Was ist neu

Vorbei

Mitglied
Beitritt
06.12.2006
Beiträge
32
Zuletzt bearbeitet:

Vorbei

Die stark beleibte Wolkendecke hängt triefend über seinem gebrochenen, ausgemergelten Körper. Sie gehen an ihm vorbei. An ihren Riesenschirmen, mit denen sie sich gegenseitig fast die Augen ausstechen, prallt jeder Tropfen ab. Er blickt nach oben. Regen prasselt vor ihm hernieder, auf ihn ein. Das Wasser sammelt sich am Boden. Sie haben es eilig. Seine Zeit schwindet mit jedem ihrer Schritte. Er hat es nicht eilig. Sie gehen an ihm vorbei. Sein zitternder Leib erwärmt sich nicht mehr. Der müde Blick fällt auf das Kopfsteinpflaster. Und sie gehen an ihm vorbei.

 

Hallo CoMe,

Ja, jetzt wird es hier vermutlich gleich eine Diskussion darüber geben, ob das hier eine Kurzgeschichte ist. Na ja, für mich ist es eine, es gibt ja so eine Art Handlung.
Bloß gefällt mir die Geschichte nicht besonders, sie ist mir zu knapp. Die Darstellung der Szene ist äußerst vage und müsste ich raten, so würde ich sagen, die Geschichte steht als Symbol für die Vereinsamung des Individuums in der modernen Gesellschaft oder so etwas...
Aber das reicht mir für eine Kurzgeschichte leider nicht aus, das bringt mir keine neue Erkenntnis und die Sprache ist, wenn auch nicht schlecht, für mich allein kein Grund mich näher mit diesem Textstück zu befassen.
Ich denke, du solltest es dich trauen, mehr zu wollen und eine Geschichte mit einer wirklichen Handlung schreiben. Denn wie du schreibst gefällt mir so weit ganz gut.
Eine Kleinigkeit noch:

Die wohlbeleibte Wolkendecke hängt triefend über seinem gebrochenen, ausgemergelten Körper.
Das Adjektiv gefällt mir hier nicht, mit dem "wohl" darin hat es einen zu positiven Klang, wo doch eine triste Stimmung erzeugt werden soll.


Gruß,
Abdul

 

Hallo CoMe!
Also an sich habe ich ja nichts gegen Kurzgeschichten, die ihrem Namen gerecht werden. Aber die mag ich nur dann, wenn sie wirklich wortgewaltig sind. Dein Text klingt mir da zu... naja, wie gewollt und nicht gekonnt, tut mir Leid. Dieses dreimalige "Sie gehen an ihm vorbei" ist mir da irgendwie zu schwülstig. Aus dem Text an sich könntest du also mehr herausholen, da stimme ich Abdul zu, denn in der jetzigen Verfassung ist die Aussage nicht so richtig erkennbar. Da kannst du mehr draus machen.
Also nix für ungut.
Liebe Grüße,
Apfelstrudel

 

Hallo CoMe!

Ich glaube, die Aussage ist Folgende: Der Ich-Erzähler hat in aller Öffentlichkeit einen lebensbedrohlichen Zusammenbruch und die Passanten helfen ihm nicht, sondern gehen an ihm vorbei, beachten ihn überhaupt nicht. Hilfe kann er keine erwarten, obwohl die Straßen voll von Menschen sind.

Soweit gefällt mir der Plot und es ist auch eine Handlung, keine Frage. Nur inhatlich finde ich die Wiederholung des "Vorbeis" nicht besonders gelungen, denn das sagt ja allein schon der Titel aus und muß meiner Meinung nach nicht in der Kurzgeschichte aufgegriffen werden. Auch hätte ich mir mehr "Sprachakrobatik" gewünscht; eine metaphorische Erzählperspektive, die dem Text eine besondere Note verleiht.

Liebe Grüße
von der stephy

 

Danke Euch allen fürs Lesen und kritisieren.

@Abdul:

Das Adjektiv gefällt mir hier nicht, mit dem "wohl" darin hat es einen zu positiven Klang, wo doch eine triste Stimmung erzeugt werden soll.
Du hast Recht. Wird geändert.

Das "Vorbei" soll zum Einen zeigen, dass es immer wieder dasselbe ist - jeder ist nur mit sich selbst beschäftigt, keiner schaut nach rechts und links. Daher die ganzen Wiederholungen. Im Titel steht das Wort auch für das Individuum, das dabei auf der Strecke bleibt, mit dem es also vorbei ist.

Schönes Wochenende!

 

Neue Texte

Zurück
Anfang Bottom