den Kopf. Natürlich habe sie nicht. Wie denn auch? Sie sei ja ihre Mama, sie verstehe nicht. Dabei ballte sie ihre Hände zu Fäusten und versteckte sie unter der Bettdecke, als sie meinen Blick bemerkte.
»Ich hoffe, mein Herz schlägt bald wieder richtig. Dann muss niemand mehr traurig sein. Glaubst du, es tut weh, wenn sie mir ein neues geben?«
»Nein«, versicherte ich ihr. »Dann schläfst du tief und fest und spürst nichts.«
Wieder schwieg sie. Nach einer Weile langte sie in ein Fach ihres Beistelltisches und holte einen kleinen Papierdrachen hervor.
»Das ist Egon. Papa hat ihn mir geschenkt. Er sagt, er will ihn mit mir steigen lassen, wenn ich wieder raus komme aus dem Krankenhaus. Aber ich weiß nicht, wann das sein wird. Vielleicht dauert es noch lange. Aber Egon braucht Wind, damit er fliegen kann. Vielleicht kannst du den Wind fangen? Damit ich ihn im Zimmer steigen lassen kann?«
Ich blickte sie erstaunt an, doch in ihren Augen lag ein solch tiefer Ernst, dass ich erschrak. Langsam schüttelte ich den Kopf.
»Nein, Maria. Niemand kann den Wind fangen.«
Sie senkte den Blick. »Aber wie kommt er dann hier rein?« Mit einem Mal kam sie mir noch zerbrechlicher vor.
»Ich habe eine Idee. Der Drache ist klein, wollen wir ihn vor dem Fenster flattern lassen?«, fragte ich.
Sie schüttelte energisch den Kopf. »Mama sagt, dass das Fenster geschlossen bleiben muss. Wegen meinem Herzen, sagt sie. Damit es nicht schlimmer wird.«
Eine Weile sagte niemand etwas. Sie tat mir so leid.
»Kommst du mich manchmal besuchen und bringst mir Kakao?«, fragte sie schließlich.
Ich lächelte. »Klar.«
Ein paar Tage später war Maria still. Der Kakao wurde in der Tasse kalt und ich wusste nicht, ob sie ihn lediglich nicht trinken wollte, oder ob ihre Hand zu schwach dafür war. Also hob ich ihn ihr an die Lippen und sie nippte daran, hustete jedoch gleich wieder und sank dann tiefer als zuvor in die Kissen zurück. Auf eine erschreckende Art kam mir Maria alt vor.
»Sie haben gesagt, ich kann bald raus«, flüsterte sie.
Das ist ja wunderbar, sagte ich. Maria nickte und ein Lächeln flog über ihre Lippen.
»Ja«, sagte sie. »Dann lasse ich Egon steigen. Mama wird auch da sein und Papa wird mir helfen, weil ich nicht schnell genug laufen kann. Und keiner wird mehr traurig sein.«
Eine Weile schwieg sie. Dann sprach sie mit leiser Stimme weiter.
»Egon hat einen Riss. Ich habe ihn heute Nacht im Bett gehabt und jetzt ist er kaputt. Vielleicht hab ich das mit dem Finger gemacht. Nimmst du ihn und klebst ihn? Und bringst ihn morgen wieder, ja?«
»Klar«, antwortete ich und nahm den Drachen an mich.
Am nächsten Tag war Maria weg. Auf der Station erfuhr ich, dass sie in der Nacht gestorben war.
Eine ganze Weile stand ich im nun leeren Zimmer, klammerte mich an den kleinen Drachen und blickte aus dem Fenster. Konnte nicht glauben, was geschehen war. Auf dem Beistelltisch stand noch die Kakaotasse vom Vortag. Ich trug sie in die Küche und spülte sie. Dann ging ich zurück ins Zimmer und trat ans Fenster. Langsam umfasste ich den kühlen Griff und drehte ihn. Eine Brise zauste meine Haare und ich spürte die Kälte des Herbstes, roch die feuchte Luft. Dann warf ich den Drachen hinaus. Eine Böe erfasste ihn und trug ihn davon, höher und höher, bis er aus meinem Blickfeld verschwand.

 

hallo Yours, eine traurige Geschichte, schlicht und leise ohne grosses Drama. Ob sie mir so richtig gefallen hat ? hm....Am Anfang wurde mir ziemlich schnell klar, dass deine kleine Prot sterben würde. Aber gut, es muss ja nicht immer ein Überraschungseffekt am Ende sein. Manchmal sind Geschichten ja auch einfach nur ein Venil für Themen die uns bewegen. Daher war deine Geschichte für mich jetzt kein ganz grosses Kino oder aussergewöhnlich gut. Aber ich kann auch nicht sagen, dass sie mir nicht gefallen hat. Konstruktive Kritik, was ?!:schiel: Mal sehen, was die anderen so sagen. lg Engelchen

 

Hallo yours,

Jede meiner Bewegungen verfolgte sie mit ihren wässrigen Augen und nahm sie in sich auf, als wäre ich eine willkommene Abwechslung im Alltag der Kinderstation.
Ein Satz, der furchtbar ungelenk ist und die vielen Pronomen verwirren. Den würde ich ersatzlos streichen. So einKnäul gleich zu Beginn wirft den Leser raus.

Ich erfuhr nie, wer Marias Eltern waren. Ich habe sie nie gesehen oder gar getroffen. Aber manchmal, wenn ich in geschlossenen Räumen bin und die Luft stickig ist, dann reiße ich die Fenster auf und denke an Marias Frage, ob man den Wind fangen kann.
welchr Funktion hat dieser letzte Absatz? Den würde ich ersatzlos streichen, der Absatz davor ist doch ein sehr gelungenes Ende.Das hier wirkt aufgesetzt. Weswegen sollte sie dnn auch erfahren, wer die Eltern waren? Dieses Nie klingt arg dramatisch. Und weshalb sollte sie über die titelgebende Fragenachdenken? Das ist zu dick.

Abgesehen von diesen Schnitzern hat mich deine kleine Geshcichte berührt. Rührselig, mögen einige Kritiker sagen, aber für mich hat es funktioniert, ohne dass ich mich zu sehr gedrängt gefühlt habe, nach dem Motto: Jetzt hab doch endlich Mitleid mit dem Mädel!
Traurig, dass solche Geschichten unter Alltag gepostet werden (müssen).

grüßlichst
weltenläufer

 

Hallo Engelchen!

Danke dir für deinen Kommentar. Ja, sie muss schon sterben, wenn es auf diese Weise beginnt. Ich glaube, man wäre enttäuscht, würde sie überleben. Danke auch fürs Lesen!


Hey weltenläufer!

Den Anfang hab ich geändert. Ich wollte die Kinderstation drinhaben, damit früh klar wird, dass es sich bei Maria nicht um eine ältere Frau handelt, sondern eben um ein Kind. Ich denke aber, so, wie ichs jetzt hab, funkionierts auch. Man wird ja immer etwas eigenblind, wenn man den Text selber oft liest. :)

Der letzte Absatz, ja. Er ist schon arg viel Pathos drin. In einer älteren Version hörte die Geschichte mit dem Absatz davor auf. Aber mir fehlte dann was. Es war mir nicht rund genug. Mir war wichtig zu zeigen, dass es weiterhin Bestand hat im Denken der Schwester. Dass sie darüber nachdenkt.

Hm. Wie soll ichs sagen? Als mir die (imaginäre) Schwester die Geschichte erzählt hat, war sie am Ende traurig. Und da hat sie eben diesen Absatz erzählt. Ihr war wichtig, dass er dort steht.

Ich überleg mal, was man machen kann. Aber eigentlich gefällt er mir schon. Also mir gefällt das Echo. Mal sehen.

Danke dir sehr fürs Lesen und für deinen Kommentar! Und, ja. Schade ist es, dass es Alltag ist. Aber es passiert halt im Leben. Irgendwann passiert es.

Euch liebe Grüße und nen schönen Mittwoch,

yours

 

Hallo yours,

einerseits ist die Geschichte, diese kleine Episode von der Kinderkrankenstation, tatsächlich rührend bis potentiell rührerisch, wobei die Grenze fließend ist. Andererseits ist Deine Erzählperspektive diszipliniert, Du konzentrierst Dich auf die anonyme Erzählerin und das Geschehen, skizzierst mehr, als daß Du kräftig zeichnest, das tut der Geschichte gut. So entsteht kein klares, präzises Vollformatbild, sondern mehr eine Stimmung, das im Kopf des Lesers entstehen kann, wenn man sich drauf einlassen mag.

Ein paar Formulierungen finde ich noch unglücklich gewählt, ich schreibe sie Dir im Folgenden mal raus :

Ihr kleiner Körper sah zerbrechlich aus und leicht wie eine Feder, trotzdem sank sie tief in das Kissen ein.
so mischt es die Sinne arg durcheinander, ich würde die einleitende Visualität rausnehmen, "Ihr kleiner Körper, zerbrechlich und leichtg wie eine Feder", oder auch "Ihr kleiner Körper wirkte zerbrechlich und leicht wie eine Feder"
Ich sagte, dass heute ich als Schwester bei ihr sei, weil eine Kollegin krank geworden war.
Lies den mal laut und langsam, der ist verquast und geht durch Perfekt, Plusquam und Konjunktiv, bei einer einfachen Botschaft ist das ein bisken viel
Sie sagte ja, sie würde gerne einen haben,
sagteKOMMA
»Wir können es ja mal probieren«, schlug ich vor. Maria lächelte.
das Unterstrichene kann raus, meint der Seltsem
Dabei ballte sie ihre Hände zu Fäusten und versteckte sie unter der Bettdecke, als sie meinen Blick bemerkte.
der Kontext ist unsauber, das würde ich trennen, um es zeitlich zu verdeutlichen.
"Dabei ballte soe ihre Hände zu Fäusten. Sie versteckte sie unter der Bettdecke, als sie meinen Blick bemerkte."
Auf eine erschreckende Art kam mir Maria alt vor.
da sie ein Kind ist, ist der Schrecken des Alters eigentlich obsolet. Fällt Dir was stärkeres ein ?! Vielleicht "auf eine frustrierende/mich wütend machende/ungerechte Art..." ?
Ich habe sie nie gesehen oder gar getroffen.
ich würde das nicht steigern

Es ist eine traurige Miniatur auf sicherem Terrain, doch durch Deinen Erzählstil gewinnt die Geschichte und das Gefühl, das sie transportieren will.
Gefallen kann sie mir, doch vollkommen überzeugen nicht, ich finde da Zartbitter tatsächlich stärker.

Grüße
C. Seltsem

 

Hey yours,

schön finde ich die Idee mit dem Drachen im Krankenhauszimmer. Zum einen als Symbol, als auch, dass er ohne Wind nicht fliegen kann - in diesem Zimmer. Wie auch sie hier nicht wirklich leben kann. Aber wenn sie beide erst raus kommen, dann ist wieder alles gut.
Gelungen finde ich auch die weinende Mutter am Krankenbett und ihr Unbehagen darüber.

Was ich jedoch nicht verstehe, ist dieser Satz:

Ihr Herz wollte nicht mehr.

Das hört sich ein wenig so an, als wollte Maria nicht mehr, als hätte sie aufgehört zu kämpfen und das will sich mir nicht recht ins Bild fügen.

Und was ich auch nicht recht verstehe, warum das Nichtkennen der Eltern im letzten Absatz von Bedeutung sein soll? Das die Schwester in geschlossenen Räumen die Fenster aufreißt, um den "Wind" hineinzulassen, dass wiederum verstehe ich gut.

Traurige kleine Episode, die bewegt. Aber lass doch mal nicht so viele Kinder sterben (Erdbeeren, Fünf Minuten und jetzt hier), das schlägt sich langsam auf mein Gemüt, auch wenn sie mir gefallen - diese kleinen Szenen.

Lieben Gruß Fliege

 

Hallo Seltsem!

Danke dir fürs Lesen und für deinen Kommentar. Hat mir weitergeholfen. Ja, die Geschichte kann wirken, wenn man sich darauf einlassen "mag". Ich will ja nur anbieten und man nimmt sich dann, wenn man will. Und nicht aufdrängen.

Die Fehlerchen korrigiere ich natürlich, danke dafür!

Dazu:

»Wir können es ja mal probieren«, schlug ich vor. Maria lächelte.
das Unterstrichene kann raus, meint der Seltsem

Bei solchen Dingen überlege ich immer lange. Ich glaube, ja, man kann es streichen. Wahrscheinlich streiche ichs auch. Mein Problem bei solchen Dingern ist, dass es in der ersten Person erzählt ist und ich da nicht die Freiheiten habe wie in der dritten. Sonst geht die Stimme verloren. Darum habe ich in dem Text mehr davon drin. Nunja. Gut. Ich nehms mal probehalber raus.

Zartbitter ist stärker, das finde ich auch. Aber Zartbitter erzählt auch eine komplexere Geschichte. Und außerdem stirbt in Zartbitter keiner. :)


Hey Fliege!

Der Satz mit dem Herzen ... ja, sie will nicht mehr. Sie gibt auf. Ihr Herz gibt auf, es erstickt. Sie gibt den Drachen als Vermächtnis weiter. Gut, das so zu sehen ist natürlich märchenhaft, aber es ist ja eine Geschichte. Der Drache sagt: Hilf mir.

Und was ich auch nicht recht verstehe, warum das Nichtkennen der Eltern im letzten Absatz von Bedeutung sein soll?

Ja, ich sehe ein, dass es nur rein dramaturgische Bedeutung hatte. Vielleicht ist es wirklich überdreht. Ich glaub, ich streich das raus. :)

Und wieder stirbt ein Kind. Mensch! Stimmt. Auch Makita hat das schon angemerkt. Aber ich bringe sie nicht um, das unterstellt mir ja eine Tötungsabsicht. Neeeeein, mir gehts eher um die Darstellung der Trauer darüber.

Sag mal einem Krimiautor, er soll gefälligst weniger Leute umbringen. :)

Vielleicht bin ich ein Trauerautor. Oder so.

Danke dir für deinen Kommentar!

Euch noch einen schönen Sonntag,

yours

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo yours truly,

meines Erachtens stimmt was mit dem Titel nicht.

Entweder müsste es heißen:

- Von Drachen und vom Wind

oder

- Von Drachen und Winden

Oder?

Rick

 

Hey Rick!

(Ich erzähle) von Drachen und Wind.

So hab ich mir das zumindest vorgestellt. :)

Geht das nicht so? Also, dass man das unbestimmt lässt. Ich erzähle von Wasser, das dich verschlingt, von Wind, der dich beutelt, von Dingen, die du dir nicht vorstellen kannst. Und von Drachen, die man steigen lässt.

Bis bald,

yours

 

Puh... hier drückst du einfach auf die Tränendrüse und bleibst drauf bis es vorbei ist. Das ist mir fast zu viel. Liegt viellicht an mir, aber so was ist einfach nur traurig und wenn es nicht unbedingt sein muss, na, dann les ich lieber was anderes. Ist schon sprachlich usw. gut gemacht und so... keine Frage. Aber ich kann jetzt auch nicht von mir behaupten, dass mir die Geschichte "gefallen" hat. Dazu müsste sie mehr als traurig sein. Komisch, tiefsinnig, ironisch, unfassbar, eigenartig... irgendwas anderes. Aber das hier ist einfach nur tragisch und traurig.

mfg,

JuJu

 
Zuletzt bearbeitet:

Hey yours,

ich will Dir ja nicht die Kindersterbenlasserei ausreden, wenn Du die für manche Geschichten brauchst. Trotzdem hätte ich es auch lieber gesehen, wenn da noch mehr gewesen wäre. Das Verhalten todkranker Kinder, ihre Worte, überhaupt, daß Kinder sterben, das ist herzzerreißend und eine sichere Sache, um Gefühle wie Trauer und Ohnmacht zu transportieren. Trotzdem weiß ich immer nicht, was ich damit anfangen soll. Der Autor kann ja nicht einfach gewollt haben, daß ich mir vorstelle, meine eigenen Kinder könnten sterben, und darüber weine: Wer hätte davon was?
Die Botschaft, daß alles vergeht, Unschuldige leiden und sterben (oder anderen hilflos dabei zusehen müssen), ist allgegenwärtig und in Geschichtenform vor allem dazu geeignet, dem Leser den Tag zu verfinstern.

Interessanter finde ich die erwachsene Person, die sich um ein angemessenes Verhalten bemüht: Sie verbirgt ihre Angst und Hilflosigkeit vor dem Kind, so gut sie kann, und bemüht sich um richtiges Verhalten. Sie fühlt auch mit dem Kind, im Rahmen ihrer Möglichkeiten.
War sie aber heimlich froh, als sie mit dem Drachen das Zimmer verlassen konnte? Schämt sie sich am nächsten Tag dafür, als sie erfährt, daß Maria gestorben ist? Hat es sie getröstet, den Drachen in den Wind zu werfen? Hat sie es für sich oder für das tote Kind getan?

Am liebsten hätte ich ja gelesen, wie jemand den Wind fängt. Nachdem dieser herrlich kitschige Satz kam

Niemand kann den Wind fangen.
hatte ich darauf gehofft. Auf eine Tat oder Geschichte, um den Teufel zu schlagen oder den Tod zu besiegen, wenigstens für einen Abend, ich meine: Sich dreinschicken kann jeder, außer Woody Allen, und was der daraus macht, ist auch nicht jedermanns Freude.

Diesen Satz

Ihr Herz wollte nicht mehr.
würde ich streichen. Wenn Du das nicht übers Herz bringst, setz ihn ins korrekte Plusquamperfekt; danach sieht er sicher so scheiße aus, daß Du ihn streichen kannst. :D

Schreib doch mal was Wildes. Das überflüssige Wasser dürfte jetzt abgeflossen sein. Und man kann auch gesunde Kinder in Geschichten verwenden. *find*

Liebe Grüße!
Makita.

 

Hey JuJu,

okaay, das ist zu sehr Tränendrüse. Danke dir trotzdem für deinen Kommentar, auch wenn dir die Geschichte nicht sonderlich gefallen hat.


Holla Makita!

Das mit dem Fangen von Wind war so der Keim für die Geschichte. Also ... hm, der Satz, der mir einfiel, und dann war auch ganz spontan die Geschichte da. Und dann musste ich sie einfach aufschreiben, ich habe mich mit Händen und Füßen gewehrt, aber es ging nicht anders. :)

Ich finde den Satz aber so interessant, dass man sicher noch mehr draus machen kann. Wie fängt man etwas, das sich dem Fangen entzieht? "Es wäre, als würde man Wind haschen." So irgendwie war der Satz im Original. Ich glaub, der steht so sogar irgendwo in der Bibel. Aber frag mich jetzt nicht ...

Gut, ich streich den Satz raus. Okay. Gut. Ich streiche ihn. Ich tus wirklich! Gleich. Gleich.

Was Wildes, ja. Weißt du, das ist wie bei ner Feder, da muss man die überschüssige Tinte abwischen, sonst kleckst man nur und schreibt nicht. :)

Ich hoffe, ich höre mal auf mit Klecksen. Ich hab Fragmente von Wildem hier. Aber ich hab das Gefühl, dafür bin ich noch nicht ruhig genug. Man muss ruhig sein, um Wildes zu schreiben.

Danke dir für deinen Kommentar, wie immer, und bis bald!

yours

 

Hallo yours truly,

eine schlichte melancholische Geschichte. Man vermutet das Ende schon, trotzdem ist es interessant die Interaktion der beiden Menschen zu verfolgen.
Der Krankenschwester ist sicher bewusst, dass dem Mädchen nicht geholfen werden kann (zu schwach für eine Operation, sie will das Risiko, das mit dem Fensteröffnen einhergeht tragen, um dem Mädchen einen Gefallen zu tun).
Die Gefahr bei solchen Geschichten ist immer, dass Tod oder ähnliches den Gefühlsanteil zum Text beitragen und das schon der Inhalt (oder Zweck) der Geschichte ist. Durch dein relativ nüchternes Erzählen und den Aspekt des Drachens im Wind (Kinderwunsch, Hoffnung) ist das ganz gut im Rahmen geblieben.

Der letzte Absatz ist etwas seltsam:

Was hat der erste Teil „Ich erfuhr nie, wer Marias Eltern waren. Ich habe sie nie gesehen oder gar getroffen“ mit dem zweiten zu tun? („,Aber manchmal, wenn ich in geschlossenen Räumen bin und die Luft stickig ist, dann reiße ich die Fenster auf und denke an Marias Frage, ob man den Wind fangen kann.“)
Die Satzteile bedingen sich nicht.


Stilistisches (kann sein, dass sich inzwischen einiges erledigt hat, meine Kritik ist schon ein paar Tage alt):

Du hast recht viele Satzanfänge mit „Ich“.


„Ich sagte, dass heute ich als Schwester bei ihr sei“

Ich sagte ihr, dass ich heute als Krankenschwester bei ihr sei,


„Sie schüttelte den Kopf. Natürlich habe sie nicht. Wie denn auch? Sie sei ja ihre Mama, sie verstehe nicht“


Warum keine wörtliche Rede? „Habe sie nicht“, „sie sei“ klingt etwas umständlich.


„Nach einer Weile langte sie in ein Fach ihres Beistelltisches und holte einen kleinen Papierdrachen hervor

Ist „langte“ Umgangssprache? Vielleicht: Nach einer Weile holte sie aus einem Fach …


L G,

Woltochinon

 

Hallo yours truly,

ich wollte meine Kommentierung nicht nur auf den Titel beschränken, der mir halt irgendwie falsch erscheint. Aber da ich kein Grammatik- Guru bin, kann ich dir's leider auch nicht 100%ig sagen. Vielleicht liege ich da ja auch falsch, denn es scheint sonst niemand drüber zu stolpern ...

Zum Inhalt: Das ist eine Story, die auf Nummer sicher geht, mit den Tränendrüsen-Elementen. Kleines krankes Mädchen, verständnisvolle Krankenschwester, rührender Dialog und die Drachensymbolik (In diesem Fall wohl Hoffnung).

Handwerklich sauber & sicher mischt du aus triviale Zutaten eine triviale Geschichte zusammen, bei der ich mich am Ende fragte, worauf das ganze abzielt, wenn nicht auf die Tränendrüsen. Und weil es meine Tränendrüsen nicht erreichte, fand ich die Geschichte auch nicht besonders. Ich konnte mir deine beiden Figuren auch nicht wirklich vorstellen. Vielleicht lag's an mir, oder an meiner Abneigung gegen solche Stoffe, die sich nur in Rührseligkeit aalen, und darüber hinaus nichts bieten.

Sorry für die direkten Worte.

Rick

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Yours,

Die Geschichte könnte gewinnen, wenn der Focus anders gesetzt wird. Die Melancholie der Kinderkrankenschwester ist für mich nur schwer greifbar und ich habe mich gefragt, ob das kranke Kind die Hauptperson in diesem rührseligen Drama ist, oder die Erzählerin.

Jedenfalls kann man den Focus auch so setzen, dass man als Leser mehr Fakten über Transplantationen erzählt bekommt, das Kind zwar eine Herztransplantation erhält und trotzdem nie so unbeschwert leben kann wie andere Menschen (und Kinder), weil Transplantierte eben wegen der Abstoßungsgefahr Medikamente einnehmen müssen, die das Immunsystem unterdrücken. Daher besteht eine erhöhte Gefahr an Infektionen und man muss sein Leben entsprechend ausrichten. Diese Belastung ist seelisch für Betroffene und Verwandte oft zu schwer und die Frage drängt sich auf, ob es zu verantworten ist, einem Kind diese Bürde aufzulegen.

Sorry, aber ich hatte mir mehr versprochen...

zur Überschrift
von ist eine Präposition. Diese kennzeichnet die Beziehung, das Verhältnis zwischen den Wörtern und bestimmen den Fall des folgenden Substantiv.
Bei von ist es eine Präposition mit Dativ .
vom Drachen und Wind ist Einzahl
von Drachen und Winden ist Mehrzahl
von Drachen und Wind, weil du die Mehrzahl aus Drachen und Wind gebildet hast, ist falsch gebeugt.

LG
GD

 

Halllo Woltochinon!

Durch dein relativ nüchternes Erzählen und den Aspekt des Drachens im Wind (Kinderwunsch, Hoffnung) ist das ganz gut im Rahmen geblieben.

Da musste ich schmunzeln. Aber ich sehe schon, was du meinst. Es ist wieder einmal zu viel Wasser in der Geschichte. Das haben auch andere schon angemerkt.

Und das verwässert den Rest zu sehr, als dass man noch etwas klar sehen könnte. Damit gerät das Wasser zum tragenden Element - und was trägt Wasser schon? Nur Dinge, die hohl sind - oder leicht.

Deine sprachlichen Anmerkungen werde ich umsetzen.

Vielen Dank fürs Lesen und für deinen Kommentar!


Hallo Rick!

Danke dir für deinen zweiten Kommentar. Ja, wie auch andere, so bemerkst auch du, dass es zu tränig ist, das alles. Ich gelobe Besserung! :)


Hallo Goldene Dame!

Sorry, aber ich hatte mir mehr versprochen.

Aber du hattest dir etwas versprochen! :)

Na schade, dass du enttäuscht warst. Ich wollte den Fokus nicht aufs Medizinische legen, weil es mir darum nicht ging. Die Krankheit sollte nur dafür stehen, dass das Kind isoliert von der Außenwelt/Natur ist und eben nicht den Drachen/ihre Kraft/das Herz steigen lassen kann.

Und zu dem Titel:

Wovon handelt das Buch da?
Von Touristen und Sand am Meer.
Blödsinn.
Was?
Was du sagst, ist falsch. Es müsste heißen: "Vom Tourist und Sand am Meer". Oder "Von Touristen und Sanden am Meer".
Äh .. achso.
Jaha!

"Ein Hauch von Wind, ein Kleid von Seide, eine Geschichte von Drachen und Sand." Oder halt: "Ein Windhauch, ein Seidenkleid und eine Drachen- und Sandgeschichte."

Ich bin stur und beharre. :)

Euch allen schöne Grüße,

yours

 

yours ich habe die deutsche Sprache mit ihrer Grammatik nicht erfunden.

Natürlich ist es richtig: von Touristen (Mehrzahl und Sand (Einzahl )am Meer.

Die Touristen und Der sand = von

Der Drachen = vom
Die Drachen = von
Der Wind = vom
Die Winde = von
das Wasser = von

Ich finde das auch lustig Har Har

 

Hallo yours truly!

Auch mich hat die Geschichte angesprochen. Und besonders gut gefällt mir, wie du den Archetypus, das heißt die allen Menschen angeborene Vorstellung vom Seelenvogel dichterisch umgesetzt hast.

Was ist ein Seelenvogel? Allen Zeiten und Völkern ist die Vorstellung gemein, dass die Seele eines Verstorbenen, die den Körper verlassen hat, in Gestalt eines fliegenden Tieres, meistens eines Schmetterlings oder Vogels, davonfliegt. Ich zitiere mal aus dem Buch "Deutsche Mythologie" des Mythenforschers Jacob Grimm, damit wir einige Beispiele haben:

Nicht anders gilt die seele der kindlichen fantasie des volks für einen vogel, der aus des sterbenden munde geflogen kommt. darum sind in alten grabsteinen häufig tauben eingehauen, die der christliche glaube noch näher auf den geist bezieht. Ein schif versinkt, vom meerufer gewahrt man der untergegangenen seelen in gestalt weißer tauben aus der flut gen himmel steigen. die romanische legende von der gemarterten Eulalia sagt: ‘in figure de colomb volat a ciel’.

Nun ist bei dir eine Abwandlung des Archetypus: Es ist weder ein Vogel noch ein Schmetterling, sondern ein Drache, den man steigen lassen kann - aber ein fliegendes (Fabel)Tier, was ja die Hauptsache ist. Das ist eine Anpassung an unsere modere Zeit - ähnlich wie du in deiner anderen Geschichte den Baum des Paradies-Mythos durch einen Kaugummiautomaten und den Liebesapfel durch eine rote Kaugummikugel ersetzt hast. Das ist kühn, funktioniert aber. Trotzdem hat ein Detail des Archtyps Seelenvogel diese Abwandlung nicht mitgemacht, nämlich im ersten Satz:

Ihr kleiner Körper sah zerbrechlich aus und leicht wie eine Feder

Das Kind, das sich dem Tode nähert, wird leicht wie eine Feder - da ist ein Merkmal, das die Verwandlung des Kindes in einen Seelenvogel ankündigt.

Dann der Wunsch des Mädchens, Egon steigen zu lassen - das zeigt, dass in ihrem Inneren, ihrem Unterbewusstsein schon der Wunsch zu sterben, der Todestrieb wirkt.

Grüße gerthans

 

Hallo Maria!

Danke dir fürs Lesen und mich freut es sehr, dass sie dir gefallen hat. :)

Und, ja, sie heißt wie du. Wobei ... irgendwo hatte ich schon einmal eine Maria, ich weiß aber gerade nicht, wo. Na egal.

Den letzten Absatz werde ich überarbeiten. Ja. Ich wurde überredet!


Hallo gerthans!

Danke dir, dass du dich (erneut) so ausführlich mit einer meiner Geschichten auseinandergesetzt hast. Mich freut es sehr, dass du sie so gedeutet hast, wie ich sie angelegt habe. Denn: Das Kind hat vielleicht am Anfang (noch) nicht den Wunsch zu sterben, aber es befasst sich damit. Was ist, wenn ich morgen nicht mehr da bin?
Darum möchte sie auch sichergehen, dass der Drache steigt. Und wenn es bei ihr im Zimmer ist. Der Drache ist ihr sehr wichtig. Darum gibt sie ihn auch weiter - und mit ihm verlässt sie das Zimmer endgültig.

Ich denke, dass diese Mythen in uns sind und wir sie unbewusst erkennen, wenn wir sie sehen.

Dein Kommentar, und das Verständnis, das daraus spricht, haben mir gezeigt, dass die Geschichte stimmig ist.


Schöne Feiertage!

yours

 

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